Instagrams Threads-App wird in der EU nicht kommen

Zum 6. Juli 2023 wird ja der Start des Twitter-Konkurrenten Threads erwartet. Es handelt sich einen Dienst von Meta, der über die Platform Instagram implementiert wird und quasi ein "Instagram für Texte" sein soll. Das Ganze soll per App für Android und iOS bedienbar sein – die Apps stehen in den Stores bereits zur Verfügung. Aber Threads wird es vorläufig in Europa nicht geben, das geht aus einer Verlautbarung der irischen Datenschutzbehörde (DPC) hervor.


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Instagram Threads

Seit Elon Musk Twitter gekauft hat und mit "unkonventionellen Methoden" führt, kommt es zu einer Abwanderung von Nutzern von dieser Plattform. Die Facebook-Mutter Meta, rund um Mark Zuckerberg, arbeitet daher seit längerem an einem Twitter-Ersatz, der über die Plattform Instagram bereitgestellt werden soll. Der Name lautet Threads – und die Apps stehen für Android und iOS in den jeweiligen Stores zur Verfügung.

Threads-App im Google Play Store

Die letzten Tage haben sich Blogs und Medien ja bezüglich des vermuteten Starts der Threads-App mit Berichten überschlagen. Ich habe mich diesbezüglich hier im Blog zurückgehalten, weil ich erstens die App zu gegebener Zeit "in den Fingern" halten wollte oder eher auf eine Nutzung im Browser gesetzt hätte. Zweitens hege ich persönlich Vorbehalte, weil Threads halt im Meta-Konzern unter Instagram läuft. Meinen Instagram-Auftritt habe ich daher nach einer Testphase mehr oder weniger verwaisen lassen – die Aktivitäten in Facebook in Bezug auf meine Blogs reichen mir. Wer sich für Threads interessiert, wird bei einer Suche im Internet genügend deutschsprachige Artikel zum Thema finden.

IDPC: Threads kommt in der EU nicht

Nun wird die irische Datenschutzbehörde (Irish Data Protection Commission, IDPC) von Medien wie Independent.ie so zitiert, dass die Instagram Threads-App in der EU vorerst nicht eingeführt werde. Der Dienst bzw. die App wird zunächst nur in den USA sowie in Großbritannien (UK) am Donnerstag, den 6. Juli 2023, an den Start gehen.

Ein Sprecher von Irlands Datenschutzkommission sagte (laut diesem Artikel) dazu: "Wir blockieren Threads von Instagram in der EU nicht".  Aber Meta wird den Dienst in der EU auf absehbare Zeit nicht einführen. Der Sprecher der irischen Datenschutzkommission (DPC) teilte mit, dass die Aufsichtsbehörde wegen des neuen Dienstes zwar  kontaktiert worden sei und dass er "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht in der EU eingeführt werde. In Kurzform: Die IDPC hat die Einführung von Threads in der EU nicht blockiert, aber Meta verzichtet von sich aus auf die Einführung dieses Diensts.

Threads in der EU#

Der Hintergrund: Der neue Twitter-Konkurrent von Meta will die Daten der Instagram-Nutzer abgreifen. Konkret ist die neue Threads-Plattform darauf ausgelegt, Daten von Instagram zu importieren. Dies schließt Verhaltens- und Werbeinformationen ein. Im US-Auftritt teilt die Plattform den Nutzern bei der Anmeldung mit, dass sie eine Vielzahl von Daten von ihnen sammeln werde, Darunter fallen auch Gesundheits- und Finanzdaten, Browserverläufe, Standort, Einkäufe, Kontakte, Suchverläufe und sensible Informationen.

Damit kollidiert Threads aber mit den EU-Datenschutzvorschriften, b.z, w, Meta  muss höhere DSGVO-Hürden überwinden als in den USA oder Großbritannien. Das bedeutet auch, dass die Nutzer dieser Datensammlung zustimmen müssen, diese Zustimmung aber später explizit zurückziehen dürfen. Damit läuft Meta in ein kompliziertes juristisches Dilemma, was Ärger verspricht. Ergo bedient man nur die Märkte USA und Großbritannien, wo diese "Datenschutzvorschriften" wohl "dehnbarer sind". heise greift hier aber die Frage auf, wie die Aussperrung von EU-Nutzern auf Threads funktionieren kann, da die Plattform ja auch über das Protokoll ActivityPub an die Twitter-Alternative Mastodon und das sogenannte Fediverse angebunden werden soll.


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Ergo hat mich mein oben artikuliertes Bauchgefühl, die Finger erst einmal von Threads zu lassen, weil der Dienst im Meta-Umfeld angesiedelt ist, nicht getrogen. Hier kommt auch das gestrige EuGH-Urteil gegen die Interpretation der DSGVO und der Nutzerzustimmung zur Datenerfassung und Zuordnung für Werbezwecke ins Spiel. Ich hatte im Blog-Beitrag EuGH erklärt Facebooks/Metas DSGVO-Regeln für illegal über dieses Urteil berichtet. Lange Rede kurzer Sinn: Bezüglich Threads gilt "gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen".

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8 Antworten zu Instagrams Threads-App wird in der EU nicht kommen

  1. Mika sagt:

    Wundert mich nicht, siehe https://social.tchncs.de/@kuketzblog/110659951977439947

    Meta sollte das Teil besser in "Threats" umbenennen…

  2. Joerg sagt:

    Datenschutzbehörde in Irland macht was? Bzw. macht mal etwas für den Datenschutz und bringt keine Gesetze auf den Weg die Kritik Ihnen gegenüber als gesetzeswidrig erklären?

    Warum hat die Behörde in Irland überhaupt einen so hohen Stellenwert und wenn die permanent Mist bauen, warum wird das nicht einfach z.B. in die Niederlande verlegt? Meiner Meinung nach versagt der Laden in Irland komplett und sollte restlos in ein anderes Land mit neuer Besetzung verlegt werden.

    • Robert Glöckner sagt:

      weil viele amerikanischen Digitalkonzerne in Irland ihren Sitz für Europa haben. Das hat v.a. steuerliche Gründe und die Landesprache dort ist der amerikanischen sehr ähnlich. Viel mehr als einen Briefkasten werden sie dort aber nicht haben.

  3. Manuela Berger sagt:

    Zitat
    Instagrams Threads-App wird in der EU nicht kommen
    Zitat Ende

    Ja, gut so. Wer braucht schon immer wieder die gleichen "Dienste" unter anderem Namen und Optik?

  4. Angela Salamova sagt:

    Threads-App Geht nicht wie kann ich herunterladen helfen sie mir bitte

    • Günter Born sagt:

      Wer in der EU lebt, kann die App nicht nutzen – Meta hat da einen Riegel vorgeschoben – also kann hier auch niemand helfen.

    • Gerold sagt:

      Herunterladen kann man sie schon aber nicht brauchbar benutzen, auch VPN soll nicht mehr gehen.

      • Ralf Lindemann sagt:

        Alles andere wäre auch etwas überraschend. Ich behaupte mal, sollte Meta die App nur pro forma nicht in Europa anbieten, um bestimmten Anforderungen des europäischen Datenschutzrechts nicht zu unterliegen, das Angebot technisch aber so ausgestalten, dass die Nutzung der App aus der EU heraus de facto problemlos möglich wäre, dann würde genau das passieren, was Meta nicht will: Für die App würde sofort das europäische Recht greifen. Deshalb wird Meta alles unternehmen, um die Nutzung der App aus der EU heraus schwierig bis unmöglich zu machen.

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