Desaster (Zuverlässigkeit, Sicherheit) bei der Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Ich greife nochmals ein Dauerbrenner-Thema auf: Es geht um die Telematik-Infrastruktur im deutschen Gesundheitswesen, wo wir ja "kurz vor ePA" stehen (Ende 2024 soll die elektronische Patientenakte ja nach den Plänen des Gesundheitsministeriums eingeführt sein). Hört man sich mal bei Insidern und Betroffenen um, scheint die Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen eher zu kollabieren. Von Dienstleistern höre ich, dass diese die Praxis-IT nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen. Und von den Kassenärztlichen Vereinigungen kommen auch deutliche Warnungen bzw. Kritik, dass es so nicht weiter gehen können.


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Stimmen vom Flurfunk

Im August 2023 gab es von der Gematik die Freigabe, dass TI-Konnektoren in Arztpraxen wegen auslaufender Zertifikate nicht mehr komplett ausgetauscht werden müssen. Vielmehr dürfen die Anbieter die Geräte per Software-Update so aktualisieren, dass diese bis zur Umstellung auf eine Rechenzentrums-basierte TI-Konnektorenlösung weiter betrieben werden können. Sollte Geld sparen, sorgte aber für Ärger und Verdruss bei Ärzten und IT-Dienstleistern, weil die TI-Konnektoren (KIM-Konnektoren) nach dem Update wohl reihenweise ausfielen und die Praxen "standen".

Ich hatte das Thema im Blog-Beitrag Laufzeitverlängerung bei TI-Konnektoren läuft an, aber Ausfälle nach dem Update aufgegriffen und Details berichtet. Solche Themen stelle ich in der Regel auch in geschlossene Gruppen für IT-Dienstleister auf Facebook ein. Und dort gab es deutliches Feedback der IT-Leute, die für den Betrieb der Telematik-Infrastruktur eigentlich gebraucht werden.

Dienstleister: Ich lasse Finger weg von Praxis-IT

Ein IT-Dienstleister wies mich darauf hin, dass es zwar die IT-Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gebe die eigentlich verbindlich seien und bei Verstößen mit Abrechnungssperre geahndet werden können. Dann stellt dieser Dienstleister nüchtern fest, dass die Realität der Praxen fernab von diesen IT-Richtlinien seien.

Der betreffende Dienstleister gibt an, dass die Basics selten eingehalten wurden. Eine Netzsegmentierung habe er in Praxen noch nirgends gesehen. Und die IT-Ausstattung sei sicherheitstechnisch eine Katastrophe. Oft sei keine Antivirus-Software vorhanden, der Update-Status sei katastrophal, die Systeme werden nicht aktualisiert.


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Dessen Kommentar endet damit, dass er zwar noch Hardware anliefere oder Drucker und Telefone in Praxen einrichte. Aber die Struktur der Praxis-IT und alles, was mit Telematik-Infrastruktur (TI) zu tun habe, würde er nicht mehr anfassen. Es mache auch keinen Spaß, mit verschiedenen Dienstleistern zu versuchen, sinnvoll zusammen zu arbeiten. Man habe ja diverse Dienstleister für Praxissoftware, TI, med. Geräte, und oft "irgend eine Person, die mal für die PCs und das Netzwerk zuständig war/oder noch sei". Wenn dann der Arzt noch "Gott in weißem Kittel sei", ginge gar nichts mehr.

Zertifizierte Dienstleister Mangelware

Die obige Aussage ist ein hartes Urteil, erinnert mich aber an eine Veranstaltung einer kassenärztlichen Vereinigung, bei dem ich als stiller Beobachter teilgenommen habe. Es ging um Praxissicherheit für Ärzte und damals blitzte die gelebte Hilflosigkeit des Systems auf. Eigentlich sollte die IT in den Praxen laut der betreffenden kassenärztlichen Vereinigung von zertifizierten Dienstleistern betreut werden.

Der Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung musste aber einräumen, dass dies mangels Masse schlicht nicht möglich sei, es gebe keine zertifizierten Dienstleister. Ich hatte im Beitrag Lauterbach "will" die elektronische Patientenakte (ePA) mit Opt-out – ein Desaster mit Ansage oder Wolkenkuckucksheim? auf diverse Probleme hingewiesen.

Technische Qualität der TI-Connector-Anbieter grauenvoll

Ich versuche noch Details zu eruieren, aber in diesen geschlossenen Gruppen ergibt sich von den TI-Fachleuten vor Ort ein grauenvolles Bild. So konstatiert ein IT-Betreuer, dass die Telematik-Software und die TI-Konnektoren schlecht seien und weist darauf hin, dass der Zertifikat-Download nur im Firefox-Browser funktioniere (ich kann es selbst nicht prüfen). Der Betreffende erwähnte, dass die CompuGroup Medical (CGM) als Anbieter gerade an "TI as a Service" arbeite (die CGM MANAGED TI-Rechenzentrumlösung). Dort wandert der TI-Konnektor in eine Rechenzentrum und wird vom betreffenden Anbieter betreut.

Für die Ärzte bzw. Praxen-Betreiber heißt es dann "nur noch zahlen dürfen" und hoffen, dass der "Klump" auch funktioniert. Dem Betreffenden geht die Frage im Kopf herum, ob die Systeme noch Aktualisierung der Zertifikate erhalten, denn die Boxen sind nicht mal in der Lage, selbst ein Update zu ziehen und zu installieren. Aber sicherlich werden Anbieter wie CGM eine Lösung finden. Die bisherigen Erfahrungen scheinen die IT-Fachleute vor Ort nicht zu überzeugen.

Ein weiterer IT-Dienstleister gibt an, dass in der TI- und Praxissoftware haarsträubende Sicherheitsprobleme schlummern. Sicherheitslücken, gleiche Kennwörter über Praxen uns so weiter. Es deutet sich zudem ein hoher Personalaufwand zur Betreuung dieser TI-Konnektoren an, wenn es z.B. um Krankenhäuser geht, wo gleich mehrere dieser Geräte stehen. Zahlen müssen es die Ärzte, und am Ende die (Kassen-)Patienten.

Ärztevereinigungen schlagen Alarm

Inzwischen gibt es auch Rabatz von den Kassenärztlichen Vereinigungen. heise hatte bereits Mitte September 2023 das Thema in nachfolgendem Tweet und diesem Artikel aufgegriffen. Der Chef des Hausärzteverbandes hat sich zu Wort gemeldet und die Pleiten, Pech und Pannen in der Praxis-IT – vornehm als Technikversagen kaschiert, harsch kritisiert.

Technikversagen bei Praxis-IT

Auslöser für die öffentliche Kritik war der oben von mir erwähnte Fall, dass die CGM TI-Konnektoren nach dem Software-Update für die Zertifikatsverlängerung reihenweise ausfielen. Der Chef des Hausärzteverbandes sprach von einem versorgungsgefährdenden Niveau, was durch das Technikversagen von gematik und Herstellern der Praxis-IT verursacht werde. Nicht nur der Chef des Verbands gewinnt den Eindruck, dass den Verantwortlichen das Gespür fehlt, was die Technikprobleme in den Praxen bedeutet.

Der obige Artikel von heise fasst die ganze Plan- und Hilflosigkeit in diesem Bereich ganz gut zusammen "Sie können es einfach nicht". Aktuell hat sich Michael Evelt von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in einem Meinungsbeitrag bei heise zu Wort gemeldet und meint, "das Maß ist voll". Michael Evelt zählt in seinem Beitrag die vier Kardinalfehler bei der Umsetzung des deutschen Gesundheitsnetzes auf. Das Ganze lässt sich nur als schallende Ohrfeige für Politik, gematik und die Hersteller für die TI-Infrastruktur und Praxis-Software interpretieren.

Derweil hat die Barmer Krankenkasse laut diesem heise-Beitrag Mitte September 2023 die Zulassung der gematik für eine elektronische Identität erhalten. Gesetzlich Versicherte können sich nun eine elektronische Identität (eID) im Gesundheitswesen zulegen und dann über diese GesundheitsID ohne Gesundheitskarte (eGK) über ein Smartphone bei Diensten wie der elektronischen Patientenakte oder dem E-Rezept anmelden. Die eID-Funktion soll im Gesundheitswesen bis Anfang 2024 kommen, wobei Versicherte diese freiwillig nutzen können.

Wenn ich die Namen der Protagonisten gematik GmbH (für KIM zuständig) oder ID-Wallet-Anbieter Verimi (siehe Verimi-Fiasko? Dem ID-Dienst droht wohl Ärger … so lese, schießt mir "das kann nur schief gehen" durch den Kopf. Das wird noch lustig werden, mit der IT im Gesundheitswesen – und vor allem teuer.  Falls jemand mit persönlichen Erfahrungen aus der Gesundheits-IT punkten kann (ist es wirklich so schlimm, oder noch schlimmer?), der Kommentarbereich ist offen.

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34 Antworten zu Desaster (Zuverlässigkeit, Sicherheit) bei der Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen

  1. Rolf sagt:

    > bis zur Umstellung auf eine Rechenzentrums-basierte TI-Konnektorenlösung

    Was bedeutet das? Alles virtuell in Cloud oä? What could go wrong…

    • Jens sagt:

      Ja.

      Der Konnektor steht beim Anbieter und die Praxis ist via VPN daran angebunden (an den Konnektor, nicht das ganze Rechenzentrum).

      Also nicht unbedingt "Cloud", aber zumindest "Rechenzentrumsanbindung" ;-)

      • Rolf sagt:

        Das ist doch jetzt bereits so, oder? Was bedeutet "bis zur Umstellung auf Rechenzentrums-basiert"?

        • pepegSit sagt:

          Nein, jetzt hat man noch die Möglichkeit sich so einen Konnektor selbst ins Haus zu stellen solange die Praxis/Krankenhaus Software damit funktioniert.

          Bei uns im Krankenhaus haben wir es über einen Rechenzentrumsanbieter, ist nur eine VPN Verbindung zu einem Konnektor der bei denen im Rechenzentrum steht.

          • Rolf sagt:

            Wozu braucht man dann noch einen "Konnektor" im Rechenzentrum? Sinn und Zweck der "Konnektor" Hardware vor Ort war doch auch nur das einfache und sichere Aufbauen eines VPN zum eigentlichen Ziel.

  2. nul sagt:

    Danke für den Artikel. Interessant als außenstehender mal einen Einblick in diese Welt zu bekommen.

    Ich habe testweise einmal versucht, die Barmer Smartphone Apps (Barmer App und einen zweite für die ePa) zu installieren. Bei der Einrichtung bin ich jedoch gescheitert. Trotz Brief mit Zugangsdaten von der Barmer konnte ich mich nicht anmelden. Der Barmer Server hat mich immer wieder abgewiesen. Nachdem ich das an den Barmer Support adressiert hatte, bekam ich dann fast zwei Wochen später einen Rückruf. Man war dort auch einfach nur Hilflos. Apps deinstallieren und von vorne anfangen und so weiter. Alles gemacht, ohne Erflog. Ein paar Wochen später bekam ich dann einen Anruf von der Barmer, die mir sagte, dass für die Android Apps nur Samsung Handys unterstützt würden. Na das war es dann, ich habe kein Samsung. Die Apps habe ich wieder gelöscht und werde die Finger davon lassen.

    Es spiegelt das Bild wieder.

    • Günter Born sagt:

      Zur elektronischen Patientenakte (ePA) habe ich noch einen zweiten Artikel in Planung. Ich kann nur jedem gesetzlich Versicherten raten, sich sehr gut zu überlegen, ob er für ePA votiert, oder doch lieber die Opt-out-Karte zieht – dass wird in meinen Augen bzw. mit den jetzigen Informationen, die mir bereits vorliegen, ein noch größeres Desaster. Einziges Ziel in meinen Augen: Daten der Versicherten für die Pharmaindustrie ziehen (Europäischer Datenraum lässt grüßen – Deutschland könnte das einzige Land werden, wo dann ein Opt-out gilt).

      • nul sagt:

        Ich hatte über die Opt-out Pläne bereits etwas gelesen. Ich frage mich, was machen Menschen, die mit der digitalen Welt nicht klarkommen. Z.B. schwer kranke und behinderte? Diejenigen die kein Smartphone haben, usw. Ich für meinen Teil, werde von Opt-out gebrauch machen. Danke für den Hinweis.

      • Daniel sagt:

        Die ePA und das entschiedene Opt-Out ist doch eine Frechheit. Bei jedem Cookie soll man aktiv zustimmen, die kann man automatisch vom Browser beim Schließen löschen lassen, aber bei den privatesten Gesundheitsdaten bedeutet nichts tun Zustimmung? Das kann doch wohl nicht sein. Ich hoffe das Gesetz wird von einem Gericht noch gestoppt.

        • Windowsnutzer1969 sagt:

          Tja, das zeigt mal wieder sehr gut, wer wirklich (!) die Richtlinien der Politik bestimmt und dann in der Folge auch wohin der Dampfer fährt … Eben nicht "das Volk" und auch nicht die Politiker direkt, sondern, so gut wie immer (und vor allem auch immer MEHR) diverse Lobby-, Interessens-, "Organisations"gruppen und viele andere mehr, die die €€- und $$-Zeichen vor den Augen rattern sehen. Die Politiker sind meist nur die umsetzenden "Marionetten" der "Einflüsterer" im Hintergrund (siehe z. B. aktuell auch dieses schwachsinnige GEG-Gesetz in Verbindung mit der noch schwachsinnigeren kommunalen "Wärmeplanung"/Wärmepumpe). Natürlich nicht, ohne auch einen persönlichen Vorteil, oder Gewinn davon zu haben. Böse Zungen behaupten ja, dass Lobbyismus nur ein schöneres und reingewascheneres Wort für knallharte Korruption ist. Darf sich jeder selbst seine Meinung dazu bilden … ;-)

          • R.S. sagt:

            Naja, Korruption ist Lobbyismus nicht, aber starke Beeinflussung.
            Und das funktioniert i.,d.R. nur deshalb, weil die Politiker sich nicht die Mühe machen, sich über das Thema umfassend und unabhänig zu informieren. Statt dessen wird geglaubt, was die Lobbyisten ihnen ins Ohr flüstern.

            Was das Opt-Out angeht:
            Da bin ich mir sicher, das das noch vor Gericht (im Extremfall bis vor den EuGH) landet und dort kassiert wird und eine Verpflichtung zu Opt-In kommt.

            • Windowsnutzer1969 sagt:

              "Korruption" < > "Beeinflussung"

              Wer/Was zieht da die Grenze(n)?? Ab wann ist es das eine, ab welchem Punkt das (noch/nicht/nicht mehr) erlaubte andere …? Sehr schwieriges, heißes Eisen dieses Thema. Und genau deshalb, ist/wäre mir persönlich weniger "Beeinflussung" im politischen Betrieb lieber. Dafür bitte wesentlich mehr Politiker mit entsprechender Expertise, die auch was von ihrem Metier verstehen und die wissen, von was sie da eigentlich gerade sprechen (also weniger "Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal" …) Wenn z. B. ein grün-ideologisierter Kinderbuchautor und Philosoph Wirtschaftsminister wird, dann – ja, dann könnte es evtl. doch etwas schwierig werden.
              (Ein gewisser Ludwig Erhard rotiert wohl seit zwei Jahren dauerhaft in seinem Grab rum …)

      • Sebastian sagt:

        Ich möchte dazu ergänzen, dass das reine Einrichten einer ePA zumindest derzeit noch überhaupt keine den Datenschutz betreffenden Folgen hat.
        Es ist nämlich nicht so, dass, sobald man sich eine ePA angelegt hat, sofort alle medizinischen Unterlagen dort landen. Man muss jeder Praxis einzeln Zugriff auf die eigene ePA gewähren, dies kann auch zeitlich befristet erfolgen. Ohne diese Freigabe kann eine Praxis weder Dokumente der ePA einsehen noch welche hinzufügen.

        Darüber hinaus ist es deutschlandweit derzeit nach wie vor so, dass so gut wie niemand in den Praxen nach ePA-Funktionalität fragt, dieses ganze Thema also in den Praxen weit weg von Alltäglichkeit ist.
        Ich muss eine Praxis in aller Regel also aktiv dazu auffordern, überhaupt mit meiner ePA zu interagieren – und in vielen Fällen wird man noch immer nur ein hilfloses Schulterzucken bekommen.

        Der zweite Aspekt wird sich in den nächsten Jahren ändern, aber so lange Punkt eins so bleibt wie bisher, wäre eine "Zwangs-ePA" aus meiner Sicht kein Problem, da ich als Patient ja verhindern kann, dass dort jemals Daten gespeichert werden.

  3. andreas sagt:

    "Der betreffende Dienstleister gibt an, dass die Basics selten eingehalten wurden. Eine Netzsegmentierung habe er in Praxen noch nirgends gesehen. Und die IT-Ausstattung sei sicherheitstechnisch eine Katastrophe. Oft sei keine Antivirus-Software vorhanden, der Update-Status sei katastrophal, die Systeme werden nicht aktualisiert."

    DAS liegt aber an den IT Dienstleistern selbst! Man muss klartext mit den Ärzten sprechen, ihnen anständige Lösungen anbieten und diese auch Zuverlässig umsetzen.
    Ich habe in den letzten 10 Jahren einige Arztpraxen in der IT Betreuung übernommen und derartiges auch feststellen dürfen – aber das lag einfach an den IT Betreuuern die nichts gemacht haben oder nur schnell schnell fertig.
    Bei allen die ich betreue werden die Anforderungen Problemlos erfüllt und eingehalten. Netzsegmentierung, AV Schutz, Updates …
    Eine anständige, sichere und zuverlässige IT Umgebung hängt meist nur an einem – am machen!

    Das Thema Telematik ist leider das größte Problem wo man auch als ITler kämpfen und Wiederstand leisten muss. Was hier den Ärzten an "Lösungen" seitens der TI Anbieter dargeboten wird ist grauenvoll und die Umstezung der "Rechenzentrum TI Konnektoren" gehört in die Tonne! Das ist nichts als Geldgier der Anbieter. Und die Umsetzungen mancher Anbieter wiederspricht den IT Sicherheitsvorgaben an die sich die Ärzte halten müssen!
    Einfach grausam, aber kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken.

    • Günter Born sagt:

      Danke für deinen Kommentar aus der Praxis (ich hatte ja explizit gefragt, weil ich so etwas sammele) – der ein positives Bild zeichnet. Allerdings einige Gedanken dazu.

      Zu deinem "DAS liegt aber an den IT Dienstleistern selbst! Man muss Klartext mit den Ärzten sprechen, ihnen anständige Lösungen anbieten und diese auch Zuverlässig umsetzen."

      Ich denke, das wird man schon dem Dienstleister überlassen müssen. Ich hatte es in dieser Deutlichkeit nicht geschrieben, sondern nur mit "Götter in weiß" angedeutet. Es gibt sicher engagierte Ärzte, da dürfte man aus IT-Dienstleister gerne aktiv sein. Aber mir liegen Stimmen der Art "und dann haben wir noch Ärzte, die alles besser wissen und quer schießen, da lasse ich doch lieber die Finger von" vor.

      Mag "Einzelerfahrung" sein – wenn ich meine persönlichen Erfahrungen als Patient mit diversen Ärzten so erinnere – der Großteil war engagiert und zugänglich, aber es gab auch Einzelexemplare, die mit dem Begriff "borniert" noch gelobt gewesen wären. Da würde ich als IT-Dienstleister auch die Finger von lassen.

      Weiterhin habe ich keine Original-Zitate hier im Beitrag verwendet – ist ja eine geschlossene Gruppe. Aber mir liegen mehrere Stimmen aus dieser Ecke vor. Mag sein, dass da die gesammelten Unzufriedenen eingeschlagen sind – die Wahrscheinlichkeit ist aber nicht sehr hoch.

      Generell kristallisiert sich für mich das Stimmungsbild aus der geschlossenen Administratorengruppe – da sind auch IT-Verantwortliche aus Kliniken darunter – als nicht sonderlich positiv gestimmt heraus. Wenn die Infrastruktur (TI-Konnektoren, Praxis-Software, Geräte) Murks ist, kommt man auf keinen grünen Zweig.

      Und zum Machen: Ich erinnere an meinen Verweis auf die Veranstaltung einer kassenärztlichen Vereinigung (war Anfang 2023), wo deren Vertreter eingestehen musste "es gibt einfach keine/kaum zertifizierte Dienstleister". Ich muss gestehen, ich war an dieser Stelle doch etwas konsterniert, als diese Antwort auf die Frage eines Arztes kam, wie er denn nun an den geforderten zertifizierten Dienstleister heran käme.

      Also fangt mal an, die TI-Dienstleister mit Format für die Betreuung der Arztpraxen aus den Bäumen zu schütteln. Irgendwo lese ich doch ständig, dass wir einen Mangel an Fachkräften haben. Der Beitrag hier ist ja auch nur ein "Klopfen auf den Busch" – vielleicht kriechen ja noch einige IT-Dienstleister unter der Hecke hervor und rufen "hier bin ich" ;-).

      • rpr sagt:

        Hallo,
        nur welcher Dienstleister der wirtschaftlich arbeiten will kann sich das Risiko leisten sich in solchen Umfeldern zu bewegen.
        Schlechte Software, miese Hardware und Mitspieler die salopp formuliert linke Dinger drehen.
        Das ganze Konstrukt ist mausetot weil zu komplex und die Player als Ziel haben Geld aus dem System zu ziehen und nicht einen ordentlichen Job zu machen.
        Mache da selber regelmäßig beruflich selber ziemlich trübe Erfahrungen.

  4. Cali sagt:

    Sehr schön mal andere Sichtweisen von anderen Kollegen so gebündelt zu lesen – wie kommt man in diese geschlossene Facebookgruppe/wie ist der Name?

    Seit dem ich im Gesundheitswesen in der IT arbeite muss ich auch ständig mit dem Kopf schütteln, keine aktuellen Patches sind so ziemlich das kleinste Übel, bei den Praxen die wir übernommen haben sind teilweise Zustände die nicht einmal ein aktuelles Betriebssystem zulassen würden -> rein theoretisch müsste man einmal alles neu machen, in den Praxen ist es dennoch gerne mal aktueller als in den ein oder anderen Kliniken selbst… so etwas kannte ich aus meiner IT-Dienstleisterzeit gar nicht.
    Ich bin auch schon einige Male über Praxen gestolpert, die dubiose Einzelpersonen als IT-Dienstleister einsetzten, die so etwas nur "nebenbei" machen und einfach nicht gut beraten – um es nett auszudrücken – weil das Budget der Praxis für die IT möglichst gering sein soll oder die Praxisinhaber (meist der Arzt) sich nicht damit beschäftigen.

    Die KoCoBox die die CGM größtenteils (meines Wissens nach) bei deren Praxen (auch unseren) nutzt ist wirklich nicht so das Gelbe vom Ei. Bugs wie: Das Update für die PTV5 wird eingespielt -> also machen wir einmal alle Admin Accounts dicht und müssen die Box 20min vom Strom nehmen und wenn das nicht klappt? Einfach Nochmal.. Sind einfach bescheiden.
    Die Secunet Konnektoren finde ich hingegen schon ein wenig besser, sind auch moderner von der GUI her -> die kriegen eigenständige Updates auch hin, was man aber z.B. im Klinikbereich nicht unbedingt haben möchte, dafür haben die andere Macken die nerven und man muss für die PTV Updates immer zahlen -> wie andreas schon sagte: ,,Das ist nichts als Geldgier der Anbieter."

    • Günter Born sagt:

      Die Bündelung kommt durch mich. Wenn Du einen Facebook-Zugang hat, suche nach der Gruppe "IT-Profis / Netzwerk-Spezialisten / Administratoren" und stelle einen Aufnahmeantrag. Die Gruppe ist breit aufgestellt – ich poste da regelmäßig die Links auf meine Blog-Beiträge – und oft gibt es dann gezieltes Feedback auf das Thema – bzw. einige Teilnehmer (dieser und anderer FB-Gruppen) schicken mir inzwischen entsprechende Hinweise über private FB-Nachrichten.

      Für die TI-Konnektoren gibt es wohl bei der gematik und in speziellen Foren Anlaufpunkte. Hier kann ich nur den Ball ins Spielfeld werfen: Solange ich es mit dem Blog noch gebacken kriege, greife ich gerne Leserhinweise in einem Beitrag auf. Dann haben wirklich alle, die in diesem Umfeld aktiv sind, etwas davon.

      Ich sortiere dort auch vor, auf Wunsch kann einiges anonym bleiben. So wurde mir in obigem Kontext von einer Quelle der aktuelle Fall aus einer Praxis zugetragen, dass dort zwischen zwei Stellen ein File-Transfer mittels Windows XP-Systemen stattfände. Und ich kenne auch den Fall, wo ein Bekannter vor Jahren bei einem befreundeten Arzt die Praxis-IT (Telefonanlage, Geräte) betreute – weiß aber auch, dass dort schon bei Einführung der neuen Krankenkassenkarten und des Heilberufeausweises der Hinweis kam, der Arzt möge sich jetzt einen Dienstleister aus diesem Bereich suchen, weil alles zu komplex geworden sei.

  5. Anton sagt:

    Gesetzlich Versicherte können sich nun eine elektronische Identität (eID) im Gesundheitswesen zulegen und dann über diese GesundheitsID ohne Gesundheitskarte (eGK) über ein Smartphone bei Diensten wie der elektronischen Patientenakte oder dem E-Rezept anmelden. Die eID-Funktion soll im Gesundheitswesen bis Anfang 2024 kommen, wobei Versicherte diese freiwillig nutzen können.

    Und deswegen wird der ganze Blablubb gemacht. eID weiter ausrollen und etablieren. Erst "freiwillig" dann verpflichtend. Bis eines Tages ohne eID im Alltag nichts mehr möglich sein wird. Und dann werden alle Bürger brav und folgsam sein müssen, um die Gültigkeit ihres eID nicht zu gefährden.

    • Günter Born sagt:

      Wird genau so ein Desaster wie die anderen "Digitalisierungsthemen" – ich kann nicht jeden Schlenker mit aufgreifen, sonst platzt der Blog. Bereits bei der Möglichkeit, den Personalausweis per "Smartphone als Lesegerät" mittels der Ausweis-App zu verwenden, habe ich "die Pferde vor der Apotheke kotzen sehen". Aktuell habe ich gesichert ein Motorola Smartphone, wo ich es mal geschafft habe, mich per Ausweis bei der Rentenversicherung zu authentifizieren (es hat technisch endlich geklappt – ob ein zweites Motorola m13 das kann, ob die Ausweis-App 2 mit Windows 10 1909 klar kommt, habe ich noch nicht getestet).

      Bei der eID hatte ich mir gemerkt: "Läuft nur mit Samsung-Smartphones der Oberklasse". Gerade mal nachgeschaut – heise hat vorige Woche eine Aktualisierung gebracht. Zitat aus einer Regierungsmitteilung: "Die Fertigstellung der Smart-eID ist für das vierte Quartal 2023 vorgesehen". Unterstützt werden laut heise nur die Samsung Galaxy S20 bis S23 sowie das Samsung A54 – zum A53 gäbe es Gespräche. Willkommen in der neuen Welt der Digitalisierung in Deutschland.

      Dazu passt auch der obige Kommentar, eines Lesers, der an den Barmer Smartphone Apps gescheitert ist, weil diese ebenfalls Samsung-Geräte voraussetzen.

      • Anton sagt:

        Vielleicht plant man ja auch sowas wie einen "Volksempfänger" reloaded? Beispielsweise in Form eines kostenlos verteilten "Volkshandys" wie z.B. diese Samsung Serie, mit fest vorinstallierten Bürger-Apps?

        Oder die aktuellen Elfenbeinturm Entscheider gehen von technischen Möglichkeiten aus, die ihnen von irgendwelchen Beratern falsch vermittelt werden, aber die (wie wir hier sehen) der Realität so gar nicht entsprechen? Das wäre im Grunde noch schlimmer.

        • Günter Born sagt:

          Man kann Optimist oder Pessimist sein. Mein Frau sagt "Du Pessimist, siehst alles zu schwarz und erkennst überall Probleme". Hey, ich bin inzwischen Optimist, was manche Themen anbelangt – die werden so schlecht umgesetzt, dass die einfach scheitern müssen …

          Was mich aber ärgert: Es wird sinnlos Geld verbrannt – getreu dem Motto "ist ja anderer Leute Geld". Denken wir nur an die Corona-Apps (liefen zwar, haben aber wenig gebracht, waren aber im Rückblick "etwas teuer").

          • Rolf sagt:

            Diese Apps haben "gebracht", dass von Google und Apple ein global einheitliches Tracking Framework direkt in Android und iOS integriert wurde und dort vom Nutzer unbeeinflussbar aktualisiert und für was auch immer genutzt werden kann. Diese Apps sind nur bunte Oberflächen.

  6. Mira Bellenbaum sagt:

    Das Ganze erinnert mich immer wieder an BER oder St21!
    Manchmal frage ich mich, wo ist denn das berühmt-berüchtigte "Made in Germany"?

    Leo 2, ja, aber der ist schon alt und wurde vor Jahrzehnten entwickelt!
    Taurus, die ist eigentlich auch schon alt!

    Neuere Sachen, die Top sind, die in der Weltspitze mit mischen, fallen mir so salopp irgendwie nicht ein!
    Wird es geben, laufen aber unter meinem Radar.
    Mir fällt hat immer nur auf, Dinge, die mich betreffen, die sind alle marode und
    funktionieren immer nur noch gerade so!
    Autobahnen, Schienennetz, sowie der ÖVPN so im allgemeinen, die Gesundheitsversorgung,
    lebe mal auf dem Land und werde Bettlägrig krank!
    Und es gibt noch so viel Weiteres, was irgendwie nicht mehr den Ansprüchen "Made in Germany" genügt!

    Gefühlt geht es seit 2000 nur noch den Bach runter.

    • Günter Born sagt:

      Ich werfe mal Biontech und deren Corona-Impfstoffe in die Debatte – ist aber abseits der üblichen Technik.

    • R.S. sagt:

      Was Leo 2 und Taurus angeht:
      Ja, sind alt, aber gehören auch heute noch zu den weltweit besten Systemen ihrer Kategorie.
      Wenn man sowieso an der Spitze steht, warum dann etwas neu machen?
      Nur damit es neu ist?
      Das "Neu" muß auch einen Sinn haben!

      Es gibt unglaublich viele Sachen, die schon uralt sind und wo "Neu" keinen Sinn macht.
      Die meisten Dinge des Alltags gehören dazu, wie beispielsweise das Rad, die Schrift, Papier, Messer, Gabel, Löffel, etc. etc.

      Und was die Jahreszahl 2000 angeht:
      Die halte ich für zu spät. Das fing schon mindestens 10-20 Jahre früher an.

      Bei Innovationen werden wir aktuell sogar von z.B. Polen abgehängt.
      Ich erinnere da an die Magnetschwebebahn Transrapid.
      Ist bis auf die Strecke in Shanghai eine Totgeburt, wurde nicht weiterentwickelt. Die Polen haben jetzt eine Magnetschwebebahn entwickelt, die auf den ganz normalen Eisenbahnschienen fahren kann! Testzüge sind schon in Betrieb.

      Das Problem mit den Innovationen ist, das die gesamte Gesellschaft möglichst uniform sein will. Das ist aber Innovationfeindlich!
      Wie sagte mal eine bekannte Personlichkeit:
      Ohne Abweichung von der Norm ist Fortschritt nicht möglich.

      • Mira Bellenbaum sagt:

        Die Beispiele dienten nicht dazu, dass etwas "erneuert" werden müsste,
        sondern viel mehr,
        dass bis zu einem gewissen Zeitpunkt es auch Deutschland Spitzentechnologie gab!
        Denken wir an die Rüstungsprojekte neueren Datums,
        stehen einem die Haare zu Berge.
        Da wäre dieser Hubschrauber, der mehr am Boden ist, als dass er fliegt,
        oder an das militärische Transportflugzeug, dass aber nur auf asphaltierte Pisten landen kann.
        Die Jahreszahl habe ich mit Absicht genommen, denn 20 Jahre früher, und man könnte meinen, die Wiedervereinigung würde von mir kritisiert werden.
        Aber dieses Ereignis hat mit alledem nichts zu tun.
        Es ist der Umstand, dass alles heruntergewirtschaftet wurde, aufgrund vieler Sparmaßnahmen.
        Und auch heute ist es noch so, dass vieles einfach "kaputt" gespart wird.
        Wer genau den Artikel oben liest und auch nur für fünf Minuten darüber nach denkt,
        müsste eigentlich auf die Probleme des ganzen kommen!
        Unfähigkeit der Politik, gepaart mit der Raffgier der Wirtschaft und dann gibt es bei allem keine wirksame Kontrolle.
        Das kann ja nur in die Hose gehen!
        Eventuell sollte die Politik sich hier oder da mal raushalten, denn es wird in vielen Bereichen einfach überreguliert!
        Wobei wir dann ja auch wieder beim Thema wären!
        Mit der Brechstange, wie es jetzt durchgeboxt werden soll, kann die Digitalisierung des Gesundheitswesens nur scheitern und so einem ganz großen Desaster werden.
        Die ePA ist eine Totgeburt und wird, noch gar nicht "geboren" nur künstlich am Leben erhalten.
        Der elektronische Personalausweis, auch Online-Ausweis genannt, den brauche ich wofür?
        Es gibt zig behördliche Datenbanken, jede Behörde nutz ihre eigene!
        Warum?
        Es gibt Eingabe- und Ausgabemasken, wo sehr genau geregelt werden kann, was die abfragende Person zu Gesicht bekommt.
        Was bei einer solchen Umsetzung an Geld und Personal gespart werden könnte!?

        Ich muss an dieser Stelle Schluss machen, regt mich einfach zu sehr auf
        und ich drifte auch immer wieder von eigentlichem Thema ab.

  7. Stefan sagt:

    Das Ganze wird mal noch ein riesiges Dilemma. Ich betreue auch die Praxis meiner Frau, bin aber auch seit 20 Jahren Administrator und Softwareeng. und musste mich auch erstmal am Anfang einarbeiten. Die IT in der Praxis habe ich auch gut im Griff, aber mit den externen Gegebenheiten kann man leider nur leben. Ständig kann sich der Konnektor nicht verbinden. Dann muss wieder der Konnektor neu gestartet werden und am Besten noch eine Weile vom Strom gelassen werden. Wenn man Glück hat funktioniert es dann wieder. Manchmal dauert das Ganze aber 2-3 Stunden. In der Zeit kann keine Karte eingelesen werden. Also muss der Patient entweder warten, Karte da lassen oder der Arzt verzichtet auf sein Geld. Und wenn man den Support der Konnektoren anruft, bekommt man dann meist die Aufforderung ein Ticket zu eröffnen. Einmal hat mich ein Techniker dann nach 3 Wochen angerufen, ob das Problem noch besteht. Was soll man da noch sagen?
    Ich bekomme im Umfeld mit, wie die "älteren Ärzte" (die einfach nur ihre Schäfchen im trockenen haben) ihre Praxen schließen. Übernehmen wollen eh immer weniger junge Ärzte. Aber die haben einfach keine Lust mehr. Riesige Ausgaben (wo nur ein kleiner Teil gedeckelt wird) für IT-Anlagen, die man auch in kleinen Unternehmen antrifft. Kein Wunder, dass Ärzte immer mehr nur Angestellt in Kliniken sein wollen. Das will sich kein normaler Mensch antun.

  8. Medicus sagt:

    Erfahrungen aus der Arzt-Praxis, die von einem Bekannten geleitet wird:

    Politisch gewollte Neuerungen („Gesundheitskarte", „elektronische Krankschreibung", „elektronisches Rezept") sind nach Ansicht des Arztes oft „Lösungen, die nach Problemen suchen" und haben ein schlechtes Kosten/Nutzen Verhältnis. Gegenüber der alten Versicherten-Karte hat die Gesundheitskarte (heute) drei Vorteile: ein Foto des Versicherten ein Online-Abgleich der Gültigkeit und der Adresse. Beides wird sehr selten genutzt; die Umsetzung ist aber teuer (benötigt z.B. zertifiziertes Karten-Lesegerät und Praxis-Ausweis von der Bundesdruckerei).

    Zitat des Arztes: „IT wird dazu missbraucht, die Bürokratie so kompliziert zu machen, wie man es ohne IT nicht machen könnte". Das betrifft z.B. die Regeln, welche Leistungen mit der Krankenkasse abgerechnet werden, und welche Medikamente verschrieben werden dürfen.

    Daraus folgt, dass der Anbieter der Praxis-Software viel Aufwand treiben muss, um den quartalsweisen Regeländerungen hinterherzuprogrammieren. Die Ressourcen fehlen dann, um Fehler zu beheben, technische Schulden abzutragen oder sinnvolle Features zu implementieren.

    Spezialisierte IT-Dienstleister sind überlastet, telefonisch nicht erreichbar und halten oft Termine nicht ein. Der Anbieter der Praxis-Software will dennoch keine weiteren Dienstleister in sein Partner-Programm aufnehmen (ich vermute, es gibt eine Art Gebietsschutz für die bestehenden Partner).

    • Kopfschüttler sagt:

      Ich betreue auch eine Hausarztpraxis und kann am Beispiel des automatischen Datenabgleiches beim Lesen der Gesundheitskarte die praktischen Auswirkungen der Segnungen der TI schildern.
      Krankenkassen bringen es fertig für eine einzige Straße bei uns sagenhafte 23 Schreibweisen (es kommen sicher noch weitere Ideen dazu) zu benutzen! Da bei jedem Lesen manuelle Änderungen meist verloren gehen, hat man also im Praxissystem auch 23 unterschiedliche Suchoptionen, wenn man beispielsweise Hausbesuche plant. Ist einfach nur toll und spart ungemein Kosten und Nerven.
      Mittlerweile drehen wir einfach den Spieß um und ändern zufällig die Daten auf der eGK, damit auch die Krankenkassen etwas Arbeit zum Normalisieren der DB bekommen.
      Richtig utopisch wird es erst mit der ePA werden, wenn senilkonfuse Rentner ihre von der KK erstellte PIN für einfachste Aktionen benötigen. Zusätzlich kann es sich widersprechende Medikamentenpläne auf der eGK und der ePA geben. Was korrekt war klären dann sicher Juristen nach dem Ableben.
      TI ist seit Jahren komplett verpfuscht und so von Praxisfremden spezifiziert, dass nur eine Branche gewinnt -> große Softwareanbieter und Beratungsfirmen, die das Milliardengrab liebevoll pflegen und stetig zu Lasten der Gesundheitsbranche vertiefen.

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