Delos-Cloud mit Azure 10-20 % teurer als MS-Cloud pur

Interessante Information, die SAP-Tochter Delos Cloud hat jetzt erstmals einen Eindruck der Preise bekannt gegeben, den die Kunden für die Delos Cloud zahlen müssten. Diese sollen sich zwischen 10 und 20 Prozent oberhalb dessen bewegen, was Microsoft für seine Cloud verlangt. Die Delos Cloud zielt auf Behörden und öffentliche Auftraggeber, deren Aufwendungen vom Steuerzahler beglichen werden müssen.


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Hintergrund zur Delos-Cloud

Ich hatte hier im Blog ja mehrfach das Thema aufgegriffen. Die Delos Cloud ist auf dem Papier eine souveräne und sichere Cloud für die Digitalisierung des Öffentlichen Diensts in Deutschland, so das Versprechen des Projekts. Geworben wird mit dem Versprechen einer kompromisslosen Sicherheit, Einhaltung strikter Standards, volle Kontrolle, enge Zusammenarbeit mit dem BSI und lokaler Datenschutz.

Die Leute von der Delos Cloud werben zudem damit, dass diese hersteller- und lösungsneutral sowie anwendungsoffen sei. Damit sei sie ein wesentlicher Baustein für die Umsetzung der Deutschen Verwaltungs-Cloud-Strategie (DVS) unter Einhaltung aller relevanten Sicherheits- und Geheimhaltungsvorgaben des BSI heißt es. Delos Cloud versteht sich als vertrauensvoller Partner der IT-Dienstleister von Bund, Ländern und Kommunen und ergänzt deren Leistungsportfolio, wird vom Projekt geworben.

Partner ist wohl noch SoftwareOne, die mit über 30 Jahren spezialisierte Software-Beratung werben, im Cloud-Bereich aktiv sind, aber auch mit "One, KI, die Ihre Daten tanzen lässt" punkten wollen. Die SoftwareOne hat 9060 Mitarbeiter (2022) und sitzt in Stans, Schweiz.

Gräbt man noch etwas, stellt sich heraus, dass die Delos Cloud eine souveräne Hyperscale-Cloud-Plattform basierend auf Microsoft Technologie wird, bereitgestellt für die öffentliche Verwaltung in Deutschland. Also, wo außen Delos-Cloud drauf steht, ist innen die Microsoft Cloud drin.


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Noch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte versucht, die Delos Cloud bei deutschen Verwaltungen, auch in den Bundesländern, durchzudrücken und dafür lobbyiert. Scholz holte sich aber eine Abfuhr von einigen Bundesländern. Ich hatte im Blog-Beitrag Delos-Cloud: Bundeskanzler Scholz bekommt Abfuhr von Bundesländern über diese Entwicklung berichtet.

Diesem Beitrag entnehme ich, dass die finalen Verträge für die Delos Cloud zwischen Microsoft als Cloud-Anbieter, sowie der Delos Cloud GmbH (SAP-Tochter) und Arvato Systems (gehört zum Bertelsmann Konzern) unterzeichnet wurden. Der Anbieter Arvato Systems hat seine Finger auch im Thema elektronische Patientenakte, nur als Anmerkung.

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) läuft Sturm gegen dieses Projekt und hatte bereits Anfang Oktober 2024 gewarnt. Die GI spricht sich, wegen der Abhängigkeiten von US-Unternehmen, strikt gegen die Delos-Cloud aus. Ich hatte dies im Beitrag Enkel-fähige "Digitale Souveränität" statt Abhängigkeit von der Delos-Cloud näher ausgeführt.

Die GI fordert in diesem Zusammenhang eine Enkel-fähige "Digitale Souveränität" der Verwaltung auf Open-Source-Basis. Ich habe Anfang November 2024 im Artikel Europas und Deutschlands fatale digitale Abhängigkeit von den USA rächt sich den Sachverhalt der Abhängigkeiten nochmals beleuchtet. Mit den politischen Veränderungen in den USA bekommt das ja eine neue Brisanz. So viel zur Einordnung der nachfolgenden Informationen.

Delos Cloud wird 10-20% teurer als die MS-Cloud

Bisher war noch weitgehend unklar, wo sich Delos mit seinen Cloud-Leistungen preislich positionieren möchte. Nun hat Delos Cloud erstmals einen Preisrahmen genannt – der Tagesspiegel berichtet (hinter einer Paywall) – und heise hat die Informationen hier aufgegriffen.

Im Beitrag heißt es, dass in der Delos Cloud angebotenen Dienste im Mittel voraussichtlich 15 Prozent mehr als in Microsofts Public Cloud (Azure) kosten sollen. Öffentlich wurde diese Preisinformation am 21. November 2024 auf einer Veranstaltung von Arvato Systems. Arvato Systems soll den operativen Betrieb der geplanten Cloud übernehmen.

Die Preisvorstellungen wurden von Georg Sebald, Mitglied der Delos-Geschäftsleitung, auf der obigen Veranstaltung genannt. Der Delos-Manager wird mit der Aussage: "Mein Ziel wäre näher an 10 Prozent, es soll keine 20 Prozent mehr kosten", zitiert. Den Aufpreis zur Microsoft Standard-Cloud begründet Sebald mit dem Zusatzaufwand zur Erfüllung von Anforderungen der Bundesregierung und mit der eingeschränkten Kundengruppe.

Die Delos Cloud GmbH will 2025 eine Preisliste veröffentlichen – als Produkte aus der Delos Cloud können die öffentlichen Kunden dann Microsoft Office 365 sowie Microsoft Azure wählen. Das Angebot soll dann bis 2026 stehen – wobei ich immer noch lese, dass bereits 2025 erste Hyperscaler verfügbar sein sollen.

Wird spannend, wie dies weiter geht. Wenn ich den heise-Beitrag richtig lese, haben bereits sechs Bundesländer beschlossen, ihrer Cloud-Dienste direkt bei Microsoft als Public Cloud zu buchen.

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11 Antworten zu Delos-Cloud mit Azure 10-20 % teurer als MS-Cloud pur

  1. Heiko A. sagt:

    Am Ende ist es wieder so ein Konstrukt, wo Millionen über Milliarden Euro in ein Unternehmen gepumpt werden, ein paar Akteure den einen oder anderen goldenen Koffer dankbar mitnehmen, um dann die drohende Pleite zu verkünden, bei dem die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in all ihrer Großzügigkeit nochmal versuchen dürfen, die Kuh vom Eis zu holen, bis der Laden endgültig dichtgemacht wird.

    Mit einem Portfolio in den Markt treten zu wollen, das sich nicht oder nur schwer diversifizieren lässt, ist schon abenteuerlich genug.

    Aber das ist geissermaßen auch typisch Deutsch: Mit überzeugender Naivität ins Verderben rennen, trotz aller Warnungen. Die Fachkräfte sollen bitte leise sein. Oder so.

  2. rpr sagt:

    was ist eigentlich mit der Cloud im Lidl Konzern. Die scheinen ja auch ein ziemliches Rad zu drehen.

  3. Peter sagt:

    Die Delos Corporation versprach schon 1973 in Film Westworld dem Besucher ein einzigartiges Erlebnis. Mit der Folge, daß die Computer durchgedreht haben und die Besucher um ihr Leben rannten.
    Richtig interessant wird es, wenn die KI weiter Einzug in die Geschäftsprozesse in der Cloud hält und die realen Stromkosten umgelegt werden müssen. MS selbst kann das durch Querfinanzierung deckeln, die EU kann das nicht. Der User darf sich dann über drastische Preiserhöhungen im hunderter % Raster freuen.

  4. Tomas Jakobs sagt:

    Es riecht wie Korruption, es sieht aus wie Korruption… es ist Korruption.

    Erinnert mich an einen Bekannten mit ein paar Immobilien. Zu Beginn des Krieges hat er schnell allen Vermietern gekündigt, dann renoviert (hauptsächlich aus den größeren Apartments zwei kleinere gemacht) damit er dann diese an ukrainische Flüchtlinge deutlich teurer wieder neu vermieten konnte. Die Miete bezahlt die Stadt/Kommune.

    • MopedHans sagt:

      Moralisch verwerflich, wenn er das mit der Intension gemacht hat, die du durchblicken lässt. Allerdings wüsste ich nicht, was daran verboten sei.

      Und einen Bezug zu Korruption aus deinem Beispiel kann ich schon gar nicht erkennen. ^^

    • Tobi sagt:

      Finde den Fehler – der liegt im System – solange es so gewollt ist, wird es auch Menschen geben, die so etwas ausnutzen…

      Meintest du eigentlich Vermieter oder eher Mieter?

  5. RD sagt:

    Ich hab' das noch nicht so ganz verstanden, wozu brauche ich jetzt nochmal eine "Cloud": ich schmeise also meine 4 TB SSD Festplatte für 299 Euro im Angebot weg und miete mir statt dessen 100 GB für eine monatliche Gebühr, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise dafür regelmäßig steigen, besonders hoch ist (natürlich im Abbo und nicht einmalig). Ok, und dafür kann dann aber auch jeder darauf zugreifen (also Sicherheitsbehörden, Amerikanische Freunde usw..) und natürlich auch ich – dabei wird der Inhalt auch gerne zu meiner Sicherheit gefiltert und durchgekämmt nach Verbotenem – prima, das ist schön. Und dafür gibt es aber viele Sicherungen meiner Daten, weil ja jeder eine Kopie braucht oder wie funktioniert das? Zumindest kann ich dann also vom Handy beim Nachbarn auf meine Bilder zugreifen (also die, die inhaltlich – aktuelle politisch – noch erlaubt sind) und ohne Cloud, wären die nur zu Hause am eigenen PC und ich könnte sie nur vom eigenen Klo aus ansehen – stimmt, das sind tolle Verbesserungen. Gott sei Dank gibt es ja heutzutage keine Sicherheitslücken mehr, ich klau' mir auch mal so ein Teil …

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