Kurze Information für Kunden des Mobilfunkanbieters Drillisch Gruppe. Dieser Anbieter drängt derzeit Kunden massiv zum Umstieg in das 5G-Netzwerk. Wer die dazu gehörende SIM-Karte aktiviert und sich im 5G-Netzwerk einbucht, dürfte – abhängig von der Drillisch Marke – feststellen, dass im Anschluss der RCS-Dienst nicht mehr verfügbar ist. Bedeutet, dass alle Apps, die auf den RCS-Dienst (z.B. für Chats) angewiesen sind, nicht mehr funktionieren.
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Ein Leserhinweis zum Thema
Ich selbst habe mich mit der Thematik bisher nicht beschäftigt. Ein Blog-Leser hat mich die Tage per E-Mail diesbezüglich kontaktiert (danke dafür). Er schrieb, dass die
Drillisch Gruppe über seine Anbieter seit mindestens Dezember 2024 neue SIM-Karten mit der Begründung, dass auf das 5G-Netz umgestellt wird, verteilt.
Ich habe mal geschaut, die 1&1 Drillisch AG hat um die 14,5 Millionen Kunden, die unter verschiedenen Handelsmarken angeboten werden. Die Internetseite hier listet diese Marken auf, wobei ich bei sim.de aber noch kein 5G-Angebot bekommen habe.
Der Leser meint, dass die Kunden regelrecht gezwungen werden, auf 5 G zu wechseln. Es sähe zunächst auch alles positiv aus. Man erhält Mails sowie SMS mit 14 Tagen Vorlaufzeit, die Karte komme – wie angekündigt – per Post. Man solle diese dann schnellstmöglich in das Mobilgeräte einlegen und mit der neuen PIN aus der Servicewelt freischalten.
Böse Überraschung: Kein RCS mehr nach Aktivierung
Nach der Freischaltung der 5G SIM-Karte stellte der Leser aber fest, dass eine böse Überraschung für ihn lauerte. Unter 5G steht kein RCS-Dienst mehr zur Verfügung. Der Leser schreibt: "Eine entsprechende Information wurde weder im Voraus mitgeteilt, noch ist sie auf den Seiten der Drillisch-Anbieter zu finden."
Bei Drillisch nachgefragt
Der Blog-Leser hat dann bei Drillisch nachgefragt, was bezüglich RCS nun Sache ist. Der Kontakt zu einem der Drillisch-Anbieter führt zur Antwort (die vollständige Antwort findet sich am Artikelende), dass der RCS-e Dienst im 5G-Netz "zum Netzstart" nicht zur Verfügung steht. Ich interpretiere dies so, dass sich dies zu einem späteren Zeitpunkt ändern könnte.
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Was macht der RCS-Dienst?
Das Kürzel RCS steht für Rich Communication Services, ein Kommunikationsstandard im Mobilfunk, der als Ersatz für den Kurznachrichtendienst SMS konzipiert wurde. Bei RCS handelt es sich um einen infrastrukturbasierten Dienst (also es ist keine App), der u. a. Gruppen-Chats und Dateiübertragungen ermöglicht. Der Dienst soll so eine Alternative zu mobilen Instant-Messaging-Diensten wie WhatsApp, Apple iMessage und Facebook Messenger bieten.
Ein wesentlicher Unterschied zu diesen Diensten besteht darin, dass RCS das Adressbuch des Anwenders nicht mit den übergeordneten Providern zum Datenabgleich teilt. Nicht alle RCS-Funktionen, die im Standard definiert sind, werden von jedem Netz und jedem Client angeboten. Nur die Services, die zwei Kommunikationspartnern zur Verfügung stehen, werden auch im Client angeboten. Die Kosten für die Nutzung von RCS sind wie bei SMS, MMS und Telefonie anbieterabhängig, heißt es bei Wikipedia. Wer also auf RCS setzt, sieht im Fall der Fälle recht alt aus.
Es ist noch komplizierter
Ich habe dann mal kurz recherchiert, da ich kein RCS einsetze. Bei meiner Suche bin ich auf den Teltarif-Beitrag 1&1-Netz unterstützt jetzt RCS – in diesen Fällen vom 14. Dezember 2024 gestoßen. Anfang 2024 hatte Teltarif den Umstand, dass RCS im 1&1 5G-Netz nicht verfügbar sei, thematisiert. Im oben verlinkten Artikel heißt es im Dezember 2024, dass RCS auch im 5G-Netz verfügbar sei. Wenn ich den Artikel aber richtig interpretiere, gilt dies wohl nur für das 1&1 Netz der Drillisch Gruppe und hängt auch noch vom verwendeten Betriebssystem ab. Scheint mir eine recht missliche Situation zu sein, wenn jemand auf RCS angewiesen ist. Oder habt ihr das andere Erfahrungen?
Antwort der Drillisch Gruppe:
Sehr geehrter Herr X,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Der RCS-e Dienst steht zum Netzstart nicht zur Verfügung.
Kann die Funktion nicht genutzt werden, wird standardmäßig per SMS/MMS versendet. Bitte stellen Sie die RCS-e Funktion auf ""Nie versenden"" statt ""Versand über SMS/MMS"" zu setzen, um ggf. vor Kosten zu schützen.
Viele Grüße aus Maintal
Ihr X.de Kundenservice
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Die Antwort der Drillisch Gruppe ist schon dreist. Erst verbumfiedeln die die RCS-Funktion und wollen dann für SMS/MMS noch zusätzliche Kosten berechnen. Wenn ich schon Mist baue dann bitte auch die Umgehungsfunktion für dieses Problem kostenfrei lassen.
Jetzt ist mir auch klar warum die den 9,99 € Tarif so bewerben wie Brot vom Vortag. Irgendwo ist doch immer ein Haken.
Ich kann RCS trotz GMX Freephone nutzen. Das Netz kann es also. Allerdings war das kein Umstieg, sondern Neuvertrag.
Es kann aber nach Vertragsabschluss, SIM-Umschaltung oder Spielereien mit der Messages-App mehrere Tage dauern, bis das in der App wirksam wird.
RCS habe ich abgeschaltet, weil ich lieber sichere Messenger wie Signal und Threema nutze. Das RCS whitepaper zur crypto ist ganz nett, aber ab fummeln Provider wieder zu sehr rein. Ich will jetzt nicht noch Nachrichten über RCS beantworten müssen. Das hätte wie die MMS (der erste nachfolger der SMS) gleich sterben können.
Ja, bei einem Standard kann man so rabiat sagen, dass der nutzlose Standard gleich hinfort kann.
@Günni / Nachtrag
Das stimmt so leider nicht. Gerade bei Android ist das die Systemapp messages.android, da RCS starke verschlüsselung einsetzt müssen die private keys natürlich auf dem Phone liegen.
[https://www.sicurezzaegiustizia.com/wp-content/uploads/2020/12/messages_e2ee.pdf]
Aber RCS ist keine Drittanbieter-App wie jeder Messenger, die eine funktionierende Internetverbindung und die Server des Anbieters voraussetzt, sondern ist eben Teil des Mobilfunksystems und damit deutlich weiter unten in den Protokollschichten angesiedelt. Dass das Betriebssystemsseitig als App umgesetzt wird, ist kaum verwunderlich. Schließlich ist da ja (fast) alles als App umgesetzt. Aber diese ist dann eine App des Betriebssystems und nicht die eines Dritten. Insofern haben wir hier schon einen deutlichen Unterschied.
Ich finde das mit RCS ziemlich gut, da ich so auch Leute, mit denen ich keine Messenger-Schnittmenge habe, mit mehr als nur Text erreichen kann.
Sehe dir die Spec an, da werden Google Server kontaktiert, und wenn es interoperabilität zwischen z.B. Android und iOS gibt sehen Tech-Giganten und Carrier wieder wer mit wem schreibt, weil deine Pub-Keys müssen ja getauscht werden.
Das Protokoll durchlesen geht recht flott. Ich sehe da wenig Sinn drinnen sich so Google auszuliefern.
Könnte wie ein Spruch aus der Apotheke sein: "Drittanbieter haben keine Arzneibuchqualität"
Die Apps auf F-Droid sind alle FLOSS ohne Tracker und Drittanbieter, ebenso das Schweizer Threema, ganz ohne US- und EU-Dienste.
Ich bin bei den Drittanbietern ganz wohl. Okay ich revidiere mal meine Aussage: Wer RCS nutzen will soll da gerne tun. Ich habe das niemand verboten, noch kann oder würde ich das wollen.
Soll jeder denken was er will. Gibt auch Leute die die ePA wollen.
>Sehe dir die Spec an, da werden Google Server kontaktiert
Nö, nur wenn du die Messages App von Google nutzt.
Steht sogar direkt auf der ersten Seite dass es um Messages geht und nicht um RCS selbst:
"A high-level technical overview of end-to-end encryption in Messages"
Die Verschlüsselung kann auch jede Drittanbieter-App umsetzen.
Und zwar auch ohne Google-Server. Läuft im Endeffekt wie GPG. Da gibt's auch Keyserver die du nutzen kannst. Oder auch nicht.
> Gibt auch Leute die die ePA wollen.
Jo, für Leute die Allergien oder sonstige gesundheitliche Probleme die wichtig sind ist das auch keine blöde Idee.
Der bekannte Angriff konnte nur erfolgen weil die Zertifikate auf dem gebrauchten Gerät nicht zurückgerufen/gelöscht worden sind.
Das ist also kein Versagen der Technik sondern ein Versagen der Praxis.
SSL ist ja auch nicht unsicher nur weil jemand so doof war und eine Festplatte verkauft hat auf der noch private, gültige Keys waren.
Und das kein PIN dafür gebraucht wird ist logisch: Es soll ja auch für den Notfall dienen. Und wenn ich nen Anfall wegen der Allergie bekomme dann kriege ich die sicher nicht raus. Im Koma schon ganz und gar nicht.
Deswegen wird ja auch nicht alles dort gespeichert sondern der Nutzer und der Arzt entscheiden was dort drin steht.
Ich sehe RCS nicht als Alternative zu Signal oder Threema, sondern als modernisierte SMS. Ist die gleiche App und klassische SMS kommen trotzdem rein, also weshalb abschalten?
Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2E) ist derzeit keine von der GSMA spezifizierte Funktion von RCS.
[https://en.wikipedia.org/wiki/Rich_Communication_Services#Encryption_support]
Ursprünglich unterstützte RCS keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung Im Juni 2021 führte Google die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Messages standardmäßig ein unter Verwendung des Signal-Protokolls.
[https://en.wikipedia.org/wiki/Google_Messages]
Macht was ihr wollt. Ohne App ist das unsicher per default. Mit Messages App (das was so tut als wäre es SMS/MMS/RCS) ist nur das Signal-Protokoll daufgeklatscht auf einen SIP/HTTP/MSRP-Trunk.
RCS ist bei weitem kein Technologie, die beindrucken könnte, wenn man sie unter den Technischen Aspekten betrachtet. Signal kann das seit 2014, RCS mit abgekupferten Signal-Protokoll seit 2021 erst. Vorher war es nichtmal sicher!
Diese Probleme hatte ich seit dem erzwungenen Wechsel der SIM-Karte durch simplytel (auch Drillich) im Juni 2024. Ich empfing keine SMS mehr, egal was ich im System einstellte. Ob mit RCS oder ohne, alles egal.
Das macht sich besonders gut, seit man auf Grund von PSD2 bei der Kreditkarte die Zahlung bestätigen muss und die SMS nicht ankommt. Auf die App der Bank zur Verifikation kann man dann auch nur umstellen wenn man diese Umstellung letztmalig per SMS-TAN bestätigt und schon dreht man sich im Kreis. Mit Verifikationen per SMS von anderen Online-Diensten steht man genauso im Regen. Das ist ganz großes Kino.
Simplytel speist einen nur mit Standardtextbausteinen ab. Ich hab jetzt alle 4 Verträge die seit 2006 bestanden gekündigt und bin erstmal zu dem komischen Waschbären gewechselt und hoffe, dass dann alles wieder funktioniert.
Kann man nicht einfach 5G im Handy deaktivieren und so eine Verbindung zum alten Standard erzwingen?
Nein, mein Telefon ist nichtmal 5G-fähig und es funktioniert nicht. Alles was ich damals in Erfahrung bringen konnte war, dass die SMS den Rückweg von O2 zum Drillisch Netzwerk nicht "findet". Ich habe meine Karte in verschiedenen Telefonen, auch Feature Phones ausprobiert und es ging nie.
5G hat nichts mit RCS zu tun. Das Problem entsteht durch den Netzumzug zu einem anderen Provider, der nebenbei auch noch zusätzlich 5G unterstützt.
vor allem, wenn man nicht direkt mit dem "5G-Netz von 1&1" verbunden und mangels 1&1-Sendemast im Roaming bei Vodafone ist. RCS und Roaming ist immer wieder ein Problem, nur daß man sich dessen im Ausland eher bewusst ist.
Die ganze SIM-Umstellung in das "neue 5G-Netz" hat doch nur den Wechsel des 1&1-Roaming-Partners von O2 zu Vodafone im Hintergrund?
Bei einigen Android kann man zudem bestimmte Dienste im Roaming-Fall sperren, die gehen dann nur, wenn einer der wenigen eigenen 1&1-Sendemasten in der Nähe ist.
Na dann sind wir ja gespannt was nach der anstehenden Umstellung von 1&1 mit SIM-Karten-Tausch so passiert.
Im Schreiben steht, man muss eventuell den Zugangspunkt (APN) ändern um Internet zu haben, von jetzt "web.vodavone.de (Vodafone-Netz) auf "internet" (1&1 5G-Netz).
Welche App's sind betroffen.
APN stellt man üblicherweise in den Netzeinstellungen ein, nicht in einer App.
Den Unsinn mit dem APN hat mir Simplytel auch geschrieben, hat aber nicht funktioniert. Mein APN war richtig eingestellt und ich konnte den nicht dauerhaft ändern. Internet hat auch tadellos funktioniert. Als nächstes kontrolliert man die Mitteilungszentrale, die auch richtig eingestellt war und nicht änderbar ist.
Mit meiner Dienstnummer von WinSIM (auch Drillisch) im selben Telefon, aber ohne 5G, klappt es auch mit RCS und SMS. Dort sind diesselben Einstellungen für APN und Mitteilungszentrale hinterlegt.
Da hat der Anbieter einen riesengroßen Bock geschossen, aber bei 14 Mio. kunden kümmert ihn das nur wenig bis garnicht.