28.4. ist Girls'Day: Die IT-Branche braucht weibliche Verstärkung

Weibliche Fachkräfte sind in der IT- und Tech-Branche deutlich unterrepräsentiert: Tradierte Rollenklischees und Kompetenzzuschreibungen von außen versperren Mädchen schon früh den Weg in eine erfolgreiche Karriere in Tech. So erwägen zehnmal weniger Mädchen als Jungen im Alter von 15 Jahren einen technischen Beruf zu ergreifen.


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In den USA ist rund jede vierte (26,2 Prozent) Fachkraft in Tech eine Frau, in Europa noch nicht einmal jede fünfte (18,5 Prozent). In zahlreichen EU-Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich liegt der Anteil der Informatik-Absolventinnen sogar unter 15 Prozent. eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme mahnt:

Die innovationsstarke und krisenfeste IT-Wirtschaft erlebt schon jetzt einen eklatanten Fachkräftemangel mit gravierenden Auswirkungen. Dieser Mangel an Beschäftigten mit fortgeschrittener Digitalkompetenz trägt als wesentlicher Faktor zur Verlangsamung der digitalen Transformation in EU-Mitgliedstaaten bei. Unternehmen brauchen jetzt klare Strategien auf Top-Managementebene, um den Frauenanteil in Tech signifikant zu erhöhen.

Im Digital Economy and Society Index (DESI), 2021 geben 55 % der EU-Unternehmen an, dass sie Schwierigkeiten haben, IKT-Fachkräfte zu rekrutieren. Ursachen für den Gender Gap in der Internetwirtschaft seien auch in Versäumnissen der digitalen Bildung, tradierten Rollenbildern wie in der fehlenden Berufsfeldvermittlung zu suchen, so Süme.

eco unterstütze daher die Idee des Girls' Day, Stereotypen in der Berufswahl früh entgegenzuwirken, digitale Kompetenzen zu fördern sowie Mädchen für MINT und Technik zu begeistern. „Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, damit zukünftig mehr Frauen den Weg in die Tech-Branche finden. Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtunxgen müssen gemeinsam dieses Umdenken anstoßen und fördern. Es braucht Bildungsangebote und Initiativen wie beispielsweise unsere #LiT – Ladies in Tech, damit Mädchen und Frauen die vielfältigen Karriereoptionen in Tech und IT für sich entdecken und ergreifen", ergänzt Lucia Falkenberg, Chief People Officer beim eco Verband und DE-CIX sowie Gründerin der Initiative #LiT – Ladies in Tech.

eco Whitepaper mit Handlungsempfehlungen

Um gegenzusteuern, Impulse in die Debatte zu bringen und Handlungsempfehlungen an Wirtschaft, Politik, Lehrkräfte und Eltern zu geben, hat eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. zum Girls'Day am 28. April ein Whitepaper unter dem Titel Girls in Tech: A Call to Action veröffentlicht. Das eco Whitepaper beleuchtet den Status quo von Frauen in der Internetwirtschaft mit Schwerpunkt EU und USA anhand aktueller Statistiken, deckt die Ursachen des Gender Gaps im IT-Sektor auf und verdeutlicht anhand von Forschungsergebnissen, dass Hemmnisse und Desinteresse von Mädchen gegenüber Tech und IT nicht auf angeborene, sondern vornehmlich auf sozialisationsbedingte Ursachen, Rollenmuster und stereotype Darstellungen in Medien und Marketing zurückzuführen sind.

Interviews mit weiblichen Fach- und Führungskräften der Tech-Szene aus Europa, den USA und Afrika zeigen anhand empirischer Erfahrungen Best Practices zur Förderung von Mädchen und Frauen in Tech sowie Karrierepotenziale für Frauen in der Internetwirtschaft. IT-Unternehmen finden im Whitepaper konkrete Handlungsempfehlungen, um Geschlechtervielfalt zu erreichen. Dazu zählen insbesondere das Sichtbarmachen weiblicher Vorbilder, die Verankerung von Vielfalt als Leitbild in der Unternehmenskultur, die Initiierung spezifischer Networking- und Mentoring-Formate sowie Engagement und Eigeninitiative im Bereich digitaler Bildung.

Bildung nimmt auf dem Weg zu mehr Geschlechtervielfalt in der IT-Branche eine Schlüsselrolle ein. Denn Geschlechterklischees werden mitunter bereits im Kindesalter zu Hause und in den Schulen genährt und beeinflussen die Berufswahl nachhaltig. Um wirksame Veränderungen zu schaffen, braucht es daher eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.

Das Whitepaper beinhaltet darum auch Leitlinien für politische Entscheidungsträger und Lehrkräfte sowie konkrete Empfehlungen für Eltern. Das Spektrum an Handlungsempfehlungen reicht dabei vom Aufbau digitaler Kompetenz in Kindergärten und Regelschulen über Elterninitiativen bis hin zu Maßnahmen in der Hochschulbildung, Schulungen und E-Learning-Kursen bis hin zu Mentoring und außerschulischen Initiativen.


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20 Antworten zu 28.4. ist Girls'Day: Die IT-Branche braucht weibliche Verstärkung

  1. Mirko sagt:

    "28.4. ist Girls'Day: Die IT-Branche braucht weibliche Verstärkung"
    Nein, die Branche will keine höheren Löhne zahlen und sucht händeringend nach neuen billigen Arbeitskräften.

  2. Luzifer sagt:

    versperren tut sich den Mädls gar nix, wenn sie unbedingt will klappt das auch. Kenne genug Mädls die da "Ihren Mann stehen" und diese sogar alt aussehen lassen im Job.
    Wenn halt nicht mehr wollen dann wollen halt nicht mehr… und da ändert ne Quote auch nix dran.

    Woran man allerdings tatsächlich was tun müsste ist das die auch wirklich für die gleiche Arbeit gleich bezahlt werden!

    • Ralf S. sagt:

      Hier, damit ist eigentlich alles gesagt:
      https://www.youtube.com/watch?v=A0NzJqK3ydg
      Ganz besonders interessant ihre Aussage ab Minute 7:50 – aber davor natürlich auch!

      Im Übrigen nervt diese endlose (Gender)debatte jeden vernünftigen Menschen (auch, und gerade sehr viele Frauen) inzwischen bis auf die Knochen – und bewirkt damit leider so langsam genau das erwünschte Gegenteil … Warum heißt das "Ding" eigentlich auch "Girls'Day"? Wir sind hier in Deutschland und können doch einfach "Mädchen-Tag" sagen!? Klingt halt mal wieder weniger cool und dafür spießig-altbacken; so was aber auch … ;-) Mal ganz davon abgesehen, dass der Apostroph ja wohl grottenfalsch eingesetzt wurde …! Aber Sprach- und Schriftverhunzung liegt ja auch voll im Trend mit Doppelpunkten, Sternen, Unterstrichen und plötzlichen Großbuchstaben mitten in Wörtern …

      Etwas offtopic und trotzdem für diesen Beitrag hier
      https://www.borncity.com/blog/2022/04/26/musks-twitter-kauf-grter-clown-der-welt-kauft-grten-zirkus-der-welt/
      sehr passend, Frau Wernlis sehr interessantes Statement bzgl. der Twitter-Übernahme durch Elon Musk:
      https://www.youtube.com/watch?v=9WbQzaH3Voo

      • Anonymous sagt:

        Das Apostroph dürfte wohl richtig sein da Plural und daher schon mit s am Ende!

      • Anonymous sagt:

        https://englishlive.ef.com/de-de/blog/grammatik-und-vokabeln/englischen-apostroph/

        "Das englische Apostroph steht bei Nomen oder Namen im Singular vor dem abschließenden „s", doch beim Plural kommt es nach dem „s". Zum Beispiel: „The students' books" sind die Bücher, die den Studierenden gehören, im Gegensatz zu „the student's books", die nur einem Studierenden gehören."

        • Ralf S. sagt:

          Danke für die aufschlussreiche Erklärung und die sehr interessante Seite! Im Englischen bin ich wahrlich kein Fachmann – hat meist gerade nur für'n 4er im Zeugnis gereicht … ;-) Trotzdem sieht dieses "Girls'Day" für mich einfach nur belämmert aus … Ist aber wohl auch beabsichtigt, einfach nur um Aufmerksamkeit zu erregen. Wie bei so vielen alltäglichen "Provokationen", denen wir ständig auf den Leim gehen – oder halt auch nicht … :-)

  3. Singlethreaded sagt:

    Bei uns heißt das jetzt Zukunftstag und gilt für Mädels und Jungs gleichermaßen. Die Invasion startet heute Morgen ab 8 Uhr. Zwei Gruppen zu je sechs Jungs / Mädels.

    Gruß Singlethreaded

  4. Micha Boschke sagt:

    Kann mich Luzifer nur anschließen. Die Mehrzahl der Mädels hat schlicht andere Interessen, als Technik (meine Frau eingeschlossen ;-) ). Und die, die Interesse haben, sind dort mindestens genauso gut, wie die männlichen Kollegen – meist sogar ordentlicher und organisierter.
    Die IT-Branche braucht qualifizierte Fachleute – egal ob männlich/weiblich/divers/kongruent/konkav/cis/dis/fis… wenn einer was kann, ist mir sowas vollkommen egal.
    VG
    Micha

  5. Alex sagt:

    Bei uns ist auch eine Truppe von Mädels im Haus und könnten hier eine Lehrstelle kriegen.
    Gute Idee.

  6. Gerrit Buesse sagt:

    Es ist etwas arg schräg (und auch ein Teil Überheblichkeit) wenn Männer irgendwelche Klischee-Denke auf den Rest der Frauen legt, nur weil die eigene Frau nicht technikbegeistert ist.

    Das ist nicht hilfreich, und auch nicht förderlich.

    Und unterm Strich Teil genau dieses Problems.

    • Mats sagt:

      @Gerrit Buesse:
      Genau. Wenn eine Frau von sich aus sagt, mit Mathe habe sie nichts am Hut und Computer sind mir eh zu kompliziert, dann wurde sie natürlich vom Mann (ihrem?) dazu genötigt.
      Ihre Denkweise ist Teil des Problems.

      • Anonymous sagt:

        Lesekompetenz = 0.

        Weiter oben hat so jemand genau das abgelassen, und genau darauf beziehe ich mich.

        Erst lesen, dann Mund aufmachen, danke.

  7. Cestmoi sagt:

    Am Rande: Im Thread ist nun doch einige Male die Bezeichnung Mädls/Mädels gefallen. Vorsorglich: Beim Stehempfang mit Sekt spricht man vielleicht doch besser von Mädchen. Mädels kommen eigentlich nur noch auf Veteranentreffen von Jungmädelführerinnnen (BDM) oder in Fips-Asmussen-Witzen vor ;-)

    • Anonymous sagt:

      wenn "Mädels" dann auch bitte "Knaben" verwenden ^^

      • Ralf S. sagt:

        Das männliche Gegenstück zu der Bezeichnung "Mädels" sind wohl eher "Jungs" anstatt "Knaben" – was einfach nur eine veraltete (und vor allem hochdeutsche >> siehe etliche alte Gedichte) Bezeichnung von "Jungen" (versus "Mädchen") ist.

  8. Mats sagt:

    Ich kenne genügend Frauen, die in sog. Männerberufen ihren 'Mann stehen' (wobei das für einige schon wieder sexistisch klingen mag) – meine Frau übrigens eingeschlossen.
    Die ist nämlich schon vor 40 Jahren in einen von Männern dominierten Beruf (IT, früher: EDV) eingestiegen und kann auch die Diskussion über Quoten und dem angeblichen Gender Pay Gap nicht mehr hören. Letztere ist ein Märchen und, unter Berücksichtigung individueller Entscheidungen, auch nicht zu halten.
    Keine Behörde und auch kein Unternehmen kann es sich mehr leisten, gleiche Tätigkeit vorausgesetzt, unterschiedliche Löhne zu zahlen.

  9. Dekre sagt:

    nur mal so:
    Sinnlose Diskussion.
    Ich verstehe auch den Beitrag als solchen nicht. Gut, bin aus einer Zeit die leicht zurückliegt. Ich hatte eine Puppe bekommen und mein leicht jüngeres Brüderlein auch. Das war Ende der 60er Jahre. Alle beiden Puppen hatten natürlich alles was es zu (weiblichen) Puppen gehört (!). Ich weiß jetzt eigentlich gar nicht mehr wo die Puppen, die Kleider und die Wagen geblieben sind.

    Frage einen Psychologen und der erzählt dir alles mögliche. Lass es! Jeder junge Mensch soll sich seinen Weg selber suchen und finden.

    Mir geht das ganze Thema "auf die Ketten". Sinnlose Argumente werden angebracht.

    Ach wie war das Leben früher einfach einfacher – Jeder Mensch konnte machen, was für sich er gut fand. Heute wird man in Klischees gesteckt und schon wenn ein Junge im Kindergarten mit Puppen spielen kommen zig Berater und das auch für Mädchen, die einen Bagger gut finden. Oder auch um gekehrt. Das erste würde sofort gefeiert werden , Dummleute (!).

    Wie pervers muss dieses Land noch werden?

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