Builder.ai: "KI" mit 700 Indern im Hintergrund, der Flop der AI-Startups

CopilotMicrosoft treibt ja seit geraumer Zeit "die Sau AI durchs Dorf" und ist an OpenAI sowie weiteren AI-Firmen beteiligt. Jetzt ist die Beteiligung Microsofts am mit 1,5 Milliarden US-Dollar bewerteten AI-Startup Builder.ai mehr oder weniger implodiert und pulverisiert worden. Das Antworten liefernde "LLM" (little laughting men) bestand wohl aus 700 Indern, die diese Antworten formulierten. Hier ein kurzer Überblick, was Sache war und welche Schlussfolgerungen sich ergeben.

Builder.ai: Eine milliardenschwere Illusion

Die Geschichte ist schon Anfang Juni 2025 hochgekocht – Ela Buruk hatte mir einige seiner Erkenntnisse zum 2.6.2025 geschickt. Bei Builder.ai handelte es sich um ein in London angesiedeltes AI-Startup, welches sich als revolutionäre No-Code-Plattform positionierte. Unternehmen sollten, ganz ohne Entwickler, mit Hilfe von KI Apps erstellen können. Die Werbung war elegant: Softwareentwicklung wird so einfach wie eine Pizzabestellung. Das AI-Startup wurde zeitweise mit 1,5 Milliarden US-Dollar bewertetet – und auch Microsoft war bzw. ist finanziell beteiligt.

Doch hinter den Kulissen war die Technologie nicht ganz so autonom, wie sie angepriesen wurde. Berichten zufolge wurde ein Großteil der Entwicklungsarbeit manuell von Menschen erledigt, und das KI-Rückgrat war viel dünner, als Nutzer und Investoren glauben machen wollten. Es sollen 700 Personen in Indien die Arbeit erledigt haben.

Builder.ai

Das Startup ist nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe implodiert und insolvent. Bei Interesse, heise hatte einige Details in diesem deutschsprachigen Beitrag veröffentlicht.

Was der Zusammenbruch offenbart

In einer Welt, die von den Versprechungen der Anbieter über die Wunderkünste der "künstlichen Intelligenz" getrieben ist, verschwimmt die Grenze zwischen Hype und Realität immer mehr. Der oben angerissene Niedergang des "hochkarätigen" Software-Startup Builder.ai, einst mit 1,5 Milliarden Dollar bewertet, erinnert eindringlich an die Risiken, die mit zu großen Versprechungen in Bezug auf KI-Funktionen verbunden sind.

In der Zwischenzeit werden Tools wie ChatGPT zwar weiterhin massiv durch Microsoft gepusht und in einigen Bereich schnell angenommen. Das zeigt aber die wachsende Kluft zwischen vermeintlicher Innovation und nachgewiesener Wirkung.

Das Scheitern des Unternehmens Builder.ai, trotz erheblicher Investitionen von Microsoft und der Qatar Investment Authority, unterstreicht eine zentrale Schwachstelle des KI-Booms: Vertrauen. Und ich würde sagen: Gier und Blindheit kommen hinzu.

Ich erinnere auch an den Fall von DeepSeek. Während Microsoft, Google, Meta zig Milliarden an US-Dollar zum Training ihrer Modelle verbrennen, kommt ein chinesisches Unternehmen DeepSeek, gegründet von einem Branchenfremden, und wirft verschieden AI-Lösungen (V3, R1) aufs Spielfeld. Diese soll leistungsfähiger als das OpenAI ChatGPT sein und nur ein Bruchteil an Entwicklungskosten der US-LLMs benötigt haben. Ich hatte den Sachverhalt im Blog-Beitrag Deepseek aus China: AI-Modell R1 lässt US-Konzerne zittern angesprochen.

Das hatte kurzzeitig Schockwellen durch die Blase der US-Tech-Riesen geschickt. Microsoft und OpenAI haben, meiner Erinnerung nach, zwar Klage gegen DeepSeek eingereicht. Hindert Microsoft aber nicht daran, die DeepSeek-Modelle mit in eigenen Produkten anzubieten, wenn ich es nicht ganz falsch in Erinnerung habe.

Daher steht die Frage im Raum: Wenn selbst gut finanzierte Plattformen wie Builder.ai, mit großen Geldgebern, auf einem wackeligen technologischen Fundament aufgebaut werden können, was sagt das dann über den Rest des Ökosystems aus?

ChatGPT: (Noch) ein Anker in einem stürmischen Markt

Im Gegensatz zu den Turbulenzen um Builder.ai ist ChatGPT von OpenAI ein Beispiel für eine weit verbreitete, klar verständliche KI. Ein aktueller Bericht von Views4You unterstreicht die große globale Reichweite. Die USA liegen mit 15-19 % der Nutzung an der Spitze, gefolgt von Indien mit 9-10 % und einem erheblichen Engagement in Europa und Südostasien.

Im Gegensatz zu vielen KI-Produkten, die noch auf der Suche nach ihrer Markttauglichkeit sind, ist ChatGPT bereits in Arbeitsabläufe eingebettet – von der Programmierung und Erstellung von Inhalten bis hin zu Nachhilfe und Kundendienst. Es wird genutzt, nicht nur angepriesen. Diese Unterscheidung ist heute wichtiger denn je.

Die Lektion aus Builder.ai

Die Implosion von Builder.ai bedeutet nicht, dass KI eine Blase ist, schreibt Ela Buruk. Aber der Markt reift, Investoren, Kunden und die breite Öffentlichkeit beginnen, härtere Fragen zu stellen. Sie wollen wissen, was wirklich durch maschinelles Lernen angetrieben wird – und was nur dem Namen nach auf der KI-Welle reitet. Die eigentliche Lektion lautet laut dem Analysten: Transparenz wird die Zukunft der KI bestimmen

Der Erfolg von ChatGPT kommt nicht von ungefähr, sondern beruht auf dem beständigen Nutzen und der Transparenz darüber, was das LLM leisten kann und was nicht. Das ist es, was Vertrauen schafft. Und Vertrauen, nicht Hype, wird bestimmen, welche KI-Produkte langfristig überleben.

meint Buruk. Auf dem Weg in eine neue Ära der technologischen Kontrolle mag das Schicksal von Builder.ai als abschreckendes Beispiel dienen, ist die Vermutung. Aber der anhaltende Aufstieg von Tools wie ChatGPT zeige, dass es immer noch eine Menge echten Wert zu finden gibt – wenn Unternehmen sich entscheiden, klar zu sagen, was sie anbieten, formuliert Ela Buruk sein Fazit.

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5 Antworten zu Builder.ai: "KI" mit 700 Indern im Hintergrund, der Flop der AI-Startups

  1. Luzifer sagt:

    War dann wohl eine "KI" auf Biologischen Hirnen, anstatt auf Silizium ;-P

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    Der Erfolg von ChatGPT kommt nicht von ungefähr, sondern beruht auf dem beständigen Nutzen und der Transparenz darüber, was das LLM leisten kann und was nicht. Das ist es, was Vertrauen schafft. Und Vertrauen, nicht Hype, wird bestimmen, welche KI-Produkte langfristig überleben.
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    Transparenz und Vertrauen? ChatGPT wird einem doch ebenso angeboten wie die faulen Fische von Verleihnix aus dem kleinen galischen Dorf das den Römern Widerstand leistet. ;-P Die Entwickler verstehen ja selbst nicht mehr wie die "Blackbox" funktioniert… und dass das nicht der heilige Gral ist merkt mittlerweile jeder der noch selbst denkt. (Zugegeben, davon gibt es nicht mehr viele)

  2. Compeff-Blog.cf2.de sagt:

    Das also ist damit gemeint, dass KI zu einem universellen Grundeinkommen führt … wir chatten den ganzen Tag und antworten auf Prompts zahlender Anwender. 😅

  3. GüntherW sagt:

    Ist das ein Witz?

    Es gab schon länger immer mal irgendwelche Witze darüber, dass hinter AIs irgendwelche Chinesen/Inder stecken. Jetzt steckten hinter Builder.ai wirklich 700 Inder?

    Weiß nicht, ob es für die Witze irgendeinen Anlass gab oder ob diese rein zufällig aus dem üblichen Kontext aufgekommen sind. Wild….

  4. Hugo sagt:

    Das gibt es öfter als man denkt… Hat mir ein Kumpel auch von der Firma Jumio erzählt. Die machen angeblich "automatische" ID Verification und KI bla bla blubb… Alles erlogen, sind auch 1000 Inder die da sitzen und die IDs verifizieren.

  5. viebrix sagt:

    Die Meldung hat mich extrem stark an den Amazon Supermarkt erinnert. Implizit dachte man, dass dort eine KI und automatisierte Prozesse die Waren erkennen und die Bezahlung abwickeln. Bis dann im April 24 herauskam, dass dies alles nach Indien ausgelagert worden ist, und nur das Überwachungssystem mit den Kameras echt war.
    https://netzpolitik.org/2024/von-wegen-kuenstliche-intelligenz-indische-arbeitskraefte-steckten-hinter-amazons-smarten-supermarktkassen/

    Jetzt sind schon zwei sehr große Plattformen die mit einer solchen Meldung überraschen.
    Im kleinen wird so etwas – so befürchte ich – auch in Europa extrem oft vorkommen. Ich möchte nicht wissen, wer aller diverse (EU oder staatliche) Förderungen kassiert, und statt KI sind einfache Algorithmen dahinter…

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