Alphabet stoppt Google Glucose-Sensor-Projekt

Die Google-Mutter Alphabet hat nach vier Jahren Entwicklungszeit das Projekt zur Entwicklung eines Sensors zur Messung des Blutzuckers über die Tränenflüssigkeit des Auges gestoppt. Es gibt wohl keine Möglichkeit, die Messergebnisse zuverlässig zu bekommen.


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Rückblick auf das Projekt

Es war ein spannendes Projekt aus Googles Labor X: Eine smarte Kontaktlinse für Diabetiker. Diabetiker haben ja oft das Problem, die Schwankungen des Blutzuckergehalts auszugleichen und sind daher auf Messungen angewiesen. Heißt bis heute pieksen und einen Blutstropfen auf einem Testgerät auf den Blutzuckergehalt prüfen lassen. Verhindert nicht, dass Betroffene einen zu stark abgesunkenen Blutzucker haben und ins Koma fallen können.

In Googles Labor X ist man einen anderen Weg gegangen, wie man 2014 in diesem Blog-Beitrag mitgeteilt hat. Über ein Jahr haben Forscher diverse Körperflüssigkeiten (Urin, Blut, Tränen etc.) darauf hin untersucht, ob sich dort der Blutzuckerspiegel (Glukose-Spiegel) zuverlässig feststellen lässt. Die Hoffnung war, eine einfache Lösung zur kontinuierlichen Blutzuckermessung zu finden. Tränenflüssigkeit lässt sich für diese Messung verwenden.

Google Glukosesensor
(Quelle: Google)

Die Idee der Google-Forscher war, eine intelligente Kontaktlinse zu verwenden. Diese soll sowohl einen Sensor, der den Glykosegehalt in der Augenflüssigkeit erfassen kann, als auch eine Antenne, um die Messwerte an einen Empfänger zu schicken, enthalten. Dieser Sensor kann dann den Träger der Linse vor Schwankungen des Blutzuckergehalts warnen. Denkbar sei auch – laut Google – Mikro-LEDs in der Kontaktlinse zu implementieren, die dann den Träger optisch warnen. Ich hatte im Blog-Beitrag Google geht ins Auge! Smarte Kontaktlinse für Diabetiker berichtet, aber auch meine Skepsis ausgedrückt, dass dies in ein zugelassenes Produkt münden kann (ich habe mal in der Chemie-Industrie mit integriertem Pharmabereich gearbeitet).

Projekt jetzt von Verily gestoppt

Seit der obigen Berichterstattung sind vier Jahre vergangen. Google hat mit Alphabet einen Mutterkonzern erhalten, und das Googles Labor X wurde zu Verily ausgegliedert. Verily ist die Life Science-Sparte von Alphabet. Am Freitag, den 16. November 2018 haben die Leute von Verily einen Blog-Beitrag Update on our Smart Lens program with Alcon veröffentlicht, in dem es um das obige Projekt geht. Die Entwicklung des Glykosesensors lief in Zusammenarbeit mit Forschern von Alcon, die Eye-Care Sparte von Novartis.

Dort schreibt man zwar, dass das Smart Lens Programm sich zu einer vielseitigen Elektronikplattform entwickelt habe, die Aktionen wie das Erfassen und Übertragen von Daten am Auge unterstützen kann. Die Forscher haben Methoden entwickelt, um drahtlose Elektronik und miniaturisierte Sensoren in eine Kontaktlinse zu integrieren und Tausende von Linsen in zahlreichen Formfaktoren hergestellt. Gleichzeitig wurde die Elektronikplattform auf drei verschiedene Versorgungsbereiche im Bereich des Auges ausgerichtet.

Zusätzlich zur ursprünglichen Glukose-Erfassungslinse haben die Entwickler an einer intelligenten, aufnahmefähigen Kontaktlinse für die Presbyopie (Altersweitsichtigkeit) und einer intelligenten Intraokularlinse zur Verbesserung des Sehvermögens nach einer Kataraktoperation (Grauer Star) gearbeitet. Während dieser Entwicklung wurden viele klinische Studien mit einzelnen Anwendern durchgeführt und Hunderttausende von biologischen Datenpunkten aus Messungen vor dem Auge gesammelt.

Die klinischen Arbeiten an der Glukose-Erfassungslinse zeigten, dass die Messungen der Zuckerkonzentration in der Tränenflüssigkeit keine ausreichende Korrelation zur Blutzuckerkonzentrationen ergab, um die Anforderungen an ein Medizinprodukt zu erfüllen. Dies resultiert zum Teil aus dem Problem, zuverlässige Glukosewerte aus der Tränenflüssigkeit in der komplexen Umgebung des Auges zu erhalten. Zum Beispiel fanden die Forscher heraus, dass Interferenzen von Biomolekülen in Tränen eine genauere Glukosemessung bei geringen Zuckerwerten verhinderte. Darüber hinaus haben die klinischen Studien gezeigt, dass es schwierig ist, die für eine zuverlässige Messung des Tränenzuckerspiegels erforderlichen stationären Bedingungen zu erreichen.


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Daher haben die Leute von Verily gemeinsam mit Alcon beschlossen, die Arbeit an der Glukose-sensitiven Linse auf Eis zu legen. Man will sich weiterhin auf die Projekte Smart accommodating contact lens und Smart intraocular lens konzentrieren. (via, via)


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