GPS-Spoofing: Finnland warnt vor falschen GPS-Signalen im Ostsee-Raum

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)[English]Es sind merkwürdige Vorgänge, die sich seit dem 24. Februar 2022 bei der Positionsbestimmung durch das Global Positioning System (GPS) ergeben. Das GPS-Signal ist im Ostseeraum gestört und die finnische Regierung warnt inzwischen vor falschen GPS-Angaben. Mehrere Flüge musste bereits zurückgerufen werden. Hier einige Informationen, was mir bekannt ist.


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GPS-Spoofing, kein Einzelfall

Das Verfälschen von GPS-Signalen durch Störsender, als GPS-Spoofing bezeichnet, ist bereits Gang und gäbe. Die Wikipedia zitiert die in den USA registrierte NGO C4ADS, die in einem im April 2019 veröffentlichten Bericht zwischen Februar 2016 und November 2018 insgesamt 9983 Spoofing-Vorfälle belegt. In diesem Fällen wurden GNSS-Signale bewusst gestört und verfälscht.

GPS-Spoofing in China

Hier im Blog hatte ich den Beitrag Shanghai, die Geisterschiffe und das GPS-Spoofing, der einen Vorfall mit Schiffen in China aufgegriffen hat. Dort wurden Schiffspositionen auf chinesischen Flüssen falsch angezeigt – die Schiffe fuhren laut GPS-Signal an Land. Vermutet wird, dass Störsender die Position von Schiffen, die illegal Sand in den Flüssen abbauen, verschleiern sollten.

GPS-Spoofing mit Beginn des Ukraine-Angriffs

Und dann gab es noch den obigen Facebook-Post vom 24. Februar 2022, über den ich informiert wurde. Einem Nutzer war aufgefallen, dass ab 4:00 Uhr in der Früh das GPS-Signal fehlerhaft war – und um 22:00 Uhr war es wieder so weit. Dem Betreffenden fiel das auf, weil ein Rasenmäh-Roboter Alarm schlug. Ich hatte dann kurz recherchiert, konnte aber keine weiteren Treffer zu diesem Sachverhalt erzielen. Der 24. Februar 2022 ist das Datum des Überfall auf die Ukraine durch das russische Militär.

Das Handelsblatt hat diesen Artikel zum Thema veröffentlicht und schreibt, dass Störungen des GPS-Signals für die Logistik zum Milliardenrisiko werden. Auch die Computerwoche hat einen Beitrag zum GPS-Spoofing veröffentlicht.

GPS-Ausfall im Ostsee-Raum

Gestern bin ich dann bei Golem auf einen Bericht gestoßen, dass es im Ostsee-Raum an der östlichen Grenze zu Russland und den baltischen Staaten großflächige Störungen des GPS-Signals gebe. Golem bezieht sich auf einen Bericht Unusual amount of reports about GPS interference near the eastern border of Finland vom 10. März 2022 der finnischen Behörde Traficom.

Die finnische Verkehrs- und Kommunikationsbehörde Traficom hat zahlreiche Meldungen über Störungen des GPS-Signals erhalten, die von Flugzeugen beobachtet wurden. Die Störungen begannen am Wochenende (5./6. März 2022) und dauern noch immer an. Am Dienstag (8.3.2022) meldeten mehrere Flugzeuge GPS-Signalstörungen in der Region um Mikkeli, Jyväskylä und Kuopio. Ein Flugzeug der litauischen Fluggesellschaft Transaviabaltika kann seit drei Tagen nicht mehr von Tallinn nach Savonlinna fliegen, weil das GPS-Signal auf dieser Strecke gestört ist.


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Nach Meldungen über GPS-Störungen hat Traficom am Montag die Fintraffic Air Navigation Services Ltd (Fintraffic ANS) aufgefordert, eine Notice to Airmen (NOTAM) zu veröffentlichen. NOTAMs dienen dazu, die Piloten über Dinge zu informieren, die sie zur Gewährleistung der Flugsicherheit zu beachten haben. Der Traficom Direktor Jari Pöntinen sagt dazu:

Fliegen ist immer noch sicher. Die Fluggesellschaften haben Verfahren, die sie bei einem Verlust des GPS-Signals anwenden. Die Flugzeuge können andere Systeme nutzen, um sicher zu navigieren und zu landen. Die Flugsicherung unterstützt die Piloten mit Hilfe anderer Landesysteme.

Für den Endanflug gibt es traditionelle Anflugsysteme, die nicht auf ein GPS-Signal angewiesen sind. Die Fluggesellschaften entscheiden aber selbst, ob sie in einem Gebiet operieren können, in dem Störungen des GPS-Signals bekannt sind. Golem zitiert einen Sprecher der Fluggesellschaft Finnair, der sagt: "Unsere Piloten haben in den letzten Tagen GPS-Störungen in der Nähe des Kaliningrader Gebiets festgestellt".  Und folgender Tweet zeigt in einer Animation Bereiche im Osten, in denen die GPS-Navigation gestört war.

GPS-Störungen

Traficom ist unbekannt, was die Störung verursacht. GPS-Störungen sind vom Boden aus schwer zu erkennen. An Bord von Flugzeugen ist es einfacher, und in der Luft können Störungen weit entfernt von der Quelle entdeckt werden. GPS-Störungen können vorübergehend und lokal sein, was eine nachträgliche Überprüfung erschwert. Es kann auch natürliche Ursachen wie Sonnenstürme geben. Mysteriös bleibt die Angelegenheit schon.


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8 Antworten zu GPS-Spoofing: Finnland warnt vor falschen GPS-Signalen im Ostsee-Raum

  1. theo sagt:

    Klingt für mich eher so, als ob die Betreiber von GPS das für die höchste Genauigkeit notwendige Korrektursignal abgeschaltet bzw. die künstliche Verschlechterung (selective Avaiblility) wieder eingeschaltet hätten. Dadurch können beispielsweise Waffensysteme ungenauer werden (Russische Cruise Missiles)

  2. Steter Tropfen sagt:

    Irgendwie abzusehen: GPS ist als militärisches System aufgebaut worden und wurde erst aufgrund der politischen Entspannung zur zivilen Nutzung freigegeben. Nun hat Putin die Zeit zurückgedreht. Plötzlich wird wieder alles auf Wehrhaftigkeit gepolt. Für Komfort-Funktionen wie die Ortung von Gartengeräten ist da kein Platz mehr.

    Es ist also doch ratsam, dass man noch mit Karte und Magnetkompass umgehen kann und weiß, wo die Sonne auf- und untergeht. Wenn ich denke, dass ernstlich diskutiert wurde, ob man heutzutage noch Wegweiser braucht, wo einem doch GoogleMaps jederzeit sagt, wo man hin muss…

  3. Luzifer sagt:

    Es ist Krieg in Europa … ist doch nicht überraschend! Dieser wird nicht nur mit Waffengewalt geführt, sollte mittlerweilen auch der letzte Hillibilly begriffen haben.

    GPS war von Anfang an ein militärisches Objekt, das man gütiger weise auch den Zivilisten zugänglich machte. Im Kriegsfalle allerdings … kann sich jeder selber denken.

  4. Ralf S. sagt:

    "Das Handelsblatt hat diesen Artikel zum Thema veröffentlicht und schreibt, dass Störungen des GPS-Signals für die Logistik zum Milliardenrisiko werden."

    Je mehr uns die hochgelobte Digitalisierung umschließt, umso mehr frage ich mich so langsam, wohin uns das eigentlich alles noch führen soll … Nicht nur, dass durch die ständigen und immer mehr werdenden Cyberangriffe schon jetzt permanent Milliardenverluste entstehen, sondern irgendwie einfach ALLES was mit Digitalisierung zu tun hat, wohl generell hochgradig angreifbar und gefährdet ist. Je nach Status und Nutzung mal mehr und mal weniger. Wenn ich dann in diesem Zusammenhang wieder höre, dass man z. B. durch das autonome Fahren die "Vision Zero" bei den Verkehrstoten verfolgt, dann frage ich mich echt, ob diese Sprecher von den bekannten Autobauern wirklich an das glauben, was sie da so alles rausplappern … Denn gerade beim autonomen Fahren soll ja so ziemlich alles, was irgendwie geht, miteinander vernetzt werden. Wird eine tolle trügerische Sicherheit vermitteln, die leider nur so lange einwandfrei funktioniert, wie es geregelte äußere Umstände gibt. Ob Kriege o. ä. dabei (schon) als "absolut sicher" berücksichtigt wurden? Sind diese maßgeblichen "Entscheider und Wortführer" eigentlich alle nur noch verblendet und realitätsblind?

    • Hobbyadmin sagt:

      > Sind diese maßgeblichen "Entscheider und Wortführer" eigentlich alle nur noch verblendet und realitätsblind?

      Ja.

      Es scheint so, als könne diese aktuelle Generation nur dann Probleme sehen, wenn diese auch praktisch bereits eingetreten sind. Das Erkennen von "möglichen" Problemen in der Zukunft oder das Betrachten von theoretischen Szenarien überhaupt gelingt vielen offenbar leider gar nicht mehr.

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