Kanada verbannt chinesischen Anbieter von Überwachungskameras, Hikvision

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)Der chinesische Anbieter von Überwachungskameras- und -technologie, Hikvision, wurde von der kanadischen Regierung aufgefordert, in Kanada umgehend seine Geschäfte einzustellen. Der Hintergrund sind Bedenken, dass die Produkt von Hikvision die nationale Sicherheit Kanadas bedrohen.


Anzeige

Wer ist Hikvision?

Hikvision ist ein 2001 zur Entwicklung von Videoüberwachungsprodukten und -lösungen gegründeter chinesischer Anbieter. Das Unternehmen beschäftigte 2021 über 42.685 Mitarbeiter, und der Umsatz beträgt inzwischen mehrere Milliarden Euro. Überwachungskameras von Hikvision werden auch in Deutschland häufig eingesetzt. Zudem werden Hikvsion-Kameras von vielen OEMs vertrieben.

Hikvision Produkte

2019 wurde bekannt, dass das Unternehmen eine Überwachungskamera damit beworben hat, dass diese auch ethnische Minderheiten, wie z. B. Uiguren, erkennen könne. Nach kritischen Nachfragen im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen gegenüber Uiguren löschte das Unternehmen die Produktseite.

Im November 2022 wurde der zukünftige Import und die Vermarktung von Hikvision-Produkten in den USA durch die Federal Communications Commission (FCC) aus Gründen der nationalen Sicherheit untersagt.


Anzeige

Im Februar 2023 ließ Australien am Außenministerium sowie an Verteidigungsstandorten unter anderem aufgrund von befürchteter Datenweitergabe an den chinesischen Geheimdienst Einrichtungen von Hikvision und von Dahua entfernen.

Im März 2023 sah das Bundesinnenministeriums ein Daten-Risiko beim Thema Überwachungstechnik aus China. Man geht von einer engen Verbindung zwischen chinesischer Wirtschaft und chinesischen Sicherheitsbehörden aus. Mir ist Hikvision vor allem durch gravierende Schwachstellen ein Begriff. Ich habe hier im Blog einige Beiträge zu diesem Thema veröffentlicht (siehe Artikel beim Beitragsende).

Auch Kanada wirft Hikvision raus

Bei The Register bin ich auf die Information gestoßen, dass Kanada nun ebenfalls Konsequenzen zieht. Kanadas Ministerin für Industrie (seit Mitte Mai 2025) Mélanie Joly hat in nachfolgendem Tweet bekannt gegeben, dass Hikvision zum Rückzug aus Kanada aufgefordert wurde.

Kanada zu Hikvision

In der Mitteilung heißt es, dass die kanadische Regierung Hikvision Canada Inc. nach einer nationalen Sicherheitsüberprüfung im Rahmen des Investment Canada Act angewiesen habe, alle Aktivitäten in Kanada einzustellen und das kanadische Geschäft zu schließen.

Die kanadische Regierung hat festgestellt, dass die Fortsetzung der Geschäftstätigkeit von Hikvision Canada Inc. in Kanada der nationalen Sicherheit Kanadas schaden würde. Diese Entscheidung sei das Ergebnis einer mehrstufigen Überprüfung, bei der die von den kanadischen Sicherheits- und Nachrichtendiensten bereitgestellten Informationen und Beweise ausgewertet wurden.

Der Geltungsbereich dieser nationalen Sicherheitsüberprüfung gemäß dem Investment Canada Act erstreckt sich nicht auf Hikvisions Tochtergesellschaften außerhalb Kanadas. Die Ministerin fordert jedoch alle Kanadier nachdrücklich auf, diese Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen und ihre eigenen Entscheidungen entsprechend zu treffen. Sprich: Kanadier könnten als Privatpersonen oder Firmen weiterhin Hikvision Produkte im Ausland bestellen und verwenden.

Die kanadische Regierung verbietet Ministerien, Behörden und staatlichen Körperschaften den Kauf oder die Verwendung von Hikvision-Produkten. Die kanadische Regierung führt außerdem eine Überprüfung bestehender Liegenschaften durch, um sicherzustellen, dass ältere Hikvision-Produkte in Zukunft nicht mehr verwendet werden. Das ist ein sehr deutliches Zeichen, dass dort sicherheitstechnisch einiges im Argen liegt.

Ähnliche Artikel:
Schwachstelle in 100 Millionen IP-Kameras von Hikvision und OEMs
Mirai Botnet Moobot zielt auf Hikvision-Kamerasysteme
Über 80.000 HikVision Überwachungskameras online übernehmbar
Webcams als Sicherheitsrisiko; Hikvision-Kameras und NVR mit Sicherheitsrisiko
Hikvision schließt Schwachstellen CVE-2024-25063 und CVE-2024-25064 in HikCentral Professional


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Geräte, Sicherheit abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

18 Antworten zu Kanada verbannt chinesischen Anbieter von Überwachungskameras, Hikvision

  1. mw sagt:

    Wo gibt es denn die angeblichen Beweise und Informationen zum Einsehen? Richtig abgesichert telefoniert da nichts nach Hause. Wo ist also das Problem?

    • FW sagt:

      Hast du doch genannt. Bei der "richtigen" Absicherung. Da wird einfach gekauft und hingehängt und alles mit OK/Weiter bestätigt, was an Fenstern auftaucht.
      Leider Gang und Gäbe… selbst bei "Verteidigungsstandorten".

    • Günter Born sagt:

      Diese WhatAbout-Kommentare helfen im Kontext nicht weiter. Es ist eine souveräne Entscheidung der kanadischen Regierung, die offenbar keinen mw bezüglich seiner sicherheitsrelevanten Einschätzung befragt haben.

      • mw sagt:

        Es wäre natürlich schon hilfreich, ob hier technische oder politische Argumente zu der Entscheidung geführt haben. Ohne Veröffentlichung der Analyse muß man annehmen, daß es sich um eine politische Entscheidung gehandelt hat. Das hat aber gar nichts mit Whataboutism zu tun, sonern man darf von einem technischen Blog schon mehr Details erwarten.

    • Anonym sagt:

      Bei Hikvision kann ich das ausnahmsweise mal nachvollziehen, im Gegensatz zu Huawei ist deren Hardware tatsächlich auch schon negativ aufgefallen. Ich habe auch Kameras deswegen zurückgehen lassen. Ich habe absolut kein Problem Anbieter oder Hardware auf Grund von belastbaren Gründen zu verbannen aber dann muss das halt auch für US-Anbieter wie z.B. Cisco und nicht nur Huawei gelten. Aber da wir in Deutschland halt keinen Mumm haben kriechen wir Agent bei Orange halt schön rum :( Naja nach der Bestechungsaffäre würde ich Huawei vielleicht auch nochmal anders bewerten aber dann bekomme ich halt mit Lobbyistmus auch wieder ein Problem. Aber ich lehne mich da mal fein zurück und sag, ist nicht meine Aufgabe und setze weiterhin auf OpenSource und offeneHardware.

      • Andy sagt:

        Es gibt ja noch viele andere Anbieter, die Hikvision-Kameras mit modifizierter Firmware versehen, wie z.B. ABUS.
        Wo werden diese Modifikationen durchgeführt? Sind die Kameras sichrer, wenn da eine andere Oberfläche und eine Europäische Cloud-URL drin steht?
        "Die Ministerin fordert jedoch alle Kanadier nachdrücklich auf, diese Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen und ihre eigenen Entscheidungen entsprechend zu treffen" Es wäre schön, wenn man sich anhand von Informationen ein eigenes Bild machen könnte.

  2. Anonym sagt:

    "Die Ministerin fordert jedoch alle Kanadier nachdrücklich auf, diese Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen und ihre eigenen Entscheidungen entsprechend zu treffen. Sprich: Kanadier könnten als Privatpersonen oder Firmen weiterhin Hikvision Produkte im Ausland bestellen und verwenden."

    Man sagt den Kanadiern nach, daß sie zumeist eigentlich engmaschig kooperieren. Ich denke, Hikvision wird hier nicht mehr viel Umsatz generieren.

    China hingegen hat bereits protestiert:
    http://german.china.org.cn/txt/2025-06/30/content_117954615.htm
    https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/HANGZHOU-HIKVISION-DIGITA-9015346/news/China-fordert-Kanada-auf-Fehlverhalten-zu-korrigieren-nach-Hikvision-Schlie-ung-50369015/

    Vielleicht hat es auch was hiermit zu tun (2022, USA):
    https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/handelskrieg-us-regierung-erwaegt-beispiellose-sanktionen-gegen-chinas-ueberwachungskonzern-hikvision/28307728.html

    • Günter Born sagt:

      Einige Kommentare gelöscht, da wieder vom Thema abweichend "wo sind die Beweise … etc.". Es ist eine Entscheidung der kanadischen Regierung, da ist es müßig, hier im Blog über Beweise oder nicht Beweise zu diskutieren – es bringt niemanden weiter – so dass ich die Kommentare im Einklang mit den ab heute geltenden und von mir durchgesetzten Regeln zum Kommentieren entfernt habe.

      • User007 sagt:

        @Günter Born:
        Kein Ding, Sie haben "Hausrecht", aber sind diese "Regeln" zufällig hier i-wo postuliert?

        Btw.:
        Bzgl. "es bringt niemanden weiter", da es eine Entscheidung einer (Fremd-)Regierung ist – dahingehend könnte wohl doch absolut kein Kommentar jemanden "weiter bringen", oder? 😉
        Keine Option auf Kommentardeaktivierung bei Artikeln?

        • User007 sagt:

          P.S.:
          Ähm, natürlich ist der Menüpunkt "Kommentieren im Blog" bekannt, allerdings ist's eben hier im Blog genauso verzwickt, wie überall woanders:
          Wo ist szs. die "rote Linie" überschritten mit "unproduktiven Kommentaren" oder folgt noch tatsächlich gelebter Meinungsfreiheit?
          Da muß man eben auch manchmal unangenehme (nicht zu verwechseln mit persönlich beleidigenden) Formulierungen aushalten können – Anspruch an sowie das Ausleben von Demokratie zeigt sich eben auch und insbesondere in Konflikt- und Kritikbefähigung auf ALLEN Seiten!

  3. Fritz sagt:

    Aussage 1: "Die kanadische Regierung verbietet Ministerien, Behörden und staatlichen Körperschaften den Kauf oder die Verwendung von Hikvision-Produkten."

    Aussage 2: "In der Mitteilung heißt es, dass die kanadische Regierung Hikvision Canada Inc. nach einer nationalen Sicherheitsüberprüfung im Rahmen des Investment Canada Act angewiesen habe, alle Aktivitäten in Kanada einzustellen und das kanadische Geschäft zu schließen."

    1. kann man freilich machen (hat die Telekom mit Huawei auch getan).
    2. ist mindestens geschäftsschädigend, zumal "auffordern" nicht nach einer gesetzlichen Grundlage klingt. Hat die Telekom mit Huawei-Handys auch nicht getan.

    Ich war übrigens kürzlich im Urlaub an der türkischen Rivera. Das dortige 5-Sterne-Hotel war komplett mit Kameras von Hikvision ausgestattet.

  4. oliver sagt:

    Hikvision ist nach Auskunft meines Distributors API der weltgrößte Anbieter von Überwachungskameras. Ich kann die Aussage nicht einschätzen, aber das Angebot ist in der Tat ziemlich groß. Die Qualität der Kameras ist dabei sehr gut, die Technik überdies recht günstig. Eine voll motorisierte dreh- und schwenkbare Kamera mit 4k habe ich in einem Projekt für gerade einmal 260€ eingekauft. Bei einem deutschen "Hersteller", besser Anbieter, war so ein Produkt unter 1000€ nicht zu haben. Die Software inkl. Cloud ist natürlich Black Book bis Anschlag. Da nickt man irgendwelche Lizenzbedingungen ab, aber echte Bindung an DSGVO und Co sucht man vergeblich.

    Sei es drum, der Kunde bekam ein technisch sehr ordentliches Produkt zu einem richtig guten Preis. Ich gebe aber zu, dass Bedenken hinsichtlich China hier eine nur sehr untergeordnete Rolle spielten.

    • Steter Tropfen sagt:

      Die bekannte Masche: Hardware zum unschlagbar günstigen Preis, obwohl gar nicht mal an der Qualität gespart wurde. Eigentlich sollte man da doch stutzig werden und sich fragen, was da sonst faul ist. Von nichts kann nichts kommen.
      Bei Huawei-Handys wird es ja inzwischen schon offen ausgesprochen: Die sind zwar günstig und trotzdem besser als die Konkurrenz, werden aber offenbar vom chinesischen Staat subventioniert, weil sie (auf jeden Fall in China) so viele Überwachungsfunktionen bieten. (sinngemäß zitiert nach irgendeiner einer Fach-Website)
      Ich glaube, die Geiz-ist-geil-Deutschen werden noch viel lernen müssen.

  5. Gast sagt:

    Mal unterstellt, dass die Hardware wirklich gut ist:
    Könnte man nicht einfach die Kameras mit einer alternativen/kastrierten Software betreiben, die nicht nach Hause telefoniert?
    Wäre eine Geschäftsidee.
    Es gibt doch auch entgoogelte Browser und Handys etc.

    • jup sagt:

      Nein auch mit alternativer Software bekommst Du die nicht sauber, das hat die Vergangenheit gezeigt.
      Es gab / gibt IC's mit hard einprogrammierten Logins, die bekjommst du auch mit eigener Software nicht raus …

  6. GüntherW sagt:

    Was sind den jetzt die konkreten Hintergründe?

    Nationale Sicherheit: OK, nachvollziehbar. Die Folgen müssten mit der Begründung weitreichend sein. Die Regierung hat ja laut http://www.bleepingcomputer.com Hikvision aufgefordert die Tätigkeit in Kanada einzustellen. Der Beitrag hier erwähnt ja auch, dass die Regierung den Bürgern rät keine Produkte mehr zu kaufen. Der Schritt ist ja schon nachvollziehbar und konsequent. Im Grunde wird der ganze Markt in Kannada platt gemacht UND das hat Auswirkungen auf andere Länder. Heißt aber auch, dass es es auch andere Bereiche/Produktgruppen/Firmen betreffen muss WENN es kein konkretes Problem mit Hikvision gibt?

    Dazu klingt es auch so, als gäbe es eine gewisse Dringlichkeit. Wenn aktiv was überprüft wird. Es wird ja nicht nur verboten, sondern auch aktiv danach gesucht. Wobei es hier um "ältere" Produkte geht, was dann wieder nicht mehr konsequent ist?

    "Die kanadische Regierung führt außerdem eine Überprüfung bestehender Liegenschaften durch, um sicherzustellen, dass ältere Hikvision-Produkte in Zukunft nicht mehr verwendet werden."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros. Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion. Kommentare, die gegen die Regeln verstoßen, werden rigoros gelöscht.

Du findest den Blog gut, hast aber Werbung geblockt? Du kannst diesen Blog auch durch eine Spende unterstützen.