Teil I: Microsoft kündigt Partner (CSPs) – Kontenpflege ein Problem?

Stop - PixabayIch nehme mal ein Thema hier im Blog auf, dass über einen Leser an mich herangetragen wurde, aber einige IT-Anbieter treffen könnte. Microsoft scheint kleiner Partner, die als Cloud Solution Provider (CSP) fungieren, ohne Vorwarnung die Verträge zu kündigen.  Das ist für CSP, die in diesem Bereich aktiv sind, inzwischen finanziell extrem schmerzhaft. Hier ein kurzer Abriss des Sachverhalts. Ergänzung: Der Artikel hat Resonanz ausgelöst, und wird durch Folgebeiträge ergänzt.

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Microsoft Cloud Solution Provider (CSP)

IT-Dienstleister, die Kunden Microsofts Cloud-Lösungen wie Microsoft 365 verkaufen wollen, können sich als sogenannte Cloud Solution Provider (CSP) registrieren.

Microsoft Cloud Solution Privider (CSP)

Wird in schillernden Farben auf der Microsoft Partner-Seite beworben und auf dieser Microsoft Seite mit möglichen Optionen wie "indirect Reseller" näher ausgeführt. Und so ist es kein Wunder, dass IT-Dienstleister sich als Cloud Solution Provider (CSP) bei Microsoft registrieren, um Software von Microsoft für Kunden zu erwerben und dann bereitstellen.

CSP-Kündigung aus heiterem Himmel

Ganz doof aber, wenn man als Microsoft Partner aber plötzlich als CSP gekündigt wird. Blog-Leser Andreas hat sich zum 30. Juni 2025 bei mir gemeldet und schrieb, dass ihm einfach  "von jetzt auf gleich" seine Partnerschaft bei Microsoft entzogen wurde. Dahinter stand  bei ihm aber auch ein MSP-Vertrag (Microsoft Solutions Provider), damit er als IT-Dienstleister seinen Kunden Microsoft-Produkte wie MS 365 verkaufen kann. Sein Fazit: "ich finde das sehr ärgerlich und zudem geschäftsschädigend".

Ähnlicher Fall auf LinkedIn

Der Leser hat mir dann noch einen Link auf den nachfolgenden LinedIn-Artikel von René Floitgraf geschickt.

LinkedIn-Artikel zur CSP-Kündigung

René stellt unter dem Kontext "Digitale Souveränität" die Frage, wie riskant ein Business-Konzept für IT-Dienstleister ist, das nur noch auf Microsoft 365 ausgelegt ist. Das Konzept kann bitter enden, wenn man plötzlich von Microsoft als CSP gekickt wird.

Im LinkedIn-Post findet sich die Beschreibung eines Falls, wo ein IT-Dienstleister ohne Angabe von Gründen aus dem Microsoft CSP-Programm ausgeschlossen wurde. Damit ging von einem Tag auf den anderen der Zugriff auf die Microsoft-Tenants seiner Kunden verloren – der Zugriff auf das Konto war entzogen. Es gab keine Vorwarnung, keine Eskalationsmöglichkeit, und keine Rückkehr zum Partner-Status.

Der Leser schrieb: "Angeblich hat Microsoft die Partner alle benachrichtigt", wie es in anderen Blogs beschrieben wird. Das stimme wohl, merkt der Leser an. Er hatte aber keine Möglichkeit die Kündigung als Partner zu verhindern. Er vermutet, dass das Problem durch seinen Firmenumzug verursacht wurde. Aber Microsoft Support erfährt man nichts, war seine Erfahrung.

CSP-Kündigungen kein Einzelfall

Andreas hat mir dann im Nachgang per E-Mail noch einige weitere Fälle zur Kenntnis gegeben, die zeigen, dass das alles kein Einzelfall ist. Hier

Das Ganze sind also keine isolierten Einzelfälle.

Microsofts Position ist klar geregelt

Die Position Microsofts ist in den AGB ziemlich klar festgezurrt und lautet: "Beide Seiten können mit 30 Tagen Frist die Partnerschaft beenden. Es besteht keine Verpflichtung zur Angabe von Gründen. Eine Wiederherstellung des CSP-Accounts ist nicht möglich".

Wer sich zum Vertriebsbüttel eines großen Konzerns macht und davon abhängig macht, dem bricht bei einer Kündigung das Geschäftsmodell zusammen. Mussten VMware Partner nach der Broadcom-Übernahme auch auf bittere Weise lernen. Da bekommt der Begriff "Digitale Souveränität" plötzlich eine sofort erfahrbare Relevanz.

Wortmann liefert Erklärung für CSP-Kündigungen

Als zweiter Blog-Leser hat sich Tim R. zum 1. Juli 2025 bei mir per E-Mail mit dem Betreff "Microsoft schmeißt CSP Partner ohne Begründung raus?" gemeldet. Tim ist in einer geschlossenen Facebook-Gruppe auf den Fall der Kündigung der Microsoft CSP Partnerschaft gestoßen – ist wohl der obige Betroffene.

Tim R. schrieb mir, dass dort ein Microsoft Partner, "der genau wie wir" über Wortmann die Microsoft 365 CSP-Lizenzen bezieht, berichtete, dass er ohne Begründung gekündigt wurde. Es heißt, dass es laut den Kommentaren in der FB-Gruppe möglicherweise mehrere Partner betrifft. Der Leser schrieb:

Bisher sind wir nicht betroffen, ich könnte mir aber vorstellen das wir das irgendwann dann mal auch sind.

Wir sind jetzt keine Befürworter von M365, und forcieren das absolut nicht, aber leider gibt es halt Kunden die wollen das unbedingt haben.

Tim hat dann bei Wortmann nachgefragt und erfahren, dass die Kündigung der Partnerschaft wohl in den meisten Fällen an mangelnder Pflege der Daten im Microsoft Partner Center-Konto liegt. Dann spreche Microsoft aus Compliance-Gründen die Kündigung aus.

Ob es in allen Fällen so zutrifft und was wirklich der Grund für die Kündigung ist, bleibt wohl oft im Dunkeln. Es scheint auch keine Vorwarnung zu geben, so dass die Partner plötzlich vor dem Aus stehen. Wie das juristisch final zu bewerten ist, kann ich nicht sagen. Microsoft regelt was in der AGB, aber das BGH hat AGB-Klauseln als zu einseitig auch mal für unzulässig erklärt.

Alles in allem sollte der obige Sachverhalt aber eine Warnung sein, sich allzu stark auf den "Schlitten Microsoft Partner" verlassen – könnte schnell schief gehen.

Artikelreihe:
Teil I: Microsoft kündigt Partner (CSPs) – Kontenpflege ein Problem?
Teil II: Microsoft kündigt Partner (CSPs) – Neuer Fall, neue Infos
Teil III: Microsoft kündigt Partner (CSPs) – Anforderungen an CSPs ab Oktober 2025

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21 Antworten zu Teil I: Microsoft kündigt Partner (CSPs) – Kontenpflege ein Problem?

  1. Olli sagt:

    >>> Tim hat dann bei Wortmann nachgefragt und erfahren, dass die Kündigung der
    >>> Partnerschaft wohl in den meisten Fällen an mangelnder Pflege der Daten im
    >>> Microsoft Partner Center-Konto liegt. Dann spreche Microsoft aus Compliance-
    >>> Gründen die Kündigung aus.

    Also früher – zu seligen MAPS Zeiten – musste(!) man einmal pro Jahr ein re-enrollment durchlaufen, wenn man sein MAPS verlängern wollte. Da konnte es also eigentlich keine veralteten Daten geben. Ist das nicht mehr so?

  2. Daniel A. sagt:

    Was ich mich dabei noch frage: Was machen die betroffenen Endkunden, die über diese gekickten CSPs ihre Lizenzen bezogen haben? Müssen die sich dann "nur" von jetzt auf gleich einen neuen Lieferanten suchen oder hat das noch mehr nachwehen? Weil im Tenant ist ja der Lieferant hinterlegt.

    • Phadda sagt:

      Den kannst normal wechseln wie sonst was. Gibt dann ein neuen Invite Link, welcher als Global Admin bestätigt wird und schon ist der neue CSP hinterlegt.

      • Gast sagt:

        Wie funktioniert das bei der Abrechnung?
        AFAIK hat der Kunde ja einen Vertrag mit dem CSP, ggf. ein Jahresvertrag.
        Muss der Kunde dann pronto seine Abrechnungsdaten ändern, um die Lizenzen nicht zu verlieren, ggf. doppelt zahlen?

  3. Anonym sagt:

    Da bekommt der Begriff "Digitale Souveränität" plötzlich eine sofort erfahrbare Relevanz.

    Die Relevanz von nicht vorhandenener Souveränität ist schon immer da, wird nur gerne ignoriert. Insofern ist es nur die "plötzliche Erfahrung", die noch für einige fehlt und jederzeit einschlagen kann.

  4. Manfred sagt:

    Hinter den Kulissen scheint das mehr Partner in Sorge zu bringen. Viele kleine und mittelständige IT-Dienstleister haben über die Distribution und Microsoft nun immer mehr Sorge. Zudem auch der noch unaufgeklärte Eingriff von Microsoft in die Konten des ICC. Da braut sich was zusammen.

  5. Peter Vorstatt sagt:

    > Tim hat dann bei Wortmann nachgefragt und erfahren, dass die Kündigung der Partnerschaft wohl in den meisten Fällen an mangelnder Pflege der Daten im Microsoft Partner Center-Konto liegt. Dann spreche Microsoft aus Compliance-Gründen die Kündigung aus. <

    Ich frage mich, wie es zu diesen Kündigungen aus heiterem Himmel kommen konnte, wo sich die Wortmann AG nach Selbstauskünften (1) doch so rührig um Partner, Fachhändler und Reseller beim Verkauf von Microsoft-Produkten kümmert. Etwas mehr Engagement dürfte das Wortmannsche CSP-Team dann doch zeigen, um den betroffenen Partnern zur Seite zu stehen resp. sich vor sie zu stellen.

    Wundert mich aber nicht, der Hardwarevertrieb ist ja auch nicht das Gelbe vom Ei (Stichworte: Technical Presales Auskünfte bei Servern, Pflege von Server-Firmware).

    (1) https://mailing.wortmann.de/i/Ue0mBLYg5AybsXphvImy7i3jAvO4DGZx

  6. Christian sagt:

    Bei meiner Umfirmierung gabs auch etwas ärger mit der Änderung als CSP Partner, tatsächlich geht das bei MS sofort in die Prüfung sofern man nur eine Kleinigkeit dort ändert. Wäre interessant zu wissen ob das wirklich darauf beruht oder MS hier schlicht und einfach kleine Fische aussortiert. Wäre bitter, denn die Margen sind als Reseller sehr angenehm.

  7. xx sagt:

    Das Problem ergab sich bei mir vor Jahren, weil beim Admin Partner Konto keine Mail Adresse hinterlegt war.
    Ich hatte nie reingeschaut.. und war dann überrascht.
    Inzwischen habe ich gelernt.. dass MS das Impressum der Webseite prüft, und mit der Steuernummer abgleicht. Und dass es sinnvoll ist Kontaktdaten zu pflegen damit MS sich bei mir melden kann.

  8. JanM sagt:

    Es wird vermutlich ab Oktober 2025 bzw. dem Microsoft FY26 noch weitere CSP Tier 1 (Direct bill) / CSP Tier 2 (Indirect Reseller) Partner treffen, die sich nicht um die möglicherweise notwendigen Änderungen kümmern:

    https://learn.microsoft.com/en-us/partner-center/announcements/2025-may#requirement-updates-for-csp-partners

  9. Anonym sagt:

    Irgendwie ein Gefühl, dass mittelfristig Microsoft die im Vergleich sicherlich kostenintensivere Betreuung und Bereitstellung der Infrastruktur usw. für kleinere und mittlere nennen wir es mal "Zwischenhändler" kappen und die Kunden direkt bespielen wollen wird.

  10. Rick sagt:

    Unser MS Partner hat uns vor einiger Zeit diesbezüglich einen Newsletter mit Infos zu diesen Themen gesendet. Kurzfassung war: Man muss den Security Score erreichen (MFA, dugl), die Stammdaten müssen aktuell sein, und man muss das aktuelle Partnerageement bestätigen. — dann sollte eigentlich nichts passieren.

    Wenn man die richtige Mailadresse in den Stammdaten hinterlegt hat, bekommt man diese Infos auch durchaus von MS. Aber dennoch immer gut wenn man als CSP einen vernünftigen Partner hat (wir sind bei SoftwareOne)

  11. Oliver L. sagt:

    Wer sich nicht kümmert, eine Website ohne UStID illegal betreibt, sich nicht um Weiterbildung kümmert, fliegt irgendwann eben raus. Ganz früher zu anfangszeiten habe ich auch direkt über Microsoft vermarktet. Irgendwann lief das dann über die großen Distributoren, mit eigenem Cloud Marketplace, sehr fortschrittlich und effizient. Aber man muss sich eben kümmern und immer up-to-date bleiben.
    Dann klappt es auch mit dem Nachbarn. Selbst AVM schmeißt kleinere, finanziell uninteressante Partner mittlerweile raus, sehr nachvollziehbar.

    • Anonym sagt:

      In meinem Fall kamen 2 Mails innerhalb von einer Woche.
      Gerne auf Englisch und nach 23h…
      Wer da nicht drauf reagiert (Urlaub, überlesen , SPAM etc…) hat Pech.
      Denn die nächste Mail 6 Monate später !! bedeutet die Kündigung binnen 30 Tagen.
      Umsatz >10Teur scheint auch kein Hindernis.

      Das Microsoft in dem Fall selbst die Stammdaten geändert hat, und nun um Verifizierung bittet, mit diesen 2 Mails ist schon frech.
      Denn Solo Selbständige sollten sich bitte nun mit Ihrem Namen registrieren nicht mehr mit Firma. Und "Fima, Inh.: Name" geht natürlich wegen den Sonderzeichen auch nicht.

      Seit der Migration vom alten Partner center (PMC) in das neue gab es bei mir immer Probleme. Umsätze habe ich noch nie im Partnercenter gesehen.
      Aktuell warten immer noch 258 Surface Partner:
      "A Surface Eligibility issue impacting 258 Surface Reseller partners is being investigated. Impacted partners may not see earnings accurately reflected for April 2025. Fix ETA is June 19, 2025."

      Also ich sehe hier die Schuld nicht alleine beim Partner…

      • Anonym sagt:

        update:
        die 258 Surface Partner haben wohl alle kein aktives CSP Programm mehr, deswegen ging es bei mir zumindest nicht…

        Hier hat der Microsoft support aber vorgeschlagen das auf eine andere Tennant-ID umzulagern, damit war die Kuh vom Eis.

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