DSA-Beschwerde gegen Google wegen AI-Übersichten

Stop - PixabayEine Allianz aus NGOs, Verbänden und Organisationen der Medienwirtschaft hat bei der Bundesnetzagentur in ihrer Rolle als Digital Services Coordinator (DSC) förmliche Beschwerde gegen den Google-Dienst AI Overviews eingereicht. Nach Auffassung der Unterzeichner verletzt Google mit der Integration KI-generierter Antworten (sog. Google AI Overviews) in die Suche zentrale Vorgaben des Digital Services Act (DSA) – mit gravierenden Folgen für Medienvielfalt, Meinungsfreiheit und demokratischen Diskurs.

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Das teilte die Allianz am 18. September 2025 mit. Der Hintergrund ist, dass Internetsurfer bei Suchanfragen über die Google Suchmaschine mit der seit einiger Zeit verfügbaren Funktion AI Overviews Antworten direkt in der Google Suchergebnisliste erhalten. Dies erspart den Leuten, die Originalquellen aufzurufen.

Konkurrenz zu den Publishern

Die Beschwerdeführer argumentieren, dass Google so ein Konkurrenzprodukt zu journalistisch-redaktionellen Inhalten schafft. Der Vorwurf: Google entzieht Medienhäusern damit Reichweite sowie Werbeeinnahmen und gefährdet ihre Refinanzierung, wobei Google dies alles auf den Inhalten Dritter aufbaut.

Daniela Beaujean, Geschäftsführerin des VAUNET – Verband Privater Medien, erklärt für die Allianz der Medien- und Digitalwirtschaft: "Google platziert seine KI-Antworten vor den Inhalten Dritter und wird damit zum ‚Traffic-Killer'. Im Ergebnis reduziert Google AI Overviews die Reichweite und Auffindbarkeit unabhängiger und demokratierelevanter privater Medien. Als für die Informations- und Inhaltevermittlung relevante Plattform ist Google aufgefordert, entsprechenden Risiken, Intransparenz und Fehlinformationen entgegenzuwirken. Es liegt in den Händen der Bundesnetzagentur als Digital Services Coordinator und der EU-Kommission, nun eine konsequente Umsetzung des DSA zu gewährleisten."

Risiken durch Fehlinformationen und Intransparenz

Ich hatte kürzlich bereits im Artikel Das freie Web liegt im Sterben – sagt Google auf diese drohende Entwicklung hingewiesen. Wobei die Ergebnisse der AI-Suche eher bescheiden bis falsch sind, wie ich im Beitrag Finger weg: Die Google AI-Suchergebnisse sind eine Katastrophe! offen gelegt habe. Persönlich verzichte ich auf die AI-Zusammenfassung und nutze inzwischen (wegen stark nachlassender Leistung der Google Suche) alternative Suchmaschinen wie DuckDuckGo.

Die Beschwerdeführer weisen ebenfalls darauf hin, dass die von Google generierten Antworten auf einem proprietären Modell basieren, dessen Funktionsweise intransparent ist. Untersuchungen zeigen immer wieder, so die Allianz der Beschwerdeführer, dass die KI auch fehlerhafte oder erfundene Inhalte verbreitet – ein direkter Widerspruch zu den Zielen des DSA.

Dr. Christine Jury-Fischer, Geschäftsführerin Corint Media, dazu für die Allianz der Medien- und Digitalwirtschaft sagt dazu: "Google drängt einmal mehr konkurrierende Angebote zurück, um die eigene Machtposition zu festigen. Wenn Medienvielfalt und demokratischer Diskurs erhalten bleiben sollen, ist regulatorisches Einschreiten dringend geboten. Denn „digitale Souveränität" bedeutet nicht nur, über eine unabhängige digitale Infrastruktur zu verfügen, sondern auch für eine unabhängige diskriminierungsfreie Distribution digitaler journalistischer Inhalte zu sorgen."

Hoffen auf DSC und die EU-Kommission

Die Beschwerdeführer fordern die Bundesnetzagentur in ihrer Rolle als Digital Services Coordinator (DSC) auf, die Europäische Kommission gemäß Art. 65 Abs. 2 DSA einzuschalten und ein Verfahren einzuleiten. Bei Verstößen gegen den Digital Service Act (DSA) drohen empfindliche Sanktionen – bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

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5 Antworten zu DSA-Beschwerde gegen Google wegen AI-Übersichten

  1. Peter Vorstatt sagt:

    Betr. "… gravierenden Folgen für Medienvielfalt, Meinungsfreiheit und demokratischen Diskurs … AI Overviews … erspart den Leuten, die Originalquellen aufzurufen.":

    Medien- und Werbewirtschaft trommeln wieder mit ihren kleinen Fäustchen an die Türen des Staates, der ihre eingebildete Rolle als Kulturwahrer durchsetzen soll. Sie klingen wie die Gegner des Buchdrucks mit ihren Klagen, das Lesen der Bibel erspare den Gläubigen den Gang in die Kirchenpredigt.

    Wie unverschämt, den Lesern zu unterstellen, in ihrer Willensschwäche und Unmündigkeit könnten sie nur unentrinnbar im Spinnennetz dieser – bestenfalls halbgaren – KI-Zusammenfassungen hängen bleiben.

    Die sollen sich durch bessere Inhalte und nicht durch Verbotsforderungen profilieren. Es gibt genügend Verlage, die vormachen, wie man ordentlichen Content vergoldet, in Auswahl (1)-(5).
    _
    (1) https://www.nomos-elibrary.de/de/
    (2) https://www.hanser-elibrary.com/
    (3) https://www.oreilly.com/
    (4) https://brill.com/
    (5) https://link.springer.com/

    • Günter Born sagt:

      Lie einfach den Kernvorwurf, denke nach und überlege neu. Es geht nicht um den Leser und dessen 'Bevormundung', sondern um eine marktbeherrschende Stellung samt der Gefahr einer Beeinflussung. Da ist das Recht, nach einer DSA Untersuchung zu rufen, gegeben.

      Was deine Printverlage da als Beleg sollen, verstehe ich nicht, es sei denn, Du spielst auf deren open Book Modell an. Da ich einige Jahre für O'Reilly geschrieben habe, weiß ich, wie das vergolden ausschaut und der KI Ansatz denen das Genick brechen kann.

      • Peter Vorstatt sagt:

        + Betr. "Es geht nicht um den Leser und dessen 'Bevormundung', sondern um eine marktbeherrschende Stellung samt der Gefahr einer Beeinflussung.":

        Doch, genau darum geht es. Die Vorstellung, die Leser blieben an diesen Zusammenfassungen hängen wie die Fliegen am Leim und daraus würde eine sich verstetigende Marktbeherrschung erwachsen, ist paranoid.

        Zu den AI Overviews haben wir hier im Forum schon genügend Meinungen des Tenors 'unbrauchbar' vernommen. Ich kenne niemanden, der auf das KI-Geschreibsel schwört. Wenn die Verleger meinen, eine Abwanderung feststellen zu können, dann hat das – trotz Medienvielfaltgezeter- wohl eher mit Einfalt und Oberflächlichkeit des Gebotenen zu tun.

        + Betr. "Was deine Printverlage da als Beleg sollen":

        Sie haben das Konzept dieser Portale nicht verstanden. Der Begriff Printverlage ist überholt. Es handelt sich vielmehr um Vertriebsportale für elektonische Publikationen (online lesbar und/oder als herunterladbare Volltexte (eBooks)). Dass dort auch allfällige Printausgaben bestellt werden können, wird zunehmend zum Nebenschauplatz. Entgegen eines verbreiteten Irrtums in Buchhandels- und Bibliotheksfachkreisen stehen diese Portale zunehmend auch als natürliche Personen auftretenden Käufern/Subskribenten offen (1).

        + Betr. "Da ich einige Jahre für O'Reilly geschrieben habe, weiß ich, wie das vergolden ausschaut":

        Dass Autoren von ihren Verlagen ausgenommen werden ist wohl seit jeher die Regel. Das Vergolden bezog sich auf die Einkünfte der Eigentümer.
        _
        (1) https://www.nomos-elibrary.de/de/page/agb
        "Der Verlag bietet individuellen und institutionellen Kunden verschiedene Inhalte, z.B. Zeitschrifteninhalte sowie eBooks, zur dauerhaften Nutzung (sog. „Kaufmodell") über die Nomos eLibrary an."

  2. Anonymous sagt:

    6 Prozent "Sanktion" aus 2025 wären bei ALPHABET(GOOGLE) ganze 20,23 Milliarden US-Dollar – ich glaube die fangen schon an, sich einen Verwalter (gibt es sowas in den U.S.A.?) zu suchen… ->

    https://companiesmarketcap.com/de/alphabet-google/umsatz/

  3. Windowsnutzer1969 sagt:

    Zitat:
    "Wenn Medienvielfalt und demokratischer Diskurs erhalten bleiben sollen, ist regulatorisches Einschreiten dringend geboten."

    Mal wieder ein Widerspruch in sich selbst, denn genau dadurch wird jeder demokratische Diskurs garantiert nachhaltig zerstört! Und wie eingebildet kann man eigentlich sein:

    Zitat:
    "Im Ergebnis reduziert Google AI Overviews die Reichweite und Auffindbarkeit unabhängiger und demokratierelevanter privater Medien."

    Wer bitte legt fest, welche Medien "demokratierelevant" sind? Dieser Lobbyverein etwa und seine diversen "NGOs"? Lächerlich …!

    Und dann:
    Ständig nach KI rufen, aber sich dann beschweren, wenn die "Ergebnisse" nicht in die gewünschte (!!) Richtung laufen … Aber die EU wird – wie fast immer – diese Steilvorlage sicher mal wieder dankbar an- und den "Kampf" voller Freude aufnehmen. Denn: Wir mischen uns garantiert überall ein, drangsalieren und nerven jeden (und behandeln ihn nebenbei noch als kleines, unmündiges Kind) und regulieren, "lenken" und verbieten garantiert alles platt! Bitteschön … Woanders fliegen sie demnächst zum Mars. Wir haben dafür eine EU, die uns langsam aber sicher zu Tode reguliert und bürokratisiert und immer tiefer in die persönlichen Freiheitsrechte der Menschen eingreift … Hat alles inzwischen rein gar nix mehr mit der ursprünglichen Idee der Gründerväter einer freiheitlichen EU zu tun.

    Und nein, ich bin KEIN Feind des Kontinents Europa – ganz im Gegenteil: Ich liebe Europa und seine Länder. Aber ich sehe das bürokratische "Konstrukt EU" (als nicht mehr sonderlich zielführende, supranationale Organisation) aus verschiedensten Gründen sehr kritisch und sehe sehr großen Reformbedarf, damit dieses Konstrukt überhaupt zukunftsfähig bleibt und weiterhin überleben kann. Stichworte: demokratische Legitimierung, Korruption und Kompetenzspielraum der EU bzgl. der einzelnen Staaten.

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