Nachlese AWS-Vorfall: Viel Enshitification, Ursachen und Erkenntnisse

AmazonAm 20. Oktober 2025 kam es weltweit zu einem Ausfall der Amazon Web Services (AWS), und plötzlich funktionierte das "halbe Internet" nicht mehr. Inzwischen gibt es einen Bericht über die Ursache, und es gibt einige Erkenntnisse, die man aus dem Vorfall ziehen könnte. Zum Beispiel, dass arg viele Enshitification-Produkte auf dem Markt sind und dass die Cloud-Infrastruktur kaputt ist.

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Rückblick auf den AWS-Ausfall

Es war am 20. Oktober 2025, als Nutzer so gegen 9:30 Uhr deutscher Zeit plötzlich feststellten, dass verschiedene Internetdienste und Seiten nicht mehr funktionierten. Ich war durch einen Leser darauf hingewiesen worden, dass der Messenger-Dienst Signal nicht mehr funktionierte.

Störung Signal & Co.

Auf X und anderen Plattformen wurde schnell klar, dass mehr Dienste gestört waren. Und es kristallisierte sich heraus, dass alles mit einem globalen Ausfall der Amazon Web Services (AWS) zusammen hing. Da wurden dann schnell Abhängigkeiten sichtbar, die man so nicht vermutet hatte. Bei der gematik gab es TI-Störungen bei eRezept und ePA, weil Krankenkassen AWS für ihre Software-Umgebung nutzten. Auch Online-Banken lagen mit ihren Diensten "auf dem Kreuz". Autodesk-Nutzer schauten ebenfalls in die Röhre, weil die Produkte die Autodesk-Lizenzserver nicht erreichten und die Arbeit einstellten. Ich hatte das Drama im Blog-Beitrag Amazon AWS und Signal sowie viele weitere Dienste gestört? (20.10.2025) zeitnah aufgegriffen.

Enshitification und fatale Abhängigkeiten

Der Ausfall der Amazon Web Services (AWS) hat einige unangenehme Erkenntnisse für die IT-Leute und möglicherweise die Verbraucher gebracht. Wobei ich mir bei den Konsumenten nicht sicher bin, wie weit die Degeneration bei manchen Zeitgenossen bereits fortgeschritten ist.

Produkt-Enshitification durch AWS-Integration

Den obigen Spruch von Einstein beziehe ich auf Meldungen, über Probleme bei Produkten, die durch den AWS-Ausfall funktionslos wurden. Gut, dass eine Ring-Türkamera möglicherweise nicht mehr zu AWS sendet, wenn der Dienst steht.

Wasserfilter durch AWS-Ausfall gestört

Wenn bei Leuten der "intelligente" Wasserfilter kein Trinkwasser mehr liefert, weil AWS ausgefallen ist, wie in obigem Tweet angedeutet, ist das in meinen Augen eindeutig Enshitification und ein Zeichen, dass sich die Gesellschaft irgendwie im Niedergang befindet.

Kaputtes Bett durch AWS-Ausfall

In die gleiche Kategorie würde ich obige Meldung verorten. Der Anbieter Eight Sleep bietet ein smartes Bett an, das beheizt und in der Position verstellt werden kann – alles über AWS gesteuert. Der AWS-Ausfall führte dazu, dass einiger der Käufer der "intelligenten 2.000 Dollar-Matraze" in einer sehr geneigten Position in einem überheizten Bett verbringen musste. Das Teil ließ sich halt nicht mehr bedienen. Bezüglich der Heizung: Ich hätte ja eigentlich den Stecker gezogen und gut ist.

Golem hat ein paar Zeilen zu diesem Vorfall veröffentlicht. Der Hersteller will jetzt einen "Offline-Modus" für seine Betten basteln. Kommt davon, wenn das Bett intelligenter ist als der Schläfer drin – da kann ich verstehen, dass KI da rein muss. Nicht auszudenken, wenn so ein Bett per Ransomware gekapert wird, und erst nach Zahlung von Lösegeld wieder freigegeben wird.

Unangenehme Erkenntnis: Zu viele Abhängigkeiten

Dass der Ausfall der Amazon Web Services plötzlich das halbe Internet zum Stillstand brachte, zeigt die fatalen Abhängigkeiten, in die uns die moderne IT gebracht hat. Ismael Wrixen, CEO von ThriveCart – einer  digitalen Handelsplattform – drückt es recht drastisch aus: Der weltweite Ausfall von AWS hat nicht nur große Websites lahmgelegt, sondern auch das Vertrauen in die Cloud erschüttert. Für Millionen von Online-Unternehmen sei dies eine deutliche Mahnung, dass Bequemlichkeit ohne Notfallplan innerhalb weniger Minuten Millionen kosten kann.

Die frage ist, welche langfristigen Auswirkungen der Vorfall hat und ob die Verantwortlichen Lehren daraus ziehen. Ismael Wrixen meint, dass der Ausfall die Diversifizierung der Anbieter und die Strategien für die Cloud-Architektur bis 2026 verändern könnte. Sehe ich skeptisch, denn auch die Multi-Cloud-Strategie hat gezeigt, dass viele Dienste durch den AWS-Vorfall beeinträchtigt waren, weil die in irgend einem Teil von AWS abhängig waren. heise hat das Dilemma in diesem Kommentar auf den Punkt gebracht.

Was hat den Ausfall verursacht?

Inzwischen wurde der detaillierte AWS-Bericht Summary of the Amazon DynamoDB Service Disruption in Northern Virginia (US-EAST-1) Region zum Zwischenfall veröffentlicht.

AWS post incident report

Obiger Tweet fasst die wichtigsten Punkte zusammen. Die DNS-Einträge werden von zwei Systemen verwaltet.

  • Eine Race Condition führte dazu, dass regionale Einträge gelöscht wurden.
  • Die Einrichtung von EC2-Leases funktionierte nicht, da sie von DynamoDB abhängig ist.
  • Schwankende NLB-Zustandsprüfungen führten zur Löschung von EC2-DNS-Einträgen.

Und dann stand das halbe Internet. Ergänzung: The Register hat den Bericht in diesem Artikel noch etwas aufbereitet.

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Eine Antwort zu Nachlese AWS-Vorfall: Viel Enshitification, Ursachen und Erkenntnisse

  1. User007 sagt:

    Hi @Günter,

    schön beschrieben, vor allem der Part rund ums Bett – ich bin vor Lachen vom Stuhl gerutscht. 😁
    Also, das ist's jetzt…die schöne neue digitale Welt, weil jeder noch so unbedeutende Scheiß eine Verbindung zum Internet benötigt, um funktionieren zu können?
    Oh weh…wird vermutlich bald Zeit sich zu verabschieden?! 🙄

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