Einheitliche EU-Ladeschnittstelle für Smartphones & Tablets

Tablet PCs und Smartphones boomen – und die zum Laden der Akkus erforderlichen Ladegeräte produzieren jährliche viele tausend Tonnen vermeidbaren Elektroschrott. Eine auf freiwilliger Basis von den Smartphoneherstellern in der EU eingeführte "universelle Ladeschnittstelle" stand seit Anfang 2013 zur Disposition. Jetzt hat die EU wohl eine Entscheidung gefällt – eine gesetzliche Regelung kommt. Hier ein Update auf den neuesten Stand.


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Die Selbstverpflichtung der Hersteller/Importeure

Eigentlich war es ja eine geniale Situation: Seit Sommer 2011 waren Smartphones in der EU mit einer microUSB-Buchse versehen, über die sich die Akkus der Geräte aufladen ließen (siehe Foto).

Zurück ging dies auf eine (auf Druck der EU) herbeigeführte, freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller und Importeure von Smartphones. Das betreffende Memorandum of Understanding wurde sogar bereits 2009 durch Hersteller wie Apple, Samsung und Nokia unterzeichnet.

Die Hersteller wollten die Selbstverpflichtung beerdigen

Die oben zitierte Selbstverpflichtung lief aber Ende 2012 aus – und plötzlich wollten die Hersteller die microUSB-Buchse nicht mehr zum Laden von Smartphones und Tablet PCs einsetzen. Angeführt wurden allerlei technische Hintergründe – aber es gab keine Einigung.

Darauf platzte der EU quasi der Kragen und im September wurde eine gesetzliche Regelung angekündigt. Ich hatte dies u.a. im Beitrag Kommt endlich die einheitliche EU-Ladeschnittstelle? aufgegriffen. Wer aber die EU-Bürokratie in Brüssel kennt, weiß wie langsam die Mühlen laufen – und dank EU-Lobby auch schon mal rückwärts drehen.

Neue Initiativen braucht das Land

Es geschehen möglicherweise doch Zeichen und Wunder. Vor ein paar Tagen hatte ich den Artikel Ladegeräte: Universalschnittstelle für Notebooks und Rückruf für HP-Chromebooks veröffentlicht. Inhalt: Das Normungsgremium IEC arbeitet an der Standardisierung der Ladegeräte für Notebooks. Die IEC Technical Specification (TS) 62700 soll Anfang 2014 erscheinen und beschreibt elektrische Parameter, Grenzwerte sowie einen einheitlichen Steckverbinder für Notebook-Ladegeräte.

Nun las ich letzten Donnerstag bei heise.de dass sich die Verhandlungsführer aus EU-Parlament, Ministerrat und Kommission auf die notwendige Reform der EU-Richtlinie über Funkanlagen geeinigt haben. Die betreffende Pressemitteilung des Europa-Parlaments vom 19. Dezember 2013 lässt sich hier abrufen. Berichterstatterin Barbara Weiler (SPD) zeigt sich erfreut darüber, dass die EU nun endlich einen einheitlichen Ladestecker für Mobilgeräte im Tablet PC- und Smartphone-Bereich gesetzlich vorschreibt.

Mobiltelefone und Tablet PCs müssen zukünftig mit einem universellen Ladestecker (die Pressemitteilung spricht von "charger")  ausgestattet sein, um Kosten und Müll zu sparen. Wie heise.de schreibt, macht der Entwurf der EU-Richtlinie jedoch keine technischen Detailvorschriften zum universellen Ladestecker oder zu eventuell einsetzbaren Adaptern.


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Die EU-Richtlinie muss nun noch vom EU-Rat und EU-Parlament in Plenarsitzungen beschlossen werden und der federführende Binnenmarktausschuss der Abgeordnetenvertretung muss zustimmen. Diese Schritte werden aber als Formsache angesehen. Mit dem Abschluss der EU-Gesetzesinitiative wird bis März 2014 gerechtet – EU-Mitgliedstaaten müssen dann binnen 2 Jahren diese Richtlinie in nationales Recht umsetzen. Die Hersteller hätten dann noch ein weiteres Jahr, um der Regel nachzukommen.

Meine 2 Cents

Einerseits ist es erfreulich, dass sich scheinbar etwas auf EU-Ebene bewegt (auch wenn z.B. bei heise.de das Forum von Kommentaren der Art "Schwachsinn, Regulierungswut, geht nicht etc." geflutet wird). Spannend wird es, zu verfolgen, wie die Umsetzung in nationales Recht erfolgt und wie die Hersteller das letztendlich technisch umsetzen. Könnte also sein, dass die Hersteller da am Gerät unterschiedliche Buchsen aber ein Kabel mit universellem (USB-)Stecker verwenden. Wäre natürlich bei fester Verkabelung, wie ich es hier im Büro habe (da ist ein USB-Kabel mit microUSB-Stecker am PC und ich schließe unterschiedliche Geräte, ggf. über einen Adapter an – siehe auch den Artikel microUSB-Adapter: Das Ende das Kabelsalats), nicht gerade optimal.

Schade ist auch, dass man (aus rechtlichen Gründen) so lange Fristen gewähren musste. Bleibt zu hoffen, das die EU-Richtlinie wirklich im März verabschiedet wird und die Hersteller schon eine Lösung in der Schublade haben, die vor 2017 beim Verbraucher ankommt.

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