Windows 8: Hyper-V im Test – Teil I

Eine der Neuerungen von Windows 8 ist ja die Virtualisierungsunterstützung durch Hyper-V 3.0. Ich hatte im Blog schon kurz drüber berichtet. Im Rahmen meines Buchprojekts zu Windows 8 Consumer Preview habe ich mir mal Hyper-V vorgenommen und möchte in einer kleinen Artikelreihe einen ersten Überblick und einen Eindruck gegen.


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Bei Hyper-V handelt es sich um die von Microsoft ursprünglich für Windows Server entwickelte Virtualisierungslösung, die sowohl einen Client (Hyper-V-Manager) als auch die eigentliche Hyper-V-Plattform (Virtualisierer, Hyper-V-Plattform) beinhaltet. In Windows 8 CP hat Microsoft die Version 3.0 integriert, so dass eine Virtualisierung out-of-the-box möglich sein sollte. Ich hatte zur Developer Preview schon mal ein paar Takte zu geschieben [a] und unter [b] gibt es auch noch was von Microsoft. Nun soll ein zweiter Blick auf die Sache geworfen werden.

a: Hyper-V in Windows 8
b: Windows 8: Offizielle Informationen zu Hyper-V

Und da geht nix – Hard- und Softwareanforderungen

Wer in den Genuss von Hyper-V unter Windows 8 kommen will, benötigt eine entsprechend ausgestattete Maschine.

  • Der Hyper-V-Server der Version 3.0 lässt sich nur auf 64-Bit-Plattformen von Windows 8 ausführen. Die 32-Bit-Variante von Windows 8 enthält keine Hyper-V-Virtualisierungsplattform (Hypervisor), sondern nur die Hyper-V-Verwaltungstools (z.B. Hyper-V-Manager) zum lokalen und Remotezugriff auf virtuelle Maschinen.
  • Zudem werden mindestens 4 Gbyte RAM zum Ausführen der Hyper-V-Plattform gefordert. Diese Speicheranforderung wird mittlerweile aber selbst von Desktop-Systemen im Consumerbereich erfüllt.
  • Die Virtualisierungsplattform (Hypervisor) von Hyper-V 3.0 setzt zwingend eine SLAT-Unterstützung (Second Level Address Translation) der CPU voraus [c]. Dies war bei früheren Versionen von Hyper-V noch nicht der Fall – in Windows Server 2008 R2 reichte eine Intel-VT-X- oder AMD-V-Unterstützung.

Der Zwang zur SLAT-Unterstützung ist in meinen Augen momentan die größte Hürde zur Verwendung von Hyper-V unter Windows 8. Microsoft schreibt zwar, dass Second Level Address Translation (SLAT) von modernen Intel- und AMD-CPUs unterstützt wird. Konkret heißt dies aber, dass nur AMD-Prozessoren ab der K10-Baureihe oder Intel iCore-CPUs (i5, i7) in Frage kommen. Und in Firmen stehen zig Tausende Altsysteme, die genau dieses Feature nicht aufweisen. Bei meinen Testsystemen (mit Ausnahme eines Dell Inspiron One) fehlt z.B. die SLAT-Unterstützung – und auch ein Teil der aktuell angebotenen Systeme kommt mit CPUs ohne SLAT-Support.

Anmerkungen: Im Zweifelsfall muss man die Spezifikation der CPU beim Hersteller anfordern, um herauszufinden, ob SLAT unterstützt wird (siehe [d]).

Microsoft beschreibt den Hyper-V-Ansatz in Windows 8 unter [e]. Grund für den SLAT-Zwang ist wohl die gewählte Implementierung des Hyper-V-Hypervisors (siehe). Bei Windows Server 2008 R2 machte man die Erfahrung, dass es gravierende Performance-Einbrüche bei der Grafikleistung in den virtuellen Maschinen gab. Dieses Problem lässt sich durch SLAT umgehen. Andererseits zeigen andere Anbieter mit Produkten wie Oracle VirtualBox oder VMware Player/Workstation, dass eine effiziente Virtualisierung auch ohne SLAT-Unterstützung machbar ist.

Wie eine Vorabprüfung auf Hyper-V-Unterstützung  mit systeminfo ausgeführt werden kann, beschreibt Alex Verboon in seinem Blog. Ein ähnlicher Artikel zum Thema, der das Tool CoreInfo verwendet, findet sich hier bei howtogeek.com.

c: Windows 8: Hyper-V braucht SLAT fähige CPUs
d: heise.de Artikel zu SLAT-Unterstützung
e: Bringing Hyper-V to "Windows 8"

Hyper-V einrichten …

Um die Hyper-V-Komponenten (Hyper-V-Manager, Hyper-V-Plattform) verwenden zu können, führen Sie (auf einem mausgestützten System) folgende Schritte aus.

  1. Zeigen Sie per Maus in die linke Ecke des Bildschirms. Sobald die Schaltfläche Start oder die Miniatur des Desktops erscheint, öffnen Sie mit der rechten Maustaste das Menü für den Schnellzugriff und wählen Sie den Befehl Programme und Funktionen.
  2. Klicken Sie in der Aufgabenleiste des angezeigten Dialogfelds Programme und Funktionen auf den Befehl Windows-Funktionen aktivieren oder deaktivieren und bestätigen Sie die Sicherheitsabfrage der Benutzerkontensteuerung.
  3. Markieren Sie im Dialogfeld Windows-Funktionen das Kontrollkästchen bei Hyper-V und bestätigen Sie die OK-Schaltfläche.

Windows 8 wird dann die betreffenden Funktionen (Hyper-V-Virtualisierungsplattform und die -Verwaltungstools) einrichten. Danach ist ein Neustart des Hostbetriebssystems durchzuführen. Nach einem erfolgreichen Neustart ist Hyper-V als Virtualisierungsplattform verwendbar und Sie können auch die Hyper-V-Verwaltungstools verwenden.

Tipp: Ist bei Ihnen das Kontrollkästchen Hyper-V Platform  ausgegraut und gesperrt? Dann fehlt entweder die SLAT-Unterstützung. Oder die VT-Unterstützung im BIOS ist deaktiviert. In der Developer Preview gab es dagegen noch eine Fehlermeldung in einem Dialogfeld.


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… und Hyper-V aufrufen

Der Aufruf des Hyper-V-Managers (Verwaltungskonsole) kann direkt über eine entsprechende Kachel des Startbildschirms erfolgen.

Da es sich beim Hyper-V-Manager um eine Windows-Anwendung handelt, erscheint dieser als Fenster auf dem Windows-Desktop. Über das Fenster des Hyper-V-Managers können Sie virtuelle Festplatten (.vhd- und .vhdx-Dateien) sowie virtuelle Maschinen einrichten und später verwalten.

In der linken Spalte des Fensters werden die erreichbaren Hostmaschinen aufgelistet. Auf dem gewählten Host eingerichteten virtuellen Computer (VMs) werden in einem Unterzweig sowie im oberen Teil der mittleren Spalte des Hyper-V-Manager-Fensters aufgelistet. Wählen Sie einen virtuellen Computer an, werden dessen Einstellungen in weiteren Gruppen in der Spalte eingeblendet.

Die rechte Spalte enthält im oberen Bereich eine Befehlsliste, um auf Hostfunktionen des Hyper-V-Managers zuzugreifen. Im unteren Bereich finden sich Befehle, die sich auf einen angewählten virtuellen Computer beziehen. Über die oberen Befehle können Sie VMs importieren, Hyper-V-Einstellungen anpassen, virtuelle Switches definieren, virtuelle Datenträger bearbeiten oder überprüfen, den Hypervisor-Dienst beenden oder den Server entfernen.

Weiterhin können Sie die verfügbaren Funktionen des Hyper-V-Managers über die Menüleiste sowie per Kontextmenü aufrufen.

Artikelreihe
i: Windows 8: Hyper-V im Test – Teil I (Hyper-V einrichten)
ii: Windows 8: Hyper-V im Test – Teil II (Host vorbereiten)
iii: Windows 8: Hyper-V im Test – Teil III (VMs aufsetzen)
iv: Windows 8: Hyper-V im Test – Teil IV (VMs einsetzen)


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Weitere Infos zu Windows 7:

(c) by Günter Born www.borncity.de
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2 Antworten zu Windows 8: Hyper-V im Test – Teil I

  1. Günter Born sagt:

    Update: Unter [1] finden sich im Kommentarthread noch Hinweise, dass die SLAT-Beschränkung nur in der GUI abgeprüft würde. Ich habe die Probe auf's Exempel gemacht und die Hyper-V-Plattform auf einer Maschine ohne SLAT-Unterstützung zur Windows 8 Release Preview hinzugefügt. Damit konnte ich den Hyper-V-Manager überreden, eine VM anzulegen und zu konfigurieren. Allerdings scheitert das Vorhanden, diese VM auch zu booten, da die Hyper-V-Dienste wegen fehlender SLAT-Unterstützung sofort beendet werden.

    1: http://www.borncity.com/blog/2011/09/08/windows-8-hyper-v-braucht-slat-fhige-cpus/

  2. Günter Born sagt:

    Bei der RTM von Windows 8 sei angemerkt, dass Hyper-V nur in den 64-Bit-Versionen von Windows 8 Pro und Windows 8 Enterprise verfügbar ist.

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