Google geht ins Auge! Smarte Kontaktlinse für Diabetiker

Wearables (also intelligente Sensor-Elektronik, die man am Körper tragen kann) sind momentan hipp. Mit Google Glass, der Datenbrille von Google kann ich mich nicht so anfreunden. Aber das neueste Projekt aus Googles Labor X finde ich schon spannend, eine smarte Kontaktlinse für Diabetiker.


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Diabetiker haben ja oft das Problem, die Schwankungen des Blutzuckergehalts auszugleichen und sind daher auf Messungen angewiesen. Heißt bis heute pieksen und einen Blutstropfen auf einem Testgerät auf den Blutzuckergehalt prüfen lassen. Verhindert nicht, dass Betroffene einen zu stark abgesunkenen Blutzucker haben und ins Koma fallen können. Es gibt speziell abgerichtete Hunde für diese Patienten, die vorher Alarm geben.

In Googles Labor X geht man einen anderen Weg, wie man jetzt in diesem Blog-Beitrag von Google nachlesen kann. Über ein Jahr haben Forscher diverse Körperflüssigkeiten (Urin, Blut, Tränen etc.) darauf hin untersucht, ob sich dort der Blutzuckerspiegel (Glukose-Spiegel) zuverlässig feststellen lässt. Die Hoffnung war, eine einfache Lösung zur kontinuierlichen Blutzuckermessung zu finden. Tränenflüssigkeit lässt sich für diese Messung verwenden – aber es ist etwas schwierig, diese zu gewinnen. In den Laboren von Google X ist man einen eigenen Weg gegangen.

Google Glukosesensor
(Quelle: Google)

Eine intelligente Kontaktlinse enthält sowohl einen Sensor, der den Glykosegehalt in der Augenflüssigkeit erfassen kann, als auch eine Antenne, um die Messwerte an einen Empfänger zu schicken. Dieser kann dann den Träger der Linse vor Schwankungen des Blutzuckergehalts warnen. Denkbar sei auch – laut Google – Mikro-LEDs in der Kontaktlinse zu implementieren, die dann den Träger optisch warnen.

Das Ganze ist noch in einem frühen Prototypen-Stadium, und ob das Ganze je in ein verkäufliches Produkt mündet, steht auf einem anderen Blatt. Google schreibt, dass man momentan mit der US Food and Drug Administration (FDA) in Kontakt steht, um eine Möglichkeit zur Zulassung zu eruieren. Es ist zwar über 20 Jahre her, dass ich als Ingenieur in der Pharma-Industrie mit FDA-Regularien konfrontiert war. Da erfordert es Studien, Risikoabschätzungen und was weiß ich was, bis eine mögliche Zulassung erteilt wird. Und FDA deckt nur die nationale US-Zulassung ab – in anderen Ländern müssen weitere Zertifizierungen erfolgen (wenn man da auch die FDA-Zulassung als Referenz heranziehen kann). Und als alter Skeptiker – Studium liegt fast 35 Jahre her – und in medizinische Aspekte bin ich nie eingestiegen – treibt mich natürlich sofort die Frage nach der Bio-Kompatibilität der smarten Kontaktlinse um. Elektronik bedeutet Kupfer und andere Metalle – und Metall-Ionen bedeuten für machen Menschen Kontaktallergien (sucht einfach mal nach "medizin allergie implantate" oder überfliegt das hier) – und es kann sogar toxische Reaktionen geben. Und eine weiche Kontaktlinse ermöglicht nun mal die Diffusion von Metall-Ionen. Wird also noch ein weiter Weg werden, bis da ein Produkt verfügbar ist – wenn überhaupt. Aber ein spannender Ansatz ist es auf jeden Fall – wobei ich ethische Fragen wie Patentschutz an dieser Stelle einfach mal ausgeklammert habe. Ergänzung: Das Projekt wurde jetzt gestoppt.

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Eine Antwort zu Google geht ins Auge! Smarte Kontaktlinse für Diabetiker

  1. Günter Born sagt:

    Nachtrag: Bei Spiegel Online findet sich noch dieser ergänzende Artikel. So hat Google wohl bereits klinische Studien durchführen lassen. Aber auch andere Unternehmen forschen an diesem Thema.

    Und es gibt noch eine zweite, interessante, Fußnote. Was Google aktuell als "eigene Erfindung" präsentiert, geht wohl auf ein von Microsoft Research finanziertes Projekt der University of Washington (UW) zurück. Der Forscher, der seinerzeit an der Kontaktlinse am UW arbeitete, ist heute Google-Mitarbeiter. Microsoft hat diese Info heute hier veröffentlicht.

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