Drohender Datenverlust – welche Hausmittel helfen?

AmazonDer GAU für Nutzer moderner Geräte ist ein drohender Datenverlust, sei es durch einen Crash der Festplatte, sei es durch Flüssigkeit, die über ein Gerät gelaufen ist. Es gibt so diverse Tipps, den Datenverlust mittels "Hausmitteln" zu vermeiden. Aber helfe diese Hausmittel wirklich?


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Die Datenrettungsexperten von Kroll Ontrack kennen sich mit Datenträgern aus, die durch "Hausmittel zur Datenrettung" traktiert wurden. Das Kroll Ontrack Experten-Team nun eine kleine Liste erstellt, in der einige der Mythen rund um die Datenrettung genauer betrachtet und ein paar Dinge klar gestellt werden. 

Mit Reis kann ein nasses Gerät getrocknet und so drohender Datenverlust verhindert werden

Falsch!

Es wird häufig angenommen, dass Reis Flüssigkeit aus einem Gerät herausziehen kann. Aber das stimmt leider nicht. Der Reis wird zwar keinen weiteren Schaden anrichten, das Problem aber leider auch nicht lösen.

2. Ein überhitztes Gerät in den Kühlschrank zu legen hilft dabei, es wieder abzukühlen

Wahr und falsch!

Manchmal, abhängig von der Ursache der Überhitzung, kann man ein überhitztes Gerät wieder funktionsfähig bekommen indem man es kurz in den Kühlschrank legt. Auf keinen Fall aber sollte man Geräte in den Gefrierschrank legen, da die Feuchtigkeit darin einen Wasserschaden verursachen kann. Eine sehr viel sicherere Methode um ein Gerät zu kühlen ist, es vor einen Ventilator zu stellen.

Hier kann ich eigene Erfahrungen mit einer sterbenden Festplatte beisteuern. Ich habe diese in eine Plastiktüte eingewickelt und in die Gefriertruhe gelegt. Nach einer halben Stunde Kühlung konnte ich die Festplatte für gut 15 Minuten betreiben, bis die Fehler wieder auftraten. In zwei Zyklen gelang es mir, die für mich wichtigen Daten von dem Medium herunter zu kopieren.


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3. Geräusche hören auf, wenn man gegen das Gerät schlägt

Falsch!

Wenn ein Gerät laut ist, kann das darauf hinweisen, dass der Schreib-Lese-Kopf der Festplatte fest hängt oder über die Magnetplatte kratzt. Wenn man gegen das Gerät schlägt, solange die Magnetplatte sich dreht, riskiert man, den Schreib-Lesekopf noch weiter in die Platte zu drücken und den Schaden damit zu verschlimmern. 

4. Ein Gerät mit Wasserschaden kann man mit dem Föhn trocknen

Falsch!
Ein Gerät mit heißer Luft zu trocknen könnte direkte Hitzeschäden an den Komponenten und den Lötstellen verursachen. Der Föhn könnte zudem Wasser weiter in bisher unbeschädigte Bereiche des Gerätes hineinblasen.

5. Wenn Flüssigkeit in ein Gerät gekommen ist, hängt man es am besten verkehrt herum auf, damit die Flüssigkeit herauslaufen kann

Falsch!

Mit dieser Technik kann man vielleicht Teile der Flüssigkeit aus dem Gerät herausbekommen, aber man kann das Problem damit nicht gänzlich lösen. Zudem könnte die Flüssigkeit auf dem Weg aus dem Gerät heraus in Bereiche eindringen, die sie vorher nicht erreicht hatte, und dort weiter Schäden verursachen.

6. Ein Gerät nach einem Wasserschaden auszuschalten und einige Tage nicht aufzuladen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es später wieder funktionieren wird

Wahr!

Wenn das Wasser tief ins Gerät eingedrungen ist und einen Kurzschluss verursacht hat, ist ausschalten natürlich nicht mehr notwendig. Wenn das Gerät allerdings nur außen nass geworden ist, sollte man am besten warten bis das Gerät vollständig getrocknet ist, um keinen Kurzschluss zu riskieren. Entscheidend ist, den Akku herauszunehmen und kein Ladegerät zu verwenden bis das Gerät wieder trocken ist. Denn wie wir alle wissen ist es keine gute Idee, Flüssigkeiten mit Elektrizität in Verbindung zu bringen.

7. Kohlensäurehaltige Getränke verursachen die schlimmsten Wasserschäden

Wahr!

Wenn man Flüssigkeit auf einem Gerät verschüttet hat, sollte das besser kein Getränk mit Kohlensäure gewesen sein. Denn diese verursacht wegen ihrer oft zuckerhaltigen Zusammensetzung (die die Komponenten verklebt) und den zugesetzten Chemikalien (die Korrosion verursachen) größere Schäden als andere Flüssigkeiten.

8. Mit einem Staubsauger kann man die Flüssigkeit aus dem Gerät ziehen

Wahr und Falsch!

Mit dieser Methode kann man wirklich etwas Wasser aus dem Gerät ziehen, aber es ist zum einen nicht die effektivste Methode und kann zum anderen das Gerät auch nicht reparieren.

9. Den Akku des Smartphones zu lange zu laden und ihn nicht bis auf 0 Prozent entladen zu lassen erhöht die Wahrscheinlichkeit für Datenverluste und technisches Versagen

Wahr und falsch!

Das gilt vielleicht für manche älteren Telefone, in denen ältere Akkutypen verbaut sind. Auf die neueren Lithium-Akkus hat Überladen keine Auswirkungen auf die Leistung oder die Lebensdauer mehr. 

10. Ein neues Smartphone muss erst einmal vollständig aufgeladen werden um die Lebensdauer seines Akkus zu optimieren

Falsch!

Den Akku ganz (oder eben nicht ganz) aufzuladen hat keinerlei Auswirkungen auf die Lebensdauer des Akkus eines Gerätes.


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4 Antworten zu Drohender Datenverlust – welche Hausmittel helfen?

  1. kichlhuber sagt:

    Die eigene Erfahrung unter Punkt 2 hat mit einem überhitztem Gerät mal gar nichts zu tun. Oder hast Du die Festplatte erst heißlaufen lassen?

    Dabei vergrößert sich der Abstand zwischen Lesekopf und Magnetplatte der Festplatte wohl eher durch das Zusammenziehen des Metalls durch die Kälte (ja, da können ein paar Mikrometer entscheidend sein) und die Festplatte läuft dadurch ein paar Minuten (bis sie wieder warm wurde) länger ohne Probleme. Die Tüte ist wegen der unter Punkt 2 genannten Gründe wichtig!

    • derTeichfloh sagt:

      Punkt 2: nein, nein – das war schon richtig. Besonders ältere HDDs, aber HDDs, die selten laufen, bekommen manchmal ein Problem mit dem Spindellager. Dessen Schmierung versagt bei höheren Temperaturen, also nach einiger Laufzeit. Ich habe auch schon einige solcher HDDs noch auslesen können, nachdem ich sie "gut durchgekühlt" hatte. Bis sich das Spindellager soweit erwärmt hat, dass es wieder zu klemmen beginnt (das kann man gut hören!), dauert es eine Weile.
      Heute kommt das, so meine Erfahrung, allerdings nicht mehr vor.

      Hitze ist allerdings noch immer der Feind aller Festplatten. Wenn du die Lebensdauer deines Laptops verlängeren willst – spendiere ihm eine gute Kühlung – von unten!

  2. Kari Jambo sagt:

    Was hat denn Kohlensäure in der Überschrift zu suchen, wenn dann ausgeführt wird, dass nur Zucker und andere beigesetzte Stoffe einen Schaden verschlimmern.

    Staubsauger und Wasser absaugen? Dürfte bei wenig Wasser oder nur Feuchtigkeit gar nicht funktionieren und bei viel Wasser auch den Staubsauger schrotten.

    Ps.:
    Auch Kroll darf sicherlich in aufgepusteteten "Pressemitteilungen" lächerliche Einzelfälle von DAUs zu Mythen pushen, um sich vor Weihnachten ein bisschen Werbung zu verschaffen.

  3. Also zunächst mal würde ich keinen Defekten Datenträger mit oder unter Windows Booten das ist wohl mit einer der größten Fehler die man machen kann, zumindest wenn die Mechanik des Datenträgers beschädigt ist.
    Es gibt diverse Programme als auch als Boot CD wie GetDataBack, Knoppix oder Testdisk mit denen man so manche Datei auf einem Defekten Datenträger wiederherstellen kann.
    Hab mich mal eine ganze Zeitlang sehr eingehend damit beschäftigt Dateien von diversen Defekten Datenträgern wiederherzustellen und hatte auch eine ganz gute Zusammenstellung von Controllern.
    Alles in allem sind die Datenträger aber besser geworden und die Backup Methoden ebenfalls wodurch mir in den Letzten Jahren eher weniger verloren gegangen ist.

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