NSO-Spyware Pegasus auf Smartphones französischer Journalisten gefunden

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)[English]Der französische Geheimdienst (nationale Sicherheitsagentur Anssi) bestätigt, dass das Spionageprogramme Pegasus der israelischen NSO-Gruppe auf den Smartphones von Journalisten gefunden wurde. Damit wurden zum ersten Mal die Erkenntnisse des Pegasus-Projekts durch eine unabhängige und offizielle Behörde bestätigt.


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Rückblick: Der Pegasus NSO-Fall

NSO Group Technologies ist ein israelisches Technologieunternehmen, welches die Spyware Pegasus anbietet, welche die Fernüberwachung von Smartphones (Android, iOS etc.) ermöglicht. Der Trojaner ist binnen Sekunden unbemerkt auf den Geräten installierbar, um Telefonate, SMS, E-Mails und sogar verschlüsselte Chats zu überwachen sowie auf Mikrofon und Kamera zuzugreifen.

Laut der NSO Group wird der Trojaner aber nur durch "staatliche Stellen" zur Gefahrenabwehr (Terrorismus, Kriminalität) eingesetzt. Mitte Juli 2021 wurde publik, dass die Überwachungssoftware (Trojaner) Pegasus der israelischen NSO-Gruppe auf den Smartphones breit eingesetzt wird und auch auf Telefonen europäischer Regierungsmitglieder und Journalisten gefunden wurde. Eine Liste, die 50.000 Telefonnummern von mindesten zehn NSO Group-Kunden, die Einträge von 2016 bis 2021 umfasst, war in die Hände von Amnesty International und Forbidden Stories, eine in Paris ansässige Medien-Non-Profit-Organisation, gelangt.

Recherchen eines internationalen Journalistenkonsortiums legen nahe, dass Hunderte Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Anwälte und Politiker durch die Pegasus-Spionagesoftware über ihre Smartphones ausgespäht wurden. Die NSO-Group dementierte, dass die Liste etwas über ausgespähte Ziele verrate und drohte sogar mit rechtlichen Schritten gegen die oben genannten Organisationen wegen der Berichterstattung. Ich hatte im Blog-Beitrag Pegasus-Spionagesoftware der NSO-Group auf vielen Smartphones über den Sachverhalt berichtet.

Pegasus auf Smartphones von Journalisten

Inzwischen bekommt die Geschichte einiges an Dynamik. Vor einigen Tagen gab es Presseberichte, dass die NSO Group Staaten von der Pegasus-Nutzung aussperre. Nun berichtet The Guardian – siehe auch nachfolgender Tweet – dass der französische Geheimdienst (konkret waren es wohl Spezialisten der nationalen Sicherheitsagentur Anssi) das Spionageprogramme Pegasus der israelischen NSO-Gruppe auf den Smartphones von Journalisten gefunden habe.

Pegasus auf Smartphones

Dem Artikel des The Guardian nach haben französische Geheimdienstermittler bestätigt, dass auf den Telefonen von drei Journalisten, darunter ein leitender Mitarbeiter des internationalen Fernsehsenders France 24, Pegasus-Spionagesoftware gefunden wurde. Frankreichs nationale Agentur für die Sicherheit von Informationssystemen (Anssi, Agence nationale de la sécurité des systèmes d'information) hat auf dem Telefon des Fernsehjournalisten digitale Spuren der Hacking-Spyware der NSO Group gefunden und ihre Erkenntnisse an die Pariser Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die die Ermittlungen zu einem möglichen Hacking leitet.

Anssi fand Pegasus auch auf den Telefonen von Lénaïg Bredoux, einer Enthüllungsjournalistin der französischen Enthüllungswebsite Mediapart, und dem Direktor der Website, Edwy Plenel. Mitarbeiter des Senders France 24 waren wohl extrem schockiert, als die Spyware auf dem Smartphone entdeckt wurde. Eine ungenannte Quelle aus dem Sender wird so zitiert:

Wir sind fassungslos und wütend, dass Journalisten das Ziel von Spionage sein könnten. Wir werden das nicht einfach so hinnehmen. Wir werden rechtliche Schritte einleiten.

Die Zeitung Le Monde berichtete, dass der in Paris lebende Journalist von France 24 ausgewählt worden sei, um "gelegentlich überwacht zu werden". Die Spezialisten entdeckten, dass die Peagsus-Spionagesoftware dreimal auf dem Telefon des Journalisten aktiv geworden war: im Mai 2019, September 2020 und Januar 2021. Die Enthüllungsjournalistin Bredoux sagte dem Guardian:


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Damit ist Schluss mit der Vorstellung, dass es sich um Lügen und Fake News handelt. Das ist der Beweis, den wir brauchen.

Französische Politiker zeigten sich schockiert, nachdem die Handynummern des Präsidenten Emmanuel Macron, des ehemaligen Premierministers Édouard Philippe und von 14 amtierenden Ministern, darunter die der Justiz- und Außenminister, in den geleakten Daten auftauchten. Nachforschungen des Pegasus-Projekts legen nahe, dass Marokko das Land war, das sich für Macron und sein hochrangiges Team interessierte. Das ließ die Befürchtung aufkommen, dass diese Telefone von einem der engen diplomatischen Verbündeten Frankreichs zur Überwachung durch den Pegasus-Trojaner ausgewählt wurden.

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Eine Antwort zu NSO-Spyware Pegasus auf Smartphones französischer Journalisten gefunden

  1. Günter Born sagt:

    Auch das Bundskriminalamt (BKA) hat 2019 wohl die Beschaffung dieser Software – ann allen Gremien vorbei – gestartet.

    Pegasus-Spyware vom BKA gekauft

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