Tschüss WhatsApp: Schweizer Armee nutzt künftig Threema

[English]Die Schweizer Armee hat ihren Militärangehörigen verboten, im Dienst Messenger wie WhatsApp einzusetzen. Stattdessen sollen alle Armeeangehörige die Schweizer Messaging-App für dienstliche Belange verwenden. Die Entscheidung erfolgte aus Sicherheitsgründen, um den Datenschutz einzuhalten. Die Kosten trägt die Armee.


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Die Entscheidung für Threema scheint bereits Ende 2021 gefallen zu sein, denn der nachfolgende Tweet stammt vom Ende 2021. Das Ganze wurde aber erst jetzt breiter bekannt.

Swiss-Info hat die Information am 5. Januar 2022 in diesem Beitrag aufgegriffen. Die Entscheidung der Armeeführung lautet, dass Armeeangehörige künftig aus Sicherheitsgründen im Dienst ausschließlich die Schweizer Messaging-App Threema nutzen sollen. Alle anderen Kurznachrichtendienste sind nicht mehr erlaubt.

Der Armeestab hat wohl Ende Dezember 2021 per Mail alle Kommandanten und Stabschefs angewiesen, die Messenger-App Threema zukünftig für die dienstliche Kommunikation mit privaten Smartphones einzusetzen. Im Schreiben, aus dem der Tagesanzeiger zitiertheisst es: «Alle anderen Dienste sind nicht mehr zugelassen.» Somit verbietet die Armee künftig ihren Angehörigen, sich untereinander per Whatsapp, Signal oder Telegram auszutauschen und über diese Kanäle dienstliche Anweisungen zu verbreiten. Gegenüber heise online erklärte der Schweizer Armeesprecher Daniel Reist:

Wir können niemanden zwingen, Threema auf sein persönliches Gerät zu laden. Es kann auch künftig jeder Armeeangehörige für seinen privaten Gebrauch den Messenger-Dienst verwenden, den er oder sie will. Aber dienstliche Meldungen sollen tatsächlich künftig über Threema abgewickelt werden.

Der Hintergrund sind Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Das FBI hatte im Januar 2021 in einem Dokument verraten, welches Metadaten man von Messenger-Diensten auch bei Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abrufen kann. Laut Spiegel Online begründet die Armeeführung die Vorgabe auch damit, dass Threema konform mit der Europäischen Datenschutzgrundverordnung sei und nicht dem »Cloud Act« unterstehe. Damit ist sichergestellt, dass amerikanische Behörden keinen Zugriff auf bei US-Unternehmen online gehaltene Daten mehr erhalten. Threema verlangt nicht mal eine Telefonnummer für die Kommunikation, ist aber kostenpflichtig. Die Armee will aber die Kosten für die Armeeangehörigen übernehmen.


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15 Antworten zu Tschüss WhatsApp: Schweizer Armee nutzt künftig Threema

  1. Timo sagt:

    Mich verwundert das die jemals WhatsApp benutzen durften

  2. Adrian W. sagt:

    Diese Aussage finde ich immer wieder höchst amüsant, insbesonders in Bezug auf Signal-Messenger:
    "…nicht dem »Cloud Act« unterstehe. Damit ist sichergestellt, dass amerikanische Behörden keinen Zugriff auf bei US-Unternehmen online gehaltene Daten mehr erhalten. "

    Imho dazu (Signal):
    1. Kann man nur Daten an Behörden "aushändigen", welche man (Signal) hat und das ist praktisch nichts :-)
    2. sind die Daten sehr sicher verschlüsselt

    Natürlich ist Threema um welten besser als whatsapp, keine Frage
    und es ist toll, dass man eine Schweizer-Lösung wählt, welche akzeptabel ist,
    ABER es ist eine "Mär", das Threema "so bomben-sicher" sein soll, die haben da ein paar Baustellen :-)

    • Stefan sagt:

      Vollkommen richtig, man muss sich einfach nur anschauen was herausgegeben werden kann und da führt Signal vor Threema:

      Threema: Der Schweizer Anbieter gebe lediglich eine gehashte Telefonnumer und E-Mail-Adresse heraus, wenn die angegeben wurde. Dazu komme der öffentliche Verschlüsselungskey und ein Token für Push-Nachrichten, sowie die Daten der Einrichtung des Accounts und des letzten Logins.

      Threema: Der Schweizer Anbieter gebe lediglich eine gehashte Telefonnumer und E-Mail-Adresse heraus, wenn die angegeben wurde. Dazu komme der öffentliche Verschlüsselungskey und ein Token für Push-Nachrichten, sowie die Daten der Einrichtung des Accounts und des letzten Logins.

      https://www.heise.de/news/FBI-ueber-Messenger-An-welche-Daten-von-WhatsApp-Co-US-Strafverfolger-kommen-6282456.html

      • Anonymous sagt:

        Mit Betonung auf "wenn die angegeben wurde", muss man ja nicht.
        Signal kann man nicht ohne Angabe der Telefonnummer betreiben

        "Dazu komme der öffentliche Verschlüsselungskey"
        Ich würde mal sagen den kann man eh auch immer selbst auslesen, sonst könnte man ja niemanden kontaktieren.

      • Adrian W. sagt:

        Jep, dann kommen bei Threema aber imho noch zwei weitere negative Punkte zu tragen.
        – die Verschlüsselung ist nicht so "toll", bzw. nicht über alle Zweifel erhaben, usw.
        – der Servercode ist nicht offengelegt

        • Zocker sagt:

          "der Servercode ist nicht offengelegt"

          Kannst du ihn denn bei anderen Diensten überprüfen? Wenn ja, wie?

          • Commander sagt:

            Das ist doch nur ein weiterer negativer Punkt.

            Sämtliche solche Dienste haben selbstverständlich in militärischen Kommunikationsnetzen rein gar nichts verloren.

            Ebensowenig wie private Mobilfunkgeräte irgendetwas in einer militärischen Einrichtung oder bei militärischen Einsätzen verloren haben.

            Wenn es eine Armee zulässt, dass Armeezugehörige z.B. abhängig von externen Dienstleistern kommunizieren bzw. Gerätschaften herumtragen, die sich "vom Feind" perfekt als Wanzen, zum Objektmapping, zur Ermittlung von Zielkoordinaten, Verlegungen, Aufenthaltsorten allgemein usw. nutzen lassen, dann hat diese Armee den sprichwörtlichen Schuss noch nicht gehört.

  3. Wil Ballerstedt sagt:

    Da staun' ich etwas. Ich muss die Schweiz für fortschrittlicher gehalten haben, als sie ist. Deren Soldaten dürfen auch Privatgeräte einsetzen … Und erst jetzt wird WA als Service verboten … Unsere Jungs und Mädels dürfen seit seit Mitte '20 neben Dienstgeräten auch kein WA einsetzen. Dort soll Stashcat genutzt werden.

    Nun gehe ich auch noch davon aus, dass jeder Angestellte der BW sein privates Handy beim Betreten dieser Einrichtung sein Handy wenigstens irgendwie taub schalten muss und an einer Sammelstelle abgibt. Na, ich ahne schon was.

    • Ärgere das Böse! sagt:

      Die Regierung in Bern glaubt immer noch an das unendliche Wachstum von Allem. In der Schweiz leben mittlerweile 9 Millionen Menschen, die Schweiz kann aber nur 5 bis maximal 6 Millionen Menschen ernähren. Das nenne ich Hinterwäldler.
      Dann soll E-Voting eingeführt werden, damit Abstimmungen und Wahlen manipuliert werden können. Je nach eigenem Standpunkt kann man das fortschrittlich nennen. Ich nenne es auch Hinterwäldlerei.
      Dann handelt die Regierung in Bern gegen die Bundesverfassung. Je nach Standpunkt ist das fortschrittlich, für mich nicht.
      Gruss aus der Schweiz von einem Schweizer.

  4. Erich sagt:

    Die USA liest eh alles mit,manchmal auch mit Hilfe der "neutralen" Schweiz.Suchen sie mal nach Crypto AG…D. war auch involviert… aber besonders Deutschland war es verboten abhörsichere Geräte zu benutzen…deswegen wussten der Osten wahrscheinlich auch alles was die damaligen Bundeskanzler so am "abhörsicheren Telefon" besprachen.

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