Klage gegen Oracle wegen "weltweiter Nutzerüberwachung"

Paragraph[English]Die Firma Oracle hat eine Sammelklage an der Backe, die letzte Woche im nördlichen Bezirk von Kalifornien eingereicht wurde. Aktivisten werfen Oracle vor, eine "weltweite Überwachungsmaschine" zu betreiben und die grundlegenden Datenschutzrechte von Hunderten von Millionen Menschen zu verletzen. Es geht wohl um Datenerfassung für Werbezwecke.


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Ich bin über nachfolgenden Tweet auf diesen Sachverhalt gestoßen. Die Sammelklage wurde von zwei Aktivisten eingereicht, die eine Verletzung grundlegender Datenschutzrechte von Hunderten von Millionen Menschen sehen.

Bei den Klägern (Dr. Johnny Ryan, Senior Fellow des Irish Council for Civil Liberties (ICCL), Michael Katz-Lacabe, Forschungsdirektor am Center for Human Rights and Privacy, und die Informatik-Professorin Dr. Jennifer Golbeck von der Universität Maryland) in der Klage handelt es sich um Datenschutzaktivisten aus den USA und Irland, die behaupten, dass sie über Daten verfügen, die belegen, dass Oracle ohne ihre Zustimmung Profile von ihnen erstellt hat. Diese würden von Oracle und seinen Adtech- und Werbetöchtern zu detaillierten Dossiers über rund fünf Milliarden Menschen ohne deren Einwilligung zusammen geführt. Die Aktivisten geben an, dass man im Namen der weltweiten Internetnutzer, die von den Datenschutzverletzungen durch Oracle betroffen seien, handle und nun klagt.

Das Problem ist, dass die USA kein landesweites Datenschutzgesetz haben, wodurch die Klage in Kalifornien eingereicht wurde. In der Klage wird behauptet, dass Oracle durch die Sammlung und den Verkauf persönlicher Daten gegen die Verfassung des Bundesstaates Kalifornien verstoßen hat, und es wird ein Anspruch aus Gewohnheitsrecht wegen Verletzung der Privatsphäre geltend gemacht, zusammen mit fünf weiteren Klagegründen, die von den Datenschutzgesetzen der Bundesstaaten bis zum Federal Wiretap Act reichen. Das Ganze ist aber eine schwierige juristische Kiste und der Ausgang ist alles andere als gewiss. Die Kollegen von heise haben sich hier mit diesem Sachverhalt auseinander gesetzt.


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10 Antworten zu Klage gegen Oracle wegen "weltweiter Nutzerüberwachung"

  1. Bolko sagt:

    hier ist die Anklageschrift in 69 seiten:
    https://www.iccl.ie/wp-content/uploads/2022/08/File-Stamped-2022-08-19-Oracle-Complaint.pdf

    Mittels "BlueKai Data Management Platform" und deren Funktion "Oracle ID Graph" kann Oracle also Personen identifizieren und Daten über diese Personen aus diversen Datenbanken zusammenführen und über den "Oracle Data Marketplace" weiter verkaufen.

    Auch wenn Personen auf unterschiedlichen Geräten unter unterschiedlichen Identitäten agieren, kann Oracle trotzdem mit hoher Sicherheit alle Daten und Aktionen jeweils konkreten Individuen zuordnen.

    Das funktioniert auch dann, wenn man gar nicht Kunde eines Oracle-Produktes ist.

    Auf Seite 11 unter Punkt 25 wird geschrieben, dass der Oracle Gründer Larry Ellison im Jahr 1977 von der CIA angeheuert wurde, um eine Datenbank aufzubauen und dass der Firmenname "Oracle" identisch ist mit dem damaligen CIA-Projektnamen.

    Das ist also ähnlich mit dem "Livelog-Project" des US-Verteidigungsministeriums, das dann später unter dem Namen "Facebook" lief.

    Unter Punkt 29 wird auch der Dateiname eines Javascript-Codes genannt (bk-coretag.js), der die Interaktionen eines User mit einer Webseite abzweigt und zu Oracle schickt.
    Dabei werden auch IP-Adresse, Uhrzeit, eingetippte Daten, Hashes von email-Adressen und Telefonnummern etc gespeichert.

    Neben dem Javascript-Code werden auch Cookies und Tracking-Pixel eingesetzt und alle Daten werden zur Oracle-BlueKai Datenbank geschickt.

    In Punkt 38 werden auch ein paar Firmen genannt, die Abkommen mit Oracle haben und wo dann diese Codeschnipsel, Cookies und Tracking-Pixel von Oracle eingesetzt werden:
    New York Times, ESPN, Amazon

    Es handelt sich um über 20 Prozent der reichweitenstärksten 10.000 Webseiten, in über 48.000 Webseiten wurden diese Oracle-Codes gefunden.

    Bei mobilen Geräten sammelt Oracle auch die IMEI, MAC, Ad-ID etc. (Punkt 39).

    Das Tracking funktioniert geräteübergreifend und mitsamt Bewegungsprofilen (Punkt 40).

    Punkt 41:
    "AddThis" widget in Webseiten zum Teilen von Webseiten mit Social Media Kanälen.
    Das Widget befindet sich auf 15 Millionen Webseiten.

    So, das waren erstmal ein paar Stichpunkt der ersten 17 Seiten der 69-seitigen Anklageschrift.

    • Klaus sagt:

      Wäre spannend, ob solche Daten von interessierten Parteien auch bei Google Analytics und allen möglichen anderen Cloud Diensten ähnlich wie "AddThis" usw. abgegriffen werden. Bzw. wäre verwunderlich, wenn nicht.

    • Bernie sagt:

      Sehr gut recherchierter Kommentar mit wertvollen Zusatzinfos, vielen Dank dafür!

  2. Bernie sagt:

    Oracle hat nicht nur eine Sammelklage an der Backe, sondern auch noch ganz andere Probleme.

    Siehe Artikel vom 08.08.2022 auf golem.de:
    "Komplettes Chaos" nach Entlassungen bei Oracle
    https://www.golem.de/news/sparmassnahmen-komplettes-chaos-nach-entlassungen-bei-oracle-2208-167455.html

  3. Wil Ballerstedt sagt:

    Tja, und dann gibbet noch Google, Facebook u. s. w.

    • Richard Miranborough sagt:

      Naja, die meisten leute bei facebook machen doch von ganz alleine einen privaten striptease und legen von sich aus alles offen.

      selbst schuld wer bei facebook noch ist.

  4. Anonymous sagt:

    [Zitat]
    …selbst schuld wer bei facebook noch ist.
    [/Zitat]
    …und bei Google und bei Instagram(gehört zu Facebook) und bei TikTok(gehört zum bösen chinesischen ByteDance) und bei Youtube(gehört zu Google) und bei Twitter und bei Amazon und bei Twitch(gehört zu Amazon) und bei…die Liste ließe sich noch länger machen…

    • Anonymous sagt:

      Korrekt. Alle Onlinedienste inkl. auch weiteres Medienstreaming wie Spotify, Netflix, TVNow und ähnliches gehören natürlich auch auf die Boykottliste. Wer sowas nutzt, kann sich ernstnehmbar über Datenstriptease nicht weiter äussern.

      • Richard Miranborough sagt:

        Da ist es ja ein Wunder, dass du überhaupt einen PC online benutzt.
        Solche sinnfreien Kommentare sind wirklich cringe.

        • Anonymous sagt:

          Unterschied zwischen "PC nutzen" und sich bei zig Onlinediensten anmelden und diese freiwillig mit Daten zuschütten leider nicht erkannt. Das ist schade, aber vielleicht ein Denkanstoss für die Zukunft.

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