Microsoft ändert Cloud-Lizenzierung in der EU zum 1. Oktober 2022

[English]Zum 1. Oktober 2022 ändert Microsoft seine Lizenzbedingungen für seine Cloud-Angebote in Europa. Diese Änderungen sollen es Anbietern von Cloud-Diensten leichter machen, mit Microsoft zu konkurrieren. Das ist wohl eine Reaktion auf Beschwerden über Microsoft bei den EU-Kartellbehörden. Denn Cloud-Service-Anbieter aus Deutschland, Italien, Dänemark und Frankreich haben wohl bei der EU-Wettbewerbskommission Beschwerde gegen Microsoft eingereicht.


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Microsoft hat zum 29. August 2022 den Beitrag Easily bring your licenses to the cloud zum Thema veröffentlicht, in denen das Unternehmen einige Änderungen in Bezug auf die Lizenzierung von Cloud-Leistungen bekannt gibt. Ab dem  1. Oktober 2022 führt Microsoft Upgrades seiner Outsourcing- und Hosting-Bedingungen ein, die es Kunden ermöglichen, ihre Lizenzen (für Microsoft Produkte) in die Cloud eines Partners zu verlagern oder gemeinsam genutzte Hardware zu verwenden. Der Ansatz soll mehr Flexibilität bei den Bereitstellungsoptionen für Softwarelizenzen von Microsoft bieten. Hier die angekündigten Änderungen:

  • Kunden mit Software Assurance oder Abonnementlizenzen können ihre eigene lizenzierte Software verwenden, um Lösungen zu erstellen und/oder zu installieren und sie auf der Infrastruktur eines beliebigen Cloud-Anbieters (1) auszuführen. Dadurch sollen Kunden ab dem 1. Oktober mehr Flexibilität erhalten, um ihre Software in mandantenfähigen Clouds auszuführen.(1)Die Änderungen schließen die oben unter (1) aufgeführten Cloud-Anbieter Alibaba, Amazon Web Services, Google und Microsoft aus. Kunden, die einen gelisteten Anbieter für das Outsourcing nutzen möchten, können Lizenzen direkt vom gelisteten Anbieter erwerben.
  • Kunden mit Software Assurance oder Abonnementlizenzen bekommen die Möglichkeit, Windows Server auf einer virtuellen Kernbasis zu lizenzieren. Bei diesem Modell können Kunden Lizenzen nur für die benötigten virtuellen Kerne erwerben (vorbehaltlich eines Mindestbetrags pro VM), ohne an eine physische Anzahl von Kernen auf dem Server gebunden zu sein. Mit der Option der Lizenzierung auf Basis virtueller Kerne können Kunden Windows Server nach der Anzahl der virtuellen Kerne lizenzieren, die sie in virtuellen Maschinen verwenden, was die Lizenzierung von Windows Server bei Virtualisierung oder Outsourcing erleichtert.
  • Die Virtualisierung von Windows 10 oder Windows 11 wird durch die Abschaffung der Zusatzlizenz für Virtual Desktop Application (VDA) für Microsoft 365 F3-, Microsoft 365 E3- und Microsoft 365 E5-Nutzer erleichtert. Das hilft Kunden, die Windows 10 oder Windows 11 auf Servern virtualisieren möchten und kein primäres Windows Pro-Gerät besitzen.
  • Im Rahmen des neuen Flexible Virtualization-Vorteils können Kunden mit Partnern im Cloud Solution Provider-Programm zusammenarbeiten, um vorgefertigte gehostete Desktop- und Serverlösungen zu erhalten. Kunden können entweder ihre eigene Lizenz mitbringen oder die Lizenz vom Partner beziehen. Für den Betrieb dieser gehosteten Lösungen sind ein Microsoft-Kundenvertrag mit dem teilnehmenden Partner und ein Lizenznachweis erforderlich.

Kunden haben laut der Microsoft-Ankündigung nun die die Wahl zwischen ein- und dreijährigen Abonnements für viele Produkte, darunter Windows Server, Remote Desktop Services (RDS) und SQL Server, durch Partner im Cloud Solution Provider-Programm, um Preisstabilität mit langfristigen Abonnements zu bieten. Wie sich das Ganze preislich auswirkt, wird man sehen müssen.

Das Ganze ist eine Reaktion auf eine Beschwerde von Cloud-Service-Anbietern aus Deutschland, Italien, Dänemark und Frankreich aus dem Jahr 2019 bei der EU-Wettbewerbskommission. Im Microsoft Unternehmensblog schreibt man, dass man sich "der Bedeutung eines wettbewerbsorientierten Umfelds auf dem europäischen Markt für Cloud-Anbieter, in dem kleinere Wettbewerber gedeihen können, bewusst sei". Brad Smith, Präsident und stellvertretender Vorsitzender von Microsoft, hatte daher im Mai 2022 bereits Änderungen angekündigt. Die Änderungen an den Lizenzbedingungen soll es für Kunden einfacher machen, ihre Software in die Cloud des Partners zu bringen. Zudem will Microsoft sicherstellen, dass Partner Zugang zu den Produkten haben, die sie benötigen, um kosteneffiziente Lösungen für Kunden anzubieten. Bleibt abzuwarten, welches Preisschild dann an diesen Angeboten klebt.


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2 Antworten zu Microsoft ändert Cloud-Lizenzierung in der EU zum 1. Oktober 2022

  1. Robert Glöckner sagt:

    leider wird diese Variante, die ja ab spätestens 10/2025 die Remote Desktop Services ersetzen soll, nicht erwähnt:
    https://docs.microsoft.com/de-de/azure/virtual-desktop/windows-10-multisession-faq

    deren Lizenzen sind so eingeschränkt, dass sie für Cloud Service Provider (und eigentlich jeden, der seine eigenen Server betreiben will) unbrauchbar sind. Dazu liegt aber wohl auch schon eine Beschwerde bei der EU-Kommission vor.

    Vielleicht sollte ich doch schon vor 2026 in Rente gehen…

  2. Max sagt:

    Die Remote-Fähigkeit verschwindet ja nicht, sondern wird nur zum Anbieter, also zu Microsoft verlagert. Man müsste also sagen: Microsoft will die Unabhängigkeit seiner Kundschaft einschränken.

    Nicht die Cloud ist das Problem, sondern die Produkt- und Lizenzpolitik von Microsoft, damit letztendlich auch der Missbrauch der marktbezogenen Stellung.

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