Broadcom hat gerade seinen Jahresabschluss mit recht guten Zahlen veröffentlicht. Inzwischen gibt es Analysen, die auch dem mit dem Zukauf von VMware ausgeweiteten Geschäftszweig eine massive Umsatzsteigerung bescheinigen.
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Seit der Übernahme von VMware durch Broadcom hat es ja die Kunden, die VMware-Virtualisierungsprodukte, sowie Partner, die Produkte vertreiben, massiv durchgeschüttelt. Broadcom trimmt VMware auf einen Dukaten-Esel – indem VMware-Partnern gekündigt wurde und nur noch große Seller übrig blieben. Letzter Schwenk war das Zusammenstreichen der Partnerprogramme (siehe VMware kickt niedrigste Partner-Stufe (mit Ausnahme Europas)).
Kunden sahen sich dagegen einem ausgedünnten Produktspektrum gegenüber – es gibt nur noch VMware Cloud Foundation (VCF) als Abomodell zur Virtualisierung. Das bedeutet, dass Kunden exorbitanten Preissteigerungen ausgesetzt sind und bei Vertragsneugestaltungen massive Pressalien erleben – ich hatte dies in diversen Blog-Beiträgen angesprochen (siehe Links am Artikelende).
Broadcom legt Bilanz für 2025 vor
Broadcom hat gerade seinen Geschäftsbericht für das zweite Quartal des Fiskal-Jahrs 2025 vorgelegt und kann bombastische Zahlen verkünden. Im Quartal stieg der Umsatz um 20 % auf 15 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn liebt bei fast 8 Milliarden US-Dollar.
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Hatte ich mit einem Achselzucken überflogen, da ich auf den ersten Blick keine Details zum Thema VMware sehen konnte. Aber The Register hat sich im Artikel Broadcom sends VMware to record revenue, margins, as most big customers sign for private cloud bundles genau mit diesem Punkt befasst.
Der Geschäftsbereich Infrastruktursoftware des Unternehmens, der VMware, Computer Associates und das Unternehmensgeschäft von Symantec umfasst, erwirtschaftete einen Umsatz von 6,6 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
The Register schreibt, dass der vierteljährliche Umsatz im Broadcom-Geschäftsbereich Infrastruktursoftware vor der VMware-Übernahme bei knapp 2 Milliarden US-Dollar lag. Damals lag der VMware-Umsatz bei 3,4 Milliarden Dollar pro Quartal. Im Artikel heißt es, dass CA und Symantec ihre Umsätze in den letzten Jahren nicht wesentlich steigern konnten.
Ergibt bei Übernahme von VMware 5,3 Milliarden US-Dollar pro Quartal, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Wenn der Umsatz im Bereich Infrastruktursoftware nun bei 6,6 Milliarden US-Dollar liegt, wäre das eine Steigerung von 1,3 Milliarden. The Register schreibt dazu, "dass es den Anschein hat, dass Broadcom die vierteljährlichen VMware-Umsätze um etwa 1 Milliarde Dollar erhöhen konnte".
Im The Register-Artikel heißt es, dass die operativen Margen der Infrastruktursoftware-Gruppe 76 Prozent, gegenüber 60 Prozent im Vorjahr, erreichten. Broadcoms Finanzchefin Kirsten Spears zeigt sich zufrieden und sagte, dass dieses Ergebnis "unsere disziplinierte Integration von VMware widerspiegelt".
Broadcom-Chef CEO Hock Tan teilte beim letzten Earnings Call den Investoren mit, dass 87 Prozent der 10.000 Top-Kunden von VMware sich für das Flaggschiff-Paket Cloud Foundation (VCF) Private Cloud entschieden haben. Bedeutet aber, dass diese Kunden eine deutlich höhere Rechnung für Lizenzkosten zahlen. Broadcom argumentiert damit , dass diese VCF-Pakete als vollständige Lösung mit Support schnell bezahlt machten.
Und der Ausblick ist wohl auch rosig für Broadcom – jedenfalls kurzfristig. Denn Hock Tan sagte, dass Broadcom zwar "mehr als die Hälfte" eines Lizenzerneuerungszyklus hinter sich hat. Aber der Rest der Lizenzumstellungen läuft noch weitere 18 Monate, wo die Geld-Quellen sprudeln dürften. Erst auf längere Sicht wird sich entscheiden, ob die Kunden die Kröte schlucken oder zu anderen Plattformen migrieren.
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Das ist der entscheidende Satz: "Erst auf längere Sicht wird sich entscheiden, ob die Kunden die Kröte schlucken oder zu anderen Plattformen migrieren." Da es klar war, dass die grossen Partner nicht so schnell umsteigen können, mussten diese erstmal zahlen. Ob Broadcom jemals die 60 Millarden $ Kaufsumme wieder reinbekommt, darf also als fraglich angesehen werden – bei "nur" 20 Millarden $ Jahresumsatz (nicht Gewinn!) in diesem Bereich, müsste das Abzocken der Kunden viele Jahre so weitergehen. Ich gehe aber fest davon aus, das weitere Partner nach den Vorbereitungen zum Umstieg, von VMWare abspringen.
Keine wirkliche Überraschung, dass Umsatz und Gewinn steigen, wenn man bei einem Produkt die Preise massiv erhöht und Kunden keine unmittelbare Alternative haben.
Ich hätte eigentlich für die ersten 1-2 Jahre nach der Übernahme noch höhere Steigerungen erwartet.
Dass es hier um keinerlei langfristige Strategie gehen kann, sondern nur um kurzfristige Profite, ist glaube ich jedem klar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass VMware in 10 Jahren noch ein relevantes Produkt auf dem Markt ist.
Muss sie ja auch nicht, dann kauft man die nächste Firma auf und presst sie aus… Heuschrecken sind noch nie Pleite gegangen, haben nur immer verbrannte Erde hinterlassen… macht ja nix gibt noch genug potente Firmen die man aussaugen kann. Da ist langfristig überhaupt nicht von Belang.
Es wird bei jedem so sein , wie in meinem Unternehmen. Wir mussten die bittere Pille für 1 Jahr schlucken. ( von 400 Euro / 3 Jahre auf 2000/ 1 Jahr ). Demnach werden wir innerhalb es nächsten Jahres weg von VMware gehen mit den Systemen. Das wird sich von selbst erledigen , meiner Meinung nach