Die CompuGroup Medical (CGM) ist Anbieter verschiedener Softwaresysteme zur Verwaltung von Arzt- und Zahnarzt-Praxen. Gerade wurde bekannt, dass die CGM die Ausschreibung zur Ausstattung der Bundeswehr mit digitalen Arzt- und Zahnarztinformationssystemen gewonnen habe.
Die Information ist mir von einer Quelle aus der Ärzteschaft zugegangen. Ich bereite nachfolgend einige Informationen auf.
Wer ist CGM?
Die CompuGroup Medical SE & Co. KGaA, kurz CompuGroup Medical oder CGM, sieht sich laut eigener Aussage als eines der führenden E-Health Unternehmen weltweit. Die Gruppe gibt an, im Jahr 2024 einen Jahresumsatz von 1,15 Mrd. Euro erwirtschaftet zu haben. Der Firmensitz ist die Stadt Koblenz.
Die CompuGroup Medical unterhält, laut eigener Aussage, Standorte in 19 Ländern und vertreibt mit mehr als 8.700 Beschäftigten Produkte in 60 Ländern weltweit.
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CGM schreibt, dass die Softwareprodukte des Unternehmens zur Unterstützung aller ärztlichen und organisatorischen Tätigkeiten in Arztpraxen, Apotheken, Laboren, Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen eingesetzt werden.
Ausschreibung der Bundeswehr gewonnen
Vor einigen Tagen las ich bei heise, dass die Bundeswehr eine elektronische Patientenakte, allerdings ohne Datenausleitung bekommen soll. Erwähnt wurde auch eine Ausschreibung dieser Funktion, die ja durch Software implementiert werden muss.
Daher passte die Information, dass die CGM eine Ausschreibung der Bundeswehr (des Amt für Beschaffungswesen in Koblenz) zur Ausstattung der Truppe mit einem digitalen Arzt- und Zahnarztinformationssystem gewonnen habe. Die Pressemitteilung der CGM erwähnt, dass man künftig die BWI GmbH bei der Digitalisierung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im ambulanten Bereich unterstütze.
Die BWI GmbH ist das IT-Systemhaus der Bundeswehr und verantwortlich für die IT-Unterstützung der deutschen Streitkräfte. Konkret sollen die Ärzte und Zahnärzte des Sanitätsdiensts der Truppe mit einem Arzt- und einem Zahnarztinformationssystem ausgestattet werden.
Die Ausschreibung sei eine der größten im Bereich ambulant genutzter Software für Streitkräfte in Europa, heißt es. CGM liefert für beide Bereiche (Arzt, Zahnarzt) eine Gesamtlösung aus etablierten Softwaremodulen und habe, laut Eigenaussage mit dieser Kombination aus einer Hand überzeugt.
Der Vertrag wird mit einer Laufzeit von bis zu sieben Jahren abgeschlossen und hat ein Volumen im mittleren zweistelligen Millionen Euro Bereich, heißt es.
Was es noch zu sagen gibt
Abseits des Marketing-Sprech in der Pressemitteilung sehe ich den Auftrag als großen Erfolg für die CGM an. Es wird auch nicht so viele große Anbieter geben, die sich an solchen Ausschreibungen beteiligen können. Im Presseportal sind mir dann noch zwei Dinge aufgefallen, die ich final nicht werten kann.
Laut dieser Mitteilung gab es ein Delististing der CompuGroup Media an diversen Wertpapierbörsen zum 24. Juni 2025. Damit sind auch die öffentlichen Delisting-Erwerbsangebots von CVC Capital Partners zum Rückkauf von Aktien ausgelaufen. Die CGM begründet den Rückzug von der Börse, dass dies der CompuGroup Medical einen stärkeren Fokus auf die Umsetzung der langfristigen Innovations- und Wachstumsstrategie ermöglicht. Zudem hat das Unternehmen schwächere Berichtspflichten.
Zudem gab das Unternehmen eine Personalie bekannt. Der zum 1. August 2023 in die CGM eingetretene und zum 1. November 2023 als Geschäftsführender Direktor Ambulatory Information Systems DACH berufene Dr. Ulrich Thomé, verlässt das Unternehmen in bestem gegenseitigem Einvernehmen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen außerhalb der CGM zu widmen.
Gut, es wird sicherlich interne Gründe bei der CGM geben, die die zwei obigen Sachverhalte erklären bzw. notwendig machen. Für die Bundeswehr bzw. die BWI GmbH bleibt an dieser Stelle zu hoffen, dass das Projekt ein voller Erfolg wird.
Aus der Ärzteschaft vernahm ich diesbezüglich eine gewisse Skepsis. Mir war das Kürzel CGM aus dem Desaster beim TI-Konnektorentausch noch im Hinterkopf (heise hat es beispielsweise hier analysiert). Da hat sich CGM nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Hinblick auf den neuen Großauftrag wurde mir aus der Ärzteschaft die sehr skeptische Aussage eines IT-Fachmanns zugetragen: "Bin mir nicht sicher, ob die Bundeswehr weiß was sie da tut?" Der Fachmann befürchtet eine neue IT-Großbaustelle bei der Bundeswehr. Es wurde durch die Blume gefragt, ob "der Bundeswehr bewusst sei, dass die Hotline der CGM chronisch schlecht erreichbar ist?" Die Entscheidungen über den Zuschlag für die Ausschreibung wird aber vom Amt für Beschaffungswesen in Koblenz getroffen.
Aus der Ärzteschaft vernahm ich allerdings auch die Klage, dass beim Albis-System der CGM häufiger Funktionsstörungen auftreten sollen. Bei der CGM-Hotline sei tagelang niemand erreichbar und die Leute landeten in der Warteschleife, wo irgendwann aufgelegt werde. Gut, diese Aussage kann ich persönlich nicht werten – mir ist das Thema aber in ähnlicher Form vor Wochen aus einer weiteren Quelle und in anderem Kontext untergekommen.
Da scheint Nachbesserungsbedarf zu herrschen. Wenn ein neues Großprojekt mit entsprechendem Personalbedarf hinzukommt, stellt sich sicher so mancher die Frage, ob das zu Lasten der bestehenden Software-Systeme im Medizinbereich geht. Und beim Thema Sicherheit hat die CGM im Mai 2025 zumindest beim Zahnarztsystem Z1 mit einem Update etwas nachgelegt. Aber das ist dann ein anderes Thema, und es bleibt spannend, die Entwicklung zu verfolgen.
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Der Gründer von CGM Frank Gotthard ist doch einer der Mitbegründer des Magazins "Nius", das u.a. das Debakel bei der Verfassungsrichterwahl mit befeuert haben soll …
https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Gotthardt_(Unternehmer)
Stammtisch-Post i. S. der Ergänzungen vom August 2024 und 30. Juni 2025 aus (1). Was ist Dein Problem? Falls Du eine politische Unterwanderung der Sanitätseinheiten oder Straftaten gegen die Landesverteidigung befürchtest, kannst Du Dich vertrauensvoll an das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst in der Konrad-Adenauer-Kaserne in Köln-Raderthal wenden. Stillgestanden! Wegtreten!
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(1) https://www.borncity.com/blog/kommentieren-im-blog/
Das Problem ist schnell benannt:
Es riecht nach Korruption, wenn ein Buddy von Jens Spahn plötzlich den Zuschlag bekommt. Solche Ausschreibungen sind i.d.R. so auf den künftig politisch gewollten Anbieter gefasst, dass andere keine Chance haben.
Bei allen gegenwärtigen Problemen, die unsere Truppe derzeit hat, rangiert ein Großprojekt für eine Software für Ärzte und Zahnärzte ganz weit hinten.
Masken waren gestern…
…na dann gute Nacht…
ich hab mit der CGM aktuell zu tun – die haben es geschafft einen Server binnen 3 Stunden so zu vermurksen dass er Softwareseitig irreparabel defekt ist. Nebenbei funktioniert ihre eigene Software auch nicht mehr, das Update welches sie einspielen sollten auch nicht, und die Rückmeldung war: "Wir wissen nicht mehr weiter, bitte macht's was."
Ist das die Version 2.91 der Z1?
Auch wenn manche es nicht wahrhaben wollen, oder es für sie politisch akzeptabel ist, so ist die Buddy-Politik existent und sowohl Spahn als auch Gotthard profitieren gegenseitig voneinander…
https://correctiv.org/lobbyismus-2/2025/07/25/medien-und-medizinsoftware-der-profiteur-von-spahns-politik-nius-gotthardt/
Und ja, auch bei Ausschreibungen funktioniert das, denn dann sind die A-Kriterien so gewählt, dass nur bestimmte Anbieter in die Auswahl kommen, oder es gibt aus Sicherheits/sonstigen Gründen nur einen eingeschränkter Bieterwettbewerb usw.
Kannte den Link, habe ihn aber jetzt bewusst nicht im Blogbeitrag thematisiert, um das Fass nicht noch größer zu machen, und sich auf den Punkt "Kriegen die das halbwegs gewuppt" zu fokussieren. Die Woche ist noch was aus der Konserve geplant, was eines von deren Produkten thematisiert.
Spannend fand ich diesen Kommentar bei heise, den ich im Nachgang gefunden habe (heise hat das Thema erst einige Stunden später veröffentlicht). Der Kommentator behauptet bei CGM gearbeitet zu haben und deutet einen Grund für den Abgang des "Directors" an.
https://www.cgm.com/corp_en/magazine/articles/emergency-note/technical-failure.html
Scheint damals an dir vorbeigegangen zu sein.
Sucht mal hier im Blog nach Kocobox.
Viel Erfolg der Bundeswehr mit CGM.
Naja mal ehrlich? Was soll das noch Schaden? die Bundeswehr war schon immer nur eine Armee die den Feind an der Grenze beschäftigen sollte, bis die richtige Armee da ist ;-P
Haben CGM bei mehreren Kliniken mitbetreut, diese Software ist durchsetzt von Sicherheitslücken. Tickets dauern Teils Monatelang mit Prio "Hoch"…
Oh und bevor ich es vergesse, Sie kaufen gerne auch gebrauchte Hardware (Firewalls etc.) bei Kleinanzeigen, zumindest der Münchner Standort.
Korruption gibts doch in Deuschland nicht, alles reine Fiktion der "Extremen".
"Korruption gibts doch in Deuschland nicht, alles reine Fiktion der "Extremen"."
Das war auch sofort mein Gedanke! Und die Bude perfektioniert es immer wieder
CGM verlangt immer, dass jeglicher Virenschutz außer der Windows Defender ausgeschaltet wird und dass das Windows-Konto Admin-Rechte benötigt…
viel schlimmer war (ist?) das auch die Firewall deaktiviert werden soll. Da es keine echte Server/Client Updateroutine gibt brauchen, alle Clients Admin-Rechte..sonst ist es ein Turnschuhnetzwerkupdate wie in den 90ern…
Firewall soll immer noch ausgeschaltet werden und die Anwender sollen lokaler bzw. Domänen-Administrator sein…
Gibts auch nicht in D… hat man doch etxra umbenannt: Lobbyarbeit!
/edit/ ich sag nur StGB §129 Absatz 3
;-P
WUUUAAAAA..wir fallen vor lachen gerade alle vom Stuhl. Da ist der Sargnagel für unsere Truppe. Bei der Größe definitiv auf das falsche System mit einer der schlechtesten Datenbanken im Gesundheitswesen gesetzt. Bin seit 20 Jahren ITler in dem System und zum Glück haben alle Kunden auf ein anderes System gewechselt. Ich kann mich noch gut an ein MVZ erinnern was mit 4 Standorten und über 15.000 Scheinen pro Quartal das System komplett an seine Grenzen gebracht hat und die Software nicht mehr bedienbar war. Der Zeitverlust pro Tage konnte sehr gut direkt in Euros umgerechnet werden. Der Kunde wurde freiwillig aus seinem Vertrag "entlassen"..
Die besitzten bis heute keine echte Replikation von Datenbanken über mehrere Standorte.
Wer das unterschrieben hat, sollte direkt….
Im Verteidigungsfall wird die "Gesamtlösung aus etablierten Softwaremodulen" von CGM ganz sicher weiter funktionieren, ganz sicher, man fasst es nicht.
Im ärztlichen Umfeld hat CGM eher ein Negativimage – daher versuchen auch alle davon loszukommen…
Siehe z.B. hier Zahlen aus 2024 mit den Veränderungen der PVS Systeme… in der Regel bei allen CGM-Produkten eine Negativentwicklung:
https://www.kbv.de/infothek/zahlen-und-fakten/pvs-installationsstatistiken
Konzept von CGM ist zudem Mitbewerber aufzukaufen – daher gibt es auch soviele CGM PVSse… (Turbomed, Albis, Medistar, …)
So schnell kommt man als niedergelassene Praxis gar nicht vom PVS weg, wie CGM aufkauft und ausquetscht…
Ausschreibungen?! Ich lach mich tot…es läuft genauso wie in unserem Betrieb. Intern ist das schon längst beschlossene Sache, wer den Zuschlag bekommt. Offiziell schaut man sich natürlich jeden Bewerber vorher intensiv an, und wägt dann ab.
Und genauso läuft es auf allen anderen, insbesondere politisch motivierten, Ebenen. Ist schon manchmal "verwunderlich", warum so viele "Bekannte, Freunde und sogar Verwandte" die Zuschläge für alles bekommen, und überall unterkommen.
"Kölscher Klüngel" sagt man am Niederrhein….Als wenn das woanders tatsächlich anders wäre. Lobbyismus, nichts anderes.
Warum wohl wollen – wenn sie nur könnten – die allermeisten Anwender-Arztpraxen weg von CGM-Anwendungen, besser gestern als heute? Bei fast allen Zufriedenheitsumfragen landet CGM auf den hinteren Plätzen!
Da bin ich ja geradezu froh, daß ich mit der BUNDESWEHR seit ziemlich genau 25 Jahren nichts mehr zu schaffen habe!
Mal von der IT abgesehen (die *damals* noch ziemlich jungfräulich wirkte), habe ich nur einmal in einem (mittlerweile geschlossenen) Bw-Krankenhaus gelegen und kann eigentlich nicht klagen – aufgrund der morphiumähnlichen Beruhigungsmitteln von *damals* hab' ich aber auch nur noch verschleierte Erinnerungen daran.