Airbus nach Stromausfall in Spanien vor Produktionsabbruch; US-Notfallsystem steht nach Cyberangriff

Stop - PixabayIch fasse mal zwei Meldungen zusammen, die mir gerade untergekommen sind und die zeigen, wie fragil wir mit unserer digitalen Infrastruktur geworden sind. Der Stromausfall auf der iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal) am 28. April 2025 hat bei Airbus fast zu einem Produktionsstopp geführt. Und in den USA ist momentan das Notfallsystem OnSolve CodeRED, welches von Behörden und Kommunen verwendet wird, nach einem Cyberangriff ausgefallen.

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OnSolve CodeRED nach Cyberangriff ausgefallen

In den USA betreibt das Unternehmen Crisis24 die Plattform OnSolve CodeRED. Die Plattform wird von vielen Kommunen zur Notfallalarmierung der Bewohner verwendet. Nun gibt es einen landesweiten Ausfall in den USA und die Kommunen informieren die Bevölkerung, u.a. auf x.com, über diesen Ausfall. Hier ein solcher Tweet:

OnSolve CodeRED-Plattform ausgefallen

Es heißt, dass die Stadt Worcester darüber informiert wurde, dass OnSolve CodeRED, der US-Dienstleister für das ALERTWorcester-System der Gemeinde, Opfer einer Cybersicherheitsverletzung geworden ist. Der Cyberangriff auf CodeRED hat Kunden im ganzen Land betroffen. Bürger sollen weiterhin die sozialen Medien der Gemeinde verfolgen, um wichtige Ankündigungen zu kommunalen Dienstleistungen zu erhalten. Kanäle zur Bekanntgabe wichtiger Notfallmeldungen wie Amber Alerts und öffentliche Sicherheitshinweise seien weiterhin aktiv. Zudem heißt es, dass CodeRED Benutzern empfiehlt, ihre Passwörter zu ändern, wenn sie dasselbe Passwort auch für andere Konten und Dienste verwenden. Das Unternehmen teilt mit, dass es den Vorfall weiterhin untersucht.

CodeRED-Cyberangriff

Obiger Tweet macht klar, dass CodeRED in der gesamten USA ausgefallen ist. Die Inc Ransomware-Gruppe reklamiert einen Angriff Anfang November 2025 und hat damit die Notfallbenachrichtigungssysteme eines riesigen Lands wie die USA aus dem Betrieb geschossen. Die Kollegen von Bleeping Computer haben in diesem Artikel noch einige Informationen zusammen getragen. Beim Angriff wurden auch Kundendaten abgezogen.

Airbus Stunden vor Produktionsstopp nach Stromausfall

Auf der iberischen Halbinsel kam es am 28. April 2025 ab 12:32 Uhr (MESZ) zu einem großflächigen Stromausfall, der Spanien und Portugal über 12 Stunden betraf. Dabei fiel die öffentliche elektrische Energieversorgung komplett aus und konnte erst in mehreren Stufen bis kurz nach Mitternacht in Portugal und bis um 4 Uhr morgens in Spanien am Folgetag, dem 29. April 2025, wiederhergestellt werden.

Über diesen Vorfall wurde in den Medien breit berichtet – ich war derweil im Taunus wandern und habe es nicht weiter im Blog thematisiert. Für die Medien waren ausgefallene Metro-Züge oder Aufzüge wichtig. Aber durch den Stromausfall waren auch Rechenzentren in Spanien und Portugal betroffen. Und eines dieser Rechenzentren in Spanien gehörte dem Flugzeugbauer Airbus. Der Stromausfall beeinträchtigte das wichtigste spanische Rechenzentrum von Airbus in Madrid, das Teil des Luftfahrt- und Verteidigungszentrums Campus Futura ist.

Nun wurde bekannt, dass Airbus während des Stromausfalls "nur Stunden vor einem totalen Produktionsstopp" in europäischen Werken stand. Catherine Jestin, Executive Vice President of Digital bei Airbus, sagte The Register: "Wir dachten, wir wären auf einen Stromausfall vorbereitet, aber das waren wir tatsächlich nicht." Airbus Industries hatte zwar für eine Notstromversorgung mittels Dieselaggregaten für sein Rechenzentrum gesorgt.

Da der Blackout aber länger anhielt, sah sich der Rechenzentrumsbetreiber mit einer  kritischen Kraftstoffknappheit für die Notstromaggregate konfrontiert. Man versuchte zwar schnell, Diesel nach zu bestellen. Aber die Lieferanten waren mit Anrufen von anderen betroffenen Kunden überlastet. "Wir standen wenige Stunden vor einer Abschaltung des Rechenzentrums", sagte Jestin The Register.

Ohne Zugang zum Rechenzentrum konnten die Produktionsmitarbeiter keine Unterlagen oder Anweisungen abrufen, hieß es. Selbst der Lagerbetrieb wäre zum Erliegen gekommen, wenn die automatisierten Teileentnahmesysteme offline gegangen wären. Man hätte wohl mit Ach und Krach einen Tag Stromausfall im Rechenzentrum überstanden. Glücklicherweise kam der Strom rechtzeitig zurück, bevor die Notstromaggregate des Rechenzentrums in Madrid wegen Treibstoffmangels ausfielen.

An dieser Stelle bleiben für mich aber viele Fragen offen. Ein Rechenzentrum auf der iberischen Halbinsel, das wegen Stromausfalls offen geht, ist die eine Seite. Klar, wenn die IT der Produktion steht, geht in der Fertigung nichts mehr. Aber ohne Strom ist ein stehendes Rechenzentrum das geringste Problem. Die Fertigung läuft ja nicht mit Dampfkraft, sondern benötigt auch Elektrizität. Einzige Erklärung: Es hat die Endmontage im Werk Toulouse in Südfrankreich sowie weitere Werke in Europa betroffen. Die Werke außerhalb Spaniens hatten Strom, so dass die Fertigung nur durch den Zugriff auf die IT- und Lagersteuerungssysteme gefährdet war.

Wie allerdings die Internetleitungen zwischen den Airbus-Werken und dem spanischen Rechenzentrum in Madrid bei Stromausfall in Betrieb gehalten wurden, bleibt im The Register-Bericht offen. Möglicherweise wurde dort eine Übertragungsstrecke aufgebaut worden, die auch einen Stromausfall toleriert. Aber es scheint so etwas wie ein "single point of failure" mit dem Rechenzentrum in Madrid gegeben zu haben. Ich bin seit 1981 aus dem Airbus Industries-Umfeld weg, so dass ich auch keine Kenntnisse über die aktuellen IT-Infrastrukturen habe.

Der Vorfall hat jedoch Konsequenzen: Airbus stellt sicher, dass nun für ausreichende Kraftstoffreserven für Generatoren für seine Standorte in Spanien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien vorhanden sind und schließt vorrangige Lieferverträge mit Kraftstofflieferanten. Ziel ist es, den Betrieb während eines Stromausfalls mehrere Tage lang aufrechtzuerhalten, ohne auf externe Kraftstofflieferungen angewiesen zu sein.

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3 Antworten zu Airbus nach Stromausfall in Spanien vor Produktionsabbruch; US-Notfallsystem steht nach Cyberangriff

  1. R.S. sagt:

    Tja nur aus Schaden wird man klug.
    Es gab aber auch bei uns schon so etwas, wenn auch nicht so großflächig.
    Man erinnere sich an das Münsterländer Schneechaos anno 2005.
    Da hatten sehr viele Dörfer mehrere Tage lang keinen Strom, weil unter der Schneelast viele Strommasten einfach umgeknickt waren.

  2. User007 sagt:

    Na ja, solche Meldungen aus dem Land der "unbekannten" Möglichkeiten wird vermutlich leider nur hierzulande wieder die Entscheider dazu verleiten auf den Standpunkt zu kommen, dass, wenn auch dort solche Angriffe nicht abgewehrt werden können, dann hier die bisherigen Security-Maßnahmen doch eh ausreichen und keine besonders weitere Zuwendung benötigen – für die dann 'ne willkommene Ausrede par excellence! 🤷‍♂️

  3. AlCiD sagt:

    Ein oder zwei Tage Produktionsstopp sind zwar teuer, ansonsten entstehen aber keine großen Nachteile … ein Tag Streik passiert ja auch mal.
    In den Krankenhäusern sah es viel schlimmer aus, ohne Strom funktionieren halt keine lebenserhaltenden Maschinen, automatisierte Medikamentenversorgung oder eben auch eine Kantine.

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