Stirbt Windows RT einen frühen Tod?

Windows RT, die (kastrierte) ARM-Variante von Microsoft war ja mal als iOS- und Android-Killer gestartet, ist aber nur ein halbes Jahr nach dem Launch ziemlich hart als Papiertiger aufgeschlagen. 2017 ist zudem Schluss, dann erreicht Windows RT bereits "End of Life". Könnte bedeuten, dass Windows RT ganz schnell begraben wird. Wer also ein Windows RT-Gerät gekauft hat, hätte mit Zitronen gehandelt …


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Das Interview mit CNet.com

Ganz so soll es nach den Aussagen von Microsoft nicht kommen. Microsoft Entwicklungschef Michale Angiulo hat ein Interview gegeben, welches vor zwei Tagen bei CNet.com veröffentlicht wurde. Dort verteidigt er vehement die Entwicklung von Windows RT und bekräftigt, dass Microsoft an dieser Betriebssystemvariante festhalten werde. Laut Angiulo ist Windows RT von strategischer Bedeutung für Microsoft und man habe viel Arbeit in seine Entwicklung gesteckt. Daher sieht er auch eine auch eine Zukunft für Windows RT. Sehe ich auch so, es kann nicht falsch sein, wenn man noch ein As im Ärmel hat. Doof ist aber, wenn das vermeintliche As die "schwarze Peter Karte" ist.

Wie dem auch sei. Laut dem Microsoft Vizechef kann Windows RT zukünftig nur noch besser werden – wenn auch der Markt sich nicht gerade nach Windows RT-Geräten reißt. Kürzlich hatte Samsung die Vermarktung des Windows RT Ativ Tab wegen fehlendem Erfolg eingestellt. Die Betriebssystemvariante muss harsche Kritik einstecken, weil Microsoft die Anwender auf die Verwendung von Apps zwingt und keine Windows-Anwendungen von Drittanbietern zulässt. Ich hatte das in diesem Beitrag thematisiert.

Auf dieses Thema geht der Microsoft-Mann im Interview nicht wirklich ein. Er spricht davon, dass sich "Leute über nicht unter Windows 8 laufende Windows-Anwendungen aufregten, aber nicht über die Verwendung von Apps nachdenken würden". Warum sich ein normal denkender Mensch nicht wirklich für Apps interessiert, kommt vielleicht in dieser Diskussion im Blog heraus. Und dass Microsoft jetzt auch noch Prämien an die Entwickler von Müll-Apps zahlt, ich hatte dies im Beitrag Microsoft, Prämien für Apps und Pachinco … thematisiert, macht die Sache auf jeden Fall nicht besser. Interessant ist auch dieser Beitrag bei ZDnet.com, der die Aussage trifft, dass HTML 5 Müll zur App-Entwicklung ist. Und genau so empfinde ich es auch, wenn ich mir den Entwicklungsprozess für Windows 8 Apps sowie die Ergebnisse der App-Entwickler anschaue.


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Kommen wir zum Fazit

Laut TheVerge.com hat Microsoft zwar Windows RT im Interview verteidigt. Aber es wurden keine Antworten zur Kritik an Windows RT geliefert. Also nichts neues im Westen. Wer nun noch etwas Tech-Geek ist, mag vielleicht auch den Artikel Intel vs. Microsoft: was Windows RT a mistake? bei TheVerge.com lesen. Die stellen doch tatsächlich die (berechtigte) Frage, ob Windows RT nicht doch ein riesiger Fehler war. Wir hatten ja auch schon mal MIPS-Varianten von Windows NT, die irgendwann sang- und klanglos verschwanden. Quintessenz des TheVerge-Artikels: Grund für die Entscheidung zur Entwicklung einer ARM-Variante von Windows war, dass deren Chips weniger energiehungriger als die damaligen Intel-Prozessoren waren. Resultiert in länger Akkulaufzeit und wird von Microsoft hoch gelobt.

Es lässt sich aber nicht verkennen, dass Microsoft bei Windows RT (zumindest aus Sicht eines bisherigen Windows-Nutzers) ziemlich gepatzt hat. Seine "Windows-Software" läuft einfach nicht auf den Windows RT-Kisten. Und während man da bei Microsoft stoppelt und mit den Benutzern diskutiert, hat Intel in aller Stille die Energieeffizienz seiner Prozessoren optimiert. Die neuen Clover Trail Atom-CPUs sind energieeffizient genug, um ein lüfterloses Design von Netbooks und Tablet PCs zu ermöglichen.

Intel gibt an, dass Akkulaufzeiten von 10 Stunden mit Windows 8 erreichbar seien. TheVerge hat denn auch einen Test mit einem Samsung Ativ Smart PC 500T (läuft mit einem Clover Trail Atom Z2760 Prozessor) gemacht. Die Akkulaufzeit kam zwar nicht an Intels 10 Stunden heran, sei aber laut Autor des Artikels "akzeptabel". Vor allem, er konnte normale Windows-Anwendungen auf dem Gerät fahren. Dieses Jahr sollen ja Clover Trail-Tablets und Notebooks von diversen Herstellern herauskommen. Wenn die einen guten Job machen und der Preis der Geräte nicht in astronomische Höhen schießt, könnten die Windows 8-Tablets den RT-Pendanten die restliche Butter vom Brot holen.

Es bleibt also spannend, abzuwarten. Möglicherweise stoppelt Microsoft noch eine Weile mit Windows RT herum. Wenn das aber nicht wirklich in die Puschen mit den Verkäufen kommt, würde ich meine Hand nichts ins Feuer legen, dass da nicht irgendwann ein Controller "aus die Maus" sagt und das Ding in der Versenkung verschwindet. Mir kommt jedenfalls kein Windows RT-Tablet ins Haus.

Ähnliche Artikel:
a: Microsoft Surface: Support bis 2017
b: Samsung, wir haben ein Problem
c: Microsoft Surface RT-Verkäufe bescheiden?
d: Verbesserungswünsche für Windows Blue …
e: Microsoft, Prämien für Apps und Pachinco …


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Links:
1: Artikel mit Interview bei CNet.com
2: Konter-Artikel bei TheVerge.com
3: Intel vs. Microsoft: was Windows RT a mistake?


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2 Antworten zu Stirbt Windows RT einen frühen Tod?

  1. SeewolfPK sagt:

    Mir geht es wie dir, Günter: Mir kommt kein Windows RT-Tablet ins Haus.

    Trotzdem ist unsere Einstellung schon seltsam :-)

    Zumindest ich benutze ein Android Handy und kann dort Anwendungen auch nur als App installieren. Ich denke derzeit über die Anschaffung eines Tablet nach und da kommt ein Android Modell auch in Frage. Da bin ich dann wieder bei den Apps :-)
    Alternativlösung wäre trotzdem für mich derzeit nur ein "echtes" Windows 8 Tablet. Mal noch ein wenig abwarten ob die Preise sinken.

    • Günter Born sagt:

      Paul, für meine Seite kann ich das mit den Apps und der dahinter stehenden Einstellung an zwei Sachen festmachen:

      – Ein Smartphone oder ein Billig-Tablet (100 bis 250 Euro) mit Android nutze ich für einen sehr begrenzten Aufgabenbereich. Da passen 500 bis 800 Euro-Windows RT-Tablet PCs nicht so ganz ins Bild (das iPad 1 mit 700 Ocken, welches ich kaum noch nutze, hat da einen ziemlichen Kollateralschaden hinterlassen – und das App-Feeling von Windows RT kann ich ganz gut an meinem Windows 8-Tablet PC beurteilen).
      – Beim Einsatz eines Tablets stellt sich ganz schnell ein "passt" oder "passt nicht"-Gefühl ein. Bei Android-Smartphones ist das App-Gefühl "passt" – bei Windows 8 ist das App-Gefühl "passt überhaupt nicht".

      Keine Ahnung, woran das liegt. Irgend etwas hat Microsoft da wohl falsch gemacht – denn ich werde das Gefühl nicht los, dass es anderen Leuten genau so geht.

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