Für Windows 7 bietet Microsoft die Produkte Windows Virtual PC und Microsoft Virtual PC 2007 zum kostenlosen Download an. Ziel dieser Produkte ist die Virtualisierung einer Windows XP unter Windows als Host-Betriebssystem. Obwohl sich beide Produktnahmen gleichen, stecken zwei verschiedene Ansätze dahinter.
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Windows Virtual PC und Windows XP-Mode
Für Windows 7 bietet Microsoft das Produkt Windows Virtual PC (VPC) auf der Internetseite http://www.microsoft.com/windows/virtual-pc/default.aspx zum kostenlosen Download an. Ziel dieses Produkts ist die Virtualisierung einer Windows XP Professional-Installation, die unter dem Namen Microsoft Windows XP-Mode durch Microsoft bereitgestellt wird.
Beim Download muss man die verwendete Hostplattform angeben. Wer Windows 7 Home Premium verwendet, sollte vorgeben, dass Windows 7 Professional verwendet wird – und auch die richtige Variante 32 oder 64 Bit auswählen. Der so freigegebene Download lässt sich auf einer Maschine mit geeigneter CPU auch unter Windows 7 Home Premium installieren (lediglich die Installation des Windows XP-Modes wird blockiert). Man sollte auch daran denken, erst Windows Virtual PC und (bei Windows 7 Professional/Ultimate) danach den Windows XP-Mode zu installieren. Details werden auf den Microsoft-Seiten erläutert.
Anmerkung: Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, erst den XP-Mode und dann Virtual PC zu installieren. Dann lässt sich der XP-Mode unter Win 7 Home Premium als .vhd-Disk entpacken. Ein angefertigte Kopie konnte ich sogar in VirtualBox 3.x starten. Allerdings muss diese Kopie von Windows XP aktiviert werden, da der mitgelieferte Schlüssel nur unter Windows 7 Ultimate unter Windows Virtual PC eine automatische Aktivierung bewirkt. Eine Aktivierung per Internet konnte ich übrigens bei der so "zweckentfremdeten" Windows XP Pro-Variante auch nicht mit Lizenzkeys aus einem Technet-Abo durchführen. Wenn ich mich aus früheren Versuchen aber richtig erinnere, müsste eine telefonische Aktivierung möglich sein. Allgemein empfehle ich aber Benutzern von Windows 7 Home Premium eine der anderen Virtualisierungslösungen samt Installation einer Retail-Version von Windows XP SP3. Nach meinem Gefühl läuft das alles "smoother".
Die Besonderheit ist dabei, dass Windows Virtual PC den Windows XP-Mode komplett in die Benutzeroberfläche von Windows 7 integriert. Der Benutzer findet nach der Installation des Windows XP-Modes (unter W7 Professional/Ultimate) eine Programmgruppe im Windows 7-Startmenü vor, über den er sowohl Windows Virtual PC als auch den Windows XP-Mode aufrufen kann.
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Wird der Windows XP-Mode verwendet und installiert der Anwender Software unter dem Gast-Betriebssystem, tauchen die von diesen Anwendungen im Windows XP-Startmenü eingerichteten Einträge auch in einer Programmgruppe im Windows 7-Startmenü auf. Der Anwender kann also direkt aus Windows 7 auf die Windows XP-Anwendungen zugreifen. Die Fenster gestarteter Windows XP-Anwendungen werden direkt auf dem Windows 7-Desktop angezeigt.
Genial ist auch der Integrationsmodus, der nach Installation der Integrationsfeatures bereitsteht. Der Anwender kann dort vorgeben, welche Laufwerke des Host-Betriebsssystems direkt im Gast bereitstehen. Zudem sorgen die Integrationsfeatures dafür, dass der Mauszeiger nicht im Fenster des Gastbetriebssystems gefangen wird, sondern aus dem Fenster heraus bewegt werden kann und dann im Hostbetriebssystem zur Verfügung steht.
Wo liegt der Haken bei Virtual PC?
Windows Virtual PC hat in Verbindung mit dem XP-Modus (und auch ohne) aber gleich mehrere Einschränkungen, die einen Einsatz im privaten Umfeld ausschließen oder zumindest aus meiner Sicht wenig attraktiv machen.
- Windows Virtual PC wird als Update in Windows 7 eingespielt und ist vom Downloadumfang recht klein, erfordert aber zwingend ein System, dessen dass CPU und BIOS eine Hardwarevirtualisierung (Intel-VT bzw. AMD-V) unterstützen.
- Wer den Windows XP-Modus einsetzen will, kann dies nur unter Windows 7 Professional und Ultimate bzw. Enterprise tun. VPC lässt sich zwar auch unter Windows 7 Home Premium installieren und es steht auch ein Startmenüeintrag für den Windows XP-Modus zur Verfügung. Bei Anwahl des Startmenüeintrags erscheint aber ein Dialogfeld mit dem Hinweis, dass der XP-Modus den oben erwähnten Windows 7-Varianten vorbehalten ist.
Unter dem Strich bedeutet dies, dass sich Virtual PC und Windows XP-Modus im Privatbereich weitgehend ausschließen. Aber auch wer eine Windows 7 Professional oder Ultimate-Variante sein Eigen nennt, hat ggf. Probleme, dass sich VPC nicht installieren lässt. Zwar bieten sowohl Intel als auch AMD entsprechende CPUs bereits seit Jahren an. Diese Prozessoren mit Virtualisierungsunterstützung werden aber nur bei neueren Systemen im oberen Preissegment verbaut.
Tipp: Wer testen möchte, ob CPU, Motherboard und BIOS die Virtualisierung unterstützen, kann von der Microsoft Internetseite das Programm havdetectiontool.exe herunterladen und ausführen. Dieses zeigt an, ob das System für VPC geeignet ist.
Wer über einen Rechner mit entsprechender Ausstattung verfügt, aber mit Windows 7 Home Premium arbeitet, kann Windows Virtual PC herunterladen und auch installieren. Dann lässt sich das Programm über einen Eintrag im Startmenü aufrufen. Windows öffnet dann ein profanes Ordnerfenster, über dessen Symbolleiste die Schaltfläche Neue virtuelle Maschine sich neue virtuelle Maschinen aufsetzen lassen. Dort werden die Zahl der CPUs (bei Mehrkernsystemen), die Größe des Arbeitsspeichers, virtuelle Festplatten, CD-/DVD-Laufwerke und Audio-/Netzwerkunterstützung konfiguriert. Anschließend kann in dieser virtuellen Umgebung ein Gastbetriebssystem installiert werden. Dieses läuft anschließend in einem Fenster unter Windows 7. Lassen sich die Integrationsfeatures (dies ist letztendlich eine Sammlung von WIndows-Treibern für das Gastbetriebssystem) installieren, stehen USB-Unterstützung, sowie verbesserter Tastatur- und Maussupport bereit. Auf meinen Systemen war die Installation der Treiber auch Voraussetzung, um Soundausgaben zu unterstützen.
Wo es nach meinen Erfahrungen aber im praktischen Einsatz mit VPC hakt, ist die Bedienbarkeit, die Unterstützung von Gast-Betriebssystemen und Fehleranfälligkeit der Installation.
- Bei einer Windows 7 Ultimate 64-Bit-Variante benötigte ich zwei Ansätze, um VPC überhaupt installieren zu können. Ein Upgrade von einem Windows 7 Home Premium 64 Bit (frisch aufgesetzt) zur Ultimate-Version endete damit, dass der Installer von VPC sofort nach dem Aufruf mit einem Fehler endete und abbrach. Erst die Neuinstallation von Windows 7 Ultimate 64 Bit löste das Problem.
- Die Verwaltung der virtuellen Maschinen in einem Ordnerfenster ist zumindest in meinen Augen stark gewöhnungsbedürftig und das Konzept ist auch nicht sonderlich durchgängig durchdacht. Zum Anlegen einer neuen VM steht eine Schaltfläche in der Symbolleiste zur Verfügung. Wird aber die Konfigurationsdatei einer VM im Ordnerfenster angeklickt, lässt sich das Dialogfeld zum Anpassen der Einstellungen nur per Kontextmenü aufrufen. Läuft die virtuelle Maschine, erfolgt der Abruf einzelner Funktionen wiederum über eine Menüleiste. Also muss der Anwender ständig zwischen einer Bedienung per Ordnerfenster, Dialogfeld und Anwendungsfenster umdenken.
- Auch das Herunterfahren eines laufenden Gastbetriebssystems über die Befehle der Menüleiste ist in meinen Augen recht "holperig" gelöst. Als Anwender muss ich in einem Dialogfeld wählen, ob ich die Maschine in den Ruhemodus versehen oder ausschalten möchte. Der Modus lässt sich zwar über die Einstellungen vorgeben. Bei VMware ist das aber besser gelöst, indem alle verfügbaren Shutdown-Modi in einem Untermenü angeboten werden.
- Zumindest bei meinen Versuchen mit Windows 7 als Gast-Betriebssystem konnte ich feststellen, dass als Grafikkarte (bei installierten Integrationsfeatures) nur ein Tridend S3-Grafikkartentreiber mit 32/64 MByte RAM installiert wurde. Ein solcher Treiber ist natürlich nicht Aero-fähig. Hier bin ich aber noch am evaluieren, da hier und hier ein recht trickreichen Ansatz beschrieben wird, um Aero in VPC-Gast-Betriebssystemen zu erreichen.
Auch beim Versuch, diverse Gast-Betriebssysteme (von Windows XP über Linux bis Mac OS X) zu installieren, war ich weniger von VPC angetan. Das Aufrufen des BIOS-Setup zum Vorgeben der Boot-Reihenfolge erforderte zig Anläufe und auch die Kontrollierbarkeit der Gastumgebung lässt Wünsche offen. Eine Unterstützung von 64 Bit-Gastbetriebssystemen ist bei VPC nicht gegeben. Faktisch ist es so, das VPC für die Verwendung des Windows XP-Modus unter Windows 7 Professional/Ultimate optimiert ist und dort auch gut funktioniert (vor allem bekommt man eine kostenlose und bereits aktivierte Windows XP Professional-Installation). Wer jedoch eine universellere Virtualisierungslösung sucht, ist in meinen Augen mit VPC nicht besonders gut bedient.
Microsoft Virtual PC 2007
Um das Problem der fehlenden Virtualisierungsunterstützung durch die Hardware zu umgehen, können Microsoft-affine Anwender zu Microsoft Virtual PC 2007 greifen. Dies ist ebenfalls ein kostenlos von den Microsoft Webseiten herunterladbares Virtualisierungsprogramm, welches aber auf allen Windows-Systemen, unabhängig vom Prozessor, eingesetzt werden kann. Die Virtualisierung erfolgt per Software, was zwar einige Leistungseinbußen bedingt, aber bei modernen DualCore-Prozessoren kaum noch ins Gewicht fällt.
Bei der Installation unter Windows 7 Home Premium erscheint zwar die Warnung, dass diese Version nicht unterstützt wird. Falls Sie die Warnung ignorieren, kann Virtual PC 2007 SP1 aber auch in der Home Premium-Version installiert werden.
Nach der Installation lässt sich Virtual PC 2007 über einen Startmenüeintrag aufrufen. Im Fenster der Virtual PC-Konsole (können Sie über die Schaltfläche Neu einen Assistenten zum Einrichten einer neuen virtuellen Maschine starten. Dieser fragt in verschiedenen Dialogfeldern den Typ des zu installierenden Gastbetriebssystems, die virtuelle Festplatte etc. ab. Eine eingerichtete virtuelle Maschine lässt sich im Fenster der Konsole anklicken. Dann können Sie über die Schaltfläche Einstellungen auf ein Dialogfeld mit den verfügbaren Komponenten (Speicher, Festplatte, CD/DVD etc.) und deren Eigenschaften zugreifen.
Die Schaltfläche Starten schaltet die virtuelle Maschine ein, worauf das installierte Gastbetriebssystem bootet. Die Ausgaben des Gastbetriebssystem erfolgen dabei im Anwendungsfenster der virtuellen Maschine. Über die Menüleiste des Anwendungsfensters können Sie auf verschiedene Funktionen (z. B. CD/DVD-Medien laden und trennen, virtuelle Maschine anhalten, zurücksetzen oder schließen etc.) zugreifen.
Persönlich habe ich Microsoft Virtual PC 2007 aber bisher nicht produktiv eingesetzt, da mir in Tests sowohl der Funktionsumfang als auch die Leistungsfähigkeit zu gering erschien. Eine Aero-Unterstützung für Windows Vista/Windows 7 ist auch nicht gegeben.
Inhalt
1. Virtualisierungslösungen für Windows 7 im Überblick (Teil 1)
2. Microsoft Virtual PC 2007 und Windows Virtual PC (Teil 2)
3. Sun VirtualBox 3.1 (Teil 3)
4. VMware Player und VMware Workstation/VMware Server (Teil 4)
5. Windows XP-Mode für Windows 7 (Teil 5)
6. Fazit und Erfahrungen (Teil 6)
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