Microsoft Edge – der Wolpertinger unter den Browsern

Die Tage des Internet Explorer sind "gezählt", "Platz da", jetzt kommt Microsoft Edge, der neue Windows 10-Browser. Dieser fegt den IE von der Platte, oder? Heute mal ein Blog-Beitrag, der mir schon länger auf der Pfanne brennt.


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Kaum ein Browser, der so sich viel in letzter Zeit im medialen Interesse spiegeln konnte wie Microsoft Edge. Wer Microsoft Edge in einer Suchmaschine eingibt, wird von Treffern regelrecht erschlagen. Hier ein Video zum Edge-Browser.

(Quelle: Microsoft)

Edge: Der Wolpertinger der IT-Szene

Ich weiß, ich bin jetzt wieder gehässig, aber wenn ich Edge höre, drängt sich mir der Vergleich auf, dass dieser Browser quasi der "Wolpertinger" der IT-Szene ist. Für Preußen: Wolpertinger ist die bayrische Bezeichnung für ein Fabelwesen.

Warum ich auf diesen kruden Vergleich komme? Nun, wenn ich das mediale Echo so durchgehe, weiß zwar "jeder", was Edge kann und wie es ausschaut. Videos wie oben gezeigt, erklären diesen Browser und das ist auch so in Ordnung. Blog-Beiträge Microsofts zu Edge runden das Ganze ab. Aber alles ist "hear say", wie man bei den Amis sagt. Und damit sind wir beim Wolpertinger – denn dieses Fabelwesen lebt auch nur in den Erzählungen unserer bayrischen Altvorderen. Gesehen hat den Wolpertinger nämlich noch keiner.

Und bei Microsoft Edge ist das ähnlich – wir sehen in den aktuellen Builds von Windows 10 nur einen sehr billigen Abklatsch dessen, was Microsoft Edge laut den "Einflüsterern" alles können soll.

Ich denke, Microsoft hat ein Problem …

Wer sich den Browser anschaut, stellt schnell ernüchtert fest, dass da vieles fehlt, was diesen attraktiv macht. Wie Chip z.B. hier schreibt, werden neben der bisher fehlenden Synchronisation beim Windows 10-Start auch keine Add-Ons (gemeint sind wohl Chrome-Erweiterungen) zu installieren sein. Plug-Ins älterer Art (BHOs) und Active X-Unterstützung sollen sowieso entfallen. Aber das ist ok! Viel mehr ärgert mich: Anmerkungen in Webseiten, wie in den Videos und Beiträgen versprochen, kann ich in meinen Windows 10-Builds auch keine machen. Zudem stürzt Edge in meiner VM ab oder hängt gelegentlich. Wenn ich dann "Benchmarks" in Webartikeln sehe, denke ich "was ein Schmarren".

Die Tage machte zudem eine Nachricht die Runde, dass bestimmte Enterprise-Kunden den Edge-Browser eh nicht nutzen könnten. Hintergrund ist der Umstand, dass in Windows 10 Enterprise eine Langzeitunterstützung (Long Term Servicing Branch, LTSB) angeboten wird, und Edge daher in dieser Version nicht mit ausgeliefert werde.

Long Term Servicing Branch, LTSB, ist eine Option für Volumenlizenzkunden mit Windows 10 Enterprise, bei denen Microsoft 10 Jahre Support im Hinblick auf Sicherheits-Updates und Hotfixes gewährt.

Ist aber auch eigentlich eine Nicht-Nachricht (auch wenn MVP-Kollege Martin Geuß hier darüber nachdenkt, dass man Edge als App eh über den Store bezieht). Denn wenn ich mal 2+2 addiere komme ich zu folgenden Erkenntnissen.


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  • Für Microsoft ist die Entwicklung von Edge ein logischer Schritt, kann man doch endlich vielen lästigen Ballast abwerfen, den man beim Internet Explorer mitschleppt. Von daher alles im grünen Bereich für den Hersteller. Aber wie sieht es auf der anderen Seite aus?
  • Für Unternehmenskunden ist Microsoft Edge vermutlich in vielen Fällen ein No-Go – unabhängig, ob Edge in Windows 10 Enterprise enthalten ist oder nicht. Der Grund: In Unternehmen laufen häufig Intranet-Anwendungen die auf dem IE aufsetzen. Dort ist Kompatibilität alles. Bis zur Vorstellung von Edge haben wir von Microsoft doch immer gelernt, wie viel Mühe man sich beim IE 11 gab, um dessen Rendering mit älteren IE-Versionen kompatibel zu machen. Dieses Bad ist nun – zumindest medial – ausgeschüttet und pressemäßig feiert man Edge. Die Indianer sagen "reite niemals ein totes Pferd" – ergo liefert Microsoft Edge in Windows 10 Enterprise auch nicht aus. Ich tippe mal, dass der IE 11 im Unternehmensumfeld noch sehr lange Erfolge feiert – Edge ist also überflüssig.
  • Für Endanwender ergibt sich die missliche Situation, das Edge "die Unfertige" darstellt. Alles was Spass macht, kommt erst später. Wie sagen die Amis: When in Rom do like the Romans do. Sprich: Mach das, was alle um dich herum tun. Edge soll zwar mal grandios werden – irgendwann, in Zukunft, vielleicht. Aber: Warum soll ich mit Edge rumstoppeln und auf Chrome-Erweiterungen oder ähnliche Features warten, wenn ich diese bereits heute zum Nulltarif beim Google Chrome oder beim Firefox haben kann?

Ich denke, langfristig wird Edge seine Marktanteile durch die Verbreitung von Windows 10 erreichen. Aber aus Anwendersicht werde ich das Gefühl nicht los, dass der Browser einen schweren Stand haben wird. Denn die vorgeblichen Geschwindigkeitsvorteile von Edge wird die Konkurrenz bald aufholen. Wird spannend werden, den Weg von Edge zu verfolgen. Oder wie seht ihr das Ganze? Ist für euch Edge die Qual der Wahl, das Non Plus Ultra oder "interessiert nicht die Bohne"?

Nachtrag: Kleiner Beitrag von MVP-Kollege Martin Geuß bei Dr. Windows zu Edge.


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10 Antworten zu Microsoft Edge – der Wolpertinger unter den Browsern

  1. Ingo sagt:

    Irgendwie liegst du da m.E. völlig daneben. Entweder hast du irgendeine uralte Build laufen oder sonst irgendwas läuft verkehrt.

    Die "Spartan" Version auf Build 10130 synchronisiert ganz problemlos z.B. Bookmarks. Auch lassen sich die Funktionen für Anmerkungen ganz problemlos aufrufen und ich kann in deiner Webseite rummalen, Notizen einbauen oder ähnliches.

    Und wo ist das Problem, wenn man in einer LTSB Version, die darauf ausgelegt ist, möglichst lange nicht verändert zu werden, einen neuen Browser nicht vorfindet, der in den nächsten Jahren kräftig weiterentwickelt werden wird?

    "Edge" wird auch in Windows 10 Enterprise ausgeliefert – nur nicht dann, wenn man auf den LTSB wechselt.

    • Günter Born sagt:

      @Ingo: Danke für den Kommentar.

      Zur LTSB-Version: Sollte so im Text eigentlich auch rauskommen – einen (missverständlich interpretierbaren) Halbsatz habe ich gestrichen. Aber im Kern ist es imho so, dass in Intranets der IE 11 und nicht Edge die Qual der Wahl ist. Dass Edge auf allen Vor-Windows 10-Systemen keine Rolle spielt – habe ich noch gar nicht im Beitrag thematisiert.

      Zur Synchronisierung: Es schaut so aus, als ob Du Recht hast – hier tut sich mittlerweile was (Build 10130 mit allen Patches).

      Zu den Anmerkungen in Webseiten – ich bekomme sofort die "rote Karte" in Form folgender Meldung gezeigt (Spartan Build 15.10130.0.0).

      Keine Ahnung, woran das hängt. Könnte die VMware VM sein – muss ich untersuchen. An den VMware Tools kann es nicht hängen, da ich diese nicht neu installieren kann, da angeblich eine neuere Variante installiert ist. Merkwürdig das Ganze. Für mich ist Edge in der aktuellen VM-Installation wenig brauchbar – mal schauen, ob ich eine native Installation der Build 10130 aufsetze und dort mein Urteil revidieren muss.

      Noch zwei ergänzende Artikel zu Edge aus dem Web.

      What is Microsoft Edge? Everything you need to know

      Need to Know: Microsoft Edge

      Im zweiten Artikel wird ausgeführt, dass Anmerkungen per Finger oder Stift erfolgen müssen. Vielleicht ist das der Grund, warum es bei mir nicht geht.

  2. Marc sagt:

    wir müssen uns einfach verabschieden, dass ein Produkt fertig als Komplett-Paket an den Start geht – was es aber eigentlich auch nie gab, da hieß es nur buggfixes.
    Heute nennen wir es Weiterentwicklung und Verbesserungen.

    Die Systeme haben einen "Basis-Code" und hierauf/hierum wird alles weitere kommen.
    Jedoch müssen sich auch die User/Unternehmen dementsprechend anpassen, denn sonst verlieren diese den Anschluss und somit entsprechendes Potential.
    Teilweise besteht doch eine IT-Abteilung aus dem knowhow des Hausmeisters bzw. eines 400 Euro-Jobbers in KMUs, da die Maschine als moderne Schreibmaschine noch angesehen wird.

    • Ralf Lindemann sagt:

      „Alles fließt, nichts besteht." (Heraklit) Keine Frage, Betriebssysteme sind heute dynamische Systeme, die sich ständig verändern. Nicht nur, weil sie seitens der Hersteller permanent weiterentwickelt werden, sondern auch deshalb, weil heutige Betriebssysteme durch die Anbindung ans Internet permanent äußeren Einflüssen unterliegen, die auf die Struktur des Betriebssystems einwirken. Das alles ist richtig, aber eigentlich keine Entschuldigung: Microsoft Edge ist eine der Leitinnovationen von Windows 10. Mit Edge wird Windows 10 seit Wochen massiv beworben. Das ausgerechnet der neue Browser nicht oder nicht richtig funktioniert, dürfte auf viele einigermaßen ernüchternd wirken und nährt Zweifel am aktuellen Entwicklungsstand von Windows 10. Wie stabil wird Windows 10 auf „upgegradeten" Altrechnern laufen, wenn es Microsoft nicht mal gelingt, den neuen Super-Browser in der Preview stabil zum Laufen zu kriegen?

  3. Wolfgang B. Strecker sagt:

    Nur zwei Bemerkungen zu Edge:
    – HPs Simple Pass ist nicht nutzbar, d.h. mit Fingerprint zum Anmelden auf Webseiten ist es vorbei.
    – Das Handling der Favoriten ist vom Komfort des IE11 weit entfernt.
    – Es gibt bisher keine Möglichkeit mit Web-Links aus Dokumenten, Outlook u.ä. heraus den IE11 zu erreichen, stets erfolgt der Zugriff auf Edge. Unmöglich!!!
    Gruß Wolfgang

  4. Pingback: Windows 10 Build 10162 - Installation, Features, Gedankenaustausch (DE ISO) - Seite 10

  5. N8vogel sagt:

    Ich bin nur ein einfacher User ohne Programmierkentnisse.
    Was mich beim Ausprobieren bisher neben dem ständigen Einfrieren am meisten stört ist, dass es anscheinend keine vernünftige (einfache) Möglichkeit der Favoritenverwaltung und -sortierung gibt, wie ich sie von Firefox gewöhnt bin.

    Oder bin ich nur zu blind, sie zu finden?

  6. Andy01 sagt:

    Für mich ist Edge nicht zu gebrauchen braucht ewig bis ich z.B. auf Ebay scrollen kann. Das Problem habe ich mit Google Chrome nicht. Auf diesen bin ich nun umgestiegen und er wird auch bleiben. Internetexplorer war Müll Edge wird es werden.

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