iPhones legen über Twitter-Link Notrufnummer 911 lahm

Letzten Oktober (2016) wurden zahlreiche 911 Notrufzentralen in den USA über Stunden mit Anrufen bombardiert. Zuerst wurde ein Hack vermutet, um das Notrufsystem in den USA lahm zu legen. Am Ende des Tages stellte sich ein Tweet als Ursache dieses Übels heraus. Eine kurze Geschichte, wie Sorglosigkeit im Umgang mit Technik Infrastruktur lahm legen kann.


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Der Fall fand wohl kaum Eingang in die US-Presse und ist mir auch nicht aufgefallen. Das Wall Street Jounal hat es jetzt in diesem Artikel aufbereitet.

Im Oktober 2016 stellten die Angestellten in den Telefonvermittlungen der US-Notrufzentralen plötzlich zahlreiche Anrufe unter der Nummer 911 fest. Nach dem Anruf wurde sofort wieder aufgelegt, um Sekunden später wieder einen Anruf zu tätigen. Durch das hohe Anrufaufkommen waren die Notrufzentralen praktisch über Stunden lahm gelegt.

Im konkreten Fall gelang es einem Operator, einen Teenager lange genug am Telefon zu halten, bevor dieser Auflegte. So bekam er eine Idee, was los war. Das Mädel versicherte, dass keine 911 mit seinem iPhone angewählt habe. Das Gerät würde offenbar selbsttätig die 911 anrufen und es wüsste nicht, wie man das stoppen können.

Cyberangriff auf die USA?

Im ersten Augenblick gab es die Sorge, dass ein Cyber-Angriff auf die USA ausgeführt werde, um die Notrufzentralen lahm zu legen. Diese sind noch mit konventioneller Technik und Kupferleitungen ausgestattet, so dass solche Angriffe nicht abgewehrt werden können. Forscher der Ben-Gurion Universität Israel konnten 2016 zeigen, dass weniger als 6.000 mit Malware infizierte Smartphones ausreichen, um das 911-Notrufsystem in den Bundesstaaten der USA für Tage zu blockieren.

Ein Tweet und Sorglosigkeit

Nach einer Untersuchung stellte sich heraus, dass ein Tweet mit einem Schadlink dazu führte, dass das iPhone beim Antippen des Links wiederholt die 911 Notrufnummer anwählt. Der Tweet war von einem Twitter-Nutzer @SundayGavin mit dem Text "I CANT BELIEVE PEOPLE ARE THIS STUPID" abgesetzt worden. Der Link wurde mit einem Google-Dienst verkürzt. Der Inhaber des Twitter Kontos wurde ausfindig gemacht und gab an, dass er den Link in einem Tweet gesehen habe.

Er fand es lustig, den Link in einem eigenen Tweet in mehr als 1.000 Follower zu teilen. Und es gab weitere Leute, die diese Idee ebenfalls lustig fanden, so dass die Tweets hundertausendfach geteilt und die Links angeklickt wurden. Die mit der Untersuchung des Falls beauftragten Ermittler glauben, dass der Link 117.502 Mal angetippt wurde.

Der ursprüngliche Tweet wurde wohl von einem Twitterkonto von Mark Thomas, einem jungen Social Media Manager mit 440.000 Followern abgesetzt. Der Tweet forderte die Empfänger auf, über den Link das neuestes Video des Mannes anzusehen. Scheinbar wurde das Twitter-Konto gehackt, um den Tweet abzusetzen.

Betroffen waren übrigens nur iOS-Geräte. Der Fall zeigt aber wieder einmal exemplarisch, wie fragil die gesamte Infrastruktur zwischenzeitlich geworden ist und mit wenig Aufwand ein Cyber-Angriff durchgeführt werden kann. Wenn ein solcher Angriff über POTUS ausgeführt wird, lässt sich die USA lahm legen.


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2 Antworten zu iPhones legen über Twitter-Link Notrufnummer 911 lahm

  1. Tim sagt:

    "Der Fall zeigt aber wieder einmal exemplarisch, wie fragil die gesamte Infrastruktur zwischenzeitlich geworden ist und mit wenig Aufwand ein Cyber-Angriff durchgeführt werden kann."

    … dabei hat der Spaß doch grade erst so richtig angefangen, wenn man mal Entwicklung und Zeit betrachtet. 10 Jahre weiter so und der Spuk ist bestimmt wieder vorbei, weil vollkommen aus dem Ruder gelaufen? Wann ist wohl der Punkt erreicht, an dem man den Laden dicht machen muss?

    Ich finde schon schräg, das man beispielweise Facebook und Co für Meinungen und Meldungen von Nutzern zukünftig bestrafen will, oder dahingehend überlegt. Eigentlich geht es doch darum, die Meinungen und Meldungen von einer doch riesigen, ja, teilweise auch schrägen und schwierigen, Gruppe von Menschen abzuwürgen und weil Facebook diese ungeliebten Themen nicht von sich aus blockiert, wird nun politisch "gefiltert" bzw. Facebook "animiert es doch zu tun?
    Ist das dann letztlich sowas anderes, als die Zensur in China, oder Sperren in der Türkei? Wird nur hübscher verpackt und Geld springt auch noch dabei raus…

    Warum eigentlich, denn wer liest den Mist denn überhaupt?

    Ich bin sicher kein Fan von Facebook und auch viele der Kommentare die als Problem betrachtet werden, finde ich merkwürdig, bis krank, aber nur weil zum Beispiel wer die Theorie vertritt, die Welt wäre nun doch eine Scheibe, drehe ich nicht direkt durch.
    Der gemeine Pöbel hat halt schon immer anders geredet und gedacht, als die hohen Herren und Damen das gerne hätten…

    Falschmeldungen gab es nebenbei auch durch die Politik schon einige in der Geschichte. Ich hoffe die werden dann zukünftig auch mal bestraft werden… das wär doch mal eine Idee die schlimmsten Dumpfbacken auch wirklich loszuwerden, die auch noch auf Positionen sitzen, auf denen die wirklich echten Schaden anrichten, anders als irgend so ein Facebook-Nazi mit seinen Followern.

    Was ist, oder wäre eigentlich, wenn die bösen Kommentatoren in der Mehrzahl wären? Sind das die Momente, wo sowas wie ein Brexit passiert?
    Wirtschaftlich ganz sicher erst mal eine Katastrophe, aber vielleicht denken dann mal wieder ein paar mehr Menschen nach, wie das Leben nun weitergeht und das wird es mit Sicherheit tun.

    Hat Twitter ja noch mal Glück gehabt, das die dafür (noch) nicht zur Kasse gebeten werden… Links zu verteilen, ist schon anderen zum Verhängnis geworden…

  2. Ich weiß auch nicht wo das Problem was Politiker plötzlich für eine Panik vor Desinformation haben, liegt wohl eher daran das Politiker Angst davor haben das ihnen jemand anderer den Rang der Desinformation streitig machen könnte.
    https://www.heise.de/tp/features/In-der-Politik-ist-Panik-vor-Desinformation-ausgebrochen-3581903.html
    Desinformation hat es schon früher gegeben und es hat sich niemand daran gestört die einen glauben es und anderen ist es eben egal.

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