Princeton-Forscher entwickeln den Super-Ad-Blocker

Ein Forscherteam der Universitäten von Princeton und Stanford haben jetzt eine neuen Ansatz für einen Adblocker vorgelegt, der zuverlässig alle Werbung blocken sollen. Der Ansatz soll alle Anti-Adblocker aushebeln können.


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Schwieriges Thema: Werbung und die daraus generierten Einnahmen sind für den Betrieb von Webseiten (d.h. zu deren Finanzierung) meist essentiell. Wenn mir die Einnahmen hier im Blog durch Adblocker zusammen brechen, würde bzw. müsste ich den Auftritt schließen.

Andererseits kann ich nachvollziehen, dass Nutzer genervt die Reißleine mit Adblockern ziehen. Die Werbeindustrie ist so bescheuert, dass auch der letzte Surfer mit nervenden Werbeanzeigen vergrault wird. Blinkend, animiert und mit lautem Ton – geht alles gar nicht. Und die Blitchen von Google raffen es leider auch nicht. In Google Adsense habe ich z.B. keine Möglichkeit, Flash-Anzeigen mit Animation und Ton explizit zu sperren. Nachdem sich einige Blog-Leser vor Wochen über animierte Werbung beschwerten, habe ich einige Schalter umgelegt, um so etwas über Umwege zu erzwingen. Die Folge: Es kamen nur noch Textanzeigen – und die Werbeeinnahmen sanken ins Bodenlose (unter 10 Euro pro Tag). Ich stand vor der Frage, die Reißleine zu ziehen und den Stöpsel für den Blog zu ziehen. Dann habe ich vor einigen Tagen wieder bestimmte Werbeformen zugelassen, aber Layer-Ads, Popups und ähnliches bleiben weiterhin gesperrt. Ich werde also auch weiterhin den Spagat zwischen Finanzierung des Blogs durch Werbeeinnahmen und nervige Werbung verhindern oder zumindest möglichst effektiv minimieren hinzukriegen. Wie gesagt: Google macht mir diese Sache nicht gerade einfach.

Das ist die eine Seite der Geschichte. Die andere Seite: Publisher versuchen mit diversen Tricks die Adblocker der Webseitenbesucher zu erkennen und auszutricksen. Einige Adblocker-Anbieter lassen auch Werbung als 'akzeptabel' zu, wenn der Werbeanbieter einen Obolus an den Adblocker-Anbieter zahlt. So ist es ein ständiges Katz-und-Mausspiel, wer gerade die Nase vorne hat.

Wenn der Artikel auf Motherboard [bei heise.de gibt es nun diesen deutschsprachigen Beitrag] stimmt, könnte die neueste Entwicklung im Adblocker-Bereich die Sache auf den Kopf stellen. Basis des Ansatzes ist, dass die US-Regulierungsbehörden eine klare Kennzeichnung von Werbung verlangen, so dass Nutzer die Werbeblöcke erkennen können. Dies macht sich der Adblocker zunutze und filtert die Werbeanzeigen zuverlässig heraus. Statt den Code zu analysieren und zu blocken, wie das aktuelle Adblocker tun, setzen die Forscher auf optische Zeichenerkennung auf der abgerufenen Seite. Wird dort eine Werbeanzeige erkennt, blockt man deren Inhalt. Der Ansatz wurde auf 50 Seiten getestet und konnte alle Anti-Adblocker überlisten. Auch Facebook-Werbung wurde erfolgreich geblockt.

Bei Motherboard wird auch die ethische Seite angerissen: Adblocker entziehen den Publishern die Finanzierungsgrundlage. Aus meiner Sicht wird es darauf hinauslaufen, dass sich erst dann etwas ändert, wenn die ganze Sache an die Wand gefahren wurde. Sprich: Die Werbeanbieter reagieren erst, wenn nix mehr geht – und die Publisher werden immer mehr Angebote hinter Paywalls aufziehen. Am Ende werden die Websurfer zwar erfolgreich ihre Ablocker eingesetzt haben, aber mangels Angeboten nur noch private Hobbyseiten im Web abrufen können.


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4 Antworten zu Princeton-Forscher entwickeln den Super-Ad-Blocker

  1. Das alles hat eben zwei Seiten, aber solange die Werbeindustrie so ausartet sehe ich ein Werbeblocker einfach schon als Selbstverteidigung und Selbstschutz an.

    So nen Werbeblocker hat ja sicher auch ein Ausschalter um Diverse Seiten etwas zu unterstützen.

  2. Henry sagt:

    Infantil bunte und lärmende Werbung ist doch geradezu
    eine Aufforderung, Blocker einzusetzen. Ich rufe eine
    Seite ja nicht aufgrund der Werbung dort auf, sondern
    ich möchte den Inhalt der Seite sehen. Solange es da
    nicht verbindliche Standards gibt, sind Blocker
    zumindest auf den Seiten gerechtfertigt, wo der
    Seitenbetreiber jede Werbung zulässt.

    Aber der Hauptgrund, Blocker einzusetzen, ist Notwehr!

    Werbung ist eines der Haupteinfallstore für Schädlinge
    aller Art.

    Solange sich die Werbeindustrie da nichts wirklich effektives
    einfallen lässt, habe ich Verständnis für das Blocken.

  3. Thorky sagt:

    Ahh! Wunderwaffenpropaganda! ;)

  4. Martin Feuerstein sagt:

    Bei mir blockiert NoScript (Firefox) grundsätzlich alle JavaScripts und Einbettungen wie Flash oder Schriftarten. Nur wenn eine Seite unbedienbar wird schalte ich nach und nach einzelne eingebundenen Horsts frei, bis sich die Seite bedienen lässt. Rein zufällig blockiert das nebenbei auch Tracker und viel Werbung (also alles was blinkt und nervt). Btw. die Eigenwerbung für EDV-Buchversand und Amazon ist sichtbar ;-)

    Gegen (unaufdringliche) Werbung ist ja generell nix einzuwenden, z. B. als Bild (img-Tag) eingebundene Werbung, auch da lässt sich z. B. ein (animiertes) GIF oder JPEG von einem Fremdserver einbetten (wobei man eingebundene Inhalte von Fremdservern auch schon wieder blocken könnte, wenn man denn wollte…), die dann dynamisch per PHP-Script oder ähnlichem verschiedene Bilder ausliefern.

    Es gibt nur auch Webseiten, die den kompletten Hintergrund (rundrum um den nicht mal 1000 Pixel breiten Inhalt) mit vollfächig klickbarer und animierter Werbung vollballern, da hört der Spaß auf – Overlays oder gar Ton gehen auch nicht.

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