Deutsche Bildungseinrichtungen für Home-Schooling nur bedingt bereit

Aus den EU-Corona-Hilfsgeldern soll auch eine digitale Bildungsoffensive in Deutschland finanziert werden. Diese sieht 500 Millionen Euro für die Ausstattung von Lehrern mit digitalen Endgeräten vor, so ein Beschluss der Bundesregierung. Eine Studie von Jamf sieht das deutsche Bildungssystem in Sachen Digitalisierung weltweit im letzten Drittel. Ebenso viele Befragte wünschen sich, dass Bildungseinrichtungen allen Schülern und Lehrbeauftragten digitale Geräte zur Verfügung stellen.


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Jamf ist Softwareanbieter für Apple-Gerätemanagement. Mit seinen Lösungen hat sich Jamf darauf spezialisiert, Mitarbeitern in Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Regierungsorganisationen die „Apple Experience" zu bieten. Im Kontext der digitalen Bildungsoffensive hat Jamf Personen in Deutschland, die im Bildungswesen arbeiten und eine Lehrtätigkeit ausüben, befragen lassen. Befragungszeitraum war der 8. bis 17. Mai 2020. Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH. Jamf hat mir die Ergebnisse der Befragung zur Verfügung gestellt. Hier die Aussagen.

Lehrende sehen Defizite beim Home-Schooling

Ob es im Schuljahr 2020/21 erneut zu Schulschließungen und Home-Schooling kommen wird, ist noch ungewiss. Sicher ist aber, dass Lehrende ihre Bildungseinrichtungen nur bedingt für den Fall der Fälle vorbereitet sehen – zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Apple-Gerätemanagement-Experten Jamf. Für die Studie zum Stand der Digitalisierung im deutschen Bildungswesen wurden 989 Deutsche ab 18 Jahren befragt, die eine Lehrtätigkeit im Bildungswesen ausüben. Besonders große Defizite sehen die Studienteilnehmer in den Bereichen IT-Sicherheit, Breitband-Internet Zugang und digitale Medienkompetenz von Schülern und Lehrenden.

Hauptursache: DigitalPakt Schule zu spät auf den Weg gebracht

Seit der Zwangspause des Präsenzunterrichts im Frühjahr 2020 ist vielen Lehrenden an Schulen und Universitäten klar, dass es im deutschen Bildungswesen rund um das Thema Digitalisierung noch einiges zu tun gibt. Gerätemanagement-Experte Jamf fragte im Rahmen einer Studie nach, wo nach Einschätzung der Lehrenden Verbesserungsbedarf besteht. 74 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die Bundesregierung den DigitalPakt Schule zu spät auf den Weg gebracht hat. Weitere 73 Prozent wünschen sich digitale Medienkompetenz als Unterrichtsfach an Schulen. Als Folge der Versäumnisse sehen Dreiviertel der Befragten das deutsche Bildungssystem beim Thema Digitalisierung im weltweiten Vergleich im letzten Drittel.

Zur Frage nach konkreten Verbesserungsvorschlägen sprachen sich die Studienteilnehmer für folgende Maßnahmen aus:

  1. Schulen / Bildungseinrichtungen brauchen einen Breitband-Internetzugang, um digitalen Unterricht gewährleisten zu können (80 Prozent)
  2. Es werden zusätzliche Schulungen beziehungsweise eine bessere Vorbereitung der Lehrkräfte auf digitale Formate benötigt (78 Prozent)
  3. Schulen / Bildungseinrichtungen sollten allen Schülern und Lehrbeauftragten digitale Geräte zur Verfügung stellen (76 Prozent)
  4. In Bezug auf die eigene Schule / Bildungseinrichtung wird ein pädagogisches Konzept für digitalen Unterricht benötigt (74 Prozent)
  5. Es mangelt an passenden Softwarelösungen, um einen datenschutzkonformen, digitalen Unterricht abzuhalten (66 Prozent)

Mangelhafte IT-Sicherheit als Belastung

Als Ursache dafür, dass die Fernunterrichtssituation für die eigene Bildungseinrichtung eine Herausforderung darstellt, gibt jeder Fünfte (21 Prozent) Unsicherheit in Bezug auf Cybersicherheitsbedrohungen an. Ebenso viele (21 Prozent) verwenden eine Security-Software zum Schutz von Endgeräten. 37 Prozent der Befragten würden eine solche Sicherheitssoftware gerne einsetzen, um den digitalen Unterricht reibungslos gestalten zu können. Auf die Frage, wie sie die Umsetzung der IT-Sicherheit beim Fernunterricht beurteilen, gaben nur 13 Prozent der Studienteilnehmer an, dass IT-Sicherheit in ihrer Bildungseinrichtung genau nach den gesetzlichen Vorgaben umgesetzt wird.


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12 Antworten zu Deutsche Bildungseinrichtungen für Home-Schooling nur bedingt bereit

  1. 1ST1 sagt:

    Das ist in der Tat ein interessantes und schwieriges Thema. Und wenn ich zurückblicke, hat sich da in den letzten 35 Jahren auch kaum was geändert. Damals waren wir Schüler es, die ihren Lehrern an einem Klassensatz Commodore 64 zeigten, wie es geht. Mit 2 schulpflichtigen Kindern sehe ich wie es heute ist. Das Gymnasium hat vom Digitalpakt 500 Laptops oder Tablets angefordert, aber nur 150 bekommen, das reicht nicht mal für einen Jahrgang. Die Grundschule meines Sohns hat bisher garnix aus dem Digitalpakt bekommen. Die Klassenlehrerin hat sich jetzt privat ein Zweithandy besorgt, was sie nur für Schule benutzt. Jüngst habe ich gelesen, dass alle Lehrer deutschlandweit einen Laptop bekommen sollen. Runtergebroochen auf ein Gerät sind das 600 Euro, was bekommt man schon dafür gescheites?

    • Seita sagt:

      Also für ca. 600 Euro bekommt man durchaus schon einen vernünftigen Laptop.
      Klar sind das keine Highend Gaming Geräte, aber für die Anforderung im schulischen Bereich völlig ausreichend.
      Da frage ich mich manchmal wirklich was für Erwartungen manche Leute haben.

      • Martin Feuerstein sagt:

        Für 600 Euro bekommst du bestenfalls ein Einsteigergerät, falls auch nur etwas auf Qualität abseits des China-Bums gelegt wird, z. B. ein Fujitsu Lifebook A357/A359. Auch Dell hat Einsteiger-Geräte im Consumer-Bereich, z. B. früher das Inspiron 5378 (hab die Nachfolger gerade nicht im Kopf, aber auch Latitude im Enterprise-Segment)

        • Notebookuser sagt:

          Quatsch, da kriegt man schon einfach ausgestattete Latitudes für. Und das sollte definitv von der Qualität und von der Performance für den Schulunterricht reichen.

          • Martin Feuerstein sagt:

            "Einfach ausgestatte Latitudes" = Einsteigergeräte. Die Latitudes aber auch nur im B2B als Projektpreis, Straßenpreise für die Inspiron sind höher. Und da ist 600 € (brutto) aber schon arg am Limit, damit in den Kisten nicht nur ein Pentium steckt, zuletzt hier eher um 700 € mit Core i3 als Convertible (Convertible war Wunsch der Grundschule, nicht meiner).

            Klar, für 450€ kriegst du bei Lenovo oder Acer ein Gerät mit identischen Specs…

          • Notebookuser sagt:

            Martin, ich weiß nicht, was Sie als Einsteigergerät bezeichnen, aber für Standardausstattung in der Schule reicht ein Latitude mit nem i5, zumal es diese über günstige Rahmenverträge unter Ihrer magischen Grenze gibt.

            Was wollen Sie hier sagen? Oder einfach nur alles schlechtreden und Rechthaberei demonstrieren?

          • Martin Feuerstein sagt:

            Hab gerade die erste Lieferung Corona-Schüler-Homeoffice-Geräte (für eine kleine Schule, 15 Geräte) bekommen, die aber auch nur im Quarantänefall ausgegeben werden sollen. Sind HP 240 G7, immerhin i3 und FHD-Display, aber nur 4 GB RAM, 120 GB SSD – und kostet übern Daumen 420 € ausschreibungsfrei über Dataport (drückt den Preis wegen der Gesamtmasse). Da steckt also nicht viel drin, schon beim ersten knackt das Gehäuse beim Öffnen und Schließen, die Tastatur ist HP-Consumer-üblich bescheiden. Für einfache Aufgaben wird das Teil wohl reichen, Festplattenplatz dürfte für einen einzelnen Schüler für ein paar Dokumente auch ausreichen. Einen besser ausgestatteten Laptop mit i5 (okay, der i3 tuts auch) und mehr Platz gabs erst bei 550-600 € im vorgefertigten Warenkorb. Immerhin Win10 Pro Edu als Betriebssystemlizenz.
            Und nicht vergessen, irgendeine Art von Fernverwaltung sollen die Dinger auch bekommen, bei Hintergrundaufgaben, bis hin zur Updateinstallation für Windows und Programme hat der Nutzer schon nicht mehr die volle Leistung zur Verfügung.

            Will sagen: Irgendwer muss den Mist betreuen – wenn das ab Tag 1 auf Kante genäht ist und es hinterher heißt "Alles Mist was du da gekauft hast, totlangsam und dauernd Speicher knapp" ist weder mir noch den Nutzern geholfen.

          • Notebookuser sagt:

            Martin,

            ich habe keine Ahnung, was Sie aussagen wollen. Sie springen munter zwischen Marken und Ausstattungen hin und her und reden alles schlecht.

            Ich kann nur für die Latitude 3er Serie von Dell sprechen, mit der wir von der Austtattung und Verarbeitung bisher gute Erfahrungen gemacht haben.

          • Martin Feuerstein sagt:

            Ich kann nur aus meinen Erfahrungen berichten – ob Sie darin erkennen können worauf ich hinaus will kann ich nicht beeinflussen.

            Vermutlich sind Sie auch nicht mit den diesbezüglichen Aufgaben eines Schulträgers mit begrenztem Budget vertraut, beim Versteifen auf Latitudes auch nicht mit Vergabeverfahren (okay, ich hab selbst einen "Lieblings"hersteller, kann mir das aber auch nicht immer aussuchen).

            Dann gibt es in dem Bereich noch eine Menge Leute (einzelne Schulen/Lehrer, Eltern, etc.), die mitreden wollen und meinen, dass Gerät xy von Marke z für 30 € weniger doch drölf Geräte mehr bedeuten (Acer, Lenovo, *hust*). Dabei stehen sich dann Preis, Ausstattung und Qualität gegenüber.

          • Notebookuser sagt:

            Martin,

            anscheinend verstehen Sie hier einiges nicht.

            Ich habe weder einen Liebslingshersteller, noch mich nicht auf Latitudes versteift, sondern vielmehr Ihre anfängliche falsche Aussage zum Thema "Einsteigergeräte" korrigiert.

            Auch kenne ich mich in Vergabe- und Rahmenvertragsprozessen der öffentlichen Hand einigermaßen aus. Danke für die Mutmaßungen.

            Da Sie aber offensichtlich völlig überfordert mit der Materie sind, klinke ich mich hier aus. Das ergibt so keinen Sinn.

  2. Andreas sagt:

    Warum und vor allem mit welchen Mitteln sollte der Staat denn Millionen von Schülern in ganz Deutschland Notebooks oder Tablets bezahlen? Die Halbwertszeit dieser Geräte liegt doch bei maximal 5 Jahren, eher sogar weniger, dafür hat MS mit seinen Windows 10 Funktionsupdates ja gesorgt. Das ist ja kaum finanzierbar.

    Ich denke das der Staat hier nur einspringen sollte, wenn die Eltern nicht über die nötigen Mittel verfügen, um die Geräte ihren Kindern selbst zu kaufen. Eltern, die dazu in der Lage sind, kaufen sie ihren Sprösslingen ja früher oder später sowieso. Da muss dann nicht noch ein zweites Gerät nur für die Schule angeschafft werden, was den Elektronikschrott-Berg nochmals vergrößern würde.

    Die Kultusministerien müssten einen Standard mit Mindestanforderungen für die Geräte definieren, der Handel würde sicherlich darauf reagieren und nach diesem Standard zertifizierte Geräte anbieten. Aber da sind der deutsche Föderalismus und die Tatsache, dass Schulbildung ein Spielball der Parteipolitik ist, wie immer die beiden großen Hindernisse für den Fortschritt in diesem Bereich.

  3. Christian sagt:

    Hm, das könnte dann wieder ähnlich wie bei den Taschenrechnern laufen. Nur ein ganz bestimmtes Modell ist zulässig, alles andere darf (im Unterricht) nicht verwendet werden… Eltern, die ihre Kinder schon ausgestattet haben, dürfen dann ggf. nochmal blechen.
    Bis es da eine praktikable Lösung gibt, landen eher die Klingonen auf dem BER.

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