Nachlese von der Microsoft Build 2022

Diese Woche fand von Microsoft die Entwicklerkonferenz Build 2022 statt, auf der einige Entwicklertools und neue Anwendungen vorgestellt wurden. Von Microsoft habe ich eine Übersicht hinsichtlich dieser Themen bekommen, die ich hier zur Information für Interessierte mal einstelle.


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In diesem Jahr stellt Microsoft über 50 neue Produkte und Funktionen auf der Microsoft Build vor. Zu den Neuheiten gehören Tools und Plattformen für die KI-gestützte Entwicklung intelligenter Software, hybride Entwurfsvorlagen für intelligente Endpunkte sowie Automatisierungsfunktionen für Power Apps, Dynamics 365 und Microsoft Teams. Die englischsprachige Microsoft Seite mit aufgezeichneten Videos findet sich hier. Zum 24. Mai 2022 gab es ja auch für deutschsprachige Teilnehmer spezielle Sessions, in denen die neuen Werkzeuge vorgestellt wurden. Microsoft hat diese Webseite mit einer Link-Sammlung online gestellt.

Tools für die KI-gestützte Entwicklung

KI und Programmierung sind nach Meinung Microsofts heute eng miteinander verbunden. Deshalb wurden auf der Build 2022 neue Plattformen und Tools vorgestellt, die diesem Trend entsprechen und die Entwicklungsarbeit erleichtern sollen.

  • GitHub Copilot ist ein KI-gestützter Programmierassistent, der aus Code und Kommentaren selbständig Vorschläge für die weitere Programmierung ableitet. Copilot liefert dabei ganz konkreten Beispielcode in Form kompletter Funktionen oder Aufrufe. Der Assistent ist jetzt allgemein verfügbar.
  • Microsoft Dev Box beendet den Zwang zur Entwicklung auf einem bestimmten PC. Stattdessen lässt sich der Code jetzt automatisch auf einer virtuelle Maschinen (VM) in der Cloud bereitstellen und von überall nutzen.
  • Hybride Entwurfsvorlagen für intelligente Endpunkte am Edge: Intelligente Cloud-Lösungen mit mehreren Endpunkten und sogenannten neuronalen Verarbeitungseinheiten (Neural Processing Units, NPUs) erlauben die Entwicklung von hybriden Anwendungen mit einzigartigen Funktionen. Doch bisher muss man sie oft mehrmals programmieren, damit sie auf verschiedenen Computerchips funktionieren. Microsoft bietet neue Tools in der Cloud an, die diesen Prozess automatisieren: Jede Anwendung wird nur noch einmal programmiert und spricht die NPUs unabhängig von ihren Chips an. Microsoft bietet damit plattformübergreifende Entwurfsvorlagen für KI-Anwendungen an, die von der Cloud bis zum Edge reichen.

Für die hybriden Entwurfsvorlagen verwendet Microsoft die quelloffene ONNX Runtime und Azure Machine Learning zusammen mit einer KI-Toolchain.

Intelligente Automatisierung für alle

Die meisten Neuheiten von der Microsoft Build zielen auf Entwickler. Microsoft versucht aber auch Lösungen zu präsentieren, damit Nutzer ihre Aufgaben schnell, effizient und intelligent durch KI und Automatisierung erledigen können:

  • Microsoft Power Pages ist eine einfach Low-Code-Entwicklungs- und Hosting-Plattform zum Designen, Konfigurieren und Veröffentlichen von Websites für Desktop und Mobilgeräte.
  • Über Express Design in Microsoft Power Apps lassen sich PDF-Dateien, PowerPoint-Präsentationen und sogar handgezeichnete Skizzen hochladen und in Sekunden in funktionierende Anwendungen umwandeln.
  • Textzusammenfassung in Microsoft Dynamics 365 für den Kundensupport kann komplexe Gespräche zusammenfassen. Das verkürzt die Bearbeitungszeit und erhöht die Arbeitszufriedenheit.

Die PowerApps sind aber nicht gänzlich unumstritten, wie ich im Beitrag Office 365-Admins bekommen doch Veto-Recht für Self-Service-Power Platform-Apps skizziert habe. Zudem gab es auch schon Datenschutzvorfälle (siehe 38 Millionen Datensätze durch Microsoft Power Apps offen gelegt). Ich mache auch keinen Hehl draus, dass diese schöne neue Welt der Automatisierung für alle ins Chaos führt (siehe 60 Jahre Software-Entwicklung: Ein Alptraum, der mit grottiger Qualität und im Chaos endet).

Neuheiten bei Windows 11

Microsoft führt Windows und Microsoft Azure schrittweise immer mehr zusammen – die drohende Cloud-Integration von Windows. Die Entwicklung begann mit Windows 365, Xbox Cloud Gaming und Azure Virtual Desktop und wird jetzt mit Cloud- und NPU-Datenverarbeitung auf weiteren Windows-Geräten fortgesetzt.

Neue Tools zur Erstellung von Anwendungen und Aktualisierungen des Windows-Subsystems

  • Ziel der jetzt geöffneten Windows-Plattform ist es, Entwicklern das Erstellen von Anwendungen unter Windows zu erleichtern – unabhängig davon, ob es sich um .NET, Web, Android, C++, Linux oder eine beliebige Anzahl von plattformübergreifenden Frameworks handelt.

Neue Möglichkeiten im Microsoft Store

  • Der Microsoft Store steht ab sofort allen Entwicklern offen.
  • Mithilfe von Microsoft Advertising können Entwickler jetzt Microsoft Store-Ads erstellen, um die Auffindbarkeit von Apps durch Werbekampagnen zu verbessern.
  • Die Amazon-Appstore-Preview ist derzeit in den USA verfügbar und wird bis Ende des Jahres auf fünf weitere Länder ausgeweitet, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan.

Project Volterra: Ein neues Entwicklungskit mit KI-Fähigkeiten

  • Project Volterra ist ein neues Gerät, das auf den Snapdragon-Chips von Qualcomm basiert. Entwickler können damit unterschiedliche KI-Szenarien mit dem neuen Qualcomm Neural Processing SDK für Windows ausprobieren, das Qualcomm zur Build 2022 ankündigte. Microsoft integriert dafür die Unterstützung von NPUs in Windows.

Weitere News im Überblick

Zudem hat Microsoft eine Übersicht über weitere Neuerungen gegeben.


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  • Die Open-Source-Entwicklungsumgebung .NET Multiplatform App UI, auch bekannt als .NET MAUI, ist jetzt allgemein verfügbar.
  • Microsoft stellt auf der Build neue Cloud-native Lösungen vor, die ein hohes Maß an Skalierbarkeit und Leistung sowie größere Zuverlässigkeit bieten. Dazu gehören die Azure Container Apps: ein serverloser Container-Hosting-Service, bei dem sich Entwickler*innen auf Anwendungen konzentrieren können, anstatt die zugrunde liegende Cloud-Infrastruktur verwalten zu müssen.
  • Die Microsoft Intelligent Data Platform ist eine neue integrierte Plattform, die Datenbanken, Analysen und Governance zusammenführt. 
  • Das neue Live Share für Apps in Teams hebt die Bildschirmfreigabe auf die nächste Stufe. Entwicker können damit neue Apps für Microsoft Teams erstellen, mit denen sich geteilte Inhalte in virtuellen Meetings bearbeiten, kommentieren, vergrößern oder verkleinern lassen.
  • Das Metaverse schafft völlig neue Feedbackschleifen und Chancen für Unternehmen. Auch Microsoft will Metaverse-Erfahrungen auf allen Ebenen des Lösungsangebots ermöglichen. Ziel ist es, dass Unternehmenskunden beispielsweise Veränderungen in ihren industriellen Umgebungen effektiver modellieren, automatisieren, simulieren und vorhersagen können.

Microsoft hat noch einige vertiefende Blog-Beiträge zur Build veröffentlicht, die über nachfolgende Link-Liste abrufbar sind.


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4 Antworten zu Nachlese von der Microsoft Build 2022

  1. janil sagt:

    Denke mir, Windows und Azure zusammen, da machen die "Boomer" nicht mit. Ein OS über das man auf seinem Gerät zu Hause nicht mehr die Kontrolle hat, dass können sich viele überhaupt nicht vorstellen. Mir geht das jedenfalls so.
    Andererseits, die derzeitigen Könige und Kaiser und Metas und Telegramm und Tiktox und, und, und,…. waren auch nicht vorstellbar…

  2. Wil Ballerstedt sagt:

    > Denke mir, Windows und Azure zusammen, da machen die "Boomer" nicht mit.

    Sehe ich völlig anders. "Kontrolle" über das eigene System können vielleicht eingefleischte Arch-User für sich beanspruchen. Danach ist Schluss. Gerade heute in der immer verrückter werdenden Welt braucht der einfache User immer mehr Hilfe von außen. Microsofts Defender funktioniert auch nur mit KI und Cloud … Dafür kann er es aber auch.

  3. HessischerBub sagt:

    Früher konnte ich bei Microsoftveranstaltungen für mich nützliche Infos mitnehmen, Azure geht an mir vorbei. Ich bleibe bei Desktop, C#, .Net 4.8.*, viel Windows Forms und weniger WPF.

    Denke Mal mit Azure usw. sollen sich Jüngere begeistern.

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