John Walker ist am 2. Februar 2024 im Alter von 75 Jahren verstorben. Älteren Lesern aus der AutoCAD Benutzerschaft werden mit dem Namen und dem Stichwort AutoDesk etwas anfangen können.
Walker war Software-Entwickler und hat die CAD-Firma Autodesk mitgegründet. Dort war er an der Entwicklung der Software AutoCAD beteiligt. 1994 verließ er die 1982 mit zwölf Programmierern gründete Firma Autodesk, mit einem Aktienpaket im Wert von 45 Mio. USD und ließ es sich fortan in der Schweiz gut gehen. Ex Microsoftler Stefen Sinofsky hat in nachfolgendem Tweet was zum Tod von Walker geschrieben.
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Das ist jetzt ein etwas längerer Kommentar (sorry dafür), aber als IT-Admin habe ich einen derartigen Brass gegen die Software aus dem Hause Autodesk, dass ich mir mal 15 Minuten Zeit genommen habe, warum das so ist.
AutoCAD habe ich Mitte der Neunzigerjahre während meines Studiums kennengelernt. Seinerzeit war es die Version AutoCAD R14 und die Arbeit mit dem Programm hat richtig Spaß gemacht.
Heute bin ich u. a. für die Administration und Softwareverteilung von AutoCAD verantwortlich und das ist der reinste Horror und macht definitiv keinen Spaß mehr
Gemäß den Regeln unserer IT-Compliance dürfte ich das Programm auch gar nicht installieren bzw. ausrollen.
Warum?
Automatische Installation veralteter Prerequisites mit Sicherheitslücken, z. B.:
– ASP.NET Core
– .NET Core
– ODBC Treiber für MS SQL Server
– Visual C++ Redistributable Runtimes
Automatische Installation von Applikationen und Diensten, die ungefragt Daten weiterleiten und für die Funktionalität von uns gar nicht benötigt werden, z. B.:
– AutoCAD Open in Desktop
– Autodesk Single Sign On Component
– Autodesk AutoCAD Performance Feedback Tool
– Autodesk App Manager
– Autodesk Desktop-App
– Autodesk Access Service Host
– In Autodesk Web & Mobile speichern
– Autodesk Genuine Service
– Autodesk Identity Manager
Ok, es mag ja sein, dass einige Applikationen benötigt werden, aber hey, warum werden diese dann nicht otptional für die Installation angeboten?
In unserem Verteilungsskript für die Installation werden die oben genannten
Applikationen übrigens deinstalliert, AutoCAD läuft auf den Clients ohne Probleme.
Stichwort Preispolitik und Abo-Modell:
Autodesk hat es Adobe gleichgemacht und setzt jetzt auf das Abo-Modell.
Mag aus der Sicht des Konzerns verständlich sein, da mehr Rendite.
Wir hatten seinerzeit eine Floating-lizenz für 10 User, insgesamt wird AutoCAD bei uns von 30 Personen genutzt, mit der Lizenzierung bzw. fehlenden Lizenzen gab es aber nie Probleme. Die Kosten für eine Netzwerklizenz lagen ursprünglich bei 900 EUR,
wurden dann aber innerhalb von 3 Jahren schrittweise auf 1.500 EUR erhöht.
Im Jahr 2022 war dann Schluss mit den Netzwerklizenzen, Autodesk hat diese
gekündigt.
Aktuell gibt es nur noch personenbezogene Abo-Lizenzen zum Preis vonca. 2.300 EUR
pro Jahr oder sogenannte Flex-Lizenzen mit Token pro Nutzungstag.
Last but not least:
Autodesk hat ein breites Produktportfolio, behält sich aber vor, einzelne Produkte zu kündigen, siehe Autodesk Graveyard:
https://www.cadnauseam.com/autodesk-graveyard/
Wir waren davon auch betroffen, so wurde im Jahr 2018 Autodesk Infrastructure Map Server gekündigt:
https://www.autodesk.com/products/infrastructure-map-server/overview
Fazit:
Ich möchte Software aus dem Hause Autodesk nicht schlechtreden.
Das ist wie mit Software von Adobe, professionelle AnwenderInnen bzw. Ingenieurbüros haben meist keine Alternative, aber für semiproffesionelle AnwenderInnen gibt es gute Alternativen.
Hi, ich habe JW knapp verpasst, bin mit R13 eingestiegen (da war er schon weg) und verteile bis heute mindestens AutoCAD, Inventor und Revit.
Ich weiß wie es Dir geht und ich finde, Du hast allen Grund sauer zu sein, weil sich jedesmal die Setuparchitektur übelst ändert und immer irgendwelchen schrägen Bugs mitkommen.
Bei den aktuellen 2024 Produkten verhindere ich sogar während der Deployments den ODIS Internetkontakt, prügle von vornherein diesen Genuine Mist und Identitätsmanager weg und hacke diese SDK Komponenten, damit normales unpersonifiziertes Multiuser Arbeiten noch möglich ist.
(Im Edu-Umfeld gibts noch Flex mit concurrent Licensing ohne Kleinschiss, tut mir Leid zu hören, dass es in der freien Wirtschaft so schlimm wurde…)