Das Windows Insider Preview-Programm – nutzlos und ziemlich kaputt?

Heute werfe ich mal einen Blick auf Windows Insider Preview-Programm, welches es für Windows 10 gibt (für Office hat man etwas ähnliches). Gefühlt machen sich Verschleißerscheinungen bemerkbar und man könnte den Sinn hinterfragen.


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Microsoft hat ja mit Windows 10 ein breites Windows Insider Preview-Programm aufgelegt und verkündet auch stolz, wie viele Nutzer daran teilnehmen und wie viele Feedback-Meldungen (Millionen) eingehen. Klingt gut – aber nachdem das Programm bereits längere Zeit existiert, stellt sich die Frage nach dem Sinn des Ganzen.

Lax gesprochen: Je größer ein Heuhaufen wird, umso schwieriges ist es, eine Nadel zu finden. Die vielen Millionen Insider sind offenbar nicht in der Lage, die größten Böcke zu finden, wie ein Blick auf das Desaster nach jedem Feature Upgrade oder Patchday offenbart. Und ich hatte ja über Fälle im Blog berichtet, wo Windows Insider Bugs mehrfach gemeldet hatten, das aber folgenlos blieb (siehe Windows 10 Anniversary Update macht Webcam unbrauchbar).

Vor ein paar Tagen bin ich bei InfoWorld.com auf den Artikel Microsoft's Insider Program has fallen off the rails, but a few simple fixes would go a long way von Woody Leonhard gestoßen, der so einige Gedanken, die mir im Hinterkopf herumgehen, artikuliert.

  • Die falschen Leute sind im Insider Programm: Durch das breit angelegte Programm, bei dem sich jeder Nutzer anmelden kann, gelangen offenbar zu viele Nutzer an die Insider Previews, denen nicht klar ist, auf was sie sich einlassen. Dann wird, laut InfoWorld über Windows 10-Fehler berichtet, die sich aber auf eine Preview beziehen. Meine Bedenken gehen in eine andere Richtung: Die Leute installieren sich die Preview, aber echte Tester, die tiefer einsteigen, gibt es nur wenige. Und wenn es Feedback gibt, läuft es auf den großen Heuhaufen und die Nadel hinaus.
  • Der Mix von Desktop und Mobile-Variante stört: Was mich persönlich stört, wird teilweise auch vom InfoWorld-Artikel aufgegriffen. Da wird eine neue Build der Windows 10 Insider Preview rausgekippt – und ständig muss Du genau schauen, ob diese Build nun für Desktop-Systeme, oder für die verschwindend geringe Zahl an Mobilegeräten oder für beide Plattformen gilt. Mich interessiert das Mobilthema nicht, aber die Infos werden in den Ankündigungen mit rausgekippt. Das ist verwirrend und der Überblick geht schnell verloren.
  • Das Programm ist zu komplex: Es gibt ständig kumulative Updates (mal für normale Windows 10-Versionen, mal für Windows 10 Insider Preview-Builds), die irgend eine Build auf einen Unterversionsstatus heben (so was wie 14393.187). Und oft ist es so, dass die Build-Nummern sich auch noch zwischen Desktop- und Mobile-Variante unterscheiden.
  • Zu schnelle Wechsel, keine Zeit zum Testen: Es nervt auch, dass die Builds, obwohl angeblich heftig in den internen Ringen durch die Produktgruppen getestet werden, gelegentlich im Tagesintervall aktualisiert werden müssen. Da kommt kaum noch jemand zum Testen – und wenn man dann liest, was noch an bekannten Bugs aufgeführt wird, fehlt die Lust, das herunter zu laden und zu installieren. Wer sich dann durchringt, doch ein Update vorzunehmen, stellt nach Download- und Installationsorgie fest, dass das Folge-Update bereits um die Ecke kommt. So etwas kann nicht sinnvoll sein.

Im InfoWorld-Artikel werden noch weitere Problemstellen angerissen. So schlägt deren Autor eine Umbenennung der Release Preview-Builds vor, weil dies keine "Betas" mehr seien. Wenn ich aber die Produktiv-Builds von Windows 10 so anschaue und die Probleme sehe, ist es grade egal, wie das Kind heißt. Auch ein Feature-Upgrade wie das Anniversary Update segelt, zumindest von mir gefühlt, auf argem Beta-Niveau. Und dass das Insider Preview-Programm nicht die Praxis-Probleme aufgreift, sondern eher zum "großen Schaumschläger Fanal – seht her, ich bin Insider Preview-Mitglied" ausartet, hatte ich Eingangs schon erwähnt. Ich selbst habe die letzte Preview Mitte Juli 2016 installiert, weil ich im Vorfeld die Final des Anniversary Update ansehen wollte. Viel testen kann ich an solchen Versionen aber eigentlich nicht – und oft kommt man auch vor lauter Problemlösungen eh nicht dazu, einen tieferen Blick in die jeweiligen Builds zu werfen. Und wie seht ihr das Ganze?


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16 Antworten zu Das Windows Insider Preview-Programm – nutzlos und ziemlich kaputt?

  1. Paul Kröher sagt:

    Hallo Günter, wie immer sind deine Artikel sehr kritisch.
    Ich glaube nicht, das Microsoft etwas verkehrt macht. Die Insiderversionen auf eine Vielzahl von Computern mit den unterschiedlichsten Hard- und Softwarekonfigurationen testen zu lassen, finde ich gut. Eine Zeitlang hatte ich Probleme die Updates direkt zu installieren und habe dieses auch immer brav gemeldet. Die bei Deskmodder zu ladenden ISO haben mir dann immer zur aktuellen Version verholfen. Seit einiger Zeit sind meine Updateprobleme behoben. Ich glaube, das MS hier etwas geändert hat und die Problematik beseitigt hat. Wie bereits mehrfach berichtet, nutze ich ein externes Backupsystem und installiere die Previews auf meinem aktiven Rechner. Somit "teste" ich nicht in einer Testumgebung. Mein "testen" bezieht sich dabei auf die Nutzung meiner Programme. Was sonst soll ich in Windows testen? Ich betrachte Windows als den Antriebsmotor für meine Anwendungen :-) Wenn der Motor gut startet und läuft, habe ich keine Probleme und brauche seit längerem auch nichts mehr an MS zumelden.

    • Dieter Schmitz sagt:

      Die Microsoft-Cheerleader sind da!

      :-(

    • Paul: Ich glaube dir gerne, dass es Sinn machen könnte, auf "aktivem Rechner" zu testen. Alleine: Microsoft sagt ganz klar, dass die Insider Previews auf Testmaschinen gehören.

      Ich selbst tue mir sogar die Final auf aktiven Systemen nicht an, weil ich damit irgendwann arbeiten will. Wenn ich sehe, welche Probleme hier das Testsystem mit Windows 10 Anniversary Update bei jedem Patch macht, wie lange da heruntergeladen und installiert wird, bin ich nicht so optimistisch, dass die Windows 10-Nutzer ein "gutes Anwendungserlebnis" (was MS ja bieten will) bekommen. Mag mich aber irren.

      Zu den restlichen Kommentaren: Hier sind kontroverse Meinungen durchaus als Kommentare willkommen. Von daher wäre "Cheerleader" nicht so angebracht.

      Aber ich gestehe, gelegentlich habe ich schon Schwierigkeiten, die Sicht einiger Windows 10-Nutzer nachzuvollziehen. Entweder läuft es bei denen wirklich rund, oder es wird schön geredet oder es wird nicht gemerkt, wo es hakt. Mir fällt jedenfalls beim Bloggen oder bei den seltenen Gelegenheiten, wo ich mal ein Buch zu W10 aktualisiere, auf, wie viel sich zwischen Feature-Upgrades, Patches u.s.w. ändert, das so gut wie nix mehr dokumentiert wird und das Ganze auf eine Art "Black Box" hinausläuft, wo jeder hofft, dass sie funktioniert. Und wenn ich mir dann anschaue, wie Diagnose-Funktionen – in meinen Augen – verschlimmbessert wurden (z.B. Task-Manager, Ressourcen-Monitor, Protokolldateien), werde ich zum Pessimisten. A la long sehe ich da ziemlich schwarz für den produktiven Einsatz – es sei denn, man kann auf Windows 10 Enterprise LTBS setzen.

      Für mich geht jedenfalls 90% der Windows 10 Weiterentwicklung – gefühlt – an meinem Bedarf vorbei.

      • Paul Kröher sagt:

        Das MS nur auf Testmaschinen verweist, ist m.E. nur der Hinweis, das keine Garantie übernommen wird.
        Bevor ich seinerzeit von W8 auf W10 umgestiegen bin, hatte ich lange Zeit mein Backup parat, um im Falle eines Falles auf funktionierendes System zurück zu gehen. So ist es auch mit den verschiedenen Preview Versionen. Wenn was nicht mehr läuft, gehts zurück auf die noch funktionierende Version. In sofern habe ich keinerlei Schwierigkeiten damit, auf produktiv System auszuprobieren :-)

  2. Toby sagt:

    Ist ja schön und gut, dass es dieses Insider-Programm gibt, nur leider hat das bislang an der Qualität der fertigen (also Nicht-Preview) Veröffentlichungen nichts verbessert, im Gegenteil. Mag das System für den privaten Gebrauch noch "ganz okay" sein, so empfinde ich Windows 10 mit seinem aktuellen Versionsstand als mangelhaft, was den Betrieb im Unternehmen angeht und das geht nicht nur mir so. Seit der Bereitstellung des 1607er Updates ist das Betanken via WSUS eine Katastrophe bzw. es gibt unzählige Haken und Hintertürchen. Aktuell bin ich immer noch nicht so weit, meine (gottseidank nur) handvoll Windows 10 Clients zuverlässig per WSUS zu patchen, die kleinen Scheisser ziehen sich einfach alles aus dem Internet, es sei denn, man schaltet die Update-Internetkommunikation per GPO ab, dann kommt gar kein Update mehr, dafür ne schöne Meldung.
    Eine solche wichtige Kernkomponente wie WSUS wird einfach total vernachlässigt und kaputtgepatcht. Schönen Dank auch, meine Empfehlung lautet daher, so sehr mir Windows 10 für private Geräte auch gefällt: (noch) nicht für den Unternehmenseinsatz gemacht, Finger weg. Die Fehler bestehen nun seit fast einem viertel Jahr, fast jeder Admin kennt sie und sie sind überall nachzulesen. In den Previews hat man da offenbar nicht drauf geachtet, nun wird es seit den besagten drei Monaten nicht ordentlich gefixt, geschweige denn, dass man einen Leitfaden dafür bereitstellen würde. Das kenne ich von früher aber anders. Man verlässt sich zu sehr auf die Online-Community und Technet Foren und Insider-Programme. Klar sind diese hilfreich, aber hey: so grundlegende Dinge hätte ich dann doch gerne in einem KB-Artikel erläutert bekommen. Ich finde es sehr traurig, in welche Richtung Microsoft da abgedriftet ist.

  3. Tim sagt:

    Das Windows Insider Preview-Programm dient ja auch nicht dem Zweck irgendwas zu testen, sondern der Verbreitung von Windows 10.
    Weiter werden Raubkopien eigentlich auf dem Weg praktisch überflüssig.

    Microsoft hat in der Theorie kein kleines Entwicklerteam, das auf solche Rückmeldungen angewiesen ist, zumal nicht mal alles Fertig ist. Das kennt man im größeren Rahmen nur aus der Spieleentwicklung kleiner Indie Teams, oder von Einzelpersonen. MS will wohl modern wirken und eben Nutzernähe vorgaukeln.
    Wer sollte die Rückmeldungen, Wünsche und Co von Millionen auch schon auswerten? Bleibt also extrem filtern, oder ignorieren…

    Windows 10 ist Early Access Entwicklung pur und man erlebt die Nachteile die sich daraus ergeben. Bei Spielen stört es halt nur weniger, wenn mal nen Build verkackt wird…

    • Nils sagt:

      Den Zusammenhang zwischen Windows 10 Insider Programm und den Raubkopien kann ich ich nicht herstellen. Den musst du glaube ich nochmal genauer erklären. Weil auch im Insider Programm braucht man doch eine gültige Lizenz. Es ist ja nicht so, dass man da eine Lizenz gestellt bekommt.

  4. Nils sagt:

    Der Meinung von Paul Kröher schließe ich mich an. Ich denke der Artikel ist zu kritisch.
    Es ist ja nicht so, dass man ausschließlich die Feedback Meldungen der Tester auswertet. In erster Linie geht es doch um die Telemetrie Daten, welche die unzähligen Insider liefern. Dabei ist es völlig unwichtig, ob der Inside Tester nun tiefgreifendes technisches Knowhow hat, vielmehr geht es darum möglichst viele unterschiedliche Konfigurationen abzubilden.

    Aber keine Frage, man muss schon hinterfragen, warum trotz Problemen bei verschiedenen Updates diese trotzdem an die normalen Benutzer ausgeliefert werden.
    Um das aber wirklich bewerten zu können, fehlen uns denke ich aber entscheidende Informationen…. z.B. ob bei den normalen Benutzer die gleichen Probleme auftreten, wie im Insider Programm.

  5. Ralf Weber, aka "Seelentraum" sagt:

    Aus der Ansicht eines "Laien".

    Weshalb wird jeder Interessent am Insider Programm wohl darauf hiungewiesen, die für Tests bereitgestellten Versionen KEINESFALLS auf dem Hauptrechner oder als primäres Betriebssystem zu nutzen?

    Das Tech Preview Programm wurde meiner Ansicht nach NICHT dafür konzipiert ebenfalls den Anspruch ganzer Unternehmen zu erfüllen. Deren Bedarf komplexer Server Stukturen widerspricht verständlicher Weise von Beginn an dem Anspruch von Einzelrechnern und Privat Personen. Und ausschliesslich dafür sind ISO's der Technik Previews auch gedacht!
    Um bereits über den "Alltagsgebrauch" unterschiedlichster Gerätekonfigurationen herauszufinden, "Woran" und "Wo" es hakt, ohne dafür gleich der IT Spezialist, "Administrator" sein zu müssen!

    Für die Notwendigkeiten eines Firmen Alltags stehen längst andere "Programme", Spezialisten bereit, die sich ihre Lösungen verständlicher Weise dann aber auch entsprechend vergüten lassen. Als bestmöglicher "Gegenwert" dafür wird dann jedoch alles an den Gesambedarf von Rechnern innerhalb eines Netzwerkes angepasst und optimiert!

    Schaut Euch mal dazu auf Plattformen wie http://drwindows.de oder http://deskmodder.de um, denn die fördern und nutzen den Gedanken des Insider Programms entsprechend!

    Mensch liest sich! :)

  6. Doc WP sagt:

    Ich hatte bei Windows-Updates einmal das Problem, dass der Drucker über die parallele Schnittstelle (LPT) nicht mehr gedruckt hat.
    Das wurde dann zwar bald in den Foren als Problem erkannt, aber erst nach Monaten gefixt. Die Kommentare in den Foren waren im Wesentlichen, dass man von einem neuen Betriebssystem nicht erwarten kann, dass es noch alte Hardware unterstützen würde. Das habe ich natürlich ganz anders gesehen, zumal das Drucken über LPT bei Windows 10 zuvor durchaus problemlos funktioniert hatte. (Es gab zumindest einen Workaraound, aber man musste jedes Mal nach dem Hochfahren vor dem Drucken in den Gerätemanager)
    Aber die Teilnehmer des Insider Systems arbeiten natürlich nicht mit LPT Druckern, deshalb ist da wohl nie aufgefallen.
    Solche Dinge sind dann doch sehr ärgerlich, wenn irgend etwas, was mal gut funktioniert hatte, plötzlich kaputt verbessert wird. Und LPT Drucker haben aus meiner Sicht durchaus noch ihre Berechtigung, vor allem als Nadeldrucker, wenn es um Formulardruck mit Durchschlägen geht.

  7. Ja Günter damit Triffst du den Nagel auf den Kopf, ich war ja auch ne lange zeit Insider und hab versucht dem ganzen irgendwie entgegen zu wirken vor allem sind mir diverse Sachen in Cortana stets bös aufgestoßen bis mir der ganze Kram ziemlich auf den Sack gegangen ist und ich hab mich davon zurückgezogen!

    Mann darf eben vom Insider Projekt nicht Zuviel erwarten tatsächlich etwas am Betriebssystem zu ändern, das ist alles zu 80% ein schöner gag und mehr eben nicht.

  8. Dieter Schmitz sagt:

    Woody Leonhard hat etwas SEHR wichtiges vergessen:

    Die mangelhafte Dokumentation der sogenannten Fixes!

    Es gab eine Zeit, da haben Open Source- und Freeware- oder auch Shareware-Programmieren eine Datei mit dem Namen readme.txt oder liesmich.txt oder ähnlichem MIT veröffentlicht.

    Darin standen die Änderungen. DAS gibt es einfach nicht. Man bekommt etwas neues, anderes, weiss aber beim besten Willen nicht, WAS Microsoft da geändert hat.

    Schrecklich!

    • Ralf Weber, aka "Seelentraum" sagt:

      Deshalb sind und bleiben Apps auch weiter "auf dem Vormarsch". Weil alleine deren Autor besestimmt, welche Informationen der Nutzer überhaupt noch vor Kauf/Verwendung erfährt. Um gar nicht erst von den "Rechten" zu reden welche so manche dreist "einfordern", sofern man sich für den Test/Gebrauch entschieden hat!
      Würde sich so Mancher die Mühe machen generell erst genau zu lesen welche Grundlagen/Anforderungen gestellt werden, so manches Programm oder APP wäre mit Sicherheit gar nicht erst gekauft/installiert worden!

      Mensch liest sich! :)

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