3. Sun VirtualBox 3.1 und VMLite

Von der Firma Sun wird eine Virtualisierungslösung für verschiedene Betriebssystemplattformen (u.a. Windows 7) unter dem Namen VirtualBox angeboten. Diese Lösung ist für Privatanwender kostenlos einsetzbar und läuft auf allen Windows-Rechnern – egal ob der Prozessor eine Virtualisierung unterstützt oder nicht. Eine aus VirtualBox abgeleitete Variante ist VMLite.


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VirtualBox als Virtualisierungslösung

VirtualBox 3.1 lässt sich von der Internetseite www.virtualbox.org herunterladen und kommt mit einem Download-Umfang von ca. 70 MByte recht schlank daher. VirtualBox unterstützt dabei die Bereitstellung von Festplatten und CD-/DVD-Laufwerken, Netzwerk- und auch USB-Anschlüssen für die Gastmaschine. Weiterhin können Soundausgang und serielle Schnittstellen virtualisiert werden.

Über die Schaltfläche Neu des VirtualBox-Anwendungsfensters lässt sich ebenfalls ein Assistent zum Einrichten neuer virtuellen Maschinen für unterschiedliche Gastbetriebssysteme starten. Gegenüber VPC bietet VirtualBox dabei neben Windows auch diverse Linux-Varianten als Gastbetriebssysteme an. Die Auswahl eines Gastbetriebssystems hat den Vorteil, dass die virtuelle Umgebung (Arbeitsspeichergröße etc.) automatisch voreingestellt werden kann. Zudem kann ein Assistent die Installation des Gasts unterstützen.

Eingerichtete virtuelle Maschinen werden in der linken Spalte des VirtualBox-Anwendungsfensters aufgelistet und lassen sich über die Starten-Schaltfläche das Anwendungsfensters ausführen. Die rechte Spalte des VirtualBox-Anwendungsfensters zeigt die Einstellungen der aktuell markierten virtuellen Maschine. Klicken Sie in dieser Spalte auf einen der Hyperlinks oder auf die Schaltfläche Ändern, erscheint das Dialogfeld zur Konfigurierung der Einstellungen für die betreffenden virtuelle Maschine. Dort können Sie (bei abgeschalteten virtuellen Maschinen) die Größe des Hauptspeichers, die zu verwendenden Festplatten, CD-/DVD-Laufwerke, Netzwerkanschlüsse etc. vorgeben und anpassen.

Tipp: In VirtualBox können Sie sowohl unter Windows 7 erstellte .vhd-Dateien als auch virtuelle Laufwerke (.vmdk-Dateien), die unter VMware Player eingerichtet wurden, als virtuelle Festplatten einbinden. Ist ein Windows-Gastbetriebssystem installiert, sollten Sie aber beim Wechsel zwischen VirtualBox und VMware Player berücksichtigen, dass diese unterschiedliche Treiber für die Hardware bereitstellen. Daher wird bei jedem Wechsel des Virtualisierungsprogramms beim ersten Systemstart eine erneute Treiberinstallation durchgeführt (was in einer Neuaktivierung enden kann). Daher verzichte ich auf die Ausführung eines Gastbetriebssystems mit unterschiedlichen Virtualisierungslösungen und setze dies nur in Notfällen ein (z.B. wenn sich ein Gast in einer VM nicht installieren lässt, es aber auf einer anderen Plattform tut.

Falls Sie VirtualBox als Virtualisierungslösung schnell und einfach auf verschiedenen Rechnern verwenden möchten, können Sie sich ggf. die portable Version anschauen (hab ich bisher aber nicht persönlich getestet). Die betreffenden Installer finden sich auf der Webseite http://vbox.me/.

Gasterweiterungen

Starten Sie eine virtuelle Maschine, wird diese in einem eigenen Programmfenster ausgeführt. Ein Mausklick auf dieses Fenster bewirkt, dass Mausbewegungen und Tastatureingaben an diese virtuelle Maschine weitergeleitet werden. Um zum Hostbetriebssystem zurück zu wechseln, müssen Sie die Hosttaste (meist die rechte (Strg)-Taste) drücken. Dann werden Mauszeiger und Tastatureingaben für das Hostbetriebssystem freigegeben.

Über den Befehl Gasterweiterungen installieren des Menüs Geräte können Sie bei einer laufenden virtuellen Maschine spezielle Treiber (Grafik, Maus, Netzwerk) für das Gastbetriebssystem bereitstellen. Unter Windows werden dann die Treiberpakete von einer eingeblendeten CD installiert, was die Unterstützung für Maus und Geräte der virtuellen Maschine verbessert. Bei installierten Gasterweiterungen kann der Mauszeiger direkt aus dem Fenster der virtuellen Maschine herausbewegt werden.

Besonders interessant ist der über das Menü Maschine abrufbare "Nahtlosmodus". In diesem Modus verschwindet das Fenster des Virtualisierungsprogramms, in dem das Gastbetriebssystem läuft. Die Anwendungsfenster sowie das Startmenü von Windows werden dann direkt auf dem Windows 7-Desktop eingeblendet. Zeigen Sie auf den unteren Rand der Taskleiste, erscheint zudem eine Symbolleiste, über die Sie die Befehle des VirtualBox-Fensters abrufen und zum Fenstermodus zurückschalten können.


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Interessant ist auch die Funktion zum Anfertigen von Sicherungspunkten im Menü Maschine, mit der sich der Zustand eines Gastsystems in der virtuellen Maschine speichern lässt. Dies ermöglicht Änderungen, die durch Installation von Software im Gastbetriebssystem auftreten, zu einem späteren Zeitpunkt durch Zurücklesen des Sicherungspunkts zurückzunehmen.

Persönlich setze ich VirtualBox seit den 1.xer-Versionen ein. Nervend ist die Zahl der Bugs, die in den oft im Abstand weniger Wochen veröffentlichten VirtualBox-Versionen enthalten sind. In der aktuell vorliegenden Version 3.1 scheint die Unterstützung für USB-Geräte aber einwandfrei zu funktionieren. Auch die Netzwerkunterstützung ist seit VirtualBox 2.10 problemlos geworden. Wichtig ist, dass ein Netzwerktyp "Bridged" verwendet wird. Die Inbetriebnahme der Audioausgabe unter einem Windows-Gastbetriebssystem erfordert teilweise erst die Installation eines neuen Soundtreibers, der automatisch über Windows Update erfolgt.

Im praktischen Einsatz hatte ich öfters den Fall, dass Gast-Betriebssysteme mit VirtualBox nicht kompatibel waren. So hing bei manchen VBox-Versionen die Windows 7-Installation bei ca. 70%. Gelöst habe ich dies, indem ich den Gast entweder unter VMware Server installierte oder in der VirtualBox während der Installation das Netzwerk und den USB-Support abgeschaltet habe.

VMLite als Virtualisierungslösung

Das Produkt VMLite basiert letztendlich auf dem Quellcode von VirtualBox und lässt sich (nach einer Anmeldung) von der Internetseite www.vmlite.com kostenlos herunterladen. Der Download-Umfang beträgt momentan ca. 57 MByte. VMLite bietet dabei die gleichen Features wie VirtualBox. Die Stärken spielt VMLite aber unter Windows 7 Professional bzw. Ultimate/Enterprise aus, denn die Entwickler haben die Funktionalität des Windows Virtual PC in VMLite portiert. Dadurch kann VMLite den von Microsoft bereitgestellten Windows XP Mode direkt in Windows 7 im Startmenü einbinden – und die .vhd-Datei mit dem installierten Windows XP Mode wird (sofern installiert) sogar automatisch gefunden.

Da VirtualBox keine Virtualisierungsunterstützung durch die CPU benötigt, kommt VMLite ebenfalls ohne die Hardwarevirtualisierung aus (auch wenn dies, sofern vorhanden, verwendet werden kann). Dadurch bietet VMLite also die Möglichkeit, den Windows XP-Mode auf einem Windows 7-System ohne Virtualisierungssupport durch die Intel- oder AMD-CPU zu fahren. Zudem wird der Windows XP Mode, genau wie bei Windows Virtual PC, im Startmenü integriert. VMLite macht also genau das, was auch Windows Virtual PC kann, stellt aber darüber hinaus mehr Optionen und Features bereit.

Achtung: VMLite lässt sich zwar auf dem Hostsystem neben VMware Player, VirtualBox oder Windows Virtual PC installieren. Sie dürfen aber niemals den Versuch unternehmen, zwei dieser Virtualisierungslösungen parallel zu starten. Ist eine VT-Unterstützung durch die Hardware aktiviert, verfallen VirtualBox bzw. VMLite in den "Guru Meditationsmodus", d.h. die VM wird gestoppt und das Gastbetriebssystem beendet. Die Ursache ist darin begründet, dass jeweils nur ein Virtualisierungs-Hypervisor aktiv sein darf. Zudem sollten Sie VirtualBox und VMLite nicht parallel auf dem Hostsystem betreiben. Bei meinem Test ist mir aufgefallen, dass beim Aufruf der jeweils anderen Virtualisierungslösung die Konfigurierung für bereits eingerichtete virtuelle Maschinen verloren geht. Nach einem VMLite-Test waren die VirtualBox-VMs weg – und nach dem Aufruf von VirtualBox verschwand der bereits eingerichtete Windows XP Mode aus VMLite.

Inhalt
1. Virtualisierungslösungen für Windows 7 im Überblick (Teil 1)
2. Microsoft Virtual PC 2007 und Windows Virtual PC (Teil 2)
3. Sun VirtualBox 3.1 (Teil 3)
4. VMware Player und VMware Workstation/VMware Server (Teil 4)
5. Windows XP-Mode für Windows 7 (Teil 5)
6. Fazit und Erfahrungen (Teil 6)


Weitere Infos zu Windows 7 finden sich in meinen Windows 7-Tricks-Titeln.

(c) by Günter Born www.borncity.de
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4 Antworten zu 3. Sun VirtualBox 3.1 und VMLite

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  3. Dieter Pollmann sagt:

    Moin, danke für die Beschreibungen!
    Können OS/2 Warp 4, eCS 1.2, eCS 2.1 u./o. (zukünftig) eCS 2.2 unter VMLite eingesetzt werden? Was ist zu beachten? Leider konnte ich in diesem Zusammenhang keinerlei Hinweise finden.
    Danke! Gruß, Dieter

    • Günter Born sagt:

      Kann ich nicht beantworten, da OS/2 gefühlt vor 20 Jahren für mich gestorben ist. Gilt auch für die Nachfolgender eCS.

      Befragt man aber dieses schlaue Internetz, soll's wohl gehen. VMLite basiert ja auf dem OSS-Code von Virtualbox.

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