Belgisches Gericht verbietet Facebook das Datensammeln

Interessante Entscheidung eines belgischen Gerichts gegen Facebook. Das amerikanische Unternehmen darf Benutzer außerhalb des sozialen Netzwerks nicht mehr tracken und muss sogar Daten löschen.


Anzeige

Worum geht es genau?

Das amerikanische Unternehmen Facebook versucht möglichst viel über seine Nutzer zu erfahren. Solange diese sich auf Facebook bewegen, ist dies auch in Ordnung. Aber das Unternehmen erfasst viel mehr. Sind Facebooks Teilen-Schaltflächen in Webseiten eingebunden (hier im Blog fehlen diese z.B. aus diesem Grund), bekommt das Unternehmen mit, welche Seiten der Benutzer besucht. Vor einem Jahr hatte ich im Beitrag Facebooks Datensammlwut und die Sorglosigkeit der Nutzer auf Meldungen wie diese hingewiesen. Ein Nutzer schrieb in einem sozialen Netzwerk:

Da schickt mir gestern der Chef eine Email mit der Frage ob die bestimmte Kettensäge und Heckenschere das richtige Werkzeug wäre.

Man öffnet anschließend die Facebook-Seite und dann ist schon alles mit Amazon-Werbung von dem Gerät zugepflastert….

Dann antwortete ein weiterer Nutzer mit folgender Beobachtung:

Ich suche seit einigen Tagen Urlaubsreisen und hab Werbeanzeigen bei Facebook, eBay und eBay-Kleinanzeigen von exakt den Hotels, die ich mir bei Check24 z.B angeschaut habe. Ich finde das beängstigend und einfach nur widerlich. Trotz Werbeblocker!

Das zeigt, das Facebook viele Daten erfasst. Im Beitrag What should you think about when using Facebook? beschreibt die Amerikanerin Vicki Boykis (die arbeitet als 'Data-Scientist' in Philadelphia), wie Facebook Daten erfasst. Alles, was die Leute selbst preis geben, was sich in ihrem Browser irgendwie auslesen lässt und was auf anderen Seiten von Webseitenbetreibern im Verbund mit Facebook gespeichert ist, wird gesammelt. Auch wenn der Nutzer etwas bei Facebook löscht, bleibt dies in den Datenbanken stecken.

Kollision mit europäischen Recht – Belgien handelt

Diese Datensammelei kollidiert aber mit den Datenschutzgesetzen, die in Europa so gelten. Im Blog-Beitrag Deutsches Datenschutzrecht gilt auch für Facebook hatte ich bereits berichtet, dass Facebook im Fokus der Kartellbehörden und der Datenschützer steht.

In diesem Artikel berichtet das US-Magazin Bloomberg von einem erstinstanzlichen Urteil eines belgischen Gerichts. Ein Gericht in Brüssel hat Facebook untersagt, Nutzer außerhalb des sozialen Netzwerks zu tracken. Weiterhin muss Facebook seine bereits gesammelten Daten löschen. Dies gilt auch für Belgier, die kein Konto bei Facebook haben, deren Daten aber irgendwie durch das Unternehmen erfasst wurden. Verstöße sind mit einer Tagesstrafe von 250.000 Euro versehen. Das Urteil geht auf eine Klage der belgischen Datenschutzkommission gegen Facebook zurück. Ein englischsprachiger Beitrag aus Belgien findet sich hier, ein flämisch-sprachiger Beitrag ist hier abrufbar. Ein paar deutschsprachige Informationen finden sich auch hier. Inzwischen hat Facebook angekündigt, dass sie Berufung einlegen wollen.

Ähnliche Artikel:
Facebooks Datensammlwut und die Sorglosigkeit der Nutzer
Deutsches Datenschutzrecht gilt auch für Facebook


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Dieser Beitrag wurde unter Facebook abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Belgisches Gericht verbietet Facebook das Datensammeln

  1. Ralph sagt:

    Schade, dass die deutschen Politiker für sowas nicht die Eier in der Hose haben. Gut gemacht, Belgien!

  2. Rolf Dieter sagt:

    Deutsche Politiker werden nach dem Dilbert-Prinzip ausgewählt.
    Das hat nix mit Eiern in der Hose zu tun.
    Scheinbar ist das in Belgien etwas anders.
    Vielleicht sind die da auch nicht so korrupt. :-)

    • Steter Tropfen sagt:

      Belgische Politiker und „nicht so korrupt"??? – Vielleicht in den letzten Jahren mal Zeitung lesen sollen… Oder eine beliebige Suchmaschine verwenden.

      Was soll diese Angewohnheit, unser Land ständig schlecht zu reden? Uns geht's wahrscheinlich zu gut.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.