Fail: Toyota ermöglicht den Remote-Start seiner vernetzten PKWs nur mit Monats-Abo

Stop - Pixabay[English]Kleiner Informationssplitter aus der kommenden Welt der vernetzten Autos, die uns ja ständig gepriesen wird. Die PKW-Hersteller speicheln schon ein, verspricht das Ganze doch eine Goldgrube sondergleichen zu werden. Der japanische Hersteller Toyota (Slogan: Nichts ist unmöglich) prescht vor: Der ferngesteuerte Start eines entsprechenden Fahrzeugs wird nach einiger Zeit (zumindest in den USA) kostenpflichtig – so um die 8 US-Dollar pro Monat heißt es in einigen US-Berichten.


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Wir bewegen uns in ein Zeitalter, wo Du zwar noch Produkte kaufen kannst. Diese gehören dir aber scheinbar nicht mehr, weil der Hersteller bestimmt, was Du machen darfst. Ich bin bereits die Tage über nachfolgenden Tweet auf diese Entwicklung aufmerksam geworden.

Toyota's subscription for key fob remote car start

Arstechnica hat es vor einigen Tagen bereits in diesem Artikel aufgegriffen. So gut wie alle PKW-Hersteller verstehen den Autofahrer als Melkkuh und versuchen diesen über Abo-Modelle für irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Zusatzfeatures abzuzocken. Da werden Navi-Updates für Mondpreise verteilt, oder irgendwelche Zusatzdienste erfordern ein Monats-Abo. Daten sollen zudem, als das "neue Öl" von den Fahrzeugen an die Hersteller fließen.

Toyota Key Fob Remote Function

Bereits seit 2018 gibt es die Möglichkeit, Fahrzeuge remote per Fernbedienung zu verriegeln und den Motor zu starten. Das Ganze wird in diesem PDF beschrieben (siehe obiges Bild). Nun hat Toyoto den Reigen zum Abkassieren mit einem neuen Ansatz eröffnet und bekommt Prügel. Denn Toyota bietet in den USA ein Abonnementpaket Remote Connect für seine Fahrzeugkäufer. Der Dienst ermöglicht dem Besitzer des Fahrzeugs beispielsweise dessen Türen aus der Ferne per App zu verriegeln oder bei Plug-in-Fahrzeug den Innenraum zu heizen bzw. zu kühlen. Dazu gehört auch, dass das Fahrzeug dazu per App gestartet werden kann.

Das ist übrigens keine neue Geschichte – ich erinnere mich Anfang der 90er Jahre ein IT-Projekt in Bangkok/Thailand realisiert zu haben. Da gab es zwei deja-vue-Erlebnisse für mich. Fahrzeuge wurden im Parkhaus vor die Reihe der geparkten PKWs abgestellt, aber die Handbremse nicht angezogen und auch ausgekuppelt. Wenn die thailändischen Kollegen mit mir weg fahren wollten, hieß es, erst die Autos, die den Parkplatz blockierten, ein Stück vor oder zurück zu schieben, damit man aus der Parklücke rausfahren konnte. Und wegen der hohen Temperaturen konnte ein Kollege seinen BMW mit einem Knopf am Schlüsselanhänger aus dem Büro starten, so dass die Klimaanlage mit Kühlen begann.

Soweit alles normal. Jetzt erleben Toyota-Besitzer aber eine unerwartete Überraschung, denn einige der bisher kostenlosen Abonnements für Remote Connect laufen nun aus. Beim Kauf der Fahrzeuge erhalten die Leute ein kostenloses Probeabo, dessen Zeitdauer wohl vom Fahrzeug abhängt und zwischen drei und zehn Jahren beträgt. Ist das Gratisabo abgelaufen, können die Fahrzeugbesitzer ihren Schlüsselanhänger (Key Fob) nicht mehr zur Fernsteuerung des Fahrzeugs verwenden. Es sei denn, sie verlängern dieses Abo, welches dann mit 8 US-Dollar pro Monat (oder 8o $ pro Jahr) zu Buche schlägt.

Toyota Remote Connect Abo

Die Kollegen von Golem haben das Ganze in obigem Tweet und in diesem deutschsprachigen Artikel ebenfalls aufgegriffen. Die Ursprungsquelle ist wohl The Drive, und Toyota hat das gegenüber diesem Medium bestätigt. Deutsche Toyota-Besitzer wird das (noch) nicht tangieren – die Episode zeigt aber, wo die Reise hin geht. Ansonsten finden sich ja in nachfolgenden Blog-Beiträgen Beispiele, was schief läuft.


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13 Antworten zu Fail: Toyota ermöglicht den Remote-Start seiner vernetzten PKWs nur mit Monats-Abo

  1. Zocker sagt:

    Die Abomodelle sind die Zukunft der Autobranche. VW möchte den Fokus nicht umsonst auf Software und Dienstleistungen setzen (https://www.volkswagenag.com/presence/konzern/strategie/2021/DE_Herbert-Diess_Speech-NEW-AUTO-Strategy-Presentation.pdf). Das funktioniert am Besten mit Abos und "DLCs" fürs Auto. Beim Autonomen Fahren zahlt man dann irgendwann nicht mehr pauschal für die Funktion, sondern pro Kilometer oder Minute. Was früher einfach nur ein Teil des Fortschritts und eine Anregung zum Kauf eines neuen Autos war, muss in Zukunft doppelt und dreifach bezahlt werden.
    Ich stelle mir dann die Gesichter von Leuten vor, die einen VW für 30k€ kaufen und im Bedienmenü steht dann bei der Hälfte der Funktionen "hier kaufen" oder "hier mieten". Grundsätzlich bietet so etwas viele tolle neue Möglichkeiten für den Kunden. Leider wird es nicht kundenorientiert umgesetzt werden, sondern zur Gewinnmaximierung.

    • Blupp sagt:

      Die ersten paar Monate könnte man noch drum rum kommen weil der Text "Zahlungspflichtig bestellen!" fehlt. Das Thema wird sicher noch ein paar Grinser hergeben …

  2. janil sagt:

    Die Leute werden sich dagegen wehren, siehe die Streamingdienste, die Anbieter werden es übertreiben und die Nutzer werden alle und jede Alternative nutzen, um diese Gängelei zu umgehen. Kann mich ja täuschen, denke aber, so wird es kommen.

    • Dat Bundesferkel sagt:

      "(…) und die Nutzer werden alle und jede Alternative nutzen (…)"
      Stelle ich mir spannend vor. Bislang können freie Werkstätten nicht einmal tiefergehende Diagnosen an Fahrzeugen von VW / Mercedes vornehmen, um diese zu reparieren.
      Wir können ein Lied davon singen. Die Fahrzeughersteller haben die Technik regelrecht verdongelt und verschlüsselt.

      Die freien Werkstätten können das auslesen, was das OBDII-Protokoll hergibt (und das ist ziemlich belanglos) und bestenfalls auf ihre Erfahrungswerte setzen, um sich durch zu testen. Können aber im Falle eines Falles nicht alles einkodieren.

      Wenn die die Autonomie noch weiter ausdehnen, sieht es um Alternativen ziemlich bescheiden und mau aus.

    • Bernd Bachmann sagt:

      Ich fürchte, Du täuschst Dich.

      Persönliche Erfahrung vor ein paar Jahren: Email-Diskussion mit BMW, weil ich mich für eines deren Fahrzeuge interessiert habe. Ich möchte aber auf jeden Fall wissen, was an Unterhaltskosten auf mich zukommt und habe daher nach einem Wartungsplan gefragt. Nichts zu machen, nicht zu bekommen.

      Gerade von einem Freund gehört: Wollte seinen Audi zum Service in einer freien Werkstatt bringen. Bekommt dort mitgeteilt, er müsse aber konkret vereinbaren, welche Arbeiten durchgeführt werden sollen, weil Audi die Wartungspläne geheimhalte.

      Aber die Leute kaufen den Mist offensichtlich trotzdem und lassen sich dann jahrelang mit nicht näher spezifizierten 500-Euro-Inspektionen abzocken.

  3. Hans Thölen sagt:

    Es gibt so viele Autohersteller, es muß ja nicht unbedingt ein Toyota sein.
    Die sollen sich die Autos an den Hut stecken.

    • Bernd Bachmann sagt:

      Leider sieht das bei fast allen Autoherstellern inzwischen ähnlich aus. Aber ich nehme gerne Tipps entgegen für neue Autos, die

      a) garantiert keine Daten an den Hersteller übermitteln;
      b) garantiert kein OTA-Software-Update bekommen;
      c) in vollem Umfang von mir selbst oder der unabhängigen Meisterwerkstatt um die Ecke gewartet und repariert werden können.

      Ausser Dacia bleibt da nicht mehr viel. Ich hoffe, meinen 20jährigen Ford noch eine Weile fahren zu können.

  4. Steffen sagt:

    Nichts Neues siehe ehemals Opel ONSTAR. Bei kauf habe ich einen Probemonat bekommen ab dann konnte ich dann zahlen … wenn ich wollte z.B. für Fernöffnen Schließen Orten Benachrichtigungen wenn was Kaputt ist (platten Reifen) man hatte einen Concierge Service den man wirklich jeden Unsinn fragen konnte und der einem auch routen aufs Navi legen konnte. Man konnte Datenvolumen Kaufen und hatte dann W-Lan im Auto und es gab eine SOS Taste für Notfälle.
    Ich hab das Auto immer noch aber warum schreib ich dauernd das es das alle gab?
    Ganz einfach mit der Übernahme von Opel zu psa wurde all das gestrichen ONSTAR wurde ich glaube Ende letzten Jahres Abgekündigt da war mein auto 4 Jahre alt die Technik die verbaut wurde von Werk aus und vom Kunden bezahlt ist damit nutzlos frist nur Strom im Fahrzeug lässt sich nicht mal auscodieren. Von Seiten PSA gab es keinerlei Bemühungen die Hardware in irgend einer Weise weiter nutzbar zu machen über ihre Dienste.
    Was ich damit sagen will ist einfach das man bei solchen Services immer auf das Wohlwollen des Herstellers angewiesen ist gibt es Insolvenzen übernahmen usw. sind solche "Features" alles wertlos und man fährt wieder ein ganz normales Auto.

    • weingeist sagt:

      Dazu Bedarf es keiner Übernahme.
      Viele Audi haben das MMI 3G verbaut. Audi´s die noch nicht mal 3 Jahre alt sind. Jetzt wurde ja von den Mobilfunkanbietern 3G abgeschaltet. Tja das MMI 3G kann aber nur 3G. Nun ist es schweineteurer Elektronikschrott. Vorsprung durch Technik. Umrüsten ? Nachrüsten ? Kauf dir neuen Audi !
      Genau wie die ganzen tollen Spielereien. Nach 3 Jahren wird das Feature einfach abgeschaltet und gut.

    • Werner sagt:

      Opel ist bei solchen Aktionen anscheinend gerne dabei und das auch ohne Übernahme. Für einige fest eingebaute Navis der letzten Jahre hat Opel keine Updates beim Kartenlieferanten geordert. Also gibt keine Aktualisierungen mehr, weder der Karten noch der Software. Nachhaltigkeit geht anders,

  5. Ingo Westen sagt:

    Wozu zum Teufel, muß ein Auto über die Fernbedienung oder noch schlimmer über das Internet gestartet werden können.
    Haben die Hersteller auch an die teilweise nicht vorhandene Sicherheit gedacht.
    Ist das ein Deal mit dem organisierten Verbrechen, der Mafia oder wem auch immer.
    An Versicherungen und Banken nicht zu denken.
    Geht der Unsinn auch abzustellen?

    • Schrauber sagt:

      Eine von mehreren Ideen dahinter ist auch, ein Auto über das Internet stillegen zu können, aus welchen Gründen auch immer.

      Abstellen kann man das durch den Tausch des Autos in ein anderes, ein gutes Stück älteres Auto ohne Steuergeräte mit GSM-Modulen.

    • Werner sagt:

      Mir hat sich der Sinn auch nicht erschlossen, warum man seinen Wagen ferngesteuert starten können sollte, solange er nicht autonom unterwegs ist. Es gibt ja Leute, die würden das gerne dazu nutzen, den Motor im Winter schon mal warmlaufen zu lassen. Aber das ist in Deutschland nicht erlaubt und kostet ein saftiges Bußgeld. Und dem Motor bekommt das auf die Dauer auch nicht,

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