Ursache für WLAN-Ausfälle der FRITZ!Box 7590 gefunden?

FRITZ!Box: Quelle AVMNutzer einer FRITZ!Box 7590 oder ähnlicher AVM-Routern stellen mitunter fest, dass die WLAN-Verbindungen der Router einen Defekt aufweisen. Speziell die FRITZ!Box 7590 ist durch Ausfälle nach ca. 5 Jahren (meist nach Ablauf der Garantie) aufgefallen. Nun sieht es so aus, als ob jemand die Ursache für diese Ausfälle gefunden hat. Ein Kondensator mit zu niedriger Kapazität scheint zu Bauteilschäden zu führen. Die Vermutungen über die Ursache reichen von einem Design-Fehler, über Bauteilalterung bis hin zu einem Bestückungsfehler.


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Rückblick auf die FRITZ!Box 7590 WLAN-Problematik

Im Mai 2024 wurde ich durch den Hinweis eines Blog-Lesers auf ein mögliches Problem bei AVM-Routern aufmerksam. Beim Leser war das 2.4 GHhz WLAN seiner FRITZ!Box 7590 plötzlich tot. Recherchen ergaben, dass es kein Einzelfall ist, sondern dass sich Berichte von Betroffenen im Internet häuften. Es kristallisierte sich heraus, dass es bei bestimmten Serien der FRITZ!Box 7590 nach einer bestimmten Betriebszeit zu Ausfällen bestimmter Bauteile im WLAN-Ausgang kommt.

Tritt der Ausfall in der  5 jährigen Garantiezeit des Routers auf, tauscht der Hersteller AVM die FRITZ!Box 7590 aus. Nach Ablauf der Garantiezeit gibt es Fälle eines Austauschs auf Kulanz, aber eine Reihe Betroffener bleiben auf den defekten Geräten sitzen. Ich hatte den Sachverhalt erstmals im Blog-Beitrag FRITZ!Box 7590: Es stirbt das 2.4 GHz WLAN aufgegriffen und auch Fotos der kaputten Bauteile gepostet.

Kaputtes Bauteil FRITZ!Box 7590 2.4 GHz WLAN
Kaputtes Bauteil FRITZ!Box 7590 2.4 GHz WLAN, Quelle: Martin P.

Am häufigsten fällt zuerst der MP1477-Spannungswandler-IC für die 3,3V der WLAN-Frontends aus, seltener die beiden anderen auf der Platine. Wird die FRITZ!Box 7590 länger mit bereits schlechtem 2,4GHz-WLAN betrieben, kann es auch zum Verschmoren der ICs kommen. Ich hatte einige Details im Beitrag FRITZ!Box 7590: Ausfall des 2.4 GHz WLAN nach 5 Jahren; Reparaturkontakt zusammen getragen.


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Von AVM hieß es auf meine Nachfrage, dass keine größere Anzahl von Geräteausfällen bekannt sei und ein "Serienfehler" wurde auch negiert. Auf Grund meiner Recherchen weiß ich, dass durchaus viele Hundert Besitzer einer FRITZ!Box 7590 betroffen sind. Ob es ein "Serienfehler" ist, konnte ich mangels absoluter Zahlen und Informationen nicht beurteilen. Einerseits sind die fünf Jahre Garantie, die AVM gewährt, schon gut.

Andererseits finde ich es bedauerlich, dass AVM keinen Reparaturservice für kaputte FRITZ!Box 7590-Modelle anbietet. Nach einiger Recherchen ist es mir dann gelungen, Dienstleister zu finden, die eine Reparatur solcher kaputten FRITZ!Box 7590-Modelle anbieten. Der erste Beitrag Nachlese: Ausfall des 2.4 GHz WLAN an der FRITZ!Box 7590 nach ca. 5 Jahren – Reparaturoptionen griff dieses Thema auf.

Da mir der Überblick über die Nachfragen bei diesem Artikel wegen "zerfasernder Kommentare" verloren ging, habe ich den Beitrag FRITZ!Box 7590: Ausfall des 2.4 GHz WLAN nach 5 Jahren; Reparaturkontakt und kurze Zeit später den Folgebeitrag FRITZ!Box 7590: Neuer 2. Reparaturkontakt bei Ausfall des 2.4 GHz WLAN nach 5 Jahren veröffentlicht.

Im letztgenannten Beitrag finden sich die aktuellen Reparaturkontakte. In der Zwischenzeit habe ich mehrere hundert Reparaturanfragen an meine Kontakte vermittelt.

Ursache ist (vermutlich) ein "falscher" Kondensator

Die spannende Frage im Hintergrund lautet: Was ist die Ursache für die Ausfälle der MP1477-Spannungswandler-IC für die 3,3V der WLAN-Frontends und in Folge auch der Ausfälle der WLAN-Frontends?

Überspannungen als Bauteil-Killer?

Die Woche hat ein Blog-Leser in diesem Kommentar auf eine neue Entwicklung hingewiesen (danke dafür). Hardware Ingenieur Thomas Pfister hatte sich auf Grund der häufigeren FRITZ!Box 7590 WLAN-Ausfälle kaputte Exemplare angesehen und die Theorie entworfen, dass Überspannungen für die Ausfälle verantwortlich sein dürften.

Er hat das Ganze im April 2025 im Blog-Beitrag [de] Fritz!Box 7590: Das WLAN-Problem und meine Lösung detaillierter beschrieben und eine kleine Platine zur Vermeidung von Überspannungen zur FRITZ!Box 7590 als vermeintliche Lösung eingebaut.

Allerdings fehlte eine Erklärung, was die Überspannungen verursachte. Zudem wiesen seine Leser darauf hin, dass der Regler MP1477 auch in anderen FRITZ!Box-Modellen (z.B. FRITZ!Box 7330) verbaut sei und es keine Ausfälle gebe.

Ein "falscher" Kondensator als Ursache

Das Thema ließ Pfister keine Ruhe und er hat weiter geforscht. Ausgangstheorie war, dass der zulässige Eingangsspannungsbereich des MP1477-Reglers in der FRITZ!Box 7590 bei dieser Modellreihe irgendwie überschritten wird. In Folge dessen brennt der MP1477-Regler durch und es kommt zu den defekten WLAN-Ausgängen (und als Folgeschaden auch zu kaputten Frontends). Bei einer Analyse ist er bei Messungen der Ursache wohl auf die Spur gekommen und hat dies auf YouTube in einem Video auch dokumentiert.

Analyse der FRITZ!Box 7590-Ausfälle
Analyse der FRITZ!Box 7590-Ausfälle, Quelle: T. Pfister, YouTube

In obigem Screenshot ist die Messung der Versorgungsspannung für das Bauteil per Oszilloskop im Video beim Timecode 18:02 zu sehen. Es ist zu erkennen, dass die Versorgungsspannung stark "springt" und den laut Datenblatt zulässigen Bereich übersteigt.

Thomas Pfister hat zudem am 22. Mai 2025 das Ganze im Blog-Beitrag [de] Fritz!Box 7590: Die Ursache der WLAN-Ausfälle ist gefunden! zusätzlich beschrieben. Dort hat er auch den von ihm nachgezeichneten Schaltplanausschnitt (siehe nachfolgenden Screenshot) sowie das beschriftete Foto des Platinenausschnitts veröffentlicht.

Schaltplan FRITZ!Box 7590 und Platine
Schaltplan-Ausschnitt WLAN-Stufen FRITZ!Box 7590 und Platine, Quelle: T. Pfister

Im Video erklärt er, wie die von dem MP1477-Regler benötigte Eingangsspannung durch eine trickreiche Schaltung (Bootstrap-Kreis) erzeugt wird. Über zwei MOS-Fet-Transistoren, eine Drosselspule, einen Widerstand und einen Kondensator soll die Spannung in einem zulässigen Bereich gehalten werden. Das ist aber bei der Messung erkennbar nicht der Fall (siehe obiges Foto der Oszilloskop-Messung).

Bei der Analyse ist dann bei Messungen aufgefallen, dass ein Kondensator-Widerstands-Paar (C3/R3) im Bootstrap-Kreis das Problem verursachen kann. Die Kapazität des SMD-Kondensators lag bei Messungen in FRITZ!Box 7590-Modellen bei 1 nF (Nano-Farad), was viel zu niedrig ist. In anderen FRITZ!Box-Modellen, die die gleiche Bootstrap-Schaltung aufweisen, konnte er Kapazitäten von 80 nF messen.

In Konsequenz führt dies dazu, dass die Bootstrap-Schaltung, bestehend aus den MOS-Fet-Transistoren, der Drossel L1 und der Kondensator-Widerstandskombination C3/R3 nicht korrekt arbeitet. Die erforderliche Eingangsspannung für den MP1477-Regler übersteigt den zulässigen Bereich (maximal 5 Volt laut Datenblatt) und erreicht 6 Volt. Dies führt mit der Zeit zum Frühausfall des Reglers und weiterer Bauteile wie Frontends für das WLAN.

Laut Pfister sollte der Kondensator C3 um die 80 bis 100 nF Kapazität aufweisen (das Datenblatt gibt 1 µF , wären 1000 nF, an, was aber laut Pfister nicht erforderlich ist), damit die Bootstrap-Schaltung sauber arbeitet und die Versorgungsspannung bei um die 3,3 Volt hält.

Die detailliertere Erklärung findet sich im oben verlinkten YouTube-Video sowie im Blog-Beitrag. Im Beitrag gibt Thomas Pfister auch Hinweise, wie in Elektronik Versierte auf der FRITZ!Box 7590 nachmessen und ggf. den Kondensator mit zu niedriger Kapazität durch einen parallel aufgelöteten 100 nF SMD-Kondensator ergänzen sollten. Die Bestellnummern für eine Order bei Conrad sind auch zu finden. Das "Pfennig-Bauteil" sorgt dann dafür, dass die Bootstrap-Schaltung bestimmungsgemäß funktioniert.

Achtung: Wird dieser Kondensator bei der Reparatur der MP1477-Regler und der Ausgangsstufe nicht nachgemessen und ggf. auf 80 – 100 nF gehoben, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass die Bauteile nach einer gewissen Betriebszeit wieder durchbrennen. Ich werde meine Reparaturkontakte diesbezüglich über den Beitrag informieren.

In einem der Blog-Beiträge von Thomas Pfister gibt es den Hinweis auf den Post eines AVM-Mitarbeiters, dass man ein Problem bei Nachfolge-Modellen (AX) der FRITZ!Box 7590 korrigiert und später in die Variante V2 übernommen habe. Was die Frage aufwirft, warum der in den betroffenen FRITZ!Box 7590-Exemplaren verbaute Kondensator C3 nur noch 1 nF aufweist?

Es gibt eine Theorie, dass die Bauteile gealtert sind und dadurch die Kapazität auf diesen Wert gesunken sei. Meine Elektronik-Vorlesungen im Studium (1978) sind schon lange her, und SMD-Bauteile waren damals unbekannt. Aber ich habe Zweifel, dass ein Kapazitätsschwund von 1 µ-Farad (also 1000 Nano-Farad) auf 1 Nano-Farad während der Alterung auftreten kann.

Eine andere Erklärung wäre, dass sich jemand bei der Erstellung der Bestückungslisten vertippt hat, und aus dem 1 µF ein 1 nF SMD-Kondensator geworden ist. Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass während der Fertigung Rollen mit falschen SMD-Kondensatoren verwendet wurden, und das nicht aufgefallen ist. Hier fehlt mir die Erfahrung, in den Kommentaren zum oben verlinkten YouTube-Video habe ich aber die Bestätigung von Leuten aus der Fertigung gelesen, dass dies vorkommt und bei Messungen zur Kontrolle nicht unbedingt auffällt.

Welche Theorie zutrifft, kann ich nicht beurteilen – da könnte AVM möglicherweise Aufklärung schaffen – was die aber wohl eher nicht leisten wollen oder können. Besitzern einer FRITZ!Box 7590 mit Elektronikkenntnissen empfehle ich die Lektüre des von mir verlinkte Blog-Beitrags von Thomas Pfister. Dort findet man die Hinweise, wie man nachmessen und ggf. auch die Kapazität des Kondensators C3 erhöhen kann.

Wer diese Kenntnisse sowie die Ausrüstung zum Messen und Löten nicht hat, aber noch eine funktionierende FRITZ!Box 7590 besitzt, sollte nichts tun und zuwarten. Im Idealfall hält das Gerät lange genug durch oder besitzt einen ausreichend dimensionierten Kondensator C3. Kommt es irgendwann zum Ausfall des WLAN, findet sich im Beitrag FRITZ!Box 7590: Neuer 2. Reparaturkontakt bei Ausfall des 2.4 GHz WLAN nach 5 Jahren die Information, wo man den DSL-Router reparieren lassen könnte.

Artikel:
FRITZ!Box 7590: Es stirbt das 2.4 GHz WLAN
Nachlese: Ausfall des 2.4 GHz WLAN an der FRITZ!Box 7590 nach ca. 5 Jahren – Reparaturoptionen
FRITZ!Box 7590: Ausfall des 2.4 GHz WLAN nach 5 Jahren; Reparaturkontakt
FRITZ!Box 7590: Neuer 2. Reparaturkontakt bei Ausfall des 2.4 GHz WLAN nach 5 Jahren
FRITZ.Box: Keine DSL-Verbindung wegen kaputter Bauteile – Reparatur möglich?
FRITZ!Box 7590: Auto-Update auf FRITZ!OS 8.02 nach Stromausfall?


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2 Antworten zu Ursache für WLAN-Ausfälle der FRITZ!Box 7590 gefunden?

  1. Daniel sagt:

    Meine 6890 hatte es auch getroffen, hatte aber Glück paar Monate vor den 5 Jahren Garantie, wurde ohne große Nachfragen direkt getauscht.

  2. Luzifer sagt:

    kann auch noch nen anderen Grund haben: das das nämlich absichtlich geschah: geplante Obsoleszenz! Schwer nachzuweisen, aber bekannt das Firmen sowas zur Profitmaximierung durchaus machen.

    Das geschieht auch schon sehr sehr lange siehe Pheobus-Kartell ;-P

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