Hat Apples Lightning-Adapter ein Korrosionsproblem?

Shit happens, manchmal unverhofft, manchmal voraussehbar und mit Ansage! Es deutet sich an, dass Apple mit den Lightning-Adaptern seinen Benutzern  – oder sollte ich Fan-Boys sagen – ein Ei gelegt hat – die Dinger haben Korrosionsprobleme – aber mächtig.


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Früher war alles besser …

Ok, ich gestehe, ich bin nicht neutral – und eine diebische Freude beschleicht mich zusätzlich. Warum? Vor meinem Leben als IT-Auto und Blogger war ich ganz hemdärmelig als Ingenieur in der Industrie unterwegs. Automatisierungstechnik war angesagt – und teilweise da, wo es dampft, knallt und zischt – in Produktionsanlagen der chemischen Industrie – überall da, wo "Standardlösungen von der Stange" nicht einsetzbar waren. Was damals für mich gar nicht ging: Direkte Steckverbindungen. Die Dinger waren immer für Ärger gut – und ich hatte seinerzeit noch die Situation im Studium vor Augen, wo einige meiner Mitstudenten immer mit einem Radierer über die Kontaktflächen diverser Speichermodule für die neuesten programmierbaren HP-Taschenrechner rubbelten, weil es Kontaktschwierigkeiten mit den direkten Steckverbindungen gab.

Na ja, jetzt sind wir sehr vom Thema abgekommen. Jedenfalls habe ich in meinem Job als Ingenieur in den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrtausends in der chemischen Industrie komplette Steuerungsanlagen realisiert, wobei wir auf indirekte Steckung der Rechnerplatinen setzten, die selbst in Umgebungen wie Chlorelektrolysen zuverlässig ihren Dienst taten – während die von Intel und anderen US-Unternehmen in Vorgängeranlagen reingeklatschten Bords mit direkter Steckverbindung ständig von Ausfällen auf Grund von Kontaktproblemen geplagt waren (aber deren "Specialists" waren der Meinung, dass man das könne und beherrsche).

Erkenntnis aus dieser langjährigen Industrietätigkeit: Mit entsprechend gewählten Steckkontakten hältst Du dir verdammt viele Kontaktprobleme und Geräteausfälle vom Hals. Ich kam mir ziemlich doof vor, dass IBM mit dem ISA-Bus genau diese direkte Steckverbindung für Peripherie in PCs einführte (die dann später für Industrieanlagen propagiert wurden – funktionierte zwar meistens in Büroumgebungen, aber es gab da auch schon mal Ärger). Das Spiel wiederholte sich eigentlich bei vielen Entwicklungen der letzten Jahre. Beispiel: Du hast z.B. CompactFlash-Speicherkarten mit indirekter Steckung – und ich denke "ups, da haben es ein paar Leute kapiert" – und dann werden die Speichermedien durch SD- und microSD-Karten verdrängt. Ich möchte nicht wissen, wie viele SD-Kartenprobleme auf so was zurückzuführen sind. Lediglich bei USB-Verbindungen scheint es irgendwie (na ja weitgehend) problemlos hinzuhauen.

Wir wissen, was gut ist …

Lightning

Ach ja, und es gibt ja noch Apple, die da den Lightning-Adapter mit viel Tam-Tam eingeführt haben. Muss ja richtig was edles sein, bei den Preisen, die Apple da für das Teil bzw. für Adapter verlangt. Als ich die ersten Fotos sah, ging mir spontan ein "die Amis haben ein Rad ab", durch den Kopf. Genau das, was ich früher – wie der Teufel das Weihwasser – gescheut habe, kommt durch die Hintertür in den Markt. Die Auslegung der Kontakte des Lightning-Steckers "riechen" für mich geradezu nach richtig Ärger. Aber wenn es Apples Segen hat, ist (für den Mainstream) alles gut – trotzdem ist hier "Lightning-freie-Zone".

Und dann stoße ich heute Nacht auf diesen Artikel Lightning cables failing due to corrosion (macrumors.com greift es hier auf – Nachtrag: und bei giga.de gibt es einen deutschsprachigen Artikel) – da machte es Bingo. Der betreffende ZDNet-Autor hat sich für 19 US $ ein Ladekabel für's Auto gekauft (gibt es wohl nicht von Apple) und musste nach kurzer Zeit feststellen, dass es Kontaktprobleme gab. Ein zweites Kabel machte auch die Grätsche. Ja, die Leute in der Fertigung haben (nach Aussage des Benutzers)  vergoldete Kontakte in den Steckern genutzt (unser alter Elektroniker in den Industrietagen hat aber herausgefunden, dass die dünne Goldauflage bei direkter Steckung witzlos ist, weil die Beschichtung zu schnell abgerieben wird). Jason O'Grady schreibt im Artikel, dass zwei in seinem Besitz befindliche, neue, Lightning-Adapter diese Probleme haben und macht Korrosion für verantwortlich. Scheinbar sind die Kontakte für die Stromversorgung die neuralgische Stelle.

Kein Einzelfall, sondern System

Könnte noch ein Einzelfall sein – also habe ich mal Google befragt. Hier im Apple-Forum gibt es ähnliche Erfahrungen – selbst bei Ladekabeln im Büro treten Korrosionsprobleme auf (gut, vielleicht arbeitet die Person in einem Wasserwerk oder einer Wäscherei). Aber auch dieser Thread im Apple-Support-Forum thematisiert das. Und bereits vor 7 Monaten gab es diesen Reddit-Eintrag, der Korrosion durch Oxidierung von Kupfer (Grünspan) als Thema hat. Es meldeten sich eine ganze Reihe Betroffene, die berichteten, dass ein Regenguss (Schweiß kommt auch gut) den Adapter in's Nirvana befördert habe. Manche berichten, dass es die Anschlüsse für die Stromversorgung betreffe.

Geht man mal die Google-Treffer durch, wird die Dimension klar – das Problem zieht sich quer durch's Web – und mir ist plötzlich so richtig warm ums Herz, waren wir als Elektroniker vor 25 Jahren doch nicht so blöd, indirekte Steckung zu fordern – wenn wir auch teilweise als Alu-Hut-Träger belächelt wurden – aber unsere Anlagen liefen. Es mag sein, dass man das alles irgendwie fertigungstechnisch mit viel Aufwand in den Griff bekommt – aber konstruktiv ist das (in meinen Augen) mit dem Lightning-Stecker eine sehr wackelige Angelegenheit, der ich nicht für 2 Cents traue.


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Klasse, mein Auto soll Lightning-Anschluss bekommen …

Und wo ich mich jetzt fast bepisst hätte? Diese Woche läuft der Genfer Autosalon – da werden schnieke Karren, auf Hochglanz poliert, ausgestellt. Einige Manager geben Statements ab, wie toll man doch Autos baue – speziell eine Untertürkheimer Automarke – das mag vielleicht so sein. Ok, ich komme vom Thema ab. Montag hatte ich aber diesen Artikel Apples CarPlay – jetzt ist's offiziell im Blog. Apple will die Autokäufer über diverse Autoproduzenten mit CarPlay beglücken – damit es mit dem Auto und dem iPhone klappt. Musik, telefonieren, Navigation vom iPhone ist angesagt. Und ratet mal, wie die Schnittstelle zum Datenaustausch realisiert wird? Richtig, geht nur, wenn man ein iPhone mit Lightning-Adapter hat. Herr Zeschke, wir haben da demnächst ein Problem – und einen Ferrari will ich jetzt auch nicht mehr.

Ich weiß, ich bin manchmal ein fieser Möpp und Pisskittel – aber an dieser Stelle konnte ich nicht anders. Du werkelst mit Säurejacke, Sicherheitshelm und Sicherheitsschuhen Jahrzehnte in der Industrie, machst deine Erfahrungen – und dann kommen ein paar Mokkassin-Träger daher und erklären dir lächelnd die Welt (stellen dich als "old school und meschugge" hin – und meinen, die Welt drehe sich mittlerweile anders) – aber nun das – "this made my day" …

… und jetzt ist Aschermittwoch – ich gehe ab sofort in Sack und Asche – und schäme mich für die obigen Gedanken. Alles wird gut, ist ja Apple inside.

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a2: Apples Lightning-Authentifizierung ausgehebelt
a3: Erste Lightning-Adapter bei Amazon/eBay
a4: iPhone 5: Arger Ärger mit Apples Lightning …
a5: Apples CarPlay – jetzt ist's offiziell
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Links:
1: Korrosionsschaden an Samsung miroUSB-Buchse
2: Feuchtigkeitsschaden / Korrosionsschaden bei Samsung Produkten – Erfahrungen?
3: Korrosion und USB-Port Defekt
4: Lightning Kabel kaputt / Pin korrodiert – iPhone, iPod Touch
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Eine Antwort zu Hat Apples Lightning-Adapter ein Korrosionsproblem?

  1. Günter Born sagt:

    Gerade in meinem Facebook-Profil folgenden Kommentar auf den Artikel gelesen:

    Bekomme heute aus diesem Grund mein viertes iPhone 5 zugeschickt.

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