Tipps für eine sichere PC-Umgebung – Teil 2

SicherheitIn Teil 1 der Artikelreihe hatte Gastautor René Hifinger sich einige Gedanken über eine sichere PC-Umgebung unter Windows gemacht. In Teil 2 setzt er diese Ausführungen fort.


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Die Software

Nachdem man nun sein Betriebssystem frisch aufgesetzt und alle wichtigen Updates nachgeholt hat, könnte man sich ja nun eigentlich erst einmal zu einer Pause hinreißen lassen und erst einmal seine favorisierte Software installieren, um gleich mal ein bisschen im Internet zu surfen, Emails zu checken und andere weitaus wichtigere Dinge zu tun, als sich mit der weiteren Absicherung seines Rechners zu kümmern. Nur wer so denkt, der begeht schon den ersten Fehler.

Welche Software sollte man gleich nach dem Aufsetzen des Betriebssystems installieren?

Vielen Lesern werden die wildesten Antworten auf der Zunge liegen, angefangen von einem „gescheiten" Internetbrowser über das favorisierte Chatprogramm, bis hin zu irgendwelchen Videoplayern oder sonstiger Software. Was aber viele PC-Nutzer immer noch vergessen oder verdrängen ist auch gleichzeitig die Antwort auf meine Frage.

Der Virenscanner

Ungefähr jeder vierte Rechner in Deutschland ist mit Viren infiziert, teilweise sogar ohne dass die Nutzer etwas davon bemerken. Entweder weil sie völlig veraltete Antivirenprogramme nutzen oder vielleicht sogar ganz auf diesen Schutz verzichten. Durch diesen alten oder nicht vorhandenen Schutz setzt man sich weiteren Gefahren aus, etwa dass der Zugang zum Onlinebanking ausspioniert wird oder andere sensible Daten in fremde Hände geraten. Oder aber der heimische Rechner wird unbemerkt von Hackern für strafbare Handlungen missbraucht. Die Liste lässt sich noch beliebig fortsetzen.

Es sollte somit der nächste Schritt sein, nach der erfolgreichen Installation des Systems und der aktuellen Updates den Virenscanner zu installieren. Dabei ist es sinnvoll, sich sein favorisiertes Antivirenprogramm schon vor der Neuinstallation von der jeweiligen Herstellerseite herunterzuladen und es sich für den späteren Gebrauch zu sichern. So kommt man nicht in die peinliche Situation, ohne Virenschutz ins Internet zu gehen, um sich den Schutz erst zu besorgen. Wenn der Virenschutz dann erst einmal installiert ist, sollte man auch gleich darauf den Virenscanner über die Programmoberfläche aktualisieren.

Auf die Quelle kommt es an


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Eigentlich sollte man hier nicht viel erzählen müssen. Es gibt immer wieder schwarze Schafe, die einem das vermeintlich gesuchte Programm liefern und das große Erwachen kommt, wenn man dann etwas völlig anderes installiert, was vielleicht sogar noch Schadprogramme ausführt. Oder es handelt sich um Abzockerei, bei der man in eine Abofalle gerät mit einer vermeintlich kostenlosen Registrierung auf einer anderen Webseite.

Als Anlaufstelle für Downloads können beispielsweise diese Seiten bei heise.de und CHIP gefahrlos genutzt werden.

Anmerkung G. Born: Auch an dieser Stelle möchte ich die obigen Ausführungen ergänzen. Virenscanner besorgt man sich imho als Download nicht bei Chip ode heise, sondern direkt beim jeweiligen Anbieter – da ist wenigstens die aktuelle Version verfügbar. Wichtig: Ab Windows 8 ist über den Windows Defender ein Virenscanner dabei. Man ist also geschützt! Es macht also wenig Sinn, eine der Antivirus-Free-Lösungen von Drittherstellern zu installieren. Wer auf eine Drittherstellerlösung setzt, sollte zu einem kostenpflichtigen Virenscanner (statt einer Internet Security Suite) greifen. Free-Varianten sind absolut unsinnig – unter Windows 7 lässt sich das kostenloses Microsoft Security Essentials installieren.

Achtung: Der Wechsel eines Virenscanners sollte durch Deinstallation des Vorgängermodells mit anschließender Ausführung eines Clean-Tools des jeweiligen Antivirus-Herstellers erfolgen (siehe Dell Notebook trotz deinstalliertem Mc Afee extrem langsam …). Bei Verwendung von Dritthersteller-Lösungen ist auf die Kompatibilität zur verwendeten Windows-Version zu achten. Fremd-Internet-Security-Lösungen sind eines der häufigsten Ursachen für unerklärliche Windows 8/8.1-Probleme in der Microsoft Answers-Community.

Weitere Software

Nachdem man nun einen Virenscanner installiert hat, kann man seinen persönlichen Wünschen nun eigentlich freien Lauf lassen. Meistens hat man sich mit der Zeit eine interne Hitliste aufgebaut, die man dann auch installiert. Hin und wieder kann es aber auch sinnvoll sein, mal über den internen Tellerrand hinauszuschauen und sich nach Alternativen umzusehen. Denn nicht immer ist das favorisierte Programm auch das sinnvollste. Es fängt schon damit an, wenn ein Programm z.B. vom Entwickler nicht mehr unterstützt wird. Dann kann man auch nicht mehr damit rechnen, dass eventuell auftretende Sicherheitslücken gefunden und beseitigt werden.

Gerade für Umsteiger, die von älteren Windows-Versionen umsteigen möchten oder schon mittendrin stecken, ist eine ausführliche Suche nach neuen Programmversionen der persönlichen Favoriten sehr ratsam. Denn nicht alle Programme, die noch unter Windows XP liefen, funktionieren auch unter Windows 7 oder höher. Hier bietet in der Regel die Herstellerseite der Software eine Auskunft über die Kompatibilität mit dem neuen Betriebssystem. Hier ist zu erwähnen, dass es oft schon ausreicht, wenn das betreffende Programm schon für Windows Vista geeignet ist. Da Windows 7/8 auf Vista aufbaut, können in der Regel auch problemlos Vista-fähige Programme auch für Windows 7/8 genutzt werden.

Anmerkung G. Born: Diese Aussage gilt nicht für systemnahe Programme wie Virenscanner, Backup-Lösungen, Partitionierungstools etc. Hier ist zwingend der Rückgriff auf eine zur Windows-Version kompatible Version erforderlich. Andernfalls ist mit Fehlfunktionen und Problemen zu rechnen.

Aber auch Programme, die offiziell nicht für Vista/Windows 7/Windows 8 freigegeben wurden, können unter Umständen auf Windows 7/8 funktionieren. Nur sollte man sich fragen, ob man dies unbedingt testen muss. Denn im Privatbereich kann man sich ganz oft sehr gut mit alternativer Software behelfen, die dann auch auf Windows 7 und neuer läuft. Außerdem kann man nicht hundertprozentig garantieren, dass es bei solcher Software nicht doch irgendwann zu unerklärlichem Fehlverhalten mit dem neuen Betriebssystem kommt.

Weniger ist oft mehr

Man fährt gut damit, sich immer die Frage zu stellen, ob man die Software wirklich benötigt, die man gerade installieren möchte. Denn in vielen Fällen geht es auch ohne die ins Auge gefasste Software.

Ein heiß umkämpfter Markt ist hier der Bereich Optimierung und Tuning. Denn wer möchte nicht gerne die letzten Reserven aus seinem System herauskitzeln? Hierzu kann ich nur sagen, dass dies in den meisten Fällen Augenwischerei ist. Man installiert eine Software, die zusätzlich Ressourcen verbraucht, um noch mehr Leistung aus seinem System herauszuholen? Da läuft doch irgendwas falsch…

Über die Zeit gesehen lohnen sich solche Programme einfach nicht, da man damit der Stabilität des Rechners mehr schadet als hilft. Die Einstellungen, die einem wirklich nutzen, kann man auch gut ohne diese Software setzen. Das fördert einerseits den Umgang mit seiner Arbeitsumgebung, da man so auch einen Blick unter die Haube seines Motors werfen kann und andererseits sorgt man so für ein übersichtliches Betriebssystem, da man so auf eine Menge an Software verzichten kann, worüber sich wiederum die Performance des Rechners freut.

Beim neuen Windows 8 habe ich schon einiges an Tuningsoftware zu sehen bekommen, welche die wildesten Versprechungen machen. Aber auch diese Hersteller kochen nur mit Wasser. Es gibt KEIN Programm, das hier wirkliche Verbesserungen gebracht hat bei meinen Tests. Selbst die Möglichkeit, versteckte Schalter zu aktivieren sollte kein Grund mehr sein, solche Programme zu nutzen, denn diese kann man sich mit einfachen Mitteln selbst auf den Schirm holen. Bestes Beispiel hier der sogenannte „GodMode". Es gibt immer noch Softwarehersteller, die einem solche Einstellungen als „Neu" verkaufen.

Ein weiterer Punkt, der gerne als Rechtfertigung für solche Tuningprogramme genutzt wird, ist der Punkt „Autostart". Hier wurde jüngst ein Programm entwickelt namens „Soluto". Dieses verspricht, den Start des Betriebssystems um ein vielfaches zu beschleunigen. Ein Programm ist, das man als völlig unnötig einstufen kann.

Rechtfertigt es eine Verbesserung von vielleicht 5 Sekunden, ein zusätzliches Programm zu installieren? Mal ganz im Ernst, ich warte lieber länger, als das ich mich für ein paar gesparte Augenaufschläge weitere mögliche Fehlerquellen auf den Rechner installiere. Selbst wenn man 10 Sekunden sparen könnte mit Programmen wie Soluto, wie oft müsste man den Rechner am Tag neu starten, dass sich diese Zeitersparnis wirklich lohnt?

Und noch schlimmer: Sehr viele Tuningprogramme versuchen den Windows-Bootmanager zu optimieren und können Ihrem Windows-System enormen Schaden zufügen!

Anmerkung G. Born: Die Aussage bezüglich Tuning-Programmen kann ich nur unterstreichen und verweise auf meinen Artikel Tuning-Tools, die Plage des 21. Jahrhunderts?

Freeware und versteckte Tücken

Heutzutage muss man für viele professionelle Software Lizenzen kaufen. Das ist auch irgendwo verständlich, denn wer kann es sich heutzutage noch groß leisten, ein Programm für lau zu entwickeln und zu supporten ohne die Möglichkeit, davon zu leben?

Dennoch gibt es noch viele Möglichkeiten, viel Geld zu sparen durch den Einsatz von Freeware-Programmen. Das beste Beispiel ist hier sicherlich der Einsatz von Open Office als Ersatz zu Microsoft Office [Anm. G. Born: Hier würde ich LibreOffice als Alternative bevorzugen]. Wenn man mal bedenkt, was mittlerweile eine Lizenz vom aktuellen Office 2013 kostet, der greift gerne zu einer kostenlosen Variante.

Bei Freeware-Programmen sollte man aber immer ein wachsames Auge walten lassen, denn sehr oft verstecken die Entwickler in diesen kostenlosen Tools Stolperfallen für die Anwender.

Generell muss man unterscheiden zwischen Freeware, Shareware und Testversionen.

Die „Shareware" hat meist zu Folge, dass das Programm in irgendeiner Form „beschnitten" ist und bestimmte Funktionen nur in der Vollversion zur Verfügung stehen. Das soll bewirken, dass man zum Kauf des Produktes überredet wird, will man diese Funktionen nutzen.

Testversionen sind meist zeitlich eingeschränkt und können nach Ablauf der Testzeit nur noch mit Eingabe einer Lizenznummer weiter betrieben werden.

Die wirkliche Freeware ist hingegen zeitlich uneingeschränkt zu benutzen und hat auch keinerlei Einschränkungen in der Funktion. Doch meist bauen die Entwickler Werbeprogramme dort mit ein, um sich so die eigene Freeware zu finanzieren. Dies ist irgendwo auch nachvollziehbar, aber in manchen Fällen nicht immer gut für den Nutzer.

Ungewollte Toolbar am Beispiel von Nero

So können sich hier zusätzliche Tools verbergen, die ungewollt das Nutzerverhalten der Anwender ausspionieren und an externe Dienstleister übermitteln. Oder es werden weitere Programme installiert, die nur zur Werbung dienen und teilweise noch für weitere Sicherheitslücken auf dem Rechner sorgen.

Wer hier den Überblick behalten möchte, sollte sich bei der Installation eines Programms immer die „Mühe" machen, die benutzerdefinierte Installation zu wählen und nicht die automatische. Keine Angst, dies bedeutet nur ein paar Klicks mehr, aber man hat so genau im Blick, was noch installiert werden soll und kann so solche zusätzlichen Tools bei der Installation abwählen.

Software im Auge behalten

Hat man seine ganze benötigte Software installiert, dann neigt man zum Vergessen. Die Software läuft und man ist zufrieden. Aber hier sollte man nicht aufhören zu denken und die Software im Auge behalten. Es können beispielsweise Sicherheitslücken auftreten, die eine Gefahr für den Rechner bedeuten können oder es kommen neue Versionen heraus, die vielleicht bessere Funktionen mit sich bringen. Wer hier den Überblick behalten möchte, der hat zwei Möglichkeiten.

Gerade im Bereich „Software" zeigt sich immer wieder: Weniger ist oft mehr! Man kann sich viel Ärger ersparen, wenn man sich die Frage stellt, was man von der ganzen Software wirklich braucht. Diese Frage sollte man sich besonders bei Software stellen für den Bereich „Tuning und Optimierung". Denn hier kann man sich viel zerstören, was man vorher mühsam aufgebaut hat. Ebenso kann man sich viel Geld sparen, wenn man sich freie Programme anschafft, hier sollte man aber besonders auf versteckte Tools achten, die in vielen Freeware-Programmen enthalten sind.

Außerdem sollte man immer auf vertrauenswürdige Quellen achten, damit man auch das bekommt, was man sucht.

Wenn man all diese Dinge beachtet, kann man sich viele nützliche Programme auf dem Rechner installieren, ohne dem Rechner und seinen Nerven zu schaden.

Noch ein Tipp: Für Privatanwender ist der Einsatz einer externen USB-Festplatten eine Empfehlung wert. Weshalb zwei externe USB-Festplatten? Nun wenn die interne Festplatte wegen Hardwaredefekt aussteigt, ist im Notfall immer noch ein Backup auf der USB-Festplatte vorhanden. Sollte „nur" der Bootsektor (Master Boot Record) einer Festplatte zerstört sein kann das kostenlos erhältliche PC Inspector File Recovery von Convar helfen.

Anmerkung G. Born: Persönlich bin ich gegenüber PC Inspector File Recovery aus meinen bisherigen Erfahrungen äußerst zurückhaltend (das Teil hat noch nie wirklich funktioniert, wenn ich es gebraucht hätte – aber "Versuch macht klug"), sondern empfehle den Rückgriff auf kostenpflichtige Tools wie Paragon Festplattenmanager 2015 Suite oder die Datenrettungstools von Kroll Ontrack, die im Blog vorgestellt wurden. Für manche Fälle kann auch Testdisk (trotz kryptischer Bedienung) sinnvoll ein.

Soweit die Ausführungen von René Hifinger, für die ich mich im Namen der Blog-Leser bedanke. Ich denke, beim Lesen des Texts werden die meisten Anwender (auch mit Erfahrungen) sicherlich die eine oder andere Anregung finden, über die sich das Nachdenken lohnt. Und wenn "alles klar ist", warum die beiden Artikel nicht einfach als "Checkliste für den Betriebssystemwechsel und die -installation" verwenden?

Artikelreihe:
Tipps für eine sichere PC-Umgebung – Teil 1
Tipps für eine sichere PC-Umgebung – Teil 2

Weiterführende Links
Sicher im Netz – Virenschutz und Sicherheit im Internet
Startseite BSI für Bürger


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Eine Antwort zu Tipps für eine sichere PC-Umgebung – Teil 2

  1. Gisela sagt:

    Fand beide Artikel recht gut, auch durch die Anmerkungen von G.Born. Verwende auch Open Office als Freeware und hab mir das nun genauer angeschaut und mit Libre Office verglichen. Libre Office macht einen sehr guten Eindruck, durch seine Offenheit und ich werde demnächst wechseln. Danke für die Information.

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