Was steckt hinter der Medion OEM-Partition?

Medion-Systeme werden typischerweise mit einer Festplatte ausgeliefert, auf der vier Primärpartitionen zu finden sind. Eine dieser Partitionen ist als OEM-Partition gekennzeichnet und lässt sich mit Windows-Bordmitteln nicht handhaben. Zeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.


Anzeige

Dass die Festplatten-Partitionierung eines neuen Windows 7-Systems von Medion mit Hürden versehen ist, hatte ich bereits vor längerem unter [1] mit angerissen. Man muss quasi eine der Primärpartitionen löschen und den freien Platz als Sekundärpartition verwenden, um mehr logische Laufwerke auf dem MBR-Datenträger anlegen zu können.

So weit, so schlecht. Eine der vier Primärpartitionen ist dabei die OEM-Partition von ca. 1 GByte Größe, an die man mit Bordmitteln nicht herankommt. Als ich plötzlich mit dem unter [2] beschriebenen Problem konfrontiert wurde, ergab sich die Notwendigkeit, einen näheren Blick auf diese Partition zu werfen.

Die OEM-Partition entschlüsselt

Zuerst habe ich natürlich die Windows 7-Computerverwaltung aufgerufen und dann die Datenträgerverwaltung angewählt. Hier ist die Partitionierung einer Medion Harddisk in der Windows Datenträgerverwaltung zu sehen. Ich hatte die primäre Backup-Partition bereits vorher gelöscht und in eine Sekundärpartition mit mehreren logischen Laufwerken konvertiert (um ein zweites Windows 7-System installieren zu können).

Am Ende des Speicherbereichs von Datenträger 0 findet sich die 1 Gbyte große OEM-Partition. Mit der Datenträgerverwaltung lässt sich aber auf deren Inhalt nicht zugreifen. Beim Rechtsklick bleibt das Kontextmenü leer, man kann keinen Laufwerksbuchstaben zuweisen, nichts löschen und auch nichts formatieren. Der Partitionstyp wird durch Windows 7 nicht unterstützt. Dies ist durchaus erwünscht, da der Anwender so die betreffende Partition nicht irrtümlich löschen oder formatieren kann.


Werbung


Mit einem Disk-Tools gehts …

Also habe ich mir den Partitionstyp im Acronis Disk Director 11 angesehen. Die Partition wurde als "Compac Partition" mit dem Partitionytyp 12h angezeigt.


Anzeige

Unter [3] hatte ich aber den vagen Hinweis gelesen, dass es sich bei der OEM-Partition eigentlich um einen NTFS-Datenträger mit einem Rettungssystem handeln solle. Also habe ich die Partition mit Acronis True Image Home zur Vorsicht gesichert und dann im Acronis Disk Director 11 per Kontextmenübefehl Partitionstyp ändern den Partitionstyp auf den Wert 07h Windows NTFS, Windows exFAT, OS/2 HPFS umgesetzt.

Nach dem Ausführen des Befehls zeigte der Acronis Disk Director bereits die Partition als NTFS-formatiert an. Anschließend habe ich noch einen Laufwerksbuchstaben (geht im Disk Director oder in der Windows Computerverwaltung) zugewiesen. Und schon ließ sich im Windows Explorer auf das neue Laufwerk zugreifen. Hier ist dessen Inhalt zu sehen.

Es handelt sich wirklich um eine bootbare Windows PE-Installation, die offenbar durch Medion beim Recovery über das BIOS oder die Recovery-DVD aufgerufen wird. Anschließend sorgt dieses Windows PE dafür, dass die auf der Backup-Partition gesicherten Windows-Imagedateien zurückgeschrieben werden.

Zwischenzeitlich habe ich den Partitionstyp wieder auf 12h zurückgesetzt, damit Windows 7 nicht auf der Partition herumfuhrwerken kann.

Links:
1: Partitionierung, (k)ein Buch mit 7 Siegeln?
2: Meldung "Die Wiederherstellung wurde abgeschlossen" kommt immer Teil 1


Werbung

Infos zu Windows 7 finden sich in meinen Windows 7-Titeln.


(c) by Günter Born www.borncity.de
The source of smart computer books


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Datenträger, Tipps, Windows 7 abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

13 Antworten zu Was steckt hinter der Medion OEM-Partition?

  1. André sagt:

    Ich denke, dass ist ein Schutz, damit man nicht das Image verliert. Ich hatte schon Fragen gelesen, "kann ich Paritition D löschen?" Damit alle Tools wissen was die Partition macht wurde sie als OEM kodiert.

    • Günter Born sagt:

      @André: Da stimme ich voll zu – durch das Zuweisen des OEM-Partitionstyp (Compact) hebelt man alle bordeigenen Windows-Tools aus, die ein normaler Anwender eventuell in die Finger kriegen kann, um solche Partitionen zu löschen.

      Doof ist aber: Partitioniert der Anwender seine Platte um (weil er eine sekundäre Partition für log. Laufwerke braucht), funktioniert das von vielen OEMs benutzte Cyberlink PowerRecover-5.5 zum Rückspeichern der Abbildsicherung nicht mehr. Und damit ist die Recovery-Funktion über BIOS/Taste F3 oder Recovery-CD/-DVD nicht mehr nutzbar. Ich hab's hier noch nicht geschafft, die "Interna" dieses Recovery-Tools (konkret ist es eine XML-Datei) so zu entschlüsseln, dass man da als Anwender an eine geänderte Disk-Konfiguration anpassen könnte. Im XML-Knoten finde ich zwar eine Partitionsnummer (die wohl die Backup-Partition angibt), aber bei einer Sekundärpartition mit logischen Laufwerken, von denen dann eines den Recovery-Ordner trägt, lässt sich wohl der Pfad nicht angeben.

      So verwende ich halt die Windows Sicherung (mit allen Haken und Ösen) oder Paragon Backup oder Acronis True Image zum Sichern und Rücksichern.

  2. André sagt:

    Ich kaufe keine OEM Systeme, sondern baue immer alles selber zusammen. Deshalb kann ich zu den Tücken nichts sagen.

  3. Eine verzwickte Angelegenheit, aber an einem unbehandelten System per bcdedit /enum all oder im Fall eines Fremdlaufwerks mit Angabe dessen

    bcdedit /store G:/boot/bcd /enum all zu finden
    wobei G: das angenommene Laufwerk ist, das du nun sichtbar gemacht hast.
    Da stellt man dann fest – alles wird in eine Ram-Disk gepackt, die unter Win7 – wahrscheinlich auch Vista eine fixe ID hat:
    {7619dcc8-fafe-11d9-b411-000476eba25f}
    Stöbert man im MBR herum (org. Gerät) stolpert man über den festen Eintrag der bei einer Reparatur des Systemstarts natürlich gekillt wird, egal ob HP, Samsung, Acer, Medion usw.
    Der greift dann auf die Boot.wim mit Angaben zur Winload.exe zurück, inkl. Größenangaben bzw. sogar Position! weswegen es erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringt, das zu restaurieren – den Aufruf.
    Da habe ich dann auch erst einmal aufgegeben, universell scheint sich die Recovery nicht lösen zu lassen, leider.
    Die Anzeige des Keys – F11, F4 etc läßt sich zwar mit Boardmitteln aktivieren, bzw. die gewünschte Reaktion, aber auch da habe ich derzeit noch erhebliche Wissensdefizite den weiteren Mechanismus zu durchschauen.

  4. Günter sagt:

    Hallo,

    habe mir vor kurzem bei ALDI einen Medion PC mit eine 2 TB Festplatte gekauft.

    Wollte die Festplatte mit dem Easeus Partitition Master 8.0.1 partitionieren und habe genau die beschriebenen Probleme. Das Programm zeigt mir 4 primäre Partitionen an. Einmal C:Boot mit ca. 1,7 TB, D:Recovery mit 50 GB und zwei Partitionen mit *. Man kann D: in eine logische Partition umwandeln. Bringt aber nichts. Wenn man D: löscht, kann man auf dem freien Platz nur entweder eine logische oder eine primäre Partition erstellen. Da ist man wieder am Anfang.

    Diskpart ist mir zu kompliziert, gibt es eine Möglichkeit doch noch eine erweiterte Partition (mit mehreren Laufwerken) zu erstellen?

    Als letzte Möglichkeit fällt mir noch ein, C: zu verkleinern und mit dem freien Speicher D: zu vergrößern. Darauf könnte man dann die Daten, usw. ablegen. Wäre das eine Lösung?

    Bin kein Computerneuling, aber die obige Diskussion ist mir zu hoch.

    Günter

    • Günter Born sagt:

      Man kann C: verkleinern und mit Drittherstellertools das logische Laufwerk D "nach vorne" vergrößern. Oder man verkleinert C:, kopiert dann den Inhalt von D: in einen Ordner unter C: und löscht die Partition für D. Im nun freien Speicherbereich lässt sich eine erweiterte Partition zuweisen, die dann ein oder mehrere logische Laufwerke aufnehmen kann. Auf eines dieser Laufwerke kann dann der vorher "umkopierte" Inhalt von Laufwerk D: wieder verschoben werden. So hat man die Systempartition wieder von der Treiber- und Recovery-Partition getrennt, so dass man das System wieder zurücksetzen kann, ohne Daten und Treiber zu verlieren.

      Achtung: Nachteil des obigen Ansatzes ist, dass vermutlich die Recovery-Funktion zum Zurücksetzen auf Werkseinstellungen nicht mehr funktioniert. Diese setzt die von Medion vorgenommende Partitionierung voraus.

      Ansonsten habe ich ja im Artikel noch einen Beitrag zur Partitionierung in meinem Blog verlinkt.

  5. Wolfgang Manzer sagt:

    ich habe auch so ein Medion Notebook. Mich ärgert es, dass ich kein Systemabbild Windows 7 ziehen kann. Erst habe ich gedacht, meine Platte ist defekt, weil der chkdisk einfach stehen bleibt. Ich möchte natürlich auch die installierten Programme "retten", also nicht neu installieren. Gibt es hier Tricks? Wird das unter Windows 8 besser? Ich will wir nämlich einen neuen PC kaufen, aber ich brauche ein Systemabbild einschließlich der installierten Programme(Lizenzen, Keys etc.)

    mfg Wolfgang

  6. Matthias Kächele sagt:

    Hallo, ich habe gestern versucht ein von Windows 7 auf Windows 10 Update durchzuführen (Lenovo Y580 mit Hybrid-Festplatte). Dies endete damit, dass ich zwar Windows 10 installiert hatte, aber Windows nicht mehr von der Festplatte starten konnte. Laut Lenovo Forum wird das Update von auf Windows 10 mit Hybrid-Festplatten nicht unterstützt. Lange Rede kurzer Sinn, mir ist grundsätzlich egal ob ich alles Platt machen muss und neu aufspiele. Auch die Programme und Recovery von Lenovo ist mir nicht so wichtig. Allerdings würde ich gerne meine Daten von der Festplatte noch behalten. Folgendes Problem, beim anschließen der Festplatte über externes Gehäuse kann ich nicht auf die Partition zugreifen, da es sich wie oben beschrieben auch um eine OEM-Partition handelt 685 GB groß. Über die Windows Datenträgerverwaltung erscheint bei Rechtsklick auf die Partition nur Hilfe. Kann ich mir der oben beschriebenen Methode auf die Daten der Festplatte zugreifen?? Bzw. muss ich exakt auf "07h Windows NTFS, Windows exFAT, OS/2 HPFS" umstellen oder war das nur in ihrem Beispiel so??

    • Günter Born sagt:

      Ich gehe davon aus, weil laut deiner Aussage Hybrid-Festplatten nicht unterstützt werden, die 685 GByte große "OEM-Partition" keine OEM-Partition ist, sondern die ganze Partitionsstruktur gekippt ist. Die Größe sieht mir nämlich wie die frühere Windows-Partition aus – kann das hinkommen?

      Versuche den beschriebenen Trick, den Partition-Typ auf 07h umzustellen (merke dir vorher den Wert). Dann siehst Du ja, ob Du wieder an die Daten kommst.

      Wenn das nichts bringt, helfen – falls überhaupt – nur Forensik-Tools oder ein Partitions Manager, der die Inhalt darstellen kann.

      Schau mal diese Artikelreihe an: http://www.borncity.com/blog/2014/11/03/datenrettung-mit-kroll-ontrack-easyrecovery-teil-3/

      Das Tool gibt es m.W. auch als Testvariante. Möglicherweise kann auch der IOMEI Partition Manager noch was reißen. Dir bleibt imho nur experimentieren übrig.

      • Matthias Kächele sagt:

        Ja genau es ist die frühere Windows-Partition, wird in der Datenträgerverwaltung eben als OEM-Partition beschrieben. Auf jeden Fall ohne Laufwerksbuchstabe => kein Zugriff über Windows.

        Habe noch folgende Seite gefunden. Hier machen sie die gleiche Variante wie von dir beschrieben, nur halt mit "testdisk". Oder sehe ich das falsch??

        http://www.winfuture-forum.de/index.php?showtopic=170046

        quasi aus der EISA-Konfiguration (0x12) wieder eine NTFS (0x07). Hoffe halt dass meine Daten dann noch vorhanden sind. Ein Backup wie oben von dir geschrieben habe ich zumindest in der Zwischenzeit mal gemacht…

Schreibe einen Kommentar zu André Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.