Google verhindert Adblocking in Chromium-Engines

Google scheint das Blocken von Werbeanzeigen (Ads) im Chrome-Browser und weiteren Chromium-Browsern wie Edge verhindern zu wollen. Hier ein paar Informationen.


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Rückblick: Chrome blockt nervige Werbung

Der Google Chrome-Browser wurde ja ab 2018 mit einem Adblocker ausgestattet, um 'aufdringliche Werbung' auszufiltern (siehe Google Chrome bekommt 2018 einen Adblocker).

Das Ganze ist ein Filter, der alle Werbung rausfiltert, die eine 'bad experience' für den Nutzer darstellt. Es soll also 'schlechten' Werbeanzeigen an den Kragen gehen. Was sich hier schlechten Werbeanzeigen verbirgt, wurde vor der Koalition 'für bessere Werbeanzeigen' (better ads standards) im März 2017 in diesem Dokument festgelegt. Ist etwas wenig transparent. Zu den inkriminierten Werbeformen gehören (neben Popups und Layern, nach meiner Interpretation) auch Anzeigen mit Videos und Ton, die ohne Nutzeraktion abgespielt werden.


(Quelle: Better Ads Standard)

Google  hat in diesem Blog-Beitrag die Details verraten. So weit so gut. Allerdings gibt es auch ganz klar von Google das Bekenntnis, dass man Werbeanzeigen weiter zulassen möchte, da die zum Geschäftsmodell des Unternehmens gehört und sich viele Webseiten über Werbung finanzieren.


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Nun wurden aber von Dritten Adblocker entwickelt, die alle Werbung ausfiltern. Diese Keule mag zwar für einige Nutzer lukrativ erscheinen, wenn aber 100% auf diesen Zug springen würden, hätte das meiner Einschätzung nach massiven Einfluss auf das heutige Internet. Für mich war es eine Frage der Zeit, wann Google da eingreift.

Adblocking wird unmöglich in Chrome und Edge

Nun bin ich hier darauf gestoßen, dass Google in Chromium die webRequest-Schnittstelle als veraltet erklärt hat. Diese wird von Adblockern wie uBlock Origin verwendet. Stattdessen führt Google die neue deklarativeNetRequest-API ein. Diese ist aber viel weniger leistungsfähig als die alte Funktion. Zudem wird die Anzahl der Regeln begrenzt, mit denen Entwickler Anzeigen herausfiltern können.

Bleeping Computer erklärt es hier: Das Chrome Extension Manifest V3 wird geändert, wodurch Adblocker auf die neue API zugreifen müssen. Im Chromium-Bug-Tracking-Bereich findet sich dieser Thread zum Thema.

In the design document, it is said that the webRequest API will no longer allow to be used in blocking mode:

> In Manifest V3, we will strive to limit the blocking version
> of webRequest, potentially removing blocking options from most
> events (making them observational only). Content blockers should
> instead use declarativeNetRequest (see below). It is unlikely
> this will account for 100% of use cases (e.g., onAuthRequired),
> so we will likely need to retain webRequest functionality in
> some form.

From the description of the declarativeNetRequest API[1], I understand that its purpose is to merely enforce Adblock Plus ("ABP")-compatible filtering capabilities[2]. It shares the same basic filtering syntax: double-pipe to anchor to hostname, single pipe to anchor to start or end of URL,  caret as a special placeholder, and so on. The described matching algorithm is exactly that of a ABP-like filtering engine.

If this (quite limited) declarativeNetRequest API ends up being the only way content blockers can accomplish their duty, this essentially means that two content blockers I have maintained for years, uBlock Origin ("uBO") and uMatrix, can no longer exist.

Der Entwickler von uBlock Origin ("uBO") und uMatrix schreibt, dass diese Blocker mit der neuen API nicht mehr funktionieren werden bzw. existieren können. Es ist also eine neue Runde im Kampf um die Werbung im Web eröffnet, denn im Safari hat Apple wohl eine ähnliche API implementiert.

Ergänzungen: Sowohl heise.de als auch Golem haben Artikel zum Thema veröffentlicht. Vom Kartellamt gab es übrigens diese Woche eine Meldung, dass Adblocker rechtens sind – Golem hat hier etwas veröffentlicht.

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17 Antworten zu Google verhindert Adblocking in Chromium-Engines

  1. Herr IngoW sagt:

    Es war nur eine Frage der Zeit wann sowas kommt, dann werden viele Webseiten wieder unbenutzbar weil auf ihnen 20 und mehr Werbeanzeigen zu sehen sind und den eigendlichen Inhalt verschwindend klein aussehen lassen.
    Dann hatt die Werbeindustrie wiedermal gewonnen (erstmahl). Zu hoffen bleibt das es Endwickler gibt die das doch noch stark eindämmen können und den Wildwuchs bei der Werbung etwas Einhalt gebieten.

  2. ichwersonst sagt:

    Hallo,

    fürs eingene Netz könnte

    https://pi-hole.net/

    helfen. Da können die am Browser drehen wie sie wollen.

    Gruß

    • Quodlibet sagt:

      Das nutze ich schon lange im eigenen Netz auf einem Raspberry 3.
      Es funktioniert tadellos.

      • Noya sagt:

        Eine Frage zu pi-hole. Ich habe nachgeschaut, welche Betriebssysteme es unterstützt und Windows war nicht dabei gewesen. Da steht aber auch noch folgendes:

        "You can run Pi-hole in a container, or deploy it directly to a supported operating system via our automated installer."

        Diese Container Version, von der die Rede ist, funktioniert diese dann auch auf anderen Betriebssystemen als den angegebenen? Weil die rede von "oder" ist, bin ich da etwas verwirrt. Entschuldigen Sie die dumme Frage.

        • Quodlibet sagt:

          Ich verstehe das so, dass man kann z.B. unter Windows eine VM mit pi-hole einrichten kann. Entweder man installiert es unter einem "supported" OS oder man verwendet eben einen Container wie eine VM. Wie das aber dann einzurichten wäre, kann ich jetzt auch nicht sagen.

          • Noya sagt:

            Vielen Dank für Ihre Hilfe. Mit VMs habe ich leider auch keine Erfahrung. Ich vermerke mir das Programm aber mal, falls ich das Betriebssystem wechseln sollte. Derzeit bin ich bei Win7 und habe nicht wirklich vor, auf Win10 zu wechseln.

            Mal schauen, wie ich es für die Zwischenzeit mache. Ich hatte weiter unten nach einem anderen guten Adblocker für einen anderen Browser neben Chrome und Firefox gefragt und wie Firefox generell so ist. Vielleicht könnten Sie mir da auch noch weiterhelfen? Wenn nicht, ist das in Ordnung. Vielen Dank nochmal für Ihre Hilfe.

  3. Thorky sagt:

    … und plötzlich wird der Firefox wieder attraktiv! ?

  4. Al Cid sagt:

    Dann werden wir wohl in naher Zukunft Forks der Chromium-Engine sehen… und das ist auch gut so.

  5. Steter Tropfen sagt:

    Ganz offensichtlich steckt da die Werbeindustrie dahinter, indem sie diese „technische Weiterentwicklung" sponsert. Hoffentlich macht das Anwender-Volk das nicht mit und stimmt rechtzeitig mit den Füßen ab. Sonst gibt es keine Chance:
    Mozilla ist selbst führend darin, etablierte Standards willkürlich für veraltet zu erklären. Vom Firefox erhoffe ich mir also nichts.
    Gegebenenfalls werden werbeträchtige Sites einfach behaupten, man verwende einen nicht aktuellen Browser und solle gefälligst Chrome herunterladen. Nichtkommerzielle Sites bis hin zu Bank- und Behördenseiten werden wie üblich nachziehen, vorsichtshalber, von wegen der Sicherheit. Dann steht man da mit einem guten Fork, den keiner mehr unterstützt. Auch die Adblocker-Entwickler nicht, die sich für eine zu kleine Anwendergruppe nicht mehr die Mühe machen.

    Einen Browser zu entwickeln kostet Geld. Warum also sollte man den kostenlos unters Volk bringen? Nur verkauft man nicht ihn, sondern seine Anwender.
    Die Werbewirtschaft ist längst ein voluminöses Schattensystem unserer Wirtschaft geworden, deren Produkte der Empfänger gar nicht haben will, aber mit jedem Einkauf bezahlen muss.

  6. Ralf Lindemann sagt:

    Ich denke, Chrome wird langsam aber sicher ein Fall für die Wettbewerbshüter der Europäischen Union. Es kann nicht sein, dass Google die nahezu marktbeherrschende Stellung seines Browsers ausnutzt, um einseitig und nach Gutdünken Marktregeln für das Anzeigen von Werbung zu diktieren – oder sogar eine Zwangsbewerbung von Internetnutzern durchzusetzen.

    • Ralf Lindemann sagt:

      Kleiner Nachtrag: Grundsätzlich haben Inhalteanbieter ja schon heute die Möglichkeit, ihre Webseiten so zu gestalten, dass die Rezeption der Inhalte nur dann möglich ist, wenn Adblocker deaktiviert sind und Werbung angezeigt wird. Tun aber nicht alle. Warum? Weil alle Inhalteanbieter in einem Wettbewerb miteinander stehen: Richtet man technische Zugangsbarrieren ein, verliert man unter Umständen Leser und Reichweite an Inhalteanbieter, die solche Zugangsbarrieren nicht einsetzen. Ist doch super. So funktioniert Wettbewerb – mit dem Effekt, dass Nutzer im Internet ein vielfältiges Angebot vorfinden: von Webseiten, die keine Zugangsbarrieren aufweisen (hier kann man also frei entscheiden, ob man Werbung anzeigen lässt …), über Webseiten mit niedrigschwelligen Zugangsbarrieren (wie Deaktivieren des Adblockers) bis hin zu Webseiten, die ein kostenpflichtiges Abo verlangen. Ich kann nicht erkennen, was daran schlecht sein soll. – Genau diesen Wettbewerb wird Google mit seinem Vorhaben unterlaufen und behindern: zum Nachteil der Internetnutzer und zum Nachteil der Inhalteanbieter, die in eine noch größere Abhängigkeit von Google geraten.

      • Micha45 sagt:

        +1
        So sieht's aus, absolute Zustimmung! *Daumen hoch*

      • natiev sagt:

        Rischtisch.
        Beispiel Süddeutsche, jahrelang hat mans mit Werbungs-Zwangsbeschau versucht, vor allem via Js als Voraussetzung. Diskussion wurd zu disqus ausgelagert. Das ist geblieben, aber Inhalte können jetzt wieder ohne Js gelesen werden. Wo dann Werbung meist eh nicht erst gar nicht auftaucht, kann doch…
        ;)

  7. Dom sagt:

    Da schließe ich mich Thorky an und wechsle auf einen anderen Browser. Pech. :-)

  8. Noya sagt:

    Nun, dass ist bescheiden. Ich nutze den uBlock Origin wirklich gerne.
    Wie ist Firefox so als Alternative? Da ich hier regelmäßig im Blog stöbere, habe ich auch einige nicht so positive Aktionen mitbekommen. Nun, nicht dass Chrome es nun wirklich besser macht…
    Oder gibt es noch gute Adblocker für andere Webbrowser außer Chrome und Firefox?
    Und was ist zum Beispiel mit Avira Browserschutz? Ist der vermutlich auch betroffen?

  9. Micha sagt:

    In Kaspersky Internet Security ist ja auch eine Antibanner Funktion mit integriert.

    Wird die dann in Zukunft noch funktionieren?

    Mit Mozilla Firefox bin ich zufrieden. Abstürze gibt es keine.

    Vielleicht wird dann noch mal der Internet Explorer 11 attraktiv. Ich glaube nicht das Microsoft den Internet Explorer 11 noch mal bis zum Supportende überarbeitet.

  10. viebrix sagt:

    Prinzipiell habe ich ja Verständnis, dass es Seiten gibt die sich und ihr Angebot über Werbung finanzieren möchten. Von kleinen Bloggern bis zu großen Verlagen ist das ein bestimmtest Geschäftsmodell, das irgendwie seit es Zeitungen gibt seine Berechtigung hat.
    Allerdings ist Werbung wie es momentan im Internet gehandhabt wird ein großes Sicherheitsrisiko. Wenn Werbung direkt von dem Server des Seitenbetreibers kommen würde, könnte ich mir vorstellen für manche Seiten den Blocker abzuschalten. Nachdem aber Werbung so gut wie immer von irgendwelchen dubiosen Fremdservern kommt, die ein perfektes Ziel (oder Quelle) eines Malewareangriffs sein können und historisch auch schon waren, sehe ich meinen AdBlocker mehr als Security Software die Gefahrquellen eliminiert. Oft kommt Werbung als Javascript (und früher als Flash) und darf somit sehr viel. Von Bitcoin Mining bis ausnutzen von Sicherheitslücken – ist hier alles möglich. Habe ich Vertrauen zu einem Seitenbetreiber, so gilt dies nicht für die eingebundenen Werbestreams und somit bin ich leider gezwungen dieses Sicherheitsrisiko zu kappen.

    Ein zweiter Aspekt ist das Tracking diverser Werbeserver, die einen Besucher über so gut wie alle Seiten im Internet "verfolgen" können. Somit wird ein fast lückenloses Profil aufgebaut, dass sich bis zur Kreditwürdigkeit, und somit vollkommen in den Privatbereich auswirken kann. Das hat nichts mehr damit zu tun – mich zum Kauf eines Produktes zu inspirieren, das macht mich dann mehr zum permanent Überwachten, der auch zum Manipulationsobjekt genutzt werden kann.

    Daher sollten sich die großen Seitenbetreiber (Verlage) eher dafür stark machen, dass Werbung direkt von ihnen (ihren Servern ohne JS) publiziert wird und die Werbenden vertrauen zu den eigenen Besucherzahlen/zählern finden müssen.

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