Im heutigen Blog-Beitrag möchte ich eine Artikelfolge starten, die sich mit den Themen "Festplatte stirbt", wie kriege ich Windows wieder flott und wie rette ich ggf. Daten von der kaputten Platte befasst. Passt irgendwie zu Halloween mit seinen Gruselgeschichten. Im ersten Teil geht es um den Punkt: Festplatte stirbt bzw. ist gestorben, wie komme ich weiter?
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Reguläre Blog-Leser haben es mitbekommen, dass mich vor ca. 3 Wochen ein veritabler Festplattenausfall getroffen hat. Plötzlich wurde ich morgens beim Rechnerstart mit einem ausgewachsenen BlueScreen begrüßt.
Das Ganze ist im Artikel: Windows-Fehler: 0x000000ED (Unmountable-Boot-Volume) schon mal thematisiert. Warf natürlich sofort die Frage "was ist Ursache" auf – und nachdem ich Speicher oder andere Defekte weitgehend ausgeschlossen und die Festplatte als wahrscheinlichsten Problembär identifiziert hatte, kam die Anschlussfrage "wie bekommst Du Windows wieder flott – und wie bekommst Du die Dateien von der Festplatte".
Ich habe zwar Betriebssysteme und Daten auf separaten Partitionen, aber die sterbende Festplatte führte nicht nur zu einem Bluescreen in Windows 7. Auch die Datenpartitionen wurden in Mitleidenschaft gezogen.
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Sofort-Hilfe bei Festplatten-Crash
Wenn einen ein Festplattenfehler der Windows-Platte ereilt, ist natürlich guter Rat teuer. Windows lässt sich nicht mehr booten und man muss schauen, ob man noch Daten von der Festplatte sichern kann. Hier ein paar Ansätze, wie ich vorgegangen bin und was man tun und lassen sollte.
- Ich habe nach dem Bluescreen den Rechner nochmals versucht zu starten, landete aber nach der Boot-Animation ziemlich schnell wieder bei einem Bluescreen. Da es ein DualBoot-System war, habe ich die zweite Windows-Kopie booten lassen, um auch bei einem BlueScreen zu landen.
- Mein erster Fehler, den ihr nicht begehen solltet, war, dass ich Windows 7 eine Startreparatur habe ausführen lassen und nochmals einen Startvorgang probiert habe. Als das nichts fruchtete, habe ich die Kiste aufgeschraubt und das Sata-Kabel von der Systemplatte abgezogen.
- Danach habe ich das System mit einem Systemreparaturdatenträger für Windows 7 auf CD gebootet, um herauszufinden, ob es an der Hardware des Rechners liegt. Windows PE bootete einwandfrei und ich konnte auch erfolgreich einen Speichertest fahren. Also ließen sich ein defekter Rechner und ein defekter Speicher ausschließen.
- Im nächsten Schritt habe ich den Rechner heruntergefahren, die Systemplatte wieder angeschlossen und neu per Systemreparaturdatenträger gebootet. Anschließend konnte ich in Windows PE auf die Partitionen zugreifen. Die logischen Laufwerke wurden angezeigt und ich konnte auf den Datenpartitionen Dateien auflisten (das Windows-Laufwerk war nicht mehr lesbar).
Wie man zu einem Systemreparturdatenträger oder einem Wiederherstellungslaufwerk kommt und wie man eine Datensicherung in Windows PE machen kann, habe ich in folgenden Artikeln beschrieben.
I Windows PE: Reparaturdatenträger erstellen
Notfallhilfe mit Windows PE, falls Windows 8 nicht startet
First Aid: Datenrettung, wenn Windows 7 versagt
Rettungsanker, falls Windows nicht mehr bootet
An diesem Punkt habe ich das System heruntergefahren, die Systemplatte ausgebaut und mich um Ersatz gekümmert.
Na ja, genau genommen, habe ich gefrühstückt und einen geplanten Tag Urlaub gemacht. Und bei der Rückfahrt von einem Tagesausflug habe ich gleich eine neue Festplatte mitgebracht. Braucht ihr natürlich im Fall der Fälle nicht so zu handhaben. Aber der Urlaubstag hat mir Gelegenheit gegeben, ein paar Sachen zu durchdenken. Am Abend war eine Ersatzfestplatte binnen Sekunden im System eingebaut, ich habe dann mit einem Systemreparaturdatenträger booten lassen.
Im Anschluss an den Einbau der Systemplatte konnte ich dann ein Systembackup von einer Sicherungsplatte zurücklesen und war nach 10 Minuten wieder arbeitsfähig.
Wie kriege ich meine Daten von der Platte?
Die beschädigte Festplatte sorgte dafür, dass der Bootvorgang (auch beim Booten von einer anderen Festplatte) sehr lange dauerte und auch nach dem Einbau der neuen Systemplatte dauerten Zugriff auf das Dateisystem der beschädigten Festplatte sehr lange. Ich habe daher den Rechner mit Windows To Go gebootet und dann im Explorer die wichtigsten Dateien von der Datenpartition in eine separate Partition der neuen Festplatte kopiert. Das war ein gute Entscheidung, der Kopiervorgang war nach ca. 1,5 Stunden erfolgreich abgeschlossen.
Als ich dann versuchte, an weitere Partitionen heranzugehen und Dateien zu sichern, fror der Explorer bereits ein oder es kam zu heftigen Fehlern. Irgendwann ging gar nichts mehr und ich leitete einen Neustart ein. War ein Fehler, wie ich heute weiß.
- Bei diesem Vorgang wurde auch eine Datenträgerprüfung angeboten, die ich ausführen ließ. Hier wäre es besser gewesen, auf diese Prüfung zu verzichten (da dabei mehr Daten beschädigt wurden, als gut war).
- In einer idealen Welt hätte ich am besten die alte Festplatte mit einem Tool wie Clonezilla, Paragon Festplattenmanager 2014 etc. auf eine genau so große Festplatte geclont. Ich hatte diese Chance aber nicht wirklich, da die neue Festplatte eine größere Kapazität hatte und auch nicht sofort eine entsprechende Clone-Software zur Hand war.
- Zudem noch ein kurzer Hinweis, der die Unterschiede zwischen den Theoretikern und den Praktikern zuspitzt: Wenn dir ein Windows-System erstmalig mit einem BlueScreen abstürzt, weißt Du nicht, dass da die Festplatte stirbt. Da prophylaktisch einen Festplatten-Clone anzufertigen, halte ich für etwas verfehlt (dann hätte ich hier in den letzten Jahren x Mal einen Klone anfertigen müssen). Ich habe das Problem mit der Festplatte erst nach einiger Zeit festgestellt – sicher konnte ich mir erst nach dem Wechsel der Systemplatte und dem Auslesen der S.M.A.R.T.-Werte sein (war erst nach dem Aufsetzen des Systems auf einer neuen Festplatte möglich). Das prophylaktische Auslesen der S.M.A.R.T.-Werte hätte möglicherweise den Unfall im Vorfeld angekündigt – sicher bin ich aber nicht.
Im Verlauf der nächsten Stunde stellte ich fest, dass immer mehr Verzeichnisse und Dateien von den diversen Datenpartitionen der Festplatte nicht mehr zugreifbar oder sogar gänzlich verschwunden waren. Da ich die wichtigsten Dateien gesichert und ein Systembackup angefertigt hatte, wurde die Aktion erst einmal unterbrochen. Ziel war es, die professionelle Datenrettungssoftware EasyRecovery des Datenrettungsspezialisten Kroll Ontrack in einem Test auf die kaputte Festplatte loszulassen, um herauszufinden, was da noch geht. Wie ich vorgegangen bin und was die Software in meinem Praxisfall geleistet hat, beschreibe ich in den kommenden Artikeln.
Artikelreihe
Festplatten-Crash–was tun? – Teil 1
Kroll Ontrack EasyRecovery im Test – Teil 2
Datenrettung mit Kroll Ontrack EasyRecovery – Teil 3
Datenrettung mit Kroll Ontrack EasyRecovery – Teil 4
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Hallo,
"Kroll Ontrack" empfiehlt doch keinen Test auf einer physisch defekten Platte.
-> http://www.youtube.com/watch?v=JuJTBEAPKrE
Die Datenrettung erfolgt doch immer an einem Klon.
Aber der Beitrag ist Topp, denn so gehen 99% der User vor und vernichten ihre Daten.
Ich bin gespannt auf die nächsten Blog-Beiträge zum Thema.
Als Geheimtipp, habe ich eine neue Festplatte als Lösung in der Hinterhand.
Tschau