Microsoft Copilot kommt – KI-Funktionen für alles?

Am gestrigen 21. September 2023 hat Microsoft offiziell sein Produkt Copilot angekündigt. Es handelt sich um eine AI-Lösung, die Einzug in alle Produkte, von Windows 11 über Microsoft Office bis hin zur Suchmaschine Bing und den Browser Edge halten soll. Den Anfang macht Windows 11 22H2, wo ab dem 26. September 2023 eine Preview von Copilot auf die Anwender losgelassen wird.


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Microsofts Corporate Vice President & Consumer Chief Marketing Officer, Yusuf Mehdi, hat gestern Microsoft Copilot als einen täglichen KI-Begleiter angekündigt.  Damit soll die Menschzeit in nichts geringeres als eine "neue Ära der KI" eintreten. KI-Lösungen wie Copilot sollen die Art und Weise, wie Nutzer mit Technologie umgehen und von ihr profitieren, grundlegend verändert, so Microsoft. Anwender könnten jetzt in natürlicher Sprache Fragen stellen, und die Technologie sei intelligent genug, um Antworten zu erstellen oder Maßnahmen zu ergreifen, so das großspurige Versprechen Microsofts. Es soll nur einen Copiloten geben, der dann Schritt für Schritt in diverse Produkte wie Bing, Edge, Office oder Windows 11 integriert wird.

Copilot in Windows 11 23H2
Copilot in Windows 11, Quelle: Microsoft

  • Windows 11 startet mit Copilot-Preview: Angesichts der vollmundigen Versprechen fand ich es erstaunlich, dass Microsoft zum 26. September 2023 seine AI-Lösung Copilot als Preview für Windows 11 22H2 veröffentlicht. Das heißt, die Nutzer bekommen ein in der Erprobung befindliches Werkzeug ins Betriebssystem, welches dann in einer Seitenleiste Hilfestellung gewähren soll. An diesem Ansatz war Microsoft mit Windows 8/8.1 mit den Funktionsaufrufen in der Seitenleiste, und dann mit Cortana unter Windows 10 bereits gescheitet (Cortana wurde als Sprachassistentin ja beerdigt). Jetzt will Microsoft es besser machen.
  • Gleichzeitig sollen die Suchmaschine Bing und der Edge-Browser in Kürze mit neuen AI-Modellen auf die Anwender losgelassen werden. So können im Chatverlauf personalisierte Antworten durch die AI-Modelle geliefert werden. Erwähnt werden Bing-Vorschlänge für die nächste Reiseplanung. Das soll sich aber in den Bing-Einstellungen deaktivieren lassen. Weiterhin will man Microsoft Shopping mit Copilot unterstützen, so dass die Leute besser online einkaufen können (Copilot stellt Fragen, um dann maßgeschneiderte Antworten zu liefern – ob das jeder will, steht auf einem anderen Blatt). Microsoft wirft die Karotte, dass der Copilot einen besseren Preis für Angebote findet und der Käufern über Microsoft Edge Einsparungen in Höhe von mehr als 4 Milliarden US-Dollar angeboten habe. Ist eine "shiny happy" Einkaufswelt, die das aufgezeichnet wird – ob es wirklich so kommt, wird man sehen.
  • Das DALL.E 3 Modell von OpenAI ist im Bing Image Creator verfügbar. DALL.E 3 bietet die Möglichkeit, Bilder zu verbessern oder zu erzeugen. Zudem hat Microsoft seinen Microsoft Designer direkt in Bing integriert, um die Bearbeitung von Bilder-Kreationen noch einfacher zu machen. Microsoft fügt aber neue Content Credentials zu solchen Werken hinzu. Diese verwenden kryptografische Methoden, um ein unsichtbares digitales Wasserzeichen zu allen KI-generierten Bildern in Bing hinzuzufügen. Das umfasst auch die Zeit und das Datum der ursprünglichen Erstellung. Außerdem will Microsoft die Unterstützung für Content Credentials in Paint und Microsoft Designer einführen.
  • Seit seiner Einführung vor nur zwei Monaten haben nun mehr als 160 Millionen Microsoft 365-Nutzer Zugang zu Bing Chat Enterprise ohne zusätzliche Kosten, und die Resonanz war unglaublich. Ab sofort ist Bing Chat Enterprise jetzt auch in der mobilen Microsoft Edge-App verfügbar. Außerdem wird die multimodale visuelle Suche und der Image Creator in Bing Chat Enterprise unterstützt.
  • Geschäftskunden von Microsoft können dann ab dem 1. November 2023 Microsoft 365 Copilot zusammen mit Microsoft 365 Chat buchen. Das soll die Art und Weise, wie Mitarbeiter in Unternehmen arbeiten, völlig verändern. Ich hatte im Beitrag Neues von Microsofts AI-Lösungen wie Copilot; Preise (3-30 US $/Monat) bekannt gegeben die aufgerufenen Preise für diese Lösung genannt, die von 3 bis 30 US-Dollar pro Nutzer und Monat reichen.

Der Beitrag von Microsoft hält noch weitere blumige Versprechen bereit, was da alles an KI-Funktionen auf die Nutzerschaft zurollt. Der Börsenkurs Microsofts hat nach der Ankündigung bereits einen Sprung gemacht – ob das alles hält, was jetzt versprochen wird. Mir gehen aktuell aber die Fragen aus dem Artikel Was, wenn die generative KI sich als Blindgänger entpuppt? im Hinterkopf herum. Microsoft macht eine Wette auf die Zukunft, und dass das Hype-Thema AI wirklich auf Dauer hält, was sich mancher davon verspricht.

Microsoft 365 Copilot


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Tero Alhonen hat in obigen Tweet mal eine grafische Darstellung gegeben, die zeigt, wie Microsoft 365 Copilot eingebunden werden und arbeiten soll. Da läuft einiges ab, was Fragen hinsichtlich Datenhoheit und -schutz, sowie zum Energieverbrauch für solche Operationen aufwirft. Microsoft betont zwar, dass die Anwender die Datenhoheit behalten, aber wie das auf längere Sicht umgesetzt wird, muss man abwarten. Der Energie- und Ressourcenverbrauch durch Copilot dürfte aber auf jeden Fall sprunghaft steigen. Wird spannend, zu beobachten, was da passiert.

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22 Antworten zu Microsoft Copilot kommt – KI-Funktionen für alles?

  1. Holger sagt:

    Vorgestern: Leute, kauft Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen, die basieren auf der Blockchain!
    Gestern: Leute, kauft NFTs, das ist was mit Blockchain!
    Heute: KI ist der heiße Scheiß, KI in alle Softwareprodukte, egal ob sinnvoll oder nicht!
    Morgen: Leute, kauft XY, damit einige wenige von eurer Dummheit profitieren können!

    • Dat Bundesferkel sagt:

      … und wann immer man nüchtern und sachlich auf diese "Hypes" negativ reagiert, wird man als Ewiggestriger, Boomer und sonstige unterbelichtete Kreatur bezeichnet.

      Business as usual. Aus genau diesem Grunde habe ich mich – von diesem hier abgesehen – aus allen anderen Foren verabschiedet.

      Die Schwarm-Idiotie und Begriffsstutzigkeit der Menschen ist schier grenzenlos, die Dauernutzung von Smartphones mit der Alway-On-Mentalität hat das erheblich verschlimmert.

  2. Michael sagt:

    Hmm schwierig, so Themen wie SmartPhone, Music Player etc. hatte ja MS verschlafen, jetzt halt FOMO AI.

    • Luzifer sagt:

      Und das Thema KI ist in ein paar Jahren wieder vorbei und dann läßt MS das wiedr stereben, siehe deine Beispiele und einige mehr wie zum Beispiel Cortana.
      MS macht was, es bringt nicht den Gewinn wie eerwartet und weg ist der Dreck ;-P

      Was gar nicht mal schlecht ist, den das OS ist auch so schon zugemüllt!

    • Dat Bundesferkel sagt:

      Smartphone hatten sie nicht wirklich verschlafen. Windows Phone war sogar ziemlich gut, aber sie hatten dann (warum auch immer) kein Interesse mehr, es ernsthaft weiter zu verfolgen.
      Die Lumias waren günstig und praktikabel, war damals™ sehr zufrieden mit ihnen.

      Bei Microsoft habe ich aber die Erfahrung gemacht: Unternehmen werden aufgekauft, platt gemacht und das kurze Stelldichein kurz darauf beendet.

      Deren A.I. wird nach einiger Zeit, wenn genug Daten von Endanwendern gestohlen wurden, auch wieder eingestampft – möglicherweise dann als kostenpflichtige Datenbank für B2B bereitgestellt um dann richtig abzusahnen und Aktienanleger zu beglücken.

  3. Thorky sagt:

    Solange die KI nicht die Quellen mitliefert, woher sie die Antworten hat, ist sie für mich komplett unbrauchbar. Habe zwar bisher noch nicht erlebt, dass sie gänzlich falsch lag, aber wenn die Fragen nicht eindeutig beantwortet werden konnten, fing die AI an zu spekulieren. Bard war da fantasievoller als Open AI. Zudem waren manche Angaben nicht per normaler Suchmaschinensuche zu überprüfen, weil es dort dazu einfach keine Daten gab. Meist zu Dingen, die sich vor ca. 1985 oder 1990 abgespielt haben. Daran wird IMHO auch Windows 11 Copilot nichts ändern können.

    • R.S. sagt:

      Was für eine KI?
      Das, was uns hier als KI verkauft wird, ist keine KI!

      Das ist eine Software, die auf Basis der "antrainierten" Datenbestände Wahrscheinlichkeiten zurückliefert.

      Dieser Copilot fliegt sowieso gleich wieder vom System, wie auch diverse andere Sachen, wie Cortana, Onedrive, Kalender und Mail-App, Edge, etc. vom System getilgt wurden.

      • Thorky sagt:

        [Das ist eine Software, die auf Basis der "antrainierten" Datenbestände Wahrscheinlichkeiten zurückliefert.] Genau darin besteht der spekulative Faktor, wenn es sich nicht um Ja/Nein-Antworten handelt.

        [Dieser Copilot fliegt sowieso gleich wieder vom System, wie auch diverse andere Sachen, wie Cortana, Onedrive, Kalender und Mail-App, Edge, etc. vom System getilgt wurden.]
        Am besten gleich Tiny10 oder Tiny11 installieren, solange man trotz allem lieber mit Windows arbeitet.

      • 1ST1 sagt:

        "Das ist eine Software, die auf Basis der "antrainierten" Datenbestände Wahrscheinlichkeiten zurückliefert."

        Genau das ist eine KI.

    • McAlex777 sagt:

      Solange die KI nicht den Quellcode mitliefert, ist sie für nich komplett unbrauchbar: wegen möglicher freidrehender Datenübergriffigkeiten.

  4. Karl sagt:

    Bester Ersatz für alle bisherigen Schnittstellen um Systeme aufzumachen und das auch gleich mit zentralem Zugang über die Cloud Server von MS untergrebracht in einem extrem komplexen System. Und, huch, live View für geneigte Interessierte auf alles und Scharf.
    Und wofür das alles? Was war der große Aufschrei der danach gerufen hat? welches Problem soll das lösen, das so unabdingbar war?

  5. ibbsy sagt:

    Für mich klingt das, als würde mir mit blumigen Worten ein Trojaner angepriesen, den ich mir somit freiwillig und gern aufs System hole.
    Frage mich, ob ich da "nur" Microsoft an all meinen Daten teilhaben lasse oder gleich auch alle dreibuchstabigen Dienste..

  6. Steter Tropfen sagt:

    Tipps zur Reiseplanung, Vorschlagen von Shops – also nichts als Werbung, die sich M$ von den Geschäftsleuten bezahlen lässt: Wer nicht blecht, wird von der Raffgier-Engine ignoriert (egal wie billig er in Wahrheit sein mag).
    Die angeblichen Einsparungen durch werbestarke Billiganbieter haben wir doch allesamt bereits mit deutlichen Verlusten bezahlt: Service auf dem Nullpunkt, Qualität im freien Fall, hochgradig fragile Lieferketten, Ladensterben vom kleinen Kiosk bis zur Kaufhauskette, „gläserne" Konsumenten. Die negativen Auswirkungen werden seit wenigen Jahren immer dramatischer sichtbar.

    Das Konzept von Microsoft hat sich bereits überlebt, bevor es auf den Markt kommt. Wenn KI wirklich intelligent wäre, würde sie von der Nutzung abraten.

  7. Björn E. Kevalonen sagt:

    Hey Leute, ich weiß nicht, was das Geschimpfe soll. Ich verfolge das nun schon seit etlichen Jahren. Sachlich habt Ihr ja recht, aber Microsoft kann es sich erlauben. Microsoft kann sich offenbar alles erlauben.

    Grund:
    – Nettogewinn im Geschäftsjahr 2023 (Juli 2022 bis Juni 2023) laut Statista: 72,36 Mrd. US-Dollar
    – Aktienkurs in den letzten fünf Jahren laut finanzen.net: +204,2 %

    Die paar Kritiker, die sich über das Gebaren der Firma aufregen, kann Microsoft ruhigen Gewissens ignorieren. Eklatante Sicherheitsprobleme, viel zu hohe Komplexität, Überwachung und monopolartige Strukturen? So what! Und das wird sich wahrscheinlich auch nach Implementierung von KI nicht ändern. Solange das Geld fließt, ist das vollkommen irrelevant.

  8. Meth0d sagt:

    Der Trojaner ist ja schon da, msedge startet ja neuerdings bei jedem Login einen Prozess, ein Schelm der vermutet dass damit Daten abfließen.
    Siehe meine Kommentar: https://www.borncity.com/blog/2023/09/16/edge-117-0-2045-31-und-109-0-1518-140-erschienen-15-sept-2023/#comment-157665

  9. 1ST1 sagt:

    Was mich viel mehr wundert, ist folgendes. Vor öffentlicher Verfügbarkeit von ChatGP für erste Tester letztes Jahr und teils sehr euphorischen Pressemeldungen Anfang dieses Jahres zu dem ganzen Themenkonglomerat hat sich die letzten über 30 Jahre kaum einer für KI-Themen großartig interessiert. (In den 1990ern gab es für diverse Systeme, u.a. den Atari ST, kleine Programme, mit denen man mit ganz einfachen neuronalen Netzen mit einer Hand voll miteinenander "vernetzten" "Zellen" herumspielen konnte. Und wenn man diese abstrakten Modelle verstanden hatte, konnte man erahnen was da mal kommen könnte, aber dann habe ich das Thema wieder aus den Augen verloren.) Bis vor kurzem, ein paar Tools hier und da, die irgendeine kleine KI-Engine benutzt haben, auch im Bereich Security-Monitoring und Antivirus zur Angriffserkennung, und das wars im Prinzip. Und dann Dall-E und ChatGPT und plötzlich ist KI in aller Munde, berechtigt hochgelobt und gleichzeitig berechtigt kritisiert. Und jetzt komme ich zum Kern: Microsoft schafft es seit dem in nicht einmal 10 Monten das Thema KI zu vereinnahmen und tief in seine Produkte zu integrieren. Gleichzeitig schafft es Microsoft aber nicht, absolut bescheuerte Fehler in Windows, die nachweislich bis mindestens 2012 zurück reichen, endlich mal zu beheben. (Schonmal die Windows Firewall per AD-GPOs gesteuert…?)

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