Gesundheitsgesetze III: Mit Digitalisierung planlos ins Desaster?

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Im Dezember 2023 wurden  im EU-Parlament und im deutschen Bundestag mehrere Gesetze für die Digitalisierung im Gesundheitswesen diskutiert und teilweise beschlossen. In Deutschland wird das eRezept ab Anfang 2024 verpflichten, und die elektronische Patientenakte (ePA) soll 2025 ebenfalls verpflichtend kommen. Im Rahmen meiner Artikelreihe zu diesem Themenkomplex greife ich nachfolgend Fragen zur elektronischen Patientenakte (ePA) auf und gehe der Frage "Steuert die Politik die Krankenversicherten planlos ins Desaster?" nach. Die Politik hat einen gesetzlichen Rahmen für diese Digitalisierung beschlossen – aber deckt sich das auch mit der Realität?


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Digitalisierung im Gesundheitswesen

Zuerst ein kurzer Rückblick zu den gesetzlichen Aktivitäten, die im Dezember 2023 stattfanden. Das EU-Parlament hat den Weg für den EU Health Data Space (EHDS) freigemacht (siehe Gesundheitsgesetze I: EU-Parlament macht Weg für EU Health Data Space (EHDS) frei). Innerhalb der EU sollen medizinische Einrichtungen länderübergreifend auf Patientendaten zugreifen können. Immerhin soll Patienten innerhalb des EHDS ein Opt-out-Recht eingeräumt werden, so dass man die Erfassung und Weitergabe der Gesundheitsdaten ablehnen kann.

Und im Bundestag wurden Mitte Dezember 2023 die Gesetzesvorhaben (GDNG, DigiG) zur Digitalisierung im Medizinwesen verabschiedet. Mit dem Digitalisierungsgesetz (DigiG) wird ab Anfang 2024 ein verpflichtendes elektronisches Rezept (eRezept) vorgeschrieben. Und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) regelt die verpflichtende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) mit Out-out-Regelung ab 2025.

Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach sieht "einen Quantensprung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen", wie man in diesem Tweet nachlesen kann. Ich hatte im Blog-Beitrag Gesundheitsgesetze II: Bundestag beschließt Digitalisierung im Gesundheitswesen (GDNG, DigiG) die Details und die "Versprechen" des Gesundheitsministers, sowie die "Schelte der Kritiker", die "wissenschaftlich unbegründete Ängsten schürten" und alles ausbremsten, thematisiert. Der Gesundheitsminister verstieg sich zur Aussage, dass man "modernste, sicherste Technologie, für die sich Fachleute schon lange einsetzen" verwende.

Weiterhin meint Prof. Lauterbach, es sei gut, "wenn Wissenschaftler, Pharmaunternehmen, KI-Firmen, Medizinproduktehersteller gemeinsam mit diesen Daten forschen, wenn das Gemeinwohl dabei im Vordergrund steht und nicht der Profit" – das werde mit dem GDNG ermöglicht. Lauterbach schwärmt von Künstliche Intelligenz und große Datenanalysen die Medizin mehr verändern werden, als jede andere wissenschaftliche Errungenschaft.

Von langer Hand vorbereitet

Alleine die Aussagen von Prof. Dr. Lauterbach stellen an vielen Stellen so etwas wie ein Oxymoron dar – Forschung von Pharmaunternehmen ohne Profitinteressen würde ich in dieser Kategorie einordnen. Und dass der Zugriff von Pharmaunternehmen samt Auswertung mit KI und Datenanalyse dem Gemeinwohl dient, ist auch eine steile Annahme.

Um es an dieser Stelle klar zu stellen: Wenn wir in einer hehren, idealen Welt leben würden, könnte man sich noch dazu durchringen, den Ansatz, die die Gesundheitsgesetze verfolgen, für eine gute Sache zu halten, die am Ende des Tages eine Verbesserung für die Patienten und Patientinnen bringen. Ich selbst habe als ausgebildeter Ingenieur auch einige Ausflüge in die Regelungstechnik unternommen. Von dort sind mir Begriffe wie Sollwert und Istwert geläufig, und die Regelungstechnik versucht den Istwert an den Sollwert heranzuführen. Immer wenn dies nicht gelingt, laufen die zu regelnden Prozesse in Probleme. Schaue ich mir das Thema elektronische Patientenakte (ePA) an, liegen wir mit Sollwert und Istwert Lichtjahre auseinander.

Nur zur Erinnerung: Es gibt seit 2021 die Möglichkeit für gesetzlich Krankenversicherte, die elektronische Patientenakte (ePA) bei ihrer Krankenkasse anlegen zu lassen. Die Leute haben sich aber für eine "Abstimmung mit den Füßen" entschieden. Nur gut 1% der gesetzlich Versicherten ließen sich die ePA einrichten und auch die Ärzte waren zurückhaltend, wie ich im Beitrag Elektronische Patientenakte: nur 6 % der Ärzte nutzten es Mitte 2022 ausgeführt habe.

Angesichts dieses Desasters musste eine Lösung her. Ich hatte es im Beitrag Neustart in 2023 für Elektronische Patientenakte (ePA) geplant aufbereitet. Im August 2022 erschien von Dr. Stefan Etgeton, Mitarbeiter der Bertelsmann Stiftung (er studierte Kulturwissenschaft mit Promotion, Philosophie, sowie Evangelische Theologie), der Artikel Warum Opt-out für die ePA möglich und sinnvoll ist in seinem Blog "Der digitale Patient". Kurz zusammengefasst: Die Bundesregierung will das opt-out bei der ePA – um die forschende Pharmaindustrie und weitere Institutionen an die Daten der Patienten heran zu lassen. Aber die Datenschützer sind (noch) dagegen und halten die individuelle Einwilligung als "besser geeignet". Das Ganze wird quasi als "kleines Befindlichkeitsproblem" der Datenschützer konstruiert, was die informelle Selbstbestimmung der Versicherten betrifft, und das man leicht mit opt-out leicht lösen könne. Im Artikel wird dann ein "Rechtsgutachten", beauftragt von der Bertelsmann-Stiftung und der Stiftung Münch, aufgeführt, die die argumentativen Grundlagen für das "opt-out" bei der ePA liefern soll.


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Ein Desaster ist absehbar

Nun könnte man sich ja zurücknehmen und postulieren: "Wenn alle Beteiligten guten Willens sind, könnte ja was Gutes bei herauskommen". Die Argumentation von Prof. Lauterbach ist ja auch, dass dem "Patienten Doppeluntersuchungen erspart bleiben, die Patientenversorgung durch den Arzt verbessert wird, Kosten vermieden und auch die Notfallmediziner durch den schnellen Zugriff auf die Patientendaten Leben retten könnten". Wer will sich dieser Argumentation verschließen? Aber ich hatte bereits im Beitrag Lauterbach "will" die elektronische Patientenakte (ePA) mit Opt-out – ein Desaster mit Ansage oder Wolkenkuckucksheim? einige Informationen aufgegriffen.

Forschungsdaten, was kann schon passieren?

Meine Probleme fangen da an, wo ich mit Nachdenken beginne und den Status Quo in die Zukunft extrapoliere und auch mal darauf schaue, was Fachleute dazu ausführen. Vor Wochen ist mir beispielsweise ein Artikel bei heise untergekommen, wo Experten prognostizieren, dass lediglich die größten Konzerne (genannt werden u.a. Amazon, Google und Microsoft von "Digital Health" profitieren.

Bezüglich der Anonymisierung der "für Forschungszwecke" abgerufenen Daten verweise ich auf diesen Artikel von heise, der beleuchtet, welche Problem es gibt, wenn sensible Daten durch privatheitsbewahrenden Methoden geschützt werden müssen. Mein Postulat: Das wird in der Praxis schief gehen.

Unklar, wer unter die ePA fällt

Aktuell zeichnet sich für mich noch nicht ab, wie die elektronische Patientenakte genau eingeführt wird und für welche Patientenkreise sie gilt. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass die elektronische Patientenakte (ePA) nur von den jeweiligen Krankenkassen der gesetzlich Versicherten angelegt wird. Zum 16. Dezember 2023 gab es aber diesen Kommentar eines Lesers, der interessante Einblicke gewährt.

  • § 341 Sozialgesetzbuch (SGB V) Fünftes Buch – Gesetzliche Krankenversicherung regelt die Rechtsgrundlagen ausschließlich für die gesetzlichen Krankenkassen.
  • Daneben findet auch die Entwicklung einer elektronischen Patientenakte im Bereich privater Krankenversicherungen statt. Das war mir nur ganz nebulös bekannt – wirft aber Fragen der Art "werden hier weitere Lösungen entwickelt, die ins Große Ganze passen?" auf.
  • Dann gibt es noch die Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten (KVB), die sich in einem Newsletter von März 2023 zur elektronischen Patientenakte auslässt. Da die KVB weder gesetzliche Krankenkasse noch eine private Krankenversicherung ist, besteht keine Pflicht und auch kein Plan, die ePA für die Mitglieder einzuführen.

Auf den Punkt gebracht: Den gesetzlich Krankenversicherten wird die ePA mit Opt-out übergestülpt. Was bei den privater Krankenversicherungen kommt, weiß man nicht (scheint gesetzlich nicht geregelt zu sein) – und bestimmte Versorgungswerke fallen aus der Regelung ganz heraus. Es gibt also Leute, die sind "gleicher unter Gleichen". Da kann man schon ans Nachdenken kommen.

ePA als Fata-Morgana

Die Erzählung geht ja dahin, dass der Arzt in der gut gepflegten ePA auf den ersten Blick sieht, was der Patientin und dem Patienten fehlt. Selbst das Argument: "Wenn ich mal einen Unfall habe, soll der Notfallmediziner auf meine ePA zugreifen, um mich zu retten" ist mir untergekommen. Schöne Karotten, die den Leuten da vor die Nase gehängt werden.

Aus meiner Sicht wird kein Notfallmediziner oder Rettungssanitäter bei einem Notfall versuchen, an die Einträge der ePA heranzukommen und diese zu studieren. Aus meiner Sicht spulen die ein häufig eingeübtes Handlungsszenario ab, um den Patienten stabil für den Transport in eine Klinik zu bekommen. Und ob Angehörige in einem solchen Fall mehr als eine Versichertenkarte zur Abrechnung präsentieren können, steht auf einem anderen Blatt. Zudem ergeben sich ja durchaus auch rechtliche Fragen.

Als Patient habe ich ja das Selbstbestimmungsrecht über meine Daten, darf also festlegen, ob der Arzt an meine Daten herankommt. Was aber, wenn ich dazu nicht in der Lage bin? Darf ein Familienangehöriger ohne entsprechende Regel den Zugriff auf die ePA erlauben? Wer mal einen Angehörigen in einer Klinik hatte, weiß, wie kniffelig das Thema Einwilligung für Behandlungen ohne entsprechende Patientenverfügungen ist – und selbst mit einer Patientenverfügung kann es schon problematisch werden.

Was auch nicht diskutiert wird: Wie valide und handhabbar ist denn die ePA? Ich hatte bereits 2019 drüben im 50 Plus-Blog das Grundproblem im Beitrag Arztbriefe: Unverständlich und risikoreich angerissen. Selbst ein in deutscher Sprache verfasster Arztbrief kann für einen deutschen Arzt eine Herausforderung werden. Von einem meiner Physiotherapeuten weiß ich, dass selbst bei Diagnoseschlüsseln Irrtümer und Probleme nicht ausgeschlossen sind. Er berichtete über unterschiedliche Ausbildungszeiten, wo abweichende Kodierung der Behandlungsschlüssel vermittelt wurde. O-Ton: "Ich habe gelernt, dass ich das aufschreibe, was der Patient hat und was nicht geht, bzw. wo ich behandle. Unsere jungen Physiotherapeutinnen haben teilweise gelernt, aufzuschreiben, was beim Patient geht. Ohne dieses Wissen sind die Akten für Dritte nicht entschlüsselbar." Zudem beklagte sich der Therapeut, dass auch von Ärzten oft mehrere Diagnoseschlüssel übermittelt würden, die ihm unklar seien. Er hat sich dann ein App besorgt, in der er dann die Diagnoseschlüssel nachlesen und in Klartext aufschlüsseln lassen kann, um herauszufinden, was der Arzt meint. Beim EUDHS kommt dann noch das Problem der unterschiedlichen Sprachen hinzu, in denen die Diagnosen und Arztbrief vorliegen. Babylon war nichts dagegen.

Was vielen Leuten auch nicht klar ist: Die Art der Speicherung ist meines Wissens bisher nicht wirklich geregelt. Aktuell ist die Patientenakte eine Sammlung der unterschiedlichsten Dokumente (PDF, Word, DICOM-Daten etc.). O-Ton von Gesundheitsminister Lauterbach: "Wir warten nicht, bis es für alle Befunde eine standardisierte Datenstruktur gibt. Für den Anfang wird es möglich sein, ganz einfach pdf- oder Word-Dateien einzuspeisen."

Was auch nicht wirklich von den Protagonisten thematisiert wurde: Was passiert mit Diagnosen, die in der ePA vorliegen – die bekommt man dann auch nach 50 Jahren nicht mehr weg. Ich habe es im eigenen Familienumfeld erlebt, wie Ärzte auf Diagnosen aufbauten, die wir als Angehörige als niemals zutreffend erachteten – und nur durch einen jungen Assistenzarzt überprüft und verworfen werden konnten. Oder es gab den Hinweis einer Ärztin "das schreiben wir aber so nicht in die Akte, das bekommt man nie wieder raus". Das ein Großteil der Leute nicht mit Smartphone affin unterwegs ist oder gar ein solches Gerät besitzt, ist ein weiterer Knackpunkt. In der Praxis müsste ein Patient oder eine Patientin ohne Smartphone dann in der Praxis oder in der Apotheke seine Daten in der ePA per Gesundheitskarte einsehen und freigeben. Halte ich nicht für praxisgerecht und durchführbar – die Masse der Leute wird überfordert sein.

Wollen die Ärzte wirklich die ePA?

Das Ganze ist für den Mediziner und Therapeuten ein Desaster – niemand hat die Zeit, sich durch zig Word- und PDF-Dokumente zu wühlen. Zudem ist das Ganze permanent ein Sicherheitsrisiko, ab das ich im Beitrag Elektronische Patientenakte (ePA 2.0) als Sicherheitsrisiko? hingewiesen habe. Die Praxen müssten eine Person abstellen, die die Daten vor dem Einpflegen auf Sicherheit prüft, dann die Datei auf die Praxis-IT überträgt und in die ePA einpflegt. Eigentlich kam zu leisten. Sicherheitstechnisch liegt zudem noch vieles im Argen, wie ich im Beitrag DICOM-Protokoll: Millionen Patientendaten ungeschützt per Internet zugreifbar kürzlich angerissen habe – hat aber mit der ePA erst einmal nichts zu tun.

Praktisch stellt es sich aus meinem Blickwinkel so dar, dass den Ärzten und Therapeuten mit der ePA nicht wirklich Arbeit abgenommen, sondern ein zusätzliches Arbeitspensum aufgebürdet wird. Im Praxisablauf muss sichergestellt sein, dass Patienten und Patientinnen den Zugriff auf die ePA zulassen und die Daten eingepflegt werden. Auf das Sicherheitsrisiko, dass die aufnehmende Stelle trägt, hatte ich im Beitrag Elektronische Patientenakte (ePA 2.0) als Sicherheitsrisiko? hingewiesen. Über den Aufwand und die Kosten für die reine Pflege der ePA haben sich in meinen Augen noch nicht wirklich viele Leute ernsthaft Gedanken gemacht.

Interessant fand ich auch diesen Artikel, in dem heise einen Mediziner bezüglich der elektronischen Patientenakte zu Wort kommen ließ. Da schimmern doch arge Zweifel durch. Anfang Dezember 2023 erreichte mich die E-Mail eines Mediziners mit der Aussage "dass die Pläne in Sachen ePA den Unmut der Ärzteschaft erregen, da der Nutzen der ePA im Praxisalltag fraglich sei, und zum anderen Bedenken in Sachen Datenschutz beständen".

Mir liegt ein Dokument des Ärztenachrichtendiensts vor, das Brisanz hat. Laut Gesundheitsminister Lauterbach soll es ein "Muss zum Befüllen der ePA" durch die Beteiligten im Medizinwesen geben. Also Medikamentationspläne, Laborbefunde, Befundberichte etc. muss der Arzt oder Behandler eingeben.

Im Artikel wird darauf hingewiesen, dass dieses Befüllen der ePA "nicht im Ermessen der Leistungserbringer" liege. Kernargument ist, dass der Patient dem Zugriff einzelner Leistungserbringer komplett widersprechen können und auch das Abspeichern von Daten ablehnen dürfen. Dies soll über die Endgeräte der Patienten und eine entsprechende (noch zu erschaffende) Benutzeroberfläche der Krankenkassen erfolgen. Neu für mich: Jede Krankenkasse muss künftig eine Ombudsstelle einrichten, die sich um Anliegen im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte kümmert.

Aussagen aus dem Artikel:  Auch über einen möglichen Widerspruch soll die die Ombudsstelle aufklären – und auf Verlangen insbesondere den Menschen dabei helfen, die ihre Patientenakte nicht über eine eigene Benutzeroberfläche verwalten wollen oder können. Um die Rechte von "Nicht-Frontend-Nutzern" (Menschen ohne Handy oder andere Zugriffsmöglichkeiten) zu stärken, sollen auch Apotheken "Maßnahmen zur Wahrnehmung der Betroffenenrechte bei der ePA-Nutzung" anbieten dürfen. Dort wäre dann die Einsicht oder Löschung der ePA-Einträge sowie eine Beratung möglich.

Ach ja, der Arzt soll vor Übermittlung und Speicherung der Daten des Versicherten diesen darauf hinweisen, dass er die Verarbeitung der Daten beschränken kann, wenn diese Anlass zur Diskriminierung oder Stigmatisierung geben kann. Der Arzt wird damit auch noch zum (Rechts-)Berater des Patienten degradiert. Wie da das Arztgeheimnis gewahrt bleiben soll, wenn Daten in die ePA wandern, ist für mich auch offen. Und der EuGH hat kürzlich geurteilt, dass Ärzte eine Kopie der Patientenakte gratis herausgeben müssen (bezieht sich aktuell zwar auf die Papierakte, aber wer weiß, was sich da noch alles draus entwickelt).

Kurz festgehalten: Es wird ein bürokratisches Monster für die Praxen und Teilnehmer im Medizinbereich geschaffen, das für die Behandlung wenig bis nichts bringt, aber auf der anderen Seiten Kosten ohne Ende erzeugt. Die Erstbefüllung der ePA geht darüber hinaus "auf Kosten der Ärzte", denn diese sollen nur einmalig 10 Euro dafür abrechnen können. Nur mal eine kleine Rechnung: Bei über 70 Millionen GK-Versicherte sind das über 700 Millionen Euro für die Erstbefüllung der ePA, deren Nutzen bisher nicht belegt ist. Und in diesem Artikel wird die vollständige Anonymiserung der Daten in der ePA als nicht sicherzustellen angesehen. Da kann man erneut zum Nachdenken kommen.

Der Arzt haftet und ist immer der Dumme

Ich formuliere es mal so drastisch in der Überschrift. Die vorhergehenden Absätze skizzieren, in welches Spannungsfeld der Arzt oder Therapeut gesetzt wird. Gesetzlich ist er zur ePA verpflichtet und muss die TI-Infrastruktur der gematik nutzen, egal ob diese funktioniert oder nicht.

Andererseits ist der Arzt oder die medizinische Stelle mit Patienten und Patientinnen konfrontiert, die die "Technik" nicht beherrschen, muss die Sicherheit der Daten und System gewährleisten und zusätzlich die zahlreichen rechtlichen Sachverhalte sowie Beratungspflichten wahrnehmen.

Ich postuliere mal, dass viele Patienten und Ärzte sowie Therapeuten damit schlicht überfordert sind. Zudem stellt sich die Frage, wie die Patienten damit umgehen – wird dem Arzt wirklich alles berichtet, wenn man weiß, dass da was in der Patientenakte landet? Das Arztgeheimnis bot bisher einen guten Schutz, um ein Vertrauensverhältnis zu begründen. Wie sieht es damit aus? Und wie viel Zeit bleibt dann noch für die wirkliche Diagnose und Therapie der Erkrankung?

Hier mal ein Zitat aus einem Dokument für die Ärzteschaft, in dem es um Datenschutz und Patientendaten geht. Wenn die Akte Arztbriefe aus Krankenhäusern enthält, so finden sich in diesen Arztbriefen jede Menge Diagnosen aus Ihrer Vergangenheit, die immer wieder „aufgewärmt" werden. Heutzutage sind Krankenhausberichte deutlich länger als früher. Vor allem die Diagnosen nehmen viel Platz ein, nicht selten fast
eine Seite. Das liegt am DRG-System, also an der Art und Weise, wie die Krankenhäuser bezahlt werden. Je mehr Diagnosen man einem Patienten zuschreiben kann, um so höher fällt die Bezahlung des Krankenhauses aus.

Nach bestimmten Fristen automatisch löschen kann man diese Daten nicht, sie könnten ja noch relevant sein. Für den Nachbehandler sind viele Daten aus den Arztbriefen nicht relevant. Aber für Versicherungen, Arbeitgeber und was weiß ich was, sind diese Datenhalden eine Fundgrube. Die ePA wird zum Killer für Leute, die eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchten. Da werden Befunde über ein ganzes Leben gespeichert. Im Kindergarten den Fuß verknackst, schon wird dieser Punkt von der Versicherung ausgeschlossen. Jemand möchte verbeamtet werden? Der Amtsarzt bekommt Zugriff auf die gesamte Krankenakte. Jemand stellt einen Antrag bei Leistungsträgern – dann sind die in der Regel die Daten freizugeben. Die ePA nagelt Leute für 50, 70 oder mehr Jahre gnadenlos fest. Dabei ist Datenschutz kein Luxus, sondern essentiell.

Mir ist die Tage folgender Tweet unter die Augen gekommen, der das von einer Betroffenen ziemlich gut auf den Punkt bringt – ist so ganz anders als die "schöne neue Welt", die uns der Gesundheitsminister so versprach:

Noch ein Punkt, auf den ich im Beitrag Elektronische Patientenakte (ePA 2.0) als Sicherheitsrisiko? hingewiesen habe. Der Arzt haftet immer, auch für Datenschutzverstöße bzw. Datenlecks, die zwischen Praxis und ePA entstehen. Denn er ist der Verarbeiter besonders sensibler Daten nach DSGVO. Gibt es eine Schwachstelle oder einen Bug in der IT-Infrastruktur, die der Arzt selten oder nicht zu verantworten hat, ist er trotzdem verantwortlich. Ich verweise auf dieses Dokument, nach dem die gematik als Auftragsverarbeiter immer aus der Haftung für Datenschutzverstöße raus ist. Und hier mal ein Link zu einem Vorfall, wo die gematik Stellung bezog. Kann man durchaus als Standpunkt teilen, aber die Sachlage ist schwammig. Passiert etwas in Sachen Datenschutzvorfall, haftet die Stelle, wo die Daten angefallen sind. Der Arzt könnte (Aussage einer Kassenärztlichen Vereinigung) ja den Dienstleister oder Software-Hersteller, der involviert war, privatrechtlich verklagen.

Wenn der Doktor keinen Vorteil sieht und tschüss sagt

Laut diesem Artikel befürworten nur 30 Prozent der Ärzte die ePA und das eRezept, und nur 35 % erwarten Effizienzgewinne. Die Lösungen werden als nicht praxisgerecht beurteilt. Hier einige Zahlen: 65 % der Befragten sind hingegen skeptisch bezüglich der ePA und halten diese für zu störanfällig (25,2 %), oder brauchen keine digitale Akte (14,3 %), oder sehen Datenschutzrisiken durch den Zugriff von Krankenkassen (9,24 %).

Und hier kommen wir auf einen Punkt, der auch kaum diskutiert wird: Wir erleben ja aktuell, das es da keine Ärzteschwemme gibt, im Gegenteil, die Versorgung in ländlichen Gebieten ist jetzt schon kritisch. Dieser Artikel zeichnet das Bild, das viele Ärzte wegen Erreichen der Altersgrenze bald in Ruhestand gehen. Nun wird den Therapeuten und Ärzten noch eine Digitalisierung übergestülpt, die viele als nicht funktional oder hilfreich erleben, wobei ihnen auch noch die Kosten (abseits pauschaler Erstattungen) aufgebürdet werden.

In meinem Umfeld habe ich mehrfach erlebt, dass Therapeuten und Ärzte einige Jahre vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze für den Ruhestand die Praxis für gesetzlich Krankenversicherte geschlossen haben (die kassenärztliche Zulassung wurde zurückgegeben) und nur noch Privatpatienten behandeln. Der SWR-Beitrag hier reißt das u.a. an – und dieser heise-Artikel thematisiert, dass die Digitalisierungspläne die Patientenversorgung gefährden. Einer der Beweggründe für den Rückzug der Ärzte und Therapeuten: Man wolle sich das Ganze mit ePA und Digitalisierung nicht mehr antun.

O-Ton meines Physiotherapeuten: "Es wird darauf hinauslaufen, dass dann Behandlungen nur noch in medizinischen Zentren stattfinden".  Hier kann ich zur "Beruhigung" auf meinen Artikel MVZ-Pleiten: Patientendaten in der Cloud sorgen für Probleme verweisen. Dort lege ich Konstruktionen offen, die zeigen: "Es wird schon schief gehen".

Zweifel, dass gematik & Co. es packen

Hier im Blog habe ich ja häufiger darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen quasi eine "Lizenz zum Gelddrucken" für Anbieter entsprechender Lösungen ist – und dass die gematik, die für die Bereitstellung der Telematikinfrastruktur im Medizinwesen verantwortlich ist, heillos überfordert scheint.

Die Skandale der gematik

Da gab es den Skandal um den Austausch der sogenannten TI-Konnektoren bei Ärzten und Therapeuten, weil deren Zertifikate abgelaufen waren (siehe TI-Konnectoren im Gesundheitswesen – der "400 Millionen Euro"-Hack des Chaos Computer Clubs). Und der letzte Vorfall betraf die Lösung "Kommunikation im Medizinwesen (KIM)", wo gerade ein fetter Implementierungsfehler aufgeflogen ist. Ich hatte das im Blog-Beitrag GAU: KIM im Gesundheitswesen kaputt – S/MIME-Zertifikate mehrfach vergeben aufbereitet.

Ergänzung: Noch ein Kommentar eines Lesers auf Facebook zum Artikel, der da lautet: "Das ganze Projekt TI ist eine Zumutung. Alleine die Tatsache, dass die TI für die ambulante Pflege verschoben wurde, der Start für 01.24 bestehen blieb, aber die offizielle Ankündigung erst 02.24 erfolgen sollte, sagt alles." Der Leser beklagt auch über die eingesetzten Produkte.

Der KIM-Client von Akquinet habe sich bei jedem Start über das Web-Interface und einen Assistenten neu konfigurieren wollen, was erst nach Monaten durch ein Update korrigiert wurde. Die TI-Konnektoren konnten teilweise keine Updates ziehen. Das im Einsatz befindliche KIS (Krankenhaus-Informations-System) muss manuell und auf komplizierteste Weise mit Updates versorgt werden. Deckt sich auch mit den Erkenntnissen aus dem verlinkten Artikel zum KIM-Desaster, wo die Entdecker der Probleme auch von manuell zu installierenden Updates für die Log4J-Schwachstelle berichteten. Auch die elektronische Patientenakte (ePA) versteht kein Mensch, und das eRezept ist voll an der Praxis vorbei, schrieb mir der Leser.

Ein zweiter Leser bestätigt über den gleiche Kanal desolate Zustände und schrieb: "Ich betreue mit meiner Firma ja selber einige Praxen und Apotheken und es ist echt ein Graus." Er zitiert einen IT-Dienstleister für Zahnärzte, der aus dem "normalen" Umfeld dorthin gewechselt ist und sich "wie in die Steinzeit zurück gebombt fühlt". Leider fangen die Probleme auch in den Praxen an, wo man auf veraltete, nicht gewartete IT-Systeme trifft, samt einer Passwortvergabe, das sich jeder vor Ort Zugang verschaffen könnte, usw.

Konstruktionsfehler im System?

Ich habe lange darüber nachgedacht, warum die gematik scheitert. Ist das Böswilligkeit, Unfähigkeit, oder was? Dann kam mit der Gedanke, dass es ein Konstruktionsfehler im System bzw. in der Konstruktion der gematik sein muss. Hier mal ein Auszug aus der Wikipedia:

Die Gematik GmbH (eigene Schreibweise: gematik, zuvor gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH) wurde im Januar 2005[2] von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens gegründet, um gemäß gesetzlichem Auftrag die Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und ihrer Infrastruktur in Deutschland voranzutreiben, zu koordinieren und die Interoperabilität der beteiligten Komponenten sicherzustellen.

Die Gesellschafter der Gematik sind das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Bundesärztekammer (BÄK), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Deutsche Apothekerverband (DAV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-SV), der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV).

Vom Ansatz klingt es logisch, dass die Beteiligten wie Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser, Krankenversicherungen und auch das Gesundheitsministerium vertreten sind. In der Praxis läuft es aber darauf hinaus, dass da Funktionäre in den Gremien sitzen, die widerstrebende Interessen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen müssen. Ich hatte im Beitrag gematik-Gesellschafter haben Opt-out für elektronische Patientenakte (ePA) beschlossen einige Gedanken und Informationen zur gematik und deren Beschlüsse zusammen geschrieben.

Fachkompetenz in Sachen Digitalisierung im Medizinwesen, IT-Sicherheit, Projektmanagement etc., was es für die Umsetzung braucht, verorte ich an dieser Stelle eher nicht. Eigentlich bräuchte es an dieser Stelle aber Leute "mit Kompetenz und Durchblick" zur Projektsteuerung und Überwachung. Da diese aber fehlen, wird das Ganze an Berater ausgelagert und Anbieter aus der Wirtschaft erhalten dann den Zuschlag zur Umsetzung. Das ist die Lizenz zum Melken des Goldesels, und es gewinnen auch viele Dickschiffe wie Microsoft & Co. Die Folgen sind bekannt bzw. überall sichtbar.

Nachdem die bisherigen Projekte mehr oder weniger als Fiasko endeten, hat das Gesundheitsministerium vermeintlich "den Datenschutz als Bremser" ausgemacht. Ich erinnere an den Eklat beim eRezept, wo der BfDI, Ulrich Kelber, dem Gesundheitsministerium "Scheuklappenmentalität" gegenüber der gematik in Sachen sicheres eRezept vorwarf und Korrekturen forderte (siehe diesen Artikel und hier).

Das Ärzteblatt greift im April 2023 den Disput zwischen Ulricht Kelber (BfDI) und Markus Leyck Dieke (Chef der gematik) auf. Der Datenschützer hat Recht, ist aber unbequem. Maßnahme zur Korrektur: Die gematik soll als Behörde dem Gesundheitsministerium enger angegliedert werden, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI) soll nach meinen Kenntnissen kein Einspruchsrecht mehr bezüglich Entscheidungen der gematik erhalten. Der Datenschutz soll also beschnitten werden.

Sind die Krankenkassen besser?

Bei den Krankenkassen, die die ePA ja implementieren lassen müssen, sieht es meiner Meinung nach nicht besser aus. Ende April 2023 wurde ein Cyberangriff auf den Krankenkassen-IT-Dienstleister Bitmarck bekannt (siehe Cyberangriffe auf Krankenkassen-IT-Dienstleister Bitmarck, Klinikum Hochsauerland GmbH). Durch diesen Angriff waren viele Leistungen diverser Krankenkassen über Wochen nicht verfügbar. Ich hatte im Beitrag Barmer: Hack bei Dienstleister betrifft Daten von Bonusprogramm einige Informationen zur Barmer gegeben, wo Nutzerdaten betroffen waren.

Wenn so etwas bei der ePA passiert, ist der GAU da. Dazu gab es den Blog-Beitrag Nach BARMER-Hack: Fachärzte starten Petition für ePA Opt-in – jeder kann unterzeichnen – der aber folgenlos blieb. Hier bleibt abzuwarten, ob das "Opt-out" schlicht juristisch gestoppt wird, da das Prinzip "Speicherung persönlicher Daten ohne informierte Einwilligung des Betroffenen" schlicht gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstößt.

Und ich erinnere an meinen Beitrag MOVEit-Schwachstelle tangiert 100 deutsche Firmen, AOKs von Datenabfluss betroffen?, der zeigt, wie im Bereich der Krankenkassen mit "Lösungen gestoppelt" wird. Auch der Beitrag Ups: Krankenkassen nutzen die Telematik-Infrastruktur selbst nicht … greift den Punkt auf, dass die von der gematik bereitgestellt Telematik-Infrastruktur durchaus mal "umgangen wird".

Ich bin zudem mal gespannt, wie die gesetzlichen Krankenkassen und die privaten Krankenversicherer das Problem lösen – vieles soll ja per Apps abgedeckt werden. Ein kleiner Vorgeschmack findet sich im Blog-Beitrag Tracker in Barmer Android Krankenkassen-App (August 2022), wo ich mal eine App genauer angeschaut habe. Im November 2023 ist mir dann noch dieser Artikel untergekommen, der sich mit den Plänen von Krankenkassen wie TK zu Apps für ePA und eRezept befasst.

An dieser Stelle möchte ich den Überblick beenden. Es gäbe noch vieles auszuführen, aber es läuft immer auf wenige Kernpunkte hinaus: Kriegen wir das ganze technisch funktional (ich habe meine Zweifel), ist das Ganze für die Praxen und Kliniken handhabbar (ich sehe das noch nicht), bringt es Vorteile, oder wird bloß viel Geld verbrannt (hier sehe ich das letztere als erfüllt an, am ersteren habe ich meine Zweifel).

Kriegen wir das Ganze sicher? In diesem Punkt bin ich mir sicher, dass wir das nicht sicher hin kriegen – wir werden unsere Datenskandale erleben. Der Chaos Computer Club (CCC) befürchtet ein Desaster bei E-Patientenakte, wie der Deutschlandfunk es in diesem Audiobeitrag gerade aufgegriffen hat.

Aus meiner bisherigen Sicht kann ich nur jedem Betroffenen raten, sich das Thema ePA sehr gut zu überlegen und ein Opt-out in Anspruch zu nehmen (was nicht gespeichert ist, kann auch nicht eingesehen werden). Ob es eine gute Idee ist, die sich durchhalten lässt, den Zugriff auf die Daten zu begrenzen, muss ich mit einem Fragezeichen versehen. Theoretisch hat der Patient oder die Patientin zwar das Recht, Daten zu sperren oder selektiv freizugeben. Aber spätestens bei Anträgen an Leistungserbringer oder "wenn man etwas will" wird doch die "Zustimmung zum Zugriff auf die Krankenakten" gefordert. Und damit werden die Schleusen geöffnet – auch noch nach 50 Jahren.

Der gläserne Patient, wie er im Buche steht. Da weiß ich nicht, ob die Botschaft aus obigem Tweet bzw. diesem Artikel wirklich Trost sein kann. Wir werden weiter murksen, viel Geld verbrennen und uns am Ende des Tages verwundet die Augen reiben: "Wie konnte das bloß passieren. Nein, Doch, Oh".

Ergänzungen: Auf netzpolitik.org ist der Artikel Von der ePA zum EHDS:
7 Thesen zur aktuellen digitalen Gesundheitspolitik
vom 29. Dez. 2023 zu finden. Dieser reflektiert den Vortrag von Bianca Kastl und Daniel Leisegang auf dem 27C3-Kongress und stützt meine obigen Ausführungen. Sehr interessant sind auch die Ausführungen zu neuen Software-Monopolen (Stichwort Epic-System), sowie zur Datensicherheit.

Nachfolgend habe ich die Artikelreihe verlinkt und um einen neuen Artikel zum eRezept ergänzt. Tenor: Es wird schon schief gehen.

Artikelreihe:
Gesundheitsgesetze I: EU-Parlament macht Weg für EU Health Data Space (EHDS) frei
Gesundheitsgesetze II: Bundestag beschließt Digitalisierung im Gesundheitswesen (GDNG, DigiG)
Gesundheitsgesetze III: Mit Digitalisierung planlos ins Desaster?
eRezept ab 2024 verpflichtend – Ungereimtheiten führen zum Desaster

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32 Antworten zu Gesundheitsgesetze III: Mit Digitalisierung planlos ins Desaster?

  1. Herr IngoW sagt:

    Und ein neues Smartphone ist eventuell auch fällig da die sagenhaft lange Versorgung mit Updates für das Betriebssystem auch zu Problem wird.
    Meistens sind es sagenhafte zwei Jahre bei Android und etwas länger beim angebissenen Apfel.
    Es wird noch lustig.

  2. Daniel sagt:

    Wenn ich schon Digitalisierung höre da weiß ich doch Achtung jetzt kommt meist großer Blödsinn verpackt in tolle Worte. Die meisten Politiker die das entscheiden haben nicht die geringste Ahnung von Computern und IT-Sicherheit. Aber die Hauptsache ist es wird durchgedrückt. Evtl. bekommt man ja nach der politischen Tätigkeit einen Beratervertrag oder einen Aufsichtsratsposten.

    • Tom sagt:

      Verstehe ich nicht, warum da immer auf der Politik herumgehackt wird. Der Politiker muss doch keine Ahnung von IT-Sicherheit haben. Da wird ein Auftrag an ein Fachfirmen vergeben. Von mir auch noch ein Lastenheft erstellt. Gut, für das Lastenheft sind entsprechende Kenntnisse von Vorteil. Aber auch so ein Lastenheft wird nicht von Politikern erstellt. Auch das machen externe Dienstleister. Wenn, dann läuft da etwas bei den Dienstleistern schief.

      • Luzifer sagt:

        Tja wenn dem so wäre, sieht man ja auch an "analogen Gsetzen", da sind die Berater eben die Neffen oder andere Verwandte mit ebensowenig Ahnung wie war das nochmals mit dem Maskengeschäft ;-P Komisch die sind trotzdem alle noch im Amt!
        Wir haben sogar Politiker die Gesetze durchgedrückt haben, welche vom Bundesverfassungsgericht nachweislich als Demokratie und Freiheits feindlich einkassiert wurden… besagter Politker ist immer noch in Amt und Würden.

        Das ist Demokratie in Deutschland! Anderswo säßen diese wegen Korruption im Gefängnis.

  3. Chris sagt:

    Zitat :" Die Argumentation von Prof. Lauterbach ist ja auch, dass dem "Patienten Doppeluntersuchungen erspart bleiben …
    Ich habe es im eigenen Familienumfeld erlebt, wie Ärzte auf Diagnosen aufbauten, die wir als Angehörige als niemals zutreffend erachteten…"

    Sie haben viele Probleme angesprochen, die meine Einstellung gegen die ePA begründen.

    Aus eigener Erfahrung haben einige Ärzte nicht einmal einen Überblick über den eigenen Datenstand eines Patienten. Es ist lustig, wenn der Patient dem Arzt sagen muss, dass Unteruschung XY schon durchgeführt wurde, im Copmuter vorliegt und man dem Arzt dann auch noch den Befund mangels Übersicht geben muss.

    Bei komplexen Diagnosen fehlt den Ärzten auch gerne das Fachwissen. Das wäre noch kein Problem. Niemand kann alles wissen.
    Die Ärzte wollen das fehlende Wissen aber nicht zugeben.
    Es werden Diagnosen aufgrund grenzwertiger Befunde gestellt, die andere Ärzte zuvor völlig anders interpretierten oder
    es wird eine wilde spekulations Diagnose gestellt, … Dumm nur, wenn der Patient aus Eigenintiative diese Diagnose widerlegt oder
    die Weiterleitung zu einem Spezialisten auch nach langer Diagnose nicht erfolgt (Fachärzte wie Radiologen hier nicht gemeint).
    Zum Schluss will der Arzt keine weiteren Untersuchungen veranlassen, da keine verfügbar. Dumm nur, wenn der Patient später herausfindet, welche große Anzahl von Untersuchungen es noch gäbe. Die Kosten können nicht der Grund sein, da die Untersuchungen vom Patienten häufig selbst zu zahlen sind.

    In der ePA dürften auf Dauer viele sehr zweifelhafte Diagnosen stehen, die kein fremder Arzt seriös interpretieren kann (von einigen Untersuchungen wie Blutbild einmal abgesehen)

    Darum werde ich der ePA widersprechen.

  4. Pau1 sagt:

    Eins ist sicher:
    Es wird teuer.
    Bei KIM muß jeder Teilnehmer ein Zertifikat erwerben.
    Das kostet 23,95 pro Quartal. (Quelle: FAQ)
    Also fast 100 Euro im Jahr. (plus einmalig 100 Euro pro Anmeldung).
    Derzeit sind rd. 620000 Teilnehmer (Quelle: 37c3 Talk) im LDAP-Server der TI.
    Das sind pro Jahr über 60.000.000 – 60 Mio Euro an Kosten zum Betreiben eines mickerigen LDAP Servers…
    Rechnet da keiner nach?
    Wenn eine große Firma ein Produkt herstellen lassen will, lässt sie sich die Unterlagen ihres Fabrikanten zeigen und rechnet nach…
    Hier ist das ja nicht nötig. Die Kasse zahlt ja…
    Die schönste Art Geld auszugeben:
    Ohne Kontrolle das Geld anderer Leute für sich ausgeben.

    Klar das das Projekt ePA massivst lobbiert wird
    Statistische Auswertungen?
    Mit dem Bias, dass die Daten der Privatversicherten fehlen?

    Angst muss auch das immer wieder sichtbare höchst unprofessionelle, schlampige, langwierige Vorgehen der gematik. Seien es, das Nicht-prüfen auf Doubletten in den KIM-Zertifikaten oder das Nicht-prüfen der Logfiles auf unzulässige Einträge wie Zertifikate und Klartext E-Mail bei der kostenpflichtigen Zulassung der Clients, was explizit verbotene Einträge waren, aber von T-Systems trotzdem getätigt worden waren…

    Das kann nur in einer sehr teuren Katastrophe enden.

    Danke für Dein Engagement!

    • Ralph D. Kärner sagt:

      Ich bin sicher, Du verwechselst hier "Teilnehmer" und "Datensätze".

      • Pau1 sagt:

        Mir kommt der Betrag auch gewaltig vor, aber noch mal kurzgesucht:
        "Wie aus den Daten hervorgeht, waren im Jahr 2021 bei den Landesärztekammern insgesamt 416.120 berufstätige Ärztinnen und Ärzte gemeldet."
        Ein paar Ärzte werden wohl mehrere Adressen eingetragen haben. Bis zu hundert gehen maximal…

        Die Größenordnung kommt aber hin, da ja praktisch jeder Arzt KIM haben muss, weil er es für eAU seit September zwingend braucht.

        Was kostet eigentlich der Betrieb eines ganzen Rechenzentrums?

  5. Doc_WP sagt:

    Sehr schöne Zusammenfassung der Lage in dem Artikel.
    Herr Lauterbach möchte sich als der große Macher präsentieren.
    Ein Opt-out Modell macht man immer dann, wenn man das Publikum ansonsten nicht für irgendetwas begeistern kann. Aktuell existiert bei den Kassen zumeist noch nicht einmal ein Verfahren, nach dem ich als Patient out opten kann.
    Die Daten sind ja auch nicht auf der Versichertenkarte, sondern in irgendeiner Cloud. Da sie für Erpressungen etc. interessant sind, wage ich die Prognose, dass die Daten früher oder später aus der Cloud gecloud werden.

  6. Thierry sagt:

    Und der ePA ist schon der Eintrittschein zur vollen Machtübertragung an die Weltgesundheitsorganisation, die mittels des Pandemievertrags ab Mai 2024 über die Würde unseres Körpers und unsere Seele entscheiden wird. Mehr? https://norberthaering.de/propaganda-zensur/br-faktenfuchs-pandemievertrag/

    • Windowsnutzer1969 sagt:

      Ja!
      Die ePA ist dafür (auch) nur ein weiterer Baustein. Zusammen dann mit demnächst der "EU-Bürgernummer" und dem "Digitalen Euro", der schrittweisen Bargeldabschaffung usw. Die EU will und wird die VOLLE digitale Kontrolle über jeden einzelnen Bürger bekommen! Die einzelnen Länderparlamente haben sich ja schon jetzt immer mehr dem EU-Diktat zu beugen und tun dies auch mehr oder weniger klaglos. Und wenn mal ein Land gegen hält, dann gibt es umgehend "Druck" von Uschi & Co. Und die letzten EU-Wahlen waren eine unverschämte Farce und wir Wähler wurden verarscht! Bei den nächsten Wahlen 2024 wird es wohl nicht anders laufen …

      Und wenn ich dann schon wieder "Bertelsmann-Stiftung" und deren "Gutachten", "Artikel" und "Studien" lese … Dieser Laden ist einfach nur ein weiterer Speichelleckerverein der SPD. Also "pro Lauterbach & Co."

      Ansonsten:
      Danke an Hr. Born für diesen tollen Überblick des Desasters, das da kommen wird. Habe den Link des Artikels umgehend an verschiedene Menschen geschickt, die das alles relativ unkritisch bis positiv sehen. Leider wird die breite Masse – wie immer – wenn nicht gleich, dann irgendwann, mitmachen. Die Masse verhält sich leider immer wie eine träge Schafherde, die dem Leithammel früher oder später folgen wird. Zitat aus dem obigen Artikel: "Meine Probleme fangen da an, wo ich mit Nachdenken beginne und den Status Quo in die Zukunft extrapoliere (…)" Darin liegt das große Problem, dass das einzelne Schaf in der Herde eben nicht nachdenkt – aus welchen Gründen auch immer. Oder um es mit Einstein zu sagen: "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein."

  7. Pau1 sagt:

    Zum KIM Lass ich jetzt, das die Ärzte angeblich derzeit keine KIM E-Mails empfangen können?
    Auch interessant ist gerade im Hinblick auf die bekannte Schlamperei bei (eignetlich ganz guten) KIM, dass die Kasse keine Empfangsbestätigung für due eAU schicken müssen und es somit heißt, dass wenn innerhalb von 24h keine Fehlermeldung gekommen ist, der eAU bei der Kasse angekommen ist…
    Wie praktisch, das das TI-Struktur wohl derzeit keine Möglichkeit bietet E-Mails an die Ärzte zu schicken (Laut FAQ kann eine Empfangsbestätigung angefordert werden). Kein Pop/IMAP Server für KIM? (Ist auch aufwändiger als ein SMTP-Server, der ja keine Daten bevorraten muss).

  8. Anonymous sagt:

    Kurzversion: Der ganze Digitalisierungszauber passiert einzig und alleine dafür, dass Menschen immer mehr in alternativlose digitale Identität gedrängt werden, ohne die dann eines Tages nicht mehr am Leben teilgenommen werden kann. Der Hebel "Gesundheit" ist dafür gut geeignet, da man sich dem kaum entziehen kann (Opt-Out bedeutet dann einfach "keine Gesundheitsversorgung") und da in mittelfristiger Zukunft dann die WHO von aussen die Regeln und "Notlagen" bestimmt und die lokale Politik im Land sich statt nur mit "das kommt von der EU, wir können nichts machen" zusätzlich noch mit "das kommt von der WHO, wir können nichts machen" aus der Verantwortung reden kann.

    • Tom sagt:

      Sehe ich anders. Digitalisierung ist in allen Lebensbereichen wichtig und richtig. Wenn ich sehe, was mein Hausarzt für eine Papierakte von mir hat, dick wie der deutsche Duden. Kann mir nicht vorstellen, dass er da im Zweifelsfall das gesuchte in einem vertretbaren Zeitraum findet.

      Entscheidend ist bei allem die Umsetzung, die bei uns in Deutschland leider viel zu oft mangelhaft ist. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist mit Sicherheit unser Föderalismus. Dass da im Zweifelsfall sogar jeder Landkreis sein eigenes Süppchen kochen kann.

      • Ralph D. Kärner sagt:

        Digitalisierung ist in keinem Lebensbereich wichtig. Sie sorgt ausschließlich für noch größere Abhängigkeit. Und genau deshalb sollte es Grenzen geben. Grenzen, über die nicht der Besitzer von Daten bestimmt, sondern der Eigentümer.

      • Windowsnutzer1969 sagt:

        Also mein Hausarzt hat meine Akte längst digitalisiert. Allerdings halt auch NUR in seinem Praxis-PC! Das Ding scheint es wohl auch noch in Papierform zu geben, wird aber (wohl?) nur aus rechtlichen Gründen im Keller archiviert und nicht mehr weiter im Praxisalltag benutzt. Alle Facharztbriefe usw., die ich bisher in die Praxis mitgebracht habe, werden sofort bei der Anmeldung eingescannt und ich kann das Original wieder mitnehmen. Und bisher hat er auch alles auf Anhieb gefunden, wenn es nötig war.

  9. Andy sagt:

    Wäre lustig, wenn es wirkiich einen Ärztenachrichtendienst gäbe.
    Davon ab:
    Das mit unausrottbaren Falschdiagnosen oder Diagnosevermutungen treibt mich auch sehr um.
    Ich habe (in jungen Jahren) nicht nur Zweit- oder Drittuntersuchungen gebraucht, sondern mehr als ein halbes Dutzend Untersuchungen zur Herzbefundung, zuletzt von einem Herzspezialisten im Leistungssportbereich, um nicht völlig sinnlos auf dem OP-Tisch zu landen.
    Das fing harmlos beim Allgemeinarzt an, der in ein Krankenhaus eingebettet war, ein EKG machen ließ, den Verdacht auf einen Herzdehler äußerte und dann eine Reihe Untersuchungen lostrat. Ab da wurde das ein Selbstläufer in dem Krankenhaus und aufgrund der "unklaren Lage" (Jugendlicher mit Ruhepuls um die 30 und angeblich unrhytmischem Herzschlag) ging es dann um stationäre Aufnahme umd Prüfung einer OP.
    Dann gelang es mir, zu dem Spezialisten zu kommen, der 2 Minuten auf das EKG schaute, dafür ein extralanges EKG-Lineal schwang und mir dann trocken mitteilte, dass ich kerngesund sei und er nicht verstünde, was die da gesehen hätten. Alles absolut sauber, keine Unregelmäßigkeiten und absolut normal für Hichleistubgssportler. Vielleicht sei deren "Lineal" einfach zu kurz, weil die solche Pulse normalerweise nicht messen,war noch eine Anmerkung von ihm.
    Bis heute (Jahrzehnte später) habe ich aber bei jedem Besuch in dem Krankenhaus Fragen zu meinem angeblichen Herzleiden, das da hartnäckig meine Akte befüllt.
    Wenn die das noch in die ePA einspeisen, dann verfolgt mich das überall hin.

    Nicht zum Aushalten…

    • Anonymous sagt:

      Es verfolgt Dich dann auch beim Versuch, Lebensversicherung oder Kredite abzuschliessen? Ohne, dass Du es wirklich bemerkst? Prämie höher, Laufzeit kürzer bzw. Absicherung strenger? Wird keiner zugeben, aber solche Daten sind ein unglaublich wertvoller Schatz für viele, ausser für den Patienten.

    • Ralph D. Kärner sagt:

      Warum lässt Du die unsinnige und offensichtlich falsche Diagnose nicht aus der entsprechenden Akte entfernen?

      • Andy sagt:

        Das sind etliche "Diagnosen", die da in einer Kette gestellt wurden, was recht unübersichtlich wurde.
        Mir wäre auch neu, dass man das Löschen lassen kann. Das Gegenteil wurde mir jedenfalls mitgeteilt, als ich mal sagte, dass sie das rausnehmen mögen. "Die Untersuchungen wurden durchgeführt und die Ergebnisse bleiben bei den Akten" oder so. (Übrigens wurde die digitalisiert, ist kein Papier mehr)

        Wird bei der ePA nicht anders sein. Kannste vielleicht zur Weitergabe sperren, aber bleibt drinnen.

    • Günter Born sagt:

      Zu: "Wäre lustig, wenn es wirklich einen Ärztenachrichtendienst gäbe."

      Bitteschön: Mit Brief und Logo.

      Ärztenachrichtendienst

      Ist aber wohl nicht das, was die Leute landläufig unter "Nachrichtendienst" so verstehen.

      PS: An dieser Stelle mein Dank an die Ärzte unter der Leserschaft, die mich mit solchen Informationen versorgen. Ist etwas schwierig, da ich keinen Nachweis führen kann, um registrierter Nutzer für diverse Fachmedien zu werden.

  10. michael sagt:

    Jemand kompetenteres wie den "Professor" könnte ich mir da gar nicht vorstellen – 🤣 Seine Gesundheits-Kompetenz, wie auch viele aus dem Bundestag, wurde gerade in der "Corona-Kriese" eineindeutig bewiesen. Dazu noch die Zahlenrätsel des PEI und die Bananen-Mix-Medizin ist fertig.

  11. Exchadmin sagt:

    Sehr guter Artikel. Ich lese diese immer mit großem Interesse. Frage mich dann oft, wie lange Sie für die Fülle an Informationen zum „Runterschreiben" brauchen?

    Zum Thema: „Der Gesundheitsminister verstieg sich zur Aussage, dass man "modernste, sicherste Technologie, für die sich Fachleute schon lange einsetzen" verwende."

    Sichere Technologien haben und Einsetzen wollen ist das eine, ohne diese Technologien überhaupt zur Verfügung zu haben, wäre so ein Vorhaben ja schlussendlich auch nicht machbar, dass andere ist aber die Technologien sicher ein- und umzusetzen.
    Siehe dazu die Mehrfachverwendung von Zertifikaten. Sichere Technologien bringen nichts wenn niemand da ist der damit umzugehen weiß.

  12. Walter G. sagt:

    Welcher Arzt würde sich denn dafür zuständig fühlen, die Arztbriefe, Befunde, Behandlungen, Dicom-Daten etc. der vergangenen xx Jahre hochzuladen? Wird keiner für 10 Euro tun. Wäre aber wichtig für die weitere Behandlung.

    Was ist mit den Unterlagen gesetzlich Versicherter von privatärztlicher Behandlung, OPs in Privatkliniken? Von denen fühlt sich erst recht keiner zuständig, die Daten ins System zu bringen. Wäre aber wichtig für die weitere Behandlung bei Kassenärzten.

    Wenn ich sehe, wie selbst Hausärzte mit Medikationsplänen umgehen, gruselt es mich. "Nahrungsergänzungsmittel (NEM) gehören nicht dort rein" hörte ich letztens beim Hausarzt. Was für ein Leichtsinn – oder sollte ich lieber Schwachsinn schreiben? Beispiel: NEM enthält bereits 1200 IE Vitamin D. Ein Facharzt verordnet 1000 IE Vitamin D + Kalzium wegen Osteoporose – und das wäre dann zu viel des Guten, nur weil es nicht im Medikationsplan steht.

    Das waren nur einige Beispiele. Die ließen sich fortsetzen.

    Meine sämtlichen ärztlichen Unterlagen liegen bei mir unter meiner Datenhoheit sicher und mehrfach gesichert auf externen Medien. Und ich weiß selbst, was ich dem jeweiligen Arzt an vorhandenen Unterlagen für die weitere Behandlung herausgeben muss.

    Mein Widerspruch gegen die Speicherung und Nutzung der Daten wird sicher sein.

  13. Anonymous sagt:

    Ich vermute mal, für Kinder wird die ePA auch bindend. Das oben zitierte "Im Kindergarten den Fuß verknackst…" lässt sich auf beliebige andere einfachere oder schwerere Erkrankungen bereits im Säuglingsalter abbilden. Also müssen Eltern schnell handeln, sonst kommen schon die ersten Vorsorgeuntersuchungen in die Akte und können statt Vorsorge für den künftigen Lebensweg viele Nachteile bedeuten. Gruselig!

    Kennt noch jemand GATTACA? Falls nicht: sehenswerter Film, passt irgendwie zum Thema!

  14. Hansjörg sagt:

    Deutschland könnte ja von anderen Ländern lernen ?

    Dänen haben großes Vertrauen in Digital Health

    • Günter Born sagt:

      danke, hast mich wieder daran erinnert, warum ich die Bertelsmann Papers nicht mag … Die Attributierungen haben immer ein BIAS pro Digitalisierung.

      Hier mal ein Zitat aus dem Intro:

      Die dänische Bevölkerung hat eine positive Einstellung gegenüber digitalen Diensten. Das ist eine gute Voraussetzung für das Voranschreiten von Digital Health. Im Ländervergleich nimmt Dänemark einen Spitzenplatz ein. Eines der wichtigsten Erfolgsfaktoren dafür: das nationale Gesundheitsportal sundhed.dk.

      Aber es gibt einige interessante Aussagen, die sich die Protagonisten in Deutschland ansehen sollten. Da könnte Deutschland wirklich von lernen, sofern die Aussagen von Bertelsmann stimmen. Zitat:

      Bei der Entwicklung der elektronischen Patientenakte sowie anderer Digital-Health-Anwendungen werden die Endanwender, also beispielsweise Patienten oder Ärzte, aktiv mit einbezogen.

      Die Implementierung digitaler Maßnahmen bleibt den Regionen unter Einhaltung der Vorgaben von MedCom überlassen.

      Oder mal einige weitere Aussagen zusammen getragen:

      • Insgesamt aber zählt das Gesundheitssystem Dänemarks in Bezug auf Digital Health weltweit zu einem der fortschrittlichsten Länder.
      • Nicht alle zentralen Services werden auch tatsächlich genutzt: … E-Rezepte zu 100 Prozent angeboten zu 99 Prozent genutzt, ist die tatsächliche Nutzung der elektronischen Patientenakten (ePA) von Region zu Region unterschiedlich. In Süddänemark etwa liegt sie bei 80 Prozent, während sie in Mitteldänemark lediglich bei 31 Prozent liegt.
      • Lediglich die Interoperabilität ist noch eingeschränkt: Eine nationale ePA mit einem übergreifenden Datenaustausch fehlt bisher. Das heißt, ePAs können zwischen Krankenhäusern und Hausärzten kaum ausgetauscht werden.

      Sind doch interessante Aussagen – was hilft (eRezept) wird digital genutzt, bei ePA sieht es doch deutlich anders aus.

      Aber … ich hatte in obigem Text auf den Artikel Von der ePA zum EHDS:7 Thesen zur aktuellen digitalen Gesundheitspolitik vom 29. Dez. 2023 bei netzpolitik.org verlinkt. Reflektiert den Vortrag von Bianca Kastl auf dem 37C3-Kongress des Chaos Computer Club.

      Eine der Thesen ist, dass (US) Monopole durch die Digitalisierung im deutschen Medizinwesen durch Gesundheitsminister Lauterbach gestärkt werden. Erwähnt wird die von Prof. Lauterbach gelobte Produktpalette der Firma Epic. Ich erlaube mir mal ein Zitat aus dem Vortrag:

      Allerdings hat Epic in den vergangenen Jahren europaweit für Chaos gesorgt. Etwa im Jahr 2014 in Großbritannien, wo Patientinnen und Patienten, Angestellte und das Management „schnell und in katastrophaler Weise das Vertrauen in das System verloren". Nachdem Epics System in Dänemark eingeführt worden war „äußerten 62 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, dass sie mit dem System unzufrieden sind".

      Und als man das System in Norwegen implementierte, erwog kurz darauf ein Viertel der Ärzt:innen im bedeutendsten Krankenhaus der zentralnorwegischen Region zu kündigen. 40 Prozent litten aufgrund des neuen IT-Systems unter stressbedingten Gesundheitsproblemen.

      Etwa ein Jahr nach der Einführung hielten mehr als 90 Prozent der Ärzt:innen in den betroffenen Krankenhäusern das Epic-System für „eine Bedrohung der Patientengesundheit". In mehreren Krankenhäusern kam es zu Demonstrationen.

      Das sind dann die Beispiele, wo es in Deutschland heißt "die anderen Länder, speziell in Skandinavien, können es doch".

  15. Info sagt:

    So, Realität ist da. Gerade hat eine Physio-Therapie Praxis die Behandlung hin geschmissen weil ich Ihre Art Einverständniserklärung nicht Bedingungslos unterschrieben habe. Habe nicht einmal einen Durchschlag bekommen.

    Gibt angeblich sonst keine Krankenkassen Kommunikation, Abrechnung außer ePA mehr. Ihre Meinung, Missverständnis?

    Danke, werde ich halt ohne verenden…

    • Günter Born sagt:

      Es wird ein Shake-Out bei den Physio-Therapie Praxen geben, weil nicht jeder den Wechsel mitmacht. Dass es ohne ePA keine Krankenkassen-Kommunikation mehr gebe, erscheint mir allerdings windig. Hätte ich es ein paar Stunden früher gewusst, hätte ich heute Vormittag bei meinem Physiotherapeuten nachfragen können. Aber aus dem hohlen Bauch heraus: Die wissen selbst nichts – und die oben erwähnte Praxis "schüttet das Kind mit dem Bade aus". Werde das aber mal in einem meiner kommenden Beiträge ansprechen – wäre dann absolut ein Thema, was nach vorne geholt gehört.

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