Microsoft Basic-Interpreter für 6502 ist Open Source

Microsoft hat am 4. September 2025 die 1976 von Bill Gates für den MOS 6502-Prozessor entwickelte BASIC-Version als Open Source veröffentlicht. Der 6502-Prozessor wurde in vielen frühen Mikrocomputern verwendet, und der BASIC-Interpreter war der Startschuss für den Erfolg der jungen Firma Microsoft. Zeit für einen kleinen Rückblick – auch persönlicher Art, obwohl ich in diesem Bereich – in den Werdegang von Microsoft BASIC – nicht wirklich involviert war. Aber "Generation Commodore" wird sicherlich viele persönliche Erinnerungen an dieses BASIC haben.

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Die Ankündigung zur Veröffentlichung erfolgte durch Scott Hanselman und Stacey Haffner von Microsoft im Blog-Beitrag Bringing BASIC back: Microsoft's 6502 BASIC is now Open Source.

Die Wurzeln im Jahr 1975

Microsoft startete mit BASIC als erstes Produkt des Unternehmens im Jahr 1975. Damals schrieben Bill Gates und Paul Allen einen BASIC-Interpreter für den Intel 8080, der auf dem Altair 8800 laufen konnte. Erinnerungsmäßig diente eine Digital Equipment PDP 8 mit einem Emulator zur Entwicklung. Der Code dieses BASIC-Interpreters wurde bald für andere 8-Bit-CPUs angepasst, darunter MOS 6502, Motorola 6800 und 6809.

Der 6502-Port wurde 1976 von Bill Gates und Ric Weiland fertiggestellt. Im Jahr 1977 erwarb Commodore die Lizenz für eine Pauschalgebühr von 25.000 US-Dollar. Durch diesen Vertrag wurde Microsoft BASIC zum Herzstück der PET 2001-Computers von Commodore und später auch des VIC-20 und des Commodore 64.

Der BASIC M6502 8K VER 1.1-Interpreter für den 6502 Prozessor bildete die Grundlage für Commodore BASIC im PET 2001, VIC-20 und dem legendären Commodore C 64. Der Quellcode des BASIC-Interpreters enthält auch Anpassungen für den Apple II ("Applesoft BASIC"), die auf derselben BASIC-Kernquelle basieren.

Weitere Details sind dem Microsoft-Beitrag zu entnehmen. The Register hat hier ebenfalls einen Abriss dieser Entwicklung veröffentlicht.

Persönliche Erinnerungen

Wenn ich persönlich zurück blicke, habe ich 1975 nichts davon mitbekommen, da ich mich auf den Abschluss der Fachhochschulreife konzentrierte und Mikroprozessor-Systeme in meinem Umfeld in Deutschland eher nicht vorkamen (wir hatte in der Schule noch mechanisch/elektrische Rechenmaschinen und erste Taschenrechner mit einigen Funktionen mehr als die Grundrechenarten).

Ab Ende 1979 kam ich allerdings am Rande mit dem Commodore PET 2001 und seinem BASIC in Berührung. Ein Kollege betrachtete den Commodore PET 2001 als sein Steckenpferd im Labor, und schrieb eine Software zur Ansteuerung einer Ultraschall-Tauchtechnik-Prüfanlage, die ich konstruiert hatte, und für den Technikumsbetrieb bauen ließ. Die Ansteuerung lief über einen selbst gebaute Elektronik und ich erinnere mich, gelegentlich mit Peek und Poke auf Eingabeelemente zugegriffen zu haben, um dort Steuerbefehle auszugeben. Die Anlage wurde nach meinem Exit in 1981 in ein Airbus-Werk umgezogen und lief dort noch für ca. 20 bis 25 Jahre in der Produktion von Airbus-Bauteilen.

Für mich blieb es aber ein Randprojekt, da ich zu dieser Zeit bereits mit Software-Anpassungen für eine Instron Zug-Prüfmaschine befasst war. Dort kam eine Digital Equipment PDP 11/04 zu Einsatz, und die Software zur Zug-Prüfung von Tornado-Bauteilen war in Intran (ein Echtzeit-Fortran) geschrieben.

Waren die ersten Arbeiten als junger Ingenieur im Bereich Software-Entwicklung und die Ursache, warum ich sozusagen auf die 'schiefe Bahn' geriet und heute als Blogger geendet bin (dabei bin ich theoretisch als junger Ingenieur-Student fast am Nobelpreis vorbei geschrammt, wie ich im Beitrag CCD-Erfinder Georg Elwood Smith mit 95 Jahren verstorben und im Beitrag Wie ich "fast" am Nobel-Preis vorbei geschrammt wäre … mal augenzwinkernd berichtet). Nun ja, man kann nicht immer Glück im Leben haben und ein anständiger Physik-Ingenieur bleiben, der brav mit 63 oder 65 in Rente geht.

Fairerweise muss ich sagen, dass ich eigentlich erst richtig ab Mitte 1981 auf "Abwege geriet", als ich als Software-Entwickler Programme (vom Scheduler in Assembler bis zur Anwendungssoftware in Fortran und PL/M) für Intel 8085 Mikroprozessorsysteme, die in Spezialanwendungen in der Großchemie zum Einsatz kamen, schrieb. Damals hatte ich – aus heutiger Sicht, das Glück, manche Sachen "von der Pike auf zu lernen" – zu einer Zeit, als Mikroprozessor-Systeme noch nicht so verbreitet waren.

So ab 1983/84 kamen dann 8088 IBM-PCs (IBM PC/XT) mit MS-DOS und diversen Software-Systemen (USCD-Pascal, dBASE II etc.) hinzu. Und damals fiel mir auch Microsofts BASIC vor die Füße, war der Interpreter doch im BIOS des IBM-PC eingebaut. Ich hatte jahrelang eine gut 5 cm dicke Foto-Kopie des ersten Handbuchs für den IBM PC/XT bei mir im Bücherschrank stehen. Leider habe ich dieses Stück Geschichte vor vielen Jahren zum Altpapier gegeben – weil Frau mal wieder mit "räum endlich dein Büro auf und miste mal aus", mächtig Druck machte. Heute könnte ich mich in den Hintern beißen, weil das Stück Zeitgeschichte jetzt verloren ist.

Die "Foto-Kopie" hatte eine besondere Bewandtnis, war sie doch hochoffiziell von IBM im Auftrag von Microsoft erstellt worden. Denn der IBM PC/XT, der seinerzeit über meinen Schreibtisch zu einem Inhouse-Kunden lief, war laut Aussage des IBM-Vertriebs die erste Maschine, die nach Europa kam. Ob es stimmt, weiß ich nicht – jedenfalls war die offizielle Dokumentation von Microsoft damals noch nicht fertig. Und so gab es vorab die Foto-Kopie eines dicken Handbuchs – in dem alle DOS- und BIOS-Einsprungpunkte noch dokumentiert waren.

Die Schwarte war Ende der 80er Jahre der Grundstock für mein "MS-DOS Programmierhandbuch", welches es bis zur sechsten Ausgabe schaffte und zuletzt von Microsoft Press Deutschland für mich verlegt wurde.

Ach ja, Ironie der Geschichte, mit BASIC habe ich mich, bis auf diverse Fingerübungen am Sinclair ZX 81, nie wirklich tiefergehend als Software-Entwickler befasst. Erst Ende der 80er Jahre erschienen Werke zu Quick-Basic von Microsoft und Turbo Basic von Borland aus meiner Feder (waren aber eher Fingerübungen). Warm geworden bin ich mit BASIC aber nie, sondern habe lieber in Pascal programmiert. Rückfälle kamen gelegentlich mit VBA und Visual Basic.Net, wo ich Bücher drüber geschrieben habe.

Waren wilde und aufregende Zeiten, damals im vorigen Jahrtausend, im "Kartoffelkrieg". Einige dieser "Lagerfeuer-Geschichten" für die Enkel habe ich als Zeitzeuge in den nachfolgenden Blog-Beiträgen über die Jahre einfließen lassen. Und wenn ich so zurück denke, war es vielleicht doch keine so schlechte Idee, Maschinenbau und Physikalische Technik hinter sich zu lassen, um sich mit Mikroprozessoren und Software-Entwicklung zu befassen. Spannend war es auf jeden Fall, so die vergangenen 50 Jahre.

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10 Antworten zu Microsoft Basic-Interpreter für 6502 ist Open Source

  1. Peter Vorstatt sagt:

    Betr. Commodore PET 2001: Cool! Habe mir gerade mal das Manual unter https://archive.org/details/PET_User_Manual_2001-8 angesehen. Das Ding hatte tatsächlich eine IEEE-488 Schnittstelle. Hätte ich angesichts der grauenhaften, fernab aller ergonomischen Erfordernisse konstruierten Tastatur gar nicht erwartet.

    • Froschkönig sagt:

      Alle CBM-Computer hatten eine IEE488 Schnitstelle. Selbst die serielle Schnittstelle, über die man bei Commodores Heimcomputer Floppylaufwerke und Drucker anschloss, der IEC-Bus, basiert darauf.

      Bill Gates selbst hat in das Basic des PET 2001 übrigens ein Easter-Egg versteckt, gibt man auf dem Rechner den Befehl "WAIT 6502,1" ein, erscheint links oben auf dem Bildschirm die Ausgabe "MICROSOFT!". In der VC-20 und C-64-Ausgabe von CBM BASIC V2.0 wurde das aber von Commodore wieder entfernt.

  2. Public Resolver sagt:

    Im 8051 wurde das interne ROM auch mit BASIC befüllt. BASIC, Bootloader, alles noch mit Source Code. Später kam sogar ein DOS-ROM für 386 embedded.

  3. red++ sagt:

    1975 war ich gerade mal 9 Jahre Alt, da habe ich noch nicht über BASIC nachgedacht.

  4. Ritschie sagt:

    Erschreckend. Jetzt weiß ich, warum ich Computer-Historie gemieden habe.

    Am Pet 2001 habe ich mit dem Basic meine ersten Computerschritte gemacht. Und jetzt, kurz vor der Rente, arbeite ich immer noch mit Microsoft-Gerümpel. Ich bin anscheinend nicht einen Schritt vorwärts gekommen.

  5. botti sagt:

    Der erste IBM PC/XT? Der kam mit Sicherheit schon Ende 1982/Anfang 1983 nach Deutschland und damit auch zu Kunden (erst der PC mit einem oder zwei 5 1/4" Diskettenlaufwerk(en) und im Laufe des Jahres 1983 der XT mit 10 MB(!) Festplatte.
    Ich war ab 1983 Werkstudent bei einem IBM Partner ("PC-Händler") – darüber wurden diese Kisten an die Endkunden verkauft. Ich habe diese Dinger u.A. konfiguriert, zusammengebaut und bei Kunden installiert (wer kennt noch WordStar, dBase, Multiplan…?).
    Zum IBM Vertrieb: Die haben viel erzählt, wenn der Tag lang war. Das Erste, was ich damals über den IBM Vertrieb gelernt habe: Die sind maximal überzeugend bei absoluter Ahnungslosigkeit.
    Ach ja, einen C64 hatte ich damals auch, aber dann an einen Intel-Mitarbeiter(!) verkauft und mir aus IBM Ersatzteilen einen PC zusammengebastelt – saß ja an der Quelle – war trotzdem sau teuer…

    • Anonym sagt:

      Mit dBase auf einem nachts ungenutzen Büro-PC mit Grünmonitor und neugierig kindlichem Zuschauen bei der Einweisung der eigentlich dort Arbeitenden und dem Herumstudieren in einem dicken Handbuchordner fing letztendlich meine IT-Karriere an…

      • botti sagt:

        So haben damals wohl viele IT-Karrieren begonnen – wobei: IT hieß das damals noch nicht, sondern "EDV".
        Ja, mit dBase (und mit Clipper compiliert) habe ich meine Haushaltsplanung gemacht, aber später auf Lotus 1-2-3 umgestellt.

        • Günter Born sagt:

          Der Fachbegriff für "EDV" lautete beim Unternehmen seinerzeit I+K (stand für Informatik und Kommunikation). Aber ich war im Ingenieurbereich in der Sonderentwicklung beschäftigt, sozusagen in der Sandwich-Position zwischen "EDV" und Prozeßleittechnik der EMR-Abteilungen. EDV und EMR schauten gerne mitleidig oder überheblich auf "unsere Bastellösungen". Aber ohne meine Mannschaft ging nichts, wenn die Daten aus der Elektro-Mess-und-Regeltechnik (EMR) zur kaufmännischen Datenverarbeitung oder in die SCADA-Systeme sollten (eines der SCADA-Systeme habe ich seinerzeit inhouse entwickeln lassen – ist heute noch in vielen Firmen im Einsatz).

          Aber die 8085-Entwicklung war "Spezialtechnik", die immer zum Einsatz kam, wenn "von der Stange" nix ging. Beispielsweise in einer Chlor-Elektrolyse, wo Magnetfeldstärken herrschten, dass man keine Diskette oder mechanische Uhr da durchtragen durfte. Disketten waren danach gelöscht, mechanische Uhren blieben wegen der Magnetisierung stehen. Aber unsere Systeme liefen "Strich". Waren wilde Zeiten für mich, von 1981 – 1985 als Entwickler – und dann bis 1993 als Projektmanager und Leiter einer Entwicklungsmannschaft. Hätte bis zur Rente weiter gehen können, wenn ich "als Häkchen, dass sich krümmt" geboren worden wäre und nicht den fatalen Entschluss gefasst hätte, schnell reich und berühmt werden zu wollen. Musste ja schief gehen ;-).

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