Microsoft Edge importiert Chrome-Nutzerdaten ohne Rückfrage

Edge[English]Neue "Übergriffigkeit" des Microsoft Edge-Browsers oder schlicht ein Bug? Ich greife das Thema, welches mir bereits gestern unterkam, in einem Beitrag auf. Worum geht es? Tom Warren von The Verge ist aufgefallen, dass der Edge-Browser nach einem Windows Update automatisch geöffnet wurde und gleich die vorher im Google Chrome geöffneten Tabs präsentierte. Dabei nutzt Warren den Edge so gut wie nicht. Andere Nutzer haben dieses "übergriffige Verhalten" des Edge-Browsers bestätigt.


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Ungewollte Erfahrung in Windows

Blog-Leser hatte bereits in Kommentaren auf den Sachverhalt hingewiesen. Tom Warren von The Verge hat das Thema in nachfolgendem Tweet und in diesem Artikel aufgegriffen, weil er Opfer des "übergriffigen Edge" wurde.

Edge imports Chrome data

Warren beschreibt das so: Er schaltete letzte Woche seinen Windows-Rechner ein, so dass ein Windows-Update installiert wurde. Beim Neustart musste er feststellen, dass der Microsoft Edge automatisch mit den Chrome-Tabs geöffnet wurde, die vor der Update-Installation offen waren. Warren gibt an, dass er regulär mit dem Google Chrome arbeitet und nur gelegentlich den Edge aufruft.

Es wurde keine Windows-Version genannt – ich tippe auf Windows 11. Zudem gehe ich vom Zeitraum davon aus, dass es das Preview-Update vom 23. Januar 2024 war. Ob das ein A/B-Test von Microsoft war, welches nur auf einigen PCs wirksam wurde, lässt sich nicht angeben.

Es entstand bei Tom Warren die Vermutung, dass der Microsoft Edge sich plötzlich die Daten des Google Chrome importiert hat – und das ohne irgend eine Nachfrage. Technisch ist das eher kein Problem, da der Edge ja die Chromium-Projektbasis mit benutzt. Zweites Thema ist, dass bei Warren der Edge sich plötzlich in den Vordergrund drängelte.

Bei der Analyse fand er dann in Microsoft Edge eine Einstellung mit der Funktion "Jedes Mal, wenn Sie in Microsoft Edge surfen, haben Sie immer Zugriff auf die Daten Ihres letzten Surfens", die wohl für den Import der Daten aus dem Google Chrome verantwortlich war. Prüfen lässt sich dies über die URL-Eingabe:

edge://settings/profiles/importBrowsingData

Die Einstellung war aber bei Warren deaktiviert und er hatte auch keine Aufforderung zum Aktivieren erhalten. Bei weiteren Tests konnte er das Verhalten bei einer Update-Installation auf einem weiteren Notebook nachvollziehen – auf anderen PCs klappte das aber nicht. Auf Twitter bestätigte dieser Nutzer die Beobachtung von Warren.

Edge imports Chrome data


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Datenschutzaktivist Zach Edwards hat sich dann diesen Fall ebenfalls an einer frischen Windows-Installation angesehen und das Verhalten per Tweet bestätigt. Es gibt im Microsoft Edge wohl die oben erwähnte obskure Einstellung "Always have access to your recent browsing data", die Daten mit dem Google Chrome-Browser synchronisiert. Gleichzeitig wird Microsoft mitgeteilt, dass der Benutzer angemeldet sei, so dass die Daten (mit dem Microsoft Konto) synchronisiert werden.

Die Abfrage, ob der Zugriff auf die Browserdaten zulässig ist, scheint wohl bei der Edge-Ersteinrichtung abgefragt zu werden und lässt sich nur akzeptieren oder mit "Not now" zurückstellen. Also das alte, übergriffige Verhalten, was wir vom Edge bereits zur Genüge kennen. Diese Synchronisierung lässt sich über den bereits erwähnten Pfad

edge://settings/profiles/importBrowsingData

im Edge abstellen. Inzwischen schlägt der Fall Wellen und wurde von Windows-Nutzern auf reddit.com sowie im Microsoft Answers-Forum bestätigt. Warren hatte bei Microsoft nachgefragt, aber keine Antwort erhalten, ob dies Bug oder Feature ist.

Hoffen, dass die EU-Regeln halten

Zu diesem Thema fällt mir nur die Anpassung von Windows an den EU Data Markets Act ein, wo der Edge-Browser und die Suchmaschine Bing in Windows 10/11 deinstallierbar sind (siehe meinen Beitrag Windows 10/11: Änderungen (Bing, Edge deinstallierbar) auf Druck des europäischen Digital Markets Act). Heißt also: Deinstalliert den Microsoft Edge-Browser, damit so etwas nicht passieren kann. Und wer keinen Google Chrome haben möchte, kann sich beispielsweise den Ungoogled-Chromium-Browser anschauen. Das Github-Repository gibt es hier und die Windows-Downloads gibt es auf dieser Seite.

Weiterhin gibt es den Supermium-Browser als Chrome-Clone (siehe Supermium-Browser – Chrome-Clone, auch für Windows 7). Persönlich mag ich diesen Browser aber nicht, weil er sich beim Setup sofort die Dateinamenerweiterungen und Protokolle krallt, aber keine saubere Deinstallation mit Zurücksetzen dieser Einstellungen ermöglicht. Beim letzten Test musste ich etwas tricksen, um den Ungoogled wieder zum Öffnen von HTML-Dateien und Verknüpfungen einzurichten.

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14 Antworten zu Microsoft Edge importiert Chrome-Nutzerdaten ohne Rückfrage

  1. Karl sagt:

    Könnte dieses Vorgehen unter das fallen, was die §202a/ff STGB so berücksichtigen wollen? Bei der Größe und Kompetenz von Microsoft und dem im Üblichen geplanten Vorgehen könnten man von organisiertem Handeln nach §129 ausgehen?
    Müssen wir Programme und Daten auf MS-Systemen jetzt gegen das OS schützen?

  2. Anonymous sagt:

    100% ein Feature und kein Bug.

  3. McAlex777 sagt:

    In den knapp 1.000 Seiten langen Microsoft Policy Dokumenten ist bestimmt irgendwo ein Registry Hack beschrieben wie das Verhalten deaktiviert werden kann. Nach Microsoft hat man damit dem Nutzer eine Wahl gelassen.

    Man kann nur froh sei wenn man privat den Absprung aus der Microsoft Welt schafft: unter MacOS, GNU/Linux gibts solche Daten-Übergriffigkriten praktisch nicht.

    Auch keine Blink-Blink AI Buttons in Basic Apps wie Default Browser, Paint, AdobeReader,, etc.

    Mit wenigen Monaten Abstand sind die 'gefühlten' Unterschiede im Betriebssystem für mich vergleichbar mit Webbrowser mit und ohne Adblocker: Microsoft gängelt seine Anwender seit Release Windows10 immer penetranter.

    Ja, funktioniert manches nicht mehr alles so schick.
    Aber man hewöhnt sich dran: dann störts nicht mehr wirklich.

    Ja, man muss ggf neue Hardware beschaffen.
    Aber man spart hintenrum an Lizenzen für Windows, Antivirus, Thirdparty etc. Im Falle von Apple zusätzlich deutlich an Energiekosten im Desktop betrieb.

  4. Hobbyperte sagt:

    "ungoogled-chromium"

    Eine weitere Chrome-Alternative: Iron (von SRWare) ;-)

    https://www.srware.net/iron/de

    • McAlex777 sagt:

      Wie so oft bei angeblich besseren "Datenschutz-Alternativen":

      Wikipedia:
      =============
      Obwohl SRWare behauptet hat, „Iron ist kostenlos und OpenSource",[16] traf Letzteres zeitweise ab Version 6 bis Mitte 2015 de facto nicht mehr zu, da die von SRWare für den Quellcode angegebenen Links in RapidShare gehostet und vom Uploader blockiert wurden.[17][18][19] SRWare Iron „ist eine vollständig geschlossene Software und das seit mindestens Version 6". Laut Lifehacker war SRWare Iron ab Oktober 2014 „angeblich Open Source, hat seine Quelle aber seit Jahren nicht mehr veröffentlicht". Im Jahr 2015 setzte SRWare die Veröffentlichung des angeblichen Quellcodes für den Browser auf der eigenen Seite fort, ohne jedoch anzugeben, von welcher Version der Quellcode stammt.[20] Seit Mai 2019 wurden auch die Links zu den Quelltexten auf der Webseite entfernt, sind aber noch mit dem direkten Link erreichbar.[21][22]

      Laut dem Testbereich im Kuketz-Blog stellte der Autor fest, dass sämtliche Suchwörter zuerst an srware-search.com übertragen wird, bevor es an die tatsächlich eingestellte Suchmaschine geht. Dies passiert auch, wenn man unter Einstellungen -> Suchmaschinen eine andere Suchmaschine ausgewählt hat.[23]

  5. Luzifer sagt:

    mmh macht er hier nicht … liegt aber wohl daran das ich ihm in den Einstellungen und edge:// settings alles abgedreht habe.

    Gilt aber für Chrome Firefox Vivaldi Opera & Co. genauso… einmal ordentlich einstellen!

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