Rückzieher: WhatsApp verzögert neue Regeln um 3 Monate

Die Facebook-Tochter WhatsApp macht einen Rückzieher, die Zustimmung zu den neuen Datenschutzbedingungen soll erst drei Monate später verpflichtend werden. Grund sind wohl massive Abwanderungen der Nutzer zu anderen Messenger-Diensten.


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Darum geht es

Ich hatte ja kürzlich im Blog-Beitrag WhatsApp aktualisiert Datenschutzbedingungen, Daten werden mit Facebook geteilt berichtet, dass der zu Facebook gehörende Messenger-Dienst WhatsApp kürzlich seine Datenschutzbedingungen geändert hat. WhatsApp-Nutzer erhielten einen In-App-Hinweis zu den neuen Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien des Dienstes.

Ursprünglich war unklar, ob sich das auch auf deutsche Nutzer auswirkt. Aber mir wurde dann der obige Screenshot zugespielt.  In der Nachricht (siehe Screenshot) wird der Nutzer über die Anpassung der AGB bzw. Datenschutzbedingungen informiert. Darin wird auch festgelegt, wie Daten mit Facebook ausgetauscht werden. Der Nutzer hatte bis zum 8. Februar 2021 Zeit, die Bedingungen anzuerkennen, andernfalls würde er aus WhatsApp ausgeschlossen.

Massive Abwanderungen zu anderen Diensten

In den letzten Tagen war dann eine massive Abwanderung der WhatsApp-Benutzer zu anderen Diensten festzustellen. Hier verweise ich auf die Golem-Artikel Signal verfünffacht Nutzerzahl in kürzester Zeit, Signal kurzzeitig mit Neuanmeldungen überlastet, Threema hat viele neue Nutzer. Eine tiefere Analyse, was da abgeht, findet sich in diesem englischsprachigen Beitrag. Die Nutzer stimmten also mit den Füßen ab, und das ist auch gut so. Denn WhatsApp ließ sich wegen des Datenaustauschs und der Zugriffe auf die Kontakte nicht Datenschutzkonform betreiben. Ich habe WhatsApp seit 2018 aus DSGVO-Gründen von meinen Testgeräten entfernt.


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Die Facebook-Tochter versuchte noch die Gemüter zu beruhigen, indem man mitteilte, dass man in Europa keine Daten mit Facebook teile – siehe den t3n-Beitrag Whatsapp teilt in Europa keine Daten mit Facebook. Niamh Sweeny hat es in einer Reihe von Tweets versucht zu erklären. Hier die übersetzten Auszüge.

Es wurde fälschlicherweise berichtet, dass die jüngste Aktualisierung der Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien von WhatsApp von den Nutzern in der europäischen Region verlangt, dass sie der Weitergabe von Daten an Facebook zu Werbezwecken zustimmen, um den Dienst weiterhin nutzen zu können. Dies ist falsch.

Es gibt keine Änderungen an der Datenweitergabepraxis von WhatsApp in Europa, die sich aus diesem Update ergeben. Es bleibt dabei, dass WhatsApp keine WhatsApp-Nutzerdaten aus der europäischen Region mit Facebook teilt, damit Facebook diese Daten zur Verbesserung seiner Produkte oder Anzeigen nutzen kann.

Es geht auch darum, zu verbessern, wie Unternehmen WhatsApp nutzen, um mit Kunden in Kontakt zu treten. Die aktualisierte Richtlinie enthält Informationen darüber, wie Unternehmen, die die WhatsApp-API nutzen, um mit Kunden zu sprechen, dies nun mit einem von Facebook bereitgestellten Service tun können, der ihnen hilft, ihre Chats mit Kunden zu verwalten.

Es stellt sich spontan die Frage: Wenn sich nichts ändert, wieso bekommen die Leute die Zustimmungsaufforderung? Ist natürlich klassische Bauernfängerei, denn im Grunde läuft es ja auf folgendes hinaus: WhatsApp versichert, keine Daten mit Facebook auszutauschen, lässt sich aber die neuen Datenschutzbedingungen, die genau das ermöglichen sollen, absegnen. Auch wenn es hier wohl um eine neue API geht, über die mit anderen Firmen kommuniziert werden kann, lässt sich in meinen Augen nicht abschätzen, was da mit den Daten passiert und was abfließt.

Und man erinnere sich: Bereits bei der WhatsApp-Übernahme war versichert worden, 'niemals Daten mit Facebook auszutauschen'. Dann gab es diesen Datentransfer, bei dem auch Kontaktdaten wie Telefonnummern von fremden Nutzern, die in den Kontakten gespeichert waren, an Facebook übermittelt wurden. Der Datenschutzbeauftragte in Deutschland untersagte das und verfügte die Löschung der Daten. Durch die DSGVO-Wirren unterliegt Facebook und auch die Tochter WhatsApp der irischen Datenschutzaufsicht, weshalb Verfügungen des deutschen Datenschutzbeauftragten wirkungslos wurden. Es gibt also nur eine Lösung: WhatsApp kicken.

WhatsApp-Änderungen ab 15. Mai 2020

Die Abstimmung der Nutzermit den Füßen zeigt nun Wirkung. In einem Blog-Beitrag vom 15. Januar 2021 gesteht WhatsApp ein, dass es viel Verwirrung um die neuen Datenschutzregeln gegeben habe und verschiebt das Datum, zu dem Benutzer ihre Zustimmung geben müssen.  In der betreffenden Passage heißt es.

Wir haben nun beschlossen, das Datum, an dem Benutzer gebeten werden, die Nutzungsbedingungen zu lesen und zu akzeptieren, weiter nach hinten zu verschieben. Kein Account wird am 8. Februar gesperrt oder gelöscht. Wir werden auch noch viel mehr unternehmen, um die Fehlinformationen rund um das Thema, wie Datenschutz und Sicherheit bei WhatsApp funktionieren, aufzuklären. Wir werden dann unsere Benutzer nach und nach bitten, die Richtlinie nach eigener Zeitvorgabe zu lesen, bevor die neuen Optionen für die Kommunikation mit Unternehmen am 15. Mai verfügbar werden.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben – und die Ausführungen, was sich geändert hat, hätten a priori auf den Tisch gehört. An dieser Stelle finde ich, gibt es jetzt Anlass zur Hoffnung. Denn erstens sieht es so aus, als ob Millionen WhatsApp-Nutzer doch noch Verstand besitzen und ihre Konsequenzen ziehen – das ist schon mal gut. Noch besser finde ich, dass diese Abstimmung mit den Füßen einen großen Anbieter bewegt, seine Politik zumindest ein bisschen zu verändern. Jetzt muss es nur noch ein wenig mehr von dieser Abstimmung mit den Füßen gehen, denn Konkurrenz belebt das Geschäft.

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22 Antworten zu Rückzieher: WhatsApp verzögert neue Regeln um 3 Monate

  1. David sagt:

    Darauf gibt es nur eine Antwort: Weg ist weg.

    Danke für die Analyse.
    Für wie dumm hält uns WhatsApp eigentlich? (ich weiß: für total verblödet. Und sie haben "leider" meistens recht damit – wie ich in meinem eigenem Umfeld feststellen musste..)

  2. Callahan sagt:

    Das ganze Gehabe von Zuckerberg mit Whatsapp und den Datenschutzrichtlinien klingt für mich immer nach "Feindlicher Übernahme" der Daten des Kunden. That's bad.
    Und es gibt immer noch Lemminge, die da rauf reinfallen.

    Dann musste ich hier doch noch schmunzeln:
    "einen großen Anbieter bewegt, seine Politik zumindest ein bisschen zu verändern."

    Sorry, nein wird er nicht. Er wird sich lediglich bessere Lügen ausdenken.

  3. Anonymous sagt:

    "Es werde »nirgendwo auf der Welt etwas an der Praxis geändert, wie WhatsApp die Daten von Nutzern teilt«, sagte eine Sprecherin auf SPIEGEL-Anfrage. Dazu muss man jedoch wissen, dass WhatsApp schon seit Jahren manche Daten wie Telefonnummern und Gerätekennungen sowie Nutzungsinformationen (»wann du WhatsApp zum letzten Mal genutzt hast«, heißt es als Beispiel auf dieser Erklärseite) mit Facebook teilt."

    https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/whatsapp-was-die-agb-aenderungen-bedeuten-und-welche-neue-frist-gilt-a-e0b9b7c9-12ba-4cb1-af59-e0d6886dedba

    "Kann ich verhindern, dass meine WhatsApp-Daten weitergeleitet werden?
    Ja, auch wenn man die 30-Tage-Ausstiegschance im September 2016 verpasst hat. Die DSGVO ermöglicht es allen Nutzern in Europa, über ihre Daten zu bestimmen. Allerdings ist das extrem aufwendig und mit viel Bürokratie verbunden."

    Das ist lächerlich.
    Ablehnung des Widerspruchs geht gar nicht und besonders nicht wegen Direktmarketing

  4. Stephan sagt:

    Die Leute, welche sowieso ihre Urlaubsbilder und regelmäßig Private Bilder auf Facebook posten,
    bekommen jetzt Panik weil Whatsapp seine AGB's ändert ?

    • Rene sagt:

      Nein!
      Sie bekommen Panik, weil ihnen langsam bewusst wird, dass ihr Leben -> Ihre Daten das Gold der Neuzeit ist.
      Erst letzte Woche habe ich mich mit jemanden unterhalten, der Ahnung von Autos, insbesondere der Software hat.

      Z.B. werden jetzt schon bei neueren Modellen, also die, die schon eine Notruftaste haben, Fahrerdaten, Fahrzeugdaten, Routen, Fahrverhalten usw. zu den Herstellern geschickt.
      Unter vorgehaltener Hand wird von einer Goldgrube gesprochen, weil die Daten heiß begehrt sind und sich wie warme Semmeln verkaufen.

      Es wird wohl nicht mehr lange dauern (theoretisch) dass man ein Auto einfach nur so bekommt, wenn man nur genügt damit fährt und Daten erzeugt.

      Genau dasselbe ist mit dem Betriebssystem, Browsern, Messenger, Office Tools, Handys usw.
      Es geht nur um das Datensammeln. Firmen, die sich dem verwehren, werden immer weniger.

      Das schlimme daran finde ich, dass man eigentlich alles umsonst bekommen müsste. Gerade Handys. Und da ist es in meinen Augen egal welche Marke, saugen was das Zeug hält. Oder Windows10. Sicher kann man kostenlos von win7, 8.* zu win10 …
      Aber was da an Daten gewonnen werden, müsste man eigentlich jeden Monat eine nette Summe überwiesen bekommen.

      Netzbetreiber wie Vodafone, Telekom, O2 usw. speichern unsere Daten. also Bewegungsdaten, wer mit wem wie lange telefoniert hat usw.
      https://www.heise.de/newsticker/meldung/Gruenen-Politiker-Angaben-im-Telekom-Transparenzbericht-zu-niedrig-2187061.html

      Lange Rede, kurzer Sinn.
      Man kann sich nicht mehr verwehren! Es sei denn, man isoliert sich.
      Der Mensch als Ware wird immer begehrter.

      Die Frage die ich mir schon eine ganze Weile stelle ist, wenn dann der Mensch komplett erfasst ist, was kommt dann?

      • Dat Bundesferkel sagt:

        "Die Frage die ich mir schon eine ganze Weile stelle ist, wenn dann der Mensch komplett erfasst ist, was kommt dann?"

        Drei mal darfst Du raten. Eine der Krankheiten der Menschen ist, alles zu machen, was machbar ist. Leider kommt selten Gutes dabei rum.

        Ich tippe auf gezielte Auslöschung, Umpolung unerwünschter Individuen. Hatten wir schon mal in der Vergangenheit, als Folge unnötiger Datensammelei…

      • Stephan sagt:

        Mag ja alles stimmen, ändert aber nichts daran, das die Leute jetzt Panik machen, die sowieso ihr halbes Leben auf Facebook Teilen.

        Die sollen bleiben wo sie sind und Whatsapp nutzen.
        Ändert sich für die leute ja sowieso nichts.
        Und der rest soll jetzt wechseln, wo es sowieso schon zu spät ist.

        • Dat Bundesferkel sagt:

          "Und der rest soll jetzt wechseln, wo es sowieso schon zu spät ist."
          Ja. Aber nicht, um sich selbst zu schützen. Das hast Du ja bereits erkannt, das ist für den Popo.
          Es geht eher um deren Bekanntenkreis, über die Daten gesammelt wird, ohne daß die Leute davon wissen oder dem zugestimmt haben.

          Aber man sieht ja an der Corona-Pandemie, was man von Rücksichtnahme in diesem Lande zu erwarten hat… "ich, ich, ich, ich…". Deutlicher geht es eigentlich gar nicht.

      • Ralf S. sagt:

        Dem ist eigentlich so gut wie nichts mehr hinzuzufügen! Kurze prägnante Zusammenfassung der (unserer) traurigen Realität… Und wie du selbst schreibst: Wir kommen da wohl (?) nicht mehr heraus, denn die Geister, die wir selbst gerufen haben, haben sich inzwischen verselbstständigt und ein äußerst dynamisches Eigenleben entwickelt. Ist wohl so ähnlich wie bei der Atomkernspaltung, eine sich verselbstständigende Kettenreaktion…
        China macht uns heute schon ungehemmt und sogar stolz vor, was alles so "nettes" möglich ist. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis wir das alles auch hier und einfach eben auch weltweit haben werden… Ich persönlich, habe mich damit längst mehr oder weniger abgefunden und mache deshalb trotzdem nicht gleich jeden digitalen Blödsinn mit. Das eigentlich Schlimme an der ganzen Sache ist aber doch, dass Menschen, die diese ganze Sache kritisch hinterfragen, oft sehr schnell als zukunft- und technikfeindlich, oder als Schwarzmaler und Verschwörungstheoretiker abgestempelt und sogar ausgelacht werden…
        Nun, wohin uns das letztendlich alles führen wird, wenn dann mal irgendwann alle total durchleuchtet und überwacht sind/werden, ist wohl so gut wie nicht definitiv vorherzusagen. Aber beim gedanklichen Durchspielen verschiedener Szenarien wird es mir doch eher mulmig zumute. Denn zu viel Wissen und Macht in eher wenigen Händen hat leider selten gut geendet…

    • Määääh sagt:

      Öffentliche Bilder können nicht "privat" sein.
      Außerdem gab es eine Zeit wo Whatsapp nicht Facebook gehörte.
      Sie sind nicht gut informiert und vergleichen Äpfel mit Birnen.

      • Stephan sagt:

        Ich kenne die Zeit als Whatsapp nicht zu Facebook gehörte sicher noch, da ich für Whatsapp damals auch Bezahlt habe.

        Hat aber nichts hiermit zu tun.
        Ich versteh auch nicht ganz, wie sie auf Öffentliche Bilder kommen ?
        Äpfel, Birnen und so.

        Wer lesen kann…
        Ich Schrieb, Private Bilder auf Facebook Posten.

        Aber da verstehen wohl auch nur sie, was das nun mit der Whatsapp zeit vor Facebook zu tun haben soll.

        • Määääh sagt:

          Was sollen diesen passiv aggressiven "….." in jedem Beitrag?

          >Ich kenne die Zeit als Whatsapp nicht zu Facebook gehörte sicher noch

          Aha? Warum dann diese H*ise-Foren-Polemik und die Übertreibung? Sachlich bleiben!

  5. H. E. sagt:

    Die Sammelei ist eine Geschichte.
    Richtig schlimm wird es bei der Auswertung,
    dann wenn die mal so richtig daneben liegt.

  6. Herr IngoW sagt:

    Es ist also nicht die Frage wann, sondern wieviel mehr gesammelt wird.

  7. Christian59 sagt:

    "Noch besser finde ich, dass diese Abstimmung mit den Füßen einen großen
    Anbieter bewegt, seine Politik zumindest ein bisschen zu verändern."

    Tja, wie oft habe ich mir gewünscht, dass bei den Pressekonferenzen eines recht
    bekannten Präsidenten die Pressefritzen endlich mal auf Dauer fern bleiben und
    dieser dann seine Lobesrede auf sich selber vor einem leeren Saal halten müsste.

    Ich meine eine "tremendous-great-tremendous-great-tremendous-great"-Endlos-
    schlaufe muss man sich ja nicht immer wieder aufs Neue reinziehen, damit der
    gefühlt 10-jährige dann bei ernsten Sachfragen jeweils wieder davonlaufen kann.
    Aber leider ging mein Wunsch nie in Erfüllung.

    Und so wird WhatsApp sicher auch nicht untergehen und viele Jünger behalten
    und Neue wieder dazubekommen, wenn das Tamtam sich mal gelegt hat.

    Gruss, Christian

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