Bestell-/Lizenz-Chaos bei VMware-Produkten nach Broadcom-Übernahme (Jan. 2024)

Stop - Pixabay[English]Aktuell sind es gerade schwierige Zeiten für Kunden und Händler von VMware-Produkten, die nachbestellen, Lizenzen verlängern oder einfach nur Produktlizenzen aktivieren wollen. Nach der Broadcom-Übernahme herrscht dort das absolute Chaos. Händlern wurde gekündigt, Bestellungen über OEMs sind teilweise unmöglich, und das Endkundenportal zur Lizenzaktivierung ist abgeschaltet. Nachdem ich die Tage erstmals über Probleme berichtet hatte, liegen mir nun interne Informationen vor, die das bestätigen. Das ist übrigens nicht der erste Vorfall, bei dem Broadcom Produkte und Händler-/Kundenbeziehungen zumindest "arg strapaziert" wurden, wie ich bei der Suche im Blog festgestellt habe.


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Rückblick: VMware-Kauf und erster Ärger

An dieser Stelle ein kurzer Rückblick, der zeigt, dass das nachfolgend skizzierte Chaos schlicht mit Ansage erfolgt bzw. zu erwarten war.

VMware-Kauf durch Broadcom

Im Mai 2022 hatte ich im Blog-Beitrag Broadcom kauft den Anbieter VMware für 61 Milliarden US-Dollar über einen Kauf von VMware durch Broadcom berichtet. Dabei wurde die irre Summe von 61 Milliarden US-Dollar als Kaufpreis genannt. Im Blog-Beitrag hatte ich seinerzeit folgendes geschrieben:

Bleibt zu hoffen, dass das dann mit den VMware (Virtualisierungs-) Produkten nicht wie nach der Symantec-Übernahme läuft. Reuters zitiert Keith Townsend, Analyst bei der Beratungsfirma CTO Advisor, dass Broadcom nicht dafür bekannt sei, viel Geld für Forschung und Entwicklung auszugeben. Dies könnte sich negativ auf die Einführung neuer Produkte bei VMware auswirken, so Townsend, der auch eine kurze Zeit bei VMware als Architekt für Unternehmensrechenzentren tätig war. "Wenn ich mit Kunden spreche, stellen sie fest, dass sie dringend auf Innovationen von Unternehmen wie VMware angewiesen sind." wird er zitiert.

Dann wurde Ende 2023 bekannt, dass Broadcom Teile des VMware-Portfolios an Interessenten losschlagen, und nur das VMware-Cloud-Geschäft behalten und auf Abonnement-Basis fortführen möchte (siehe mein Blog-Beitrag Broadcom will VMware-Bereiche für Endbenutzer-Computing und Carbon Black verkaufen).

Kündigung der VMware-Partner

Ende Dezember 2023 macht dann die Nachricht die Runde, dass Broadcom am Freitag, den 22. Dezember 2023, alle bestehenden Verträge mit VMware-Partnern (Wiederverkäufer und -Dienstleister) zum 4. Februar 2024 aufgekündigt habe (siehe Überraschung: Allen VMware-Partnern von Broadcom für 2024 gekündigt). Damit wissen weder VMware-Partner (die eigentlich die VMware-Produkte an Endkunden vertreiben) noch Kunden, wie es mit den Geschäftsbeziehungen weiter geht.

Auch VMware Cloud Service Provider gekündigt

Ergänzung: Das ist mir die Woche untergekommen – The Register berichtet in diesem Artikel, dass Broadcom sich ebenfalls von allen VMware Cloud Service Providern getrennt habe. Der Anbieter lässt die Kunden im Unklaren, wer zukünftig der IT-Lieferant für diese Dienste sein wird.

VMware OEM-Portal offline – keine Lizenz-Aktivierung

Die Woche hatte ich im Blog-Beitrag VMware OEM-Portal offline, Kunden können VMware-Lizenzen nicht aktivieren über das nächste Problem berichtet. Das sogenannte VMware OEM-Portal ist offline. Beim Versuch, auf der HPE-Seite, die jeweiligen Keys zu aktivieren, erscheint die Fehlermeldung "The PAC redemption portals are being taken offline. Program Updates will be posted soon." (siehe folgendes Bild).

VMware PAC redemption portals offline

Das bedeutet, Kunden, die VMware-Produkte bezogen haben können deren Lizenzen nicht aktivieren. Im verlinkten Blog-Beitrag habe ich drei Fälle von Anwendern, die über massive Probleme berichteten, angesprochen. In Ergänzung zum obigen Sachverhalt, dass das Endkundenportal, in dem der Kunde seine E-Delivery PAC-Keys aktivieren kann, offline sei, gibt es neue Erkenntnisse.


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Nach meinen letzten Informationen (von einer internen Quelle) soll das Portal wieder (bis Ende der Woche) online gehen, damit bereits ausgelieferte PAC-Keys vom Kunden wieder aktiviert werden können. Ich hatte unter "bis Ende der Woche" Freitag, den 12. Januar 2024, interpretiert. Bis jetzt ist das Portal aber noch abgeschaltet. Da heißt es warten und hoffen.

Broadcom/VMware: Die aktuelle Situation

Auf Grund meiner Berichterstattung habe ich von einer ungenannt bleiben wollenden Quelle einige interne Informationen erhalten, die nichts Gutes erahnen lassen. Aktueller Stand in Sachen Broadcom/VMware ist der, dass von OEMs bzw. Händlern keinerlei Bestellungen, Supportverlängerungen oder Preisanfragen bearbeitet werden können. Auch Anfragen und Bestellungen lassen sich derzeit durch die Distributoren nicht abwickeln. Das geht aus einem Dokument hervor, welches mir vorliegt.

Was bedeutet das im Detail für die jeweiligen Beschaffungswege? Hier einige Informationen meiner Quelle, die diese (auf Basis interner Anweisungen) zusammen gestellt hat.

Bezug von VMware-Produkten über Distribution

Derzeit ist keine Abwicklung von Bestellungen über Distributoren möglich. Neue Angebotsanfragen können voraussichtlich (laut einer Ankündigung von Broadcom) erst ab dem 02. 02. 2024 wieder seitens der Distributoren bearbeitet werden.

VMWare OEM-Vertrieb über Lenovo und HPE

Wer VMware-Produkte über den OEM-Vertrieb von Lenovo und HPE ordern möchte, sieht ebenfalls in die Röhre. Es werden nur noch Bestellungen, die bis zum 08. Januar 2024 bei diesen OEM-Distributoren eingegangen sind, abgewickelt.

Alle neuen VMware OEM-Bestellungen können nicht mehr gebucht werden, da auch Lenovo und HPE der VMware OEM-Vertrag gekündigt wurde (siehe meine obigen Ausführungen). Ich habe hier nur zwei OEMs aufgeführt, der Sachverhalt sollte auch die anderen bekannten OEMs in gleichem Maße betreffen.

VMware-Produktbezug über Dritte (TESEDl etc.)

Wer nun auf die Idee kommt, VMware-Produkte und Lizenzen über Drittanbieter wie TESEDI etc. bestellen zu wollen, findet auch keine andere Situation vor. Auch bei diesen Anbietern ist keine Buchung von Renewajs/Supportverlängerungen möglich. Des Weiteren können auch Angebotsanfragen nicht bearbeitet werden.

Wie geht es weiter?

Von meiner Quelle hieß es, dass aktuell die Informationen recht spärlich fließen, weil speziell bei den OEMs Lenovo und HPE sowohl die Situation als auch die Informationslage die Woche unübersichtlich war. Es gab zwar Gerüchte, dass es Freitag, den 12. Januar 2024, Neuigkeiten von diversen Herstellern geben solle. Mir liegt da noch nichts an Informationen vor, das Ganze ist also "work in progress".

Bekommen Kunden noch CPU-Lizenzen?

Bleibt die Frage, wie es nun weiter geht und ob Kunden noch die geplanten CPU-Lizenzen über den OEM bekommen? Die aktuelle Informationslage ist leider so, dass niemand eine verbindliche Zusage treffen kann und wird, ob über die OEMs die VMWare CPU-Lizenzen überhaupt wieder verfügbar gemacht werden. Alles hängt vom Willen Broadcoms ab, wobei sich die Situation und Informationslage aktuell quasi täglich ändern kann.

Originale VMware-Lizenzen über den Distributionsweg ab Februar 2024

Bereits im Dezember hat VMware angekündigt, den Großteil seiner Schlüsselprodukte auf ein Abonnement-basiertes Lizenzierungsmodell (Subscription) umzustellen und das Partnerprogramm deutlich zu verändern. Ich hatte ja in meinen Blog-Beiträgen über die Broadcom/VMware-Geschichte (Broadcom will VMware-Bereiche für Endbenutzer-Computing und Carbon Black verkaufen und Überraschung: Allen VMware-Partnern von Broadcom für 2024 gekündigt) zeitnah berichtet.

Nach aktuellem Stand sollen die folgenden Lizenzen ab Februar 2024 dann über die üblichen Distributionswege und unter veränderten Lizenz-/Beschaffungsbedingungen (= Subscriptions) erhältlich sein:

  • VMware vSphere
  • VMware vSAN. NSX, HCX
  • VMware Site Recovery Manager
  • VMware vCloud Suite
  • VMware Aria Suite, Universal, Automation, Operations

Wie das mit On-Premises-Lizenzen für andere VMware-Produkte ausschaut, ist mir unbekannt. Obiger Abriss sollte bei VMware-Nutzern alle Alarmglocken läuten lassen. Es steht in meinen Augen kontinuierlich Ärger und Chaos ins Haus.

Mach's nochmal SAM: Der Broadcom-Symantec-Fall

Beim Schreiben des Artikels fiel mir "da war doch noch was" ein. Broadcom hatte ja auch den Sicherheitsanbieter Symantec gekauft und begann dann, dessen Produktportfolio zu verwerten. In der Folge kam es zu absolutem Chaos, Kunden und Händler waren nicht mehr in der Lage, Symantec-Lizenzen zu verlängern oder nachzukaufen.

Ich hatte den Sachverhalt in diversen Blog-Beiträgen, z.B. Symantec-Übernahme durch Broadcom endet im Lizenz-/Support-Chaos, dargestellt (siehe auch Links am Artikelende). Wie das Ganze heute ausschaut, habe ich nicht verfolgt. Die Zerstörung bestehender Kundenbeziehungen nach Firmenübernahmen durch Broadcom ist also nichts neues.

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27 Antworten zu Bestell-/Lizenz-Chaos bei VMware-Produkten nach Broadcom-Übernahme (Jan. 2024)

  1. Luzifer sagt:

    Kommt Broadcom ins Spiel ist es Zeit weiterzuziehen ; -P damit liegt man genau Goldrichtig! Eigentlich erwartet man sowas bei kleinen Klitschen, aber man wird halt immer wieder eines Besseren belehrt. Fehler macht man aber genau einmal.

    • rpr sagt:

      Leider sind viele Entscheider bestenfalls naiv aber häufig eher inkompetet.
      Was kaum jemand begriffen hat das das Ziel von Broadcom nur ist Gewinne zu erzeugen und nicht sich im Markt mit Produkten und Qualitäten zu profilieren.
      Typischer Ami-Style halt der aber auch hier immer mehr Jünger findet.
      Ich fordere meine Mitarbeiter gerade auf sich intensiv mit Proxmox als Alternative zu beschäftigen. Allerdings habe wir auch keine Riesenumgebungen die über den Erdball gestripted sind.
      Gruß

      • John Doe sagt:

        Kombiniere Proxmox einfach mit Zabbix, Grafana und seiner API und es steht VMWare in NICHTS nach…. im Gegenteil… der ROI ist episch… wie betreiben ganze RZ rein mit PVE…. Viel weniger Kosten und wesentlich bessere Marge….

        • mw sagt:

          DAs finde ich an sich eine gute Idee. Nur das IT Management (fällt in die zweite Sparte von rpr) zieht da nicht mit. Sie wollen unbedingt den heißen Sch..ß von VMware.

          Weiß jemand, was aus den Desktop-Produkten wie Workstation wird? Das wäre mit KVM und QEMU deutlich aufwendiger.

    • Alexander Fritz sagt:

      Dem muss man leider zustimmen… Als UC/4, sprich Automic von Broadcom übernommen wurde, sah es ähnlich chaotisch aus.

      Nur sind die Auswirkungen bei VMware deutlich gravierender, es ist wohl einer der meistgenutzte Hypervisor…

  2. Fritz sagt:

    Chaos herrscht primär bei den Kunden.

    Broadcom hat seine Sichtweise hier eigentlich unmißverständlich dargelegt:
    https://www.broadcom.com/blog/vmware-by-broadcom-dramatically-simplifies-offer-lineup-and-licensing-model

    Zitat:
    Q: What are the changes to perpetual licenses?
    A: As part of our transition to subscription and a simplified portfolio, beginning today, we will no longer sell perpetual licenses. All offerings will continue to be available as subscriptions going forward. Additionally, we are ending the sale of Support and Subscription (SnS) renewals for perpetual offerings beginning today.

    wobei "today" das Datum des Blog-Eintrages, also den 11. Dezember 2023 meint.

    Nun haben Kunden, die dieses Datum (warum auch immer verpennt haben) die OEM-Lizenzen als Weg entdeckt, trotzdem danach noch schnell ein paar CPUs perpetual zu lizensieren oder den Supportzeitraum um ein paar Jahre zu strecken.

    OEM-Lizensen sind im wesentlichen eine Art Gutschein (eben diese PACs), die man auf dem oben von Dir verlinkten Portal gegen "echte" Keys (die dann auf einen Kunden gebunden, in eine CPU-Anzahl für einen Cluster gebündelt und auf eine Version festgelegt sind) umtauschen muß, um sie dann ins VCenter eintragen zu können.

    Das hat Broadcom offensichtlich noch einen Monat lang toleriert. Im obigen Dokument steht dazu:

    Q: What happens to customers that have purchased HPP/EPP credits and still have an outstanding balance of unredeemed credits?
    A: We are honoring existing agreements and will work with our customers to help with the redemption of credits on our new offerings.

    Soweit der erklärte Wille Broadcoms.

    "Täglich ändern" kann sich eigentlich eigentlich nur noch das "honoring existing agreements" bzw. die Auslegung davon. Du hattest ja im vorherigen Blog-Eintrag schon geschrieben, daß Fujitsu gerade seine Rechtsabteilung bemüht.

    Was genau in diesen Verträgen steht wissen wir nicht, vermutlich hat auch jeder OEM einen anderen, da die ja mit VMware "auf Augehhöhe" ausgehandelt wurden und keine Standardformulierungen sind.

    Für den Endkunden gilt zumindest in Zukunft auf alle Fälle das oben gesagte, was ja auch noch in zwei weiteren Einträgen untermauert wird:

    Q: Can customers still purchase and add additional perpetual licenses after today?
    A: After a customer's effective date for the end of availability of perpetual licenses, customers will not be able to purchase new perpetual licenses. Customers will be able to purchase subscription software or term licenses to supplement or replace their current perpetual-licensed install base.

    Q: Can customers renew their Service and Support (SnS) contracts after today?
    A. No, customers cannot renew their SnS contracts for perpetual licensed products after today. Broadcom will work with customers to help them "trade in" their perpetual products in exchange for the new subscription products, with upgrade pricing incentives. Customers can contact their VMware account or partner representative to learn more.

    Ich verstehe ja, daß in großen Firmen und Behörden die Entscheidungswege etwas länger sind und eine Erkenntnis "Wir müßten mal bestellen" nicht am gleichen Tag zu einem unterschriebenen Auftrag führt, sondern daß da durchaus ein paar Wochen oder auch Monate dazwischen liegen können, aber Du hast ja oben im Rückblick die Zeitschiene seit Mai 2022 dargestellt.

    Wer da wie das Kaninchen auf die Schlage gestarrt und seine Lizenzplanung für die nächsten Jahre nicht gemacht hat, ist zu einem gewissen Teil selbst schuld (oder ist von seinem Händler/Vertriebspartner falsch beraten worden).

    Noch ein Zitat:
    Q: What can customers with perpetual licenses do now to prepare?
    A: This is an excellent time for customers to assess their current state with VMware infrastructure and management products. We encourage customers to review their inventory of perpetual licenses, including refresh cycles and renewal dates, and become more familiar with VMware's available subscription offers. Customers should also contact their VMware or partner representative for more information.

    ======

    Letztendlich sollte man nicht vergessen, daß Virtualisierung kein Hexenwerk ist.

    80% davon (nämlich das verlustfreie Umschalten zwischen Kontexten inklusive CPU-Register, Stack und Speicher) hat Intel mit VT-x geleistet.

    Der eigentliche Hypervisor, der das Umschalten der Kontexte steuert, ist eine vegleichsweise dünne Software-Schicht, die bei VMware (bis man das Webinterface dazugebastelt hat) auf eine 1GB-Partition paßte.

    Technisch ist ESX eigentlich ausentwickelt, die letzten Versionen enthielten hier eigentlich nur geringe funktionale Änderungen (z.B. das virtuelle TPM, mehr und neuere unterstützte CPU-Kerne und Speicher…).

    Nett und ein gewisses Alleinstellungsmerkmal ist das VCenter als Verwaltungsoberfläche, da sind die Mitbewerber insbesondere im Open-Source-Bereich deutlich schlechter aufgestellt.

    Alles was VMware in den letzten Jahren an Innovation gebracht hat bezog sich eigentlich auf andere Bereiche.

    Nett waren beispielsweise die Thin Apps, die es ermöglichten, große Mengen an gleichartigen VMs auszurollen. Aber letztendlich kann den Usecase eine Terminalserverfarm oder ein Citrix ebenfalls abdecken.

    Tanzu war der verzweifelte Versuch, im Bereich der Containerisierung (Paravirtualisierung) Fuß zu fassen. Das Modell, eine frei verfügbare Technologie gegen Geld anzubieten war aber wohl nicht sehr erfolgreich.

    Bleibt NSX (oder Cloud Director, früher Lab Manager). Das dürfte der Hauptgrund für Broadcom gewesen sein, VMware zu kaufen.

    Einfache Oberflächen, mit denen die Kunden innerhalb einer großen Cloud ihre Systeme anlegen, konfigurieren, managen und letztendlich auch monetarisieren können sind ein Zukunftsmarkt, das haben Amazon und Azure in den letzten Jahren bewiesen.

    Mittelgroße Anbieter haben oft nicht die Kraft, eine eigene Oberfläche komplett selbst zu entwicken und sicher zu betreiben, ein solches Angebot "von der Stange", aber gut individualisierbar konnte ein Zukunftsmarkt sein. Ob die Rechnung aufgeht wird die Zukunft zeigen.

    Der kleine Mittelständler, der ein RZ für den Eigenbedarf betreibt ist inzwischen aus dem Fokus geraten – insbesondere wenn er seine Lizenzen nur einmalig und nicht monatlich bezahlen will.

    Ein gutes Indiz für diese Entwicklung ist für mich VEEAM.
    Die sind ja aufgrund ihrer Geschichte "ganz nah" an VMware dran, haben aber in den letzten Jahren ganz viel von dieser Entwicklung vorweggenommen. Nicht nur das Subscription-Licensing sondern insbesondere auch das Verschieben des Focus. VMware ist inzwischen dicht mehr das Partnerprodukt, sonder nur noch eine von vielen Virtualisierungsinfrastrukturen, die unterstützt werden.

    • ARi sagt:

      die QA's machen ja erstmal Hoffnung, dass es weiter geht. Nur leider ist die zuletzt genannte 'kontaktiert euren VMware Partner' wohl gerade nicht möglich, da Broadcom erstmal allen gekündigt hat…

  3. Michael sagt:

    ich glaube nicht Mal, dass das Problem wäre, dass sie nicht aus dem Symantec Debakel hätten lernen können…eher es ist ihnen schlicht egal – so eine Respektlosigkeit gegenüber Kunden und Partner habe ich schlicht noch nie erlebt, nicht Mal bei Oracle.

    • Fritz sagt:

      Oracle ist anders schlimm.

      Die geben Dir eine Software, die im Wesentlichen alles kann. Was man damit machen DARF, steht lediglich auf einem Zettel Papier, eben der gekauften Lizenz.

      Wenn man groß genug ist, hat man regelmäßige Lizenzaudits (das Recht dazu räumt man Oracle beim Kauf ein), wo dann bestimmte in der Software erfaßten "high water marks" mit der lizenzierten Anzahl an Usern, CPUs usw. übereinstimmen, sonst wird man im Nachgang zur Kasse gebeten.

      Gerade im Zusammenhang mit VMware ist es besonders schlimm – nach Oracles Auslegung zahlt man in einem Cluster für alle CPUs, auf die eine VM theoretisch hin migriert werden könnte. So können aus 2 lizensierten CPUs sehr schnell 20 zu zahlende werden.

      Will man das vermeiden, muß man (im Vorfeld) ein sogenanntes VLAN-Audit machen und nachweisen, daß man technische Sperren eingebaut hat und sich die VM wirklich nur zwischen zwei CPUs bewegen kann.

      Oder Du verwendest eine bestimmte Query, die eigentlich erst mit dem Tuning-Pack lizensiert ist. Erster, letzter und die Anzahl der Aufrufe werden ebenfalls protokolliert und beim Audit abgefragt.

      Frag mal bei der DOAG (Deutsche Oracle Anwender Gruppe), vorzugsweise im geschlossnen Teil der Konferenzen, die können etliche Stories erzählen.

      • Michael sagt:

        ja, ich sag ja gar nicht, dass ich Oracle leiden könnte oder dass die nicht auch schlimm wären…eben deshalb habe ich sie ja angeführt. Oracle will halt den Kunden bis zum Letzten Melken und ausbluten lassen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ihnen der Kunde schlicht egal ist.

        • Fritz sagt:

          Der oben nochmal genannte Termin im Februar ist ja nicht mehr so lange hin – wir werden sehen, wie Broadcom sich dann erklärt. Im Moment scheinen sie ja die Art, wie ihre Kunden VMware-Produkte nutzen gar nicht so sehr verändern zu wollen – nur die Art, wie sie für diese Nutzung zahlen.

          Früher (als ich im Wesentlichen Windows- und Office-Keys gekauft habe) habe ich auch Microsoft als sehr unnahbar empfunden. Seit M365 hat sich das aber gewandelt. Ich habe menschliche Ansprechpartner, die auch recht gut zu erreichen sind, verstehen wovon ich rede und erforderlichenfalls auch zeitnah an ein paar Stellschrauben unserer Tenants im Hintergrund drehen können.

  4. Hans sagt:

    Alternative ist Proxmox aber da ist leider oft das Problem das hier wenige gibt die das auch Supporten. ESXI ist so schlecht geworden die letzten paar Monate habe ich mich nur mit Bugs rumgeschlagen. Im letzten 8u2 geht das setzen der MAC Adresse nicht mehr ein Feature das es seit über 15 Jahren gibt, kaputt.
    Wer kann soll lieber das Geld in Proxmox stecken

    • Michael sagt:

      habe seit über einem Jahr auch Proxmox zusätzlich zu anderen Hypervisoren im Einsatz, es ist ok, aber in kleineren Umgebungen fehlt da oft das tiefergehende Linux Know How, dass da schon etwas mehr gefordert wäre als bei VMware.

      Werde es definitiv weiter betreiben und mehr Erfahrungen sammeln, aber ich gehe nicht davon aus, dass ich es noch in den nächsten Jahren für die business critical infrastructure einsetzen werde. Wünsche mir aber, dass Proxmox durch das Vmware Debakel mehr Kunden bekommt und dadurch auch mehr Kapital für die Produktentwicklung zur Verfügung hat und hoffentlich bald auch mehr von den großen Backup Anbietern auch unterstützt wird (ja ich weiß, dass Proxmox einen eigenen Backup Server anbietet)

      • rpr sagt:

        Ich fürchte Proxmoxx wird dann als nächstes von einem der großen Player übernommen.
        Man kann nur kotzen wenn man sich mal überlegt welche Milliardensummen Broadcom & Co durch ihre Monopolyspielchen bei ihren Kunden durch unnötige Aufwände und Arbeiten vernichtet.

        • Fritz sagt:

          Das Geld wird nicht vernichtet, es gehört danach nur jemand anderen 😄

          Nochmal: Der Kaufvertrag mit Dell wurde Ende Mai 2022 unterzeichnet. Wäre es nach Broadcom gegangen, wäre das Thema Ende 2022 erledigt gewesen.

          Durch die Prüfungen der Kartellbehörden beiderseits des Atlantiks ist den Kunden ein Jahr zusätzliche Bedenkzeit geschenkt worden. We die verpennt hat (oder sehenden Auges nicht nutzen konnte, weil es die Entscheidungswege in seinem Amt oder Behörde eben nicht hergeben) ist selber schuld.

          Ich glaube auch nicht, daß Broadcom nochmal Lizenzen nach dem alten Modell verkauft, dann würden sie ja Geld bei sich selber vernichten statt bei den Kunden.

          Es wäre zu hoffen, daß das zusätzliche Geld (bei manchen vervierfachen sich die Kosten nach ersten Schätzungen) nicht nur bei Broadcom landet, sondern auch als Gehalt bei Fachkräften in den Unternehmen, die alternative Lösungen erarbeiten.

          • rpr sagt:

            Hallo,
            mir war nach den ersten Hinweisen auf sen Deal schon klar was kommt.
            Ich habe aber das Glück bei uns nicht der Entscheider zu sein.
            Falls sich technische Fragen oder Probleme ergeben helfe ich dann gerne die Nummer dürfen andere Verantworten.
            Letze Riesenaktion war damals alles von XEN in Vspher zu portieren. War aber alles kein Hexenwerk nachdem der Weg erst mal stand.

            • Fritz sagt:

              Genau.

              Solange man nicht gerade sehr spezifische Features von vSphere nutzt, geht das Ausrollen von Templates auf anderen Virtualisierungssystemen auch nicht langsamer, Umzüge auch nicht.

              Redundanzbedürftige Sachen wie Domain-Controller habe ich sowieso unter Hyper-V, VMware und KVM parallel – was sich in der Vergangenheit auch schon bewährt hat.

              Wir haben das Glück, einen guten Kontakt bei HP zu haben, mit dem man nicht nur im Konferenzraum und per Teams sprechen kann, sondern den man abends auch mal in der Kneipe trifft, wenn er keine Lust hat, alleine in seinem Hotelzimmer zu hocken. Quintessenz der Informationen hatte ich ja oben schon geschrieben.

              In unserem Bereich haben wir das Thema rechtzeitig sortiert und können jetzt eine ganze Weile entspannt in die Zukunft schauen.

              Allerdings gehören wir auch zur im Moment gar nicht wohlgelittenen produzierenden Industrie, sprunghaft steigender Kapazitätsbedarf ist in den nächsten Monaten eher nicht zu erwarten.

    • John Doe sagt:

      Es gibt TOP support für Proxmox… Sowohl von Proxmox selbst, gegen Erwerb der entsprechenden Subscription, als auch durch diverse Dienstleister…. Dagegen ist das was VMWARE an Support leistet und geleistet hat ein WITZ….

  5. OwenBurnett sagt:

    Als Pirat hat man solche Probleme nicht. LOL

    • Ralph D. Kärner sagt:

      Abgesehen davon, dass Du mit Deinen dezentralen Sicherheitskopien überhaupt nicht im Fokus dieses Forums bist, wirst Du in der Zukunft solche Probleme auch haben, wenn Du mit der von Dir eingesetzten, aber nicht bezahlten, Software weiterhin einigermaßen aktuell bleiben willst.

  6. Martin B sagt:

    Hyper-V läuft doch gut, eine günstige, bis zur gewissen Knotenzahl kostenlose und robuste Alternative.

  7. mw sagt:

    Daß mit der Übernahme durch Broadcom nichts Gutes kommen wird, war von Anfang an klar, denn dafür steht der Name Broadcom. Schade nur, daß gute Produkte aus reiner profitgier kaputt gemacht werden. Der Markt regelt das; in der einen oder anderen Weise. Da kann man nur dankbar sein, daß die Übernahme von NXP durch Qualcomm und die von Qualcomm durch Broadcom gescheitert ist, vorerst jedenfalls.

  8. Nico sagt:

    Typische move um krampfhaft profitabler zu werden.

    Whatever, ich habe selber auch noch bei DELL 4 Lizenzen liegen, die derzeit nicht redeemed werden können was echt ärgerlich ist. Jetzt ärgere ich mich mit EVALs rum weil man hier nicht vorwärts kommt. Es ist zum Mäusemelken …

  9. Anonymous sagt:

    Alternativ zu Proxmox sollte man sich auch Red Hat Virtualization bzw. ovirt (opensource version von RHV).

  10. Heinz sagt:

    Hallo
    Schaut doch einmal bei XCP-NG vorbei!! Ist gratis auf Basis von XEN und kann wirklich alles.

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