Leser-Erfahrung: Microsoft Chromium-Edge als Stalker-Ware?

EdgeNimmt der Microsoft Edge das Verhalten von Trojanern an, die sich jede Information, die sie kriegen können, von anderen Apps und Anwendungen abgreifen? Die Beobachtung eines Blog-Lesers weist in diese Richtung – der Edge krallt sich alles an Informationen, die vom Nutzer im Firefox angefallen sind – und grätscht in bester Stalker-Manier auch gleich noch als Standard-Browser dazwischen. Ist zwar alles bekannt und die Masse hat es ohne murren gefressen. Aber hier mal ein Stückchen als dem Tollhaus mit dem Titel 'Anwender, wir wissen, was für euch gut ist', welches die Konsequenzen zeigt.


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Microsoft Edge mit PUP-Verhalten ausgerollt

Ich hatte es hier im Blog nicht thematisiert, aber mit dem Chromium-Edge hat Microsoft große Anstrengungen unternommen, in der Liste der unsympatischsten Unternehmen dieses Planeten auf eine Spitzenposition zu gelangen. Und die Leute aus Redmond sind dabei extrem erfolgreich. Bevor mir hier wieder Stänkerei gegen Microsoft vorgeworfen wird, ich habe den Artikel With Edge, Microsoft's forced Windows updates just sank to a new low von The Verge im Hinterkopf – die sind ja traditionell Microsoft-freundlich eingestellt.

Der Tenor des Artikels: Microsoft pusht den Chromium-Edge-Browser wie Sauerbier auf die Systeme, egal, ob jemand das haben will oder nicht. Und dann meldet sich der Edge auch noch mit Vollbild-Darstellungen und krallt sich alle Einstellungen, Favoriten und Daten von Drittanbieter-Browern, die auf dem System vorhanden sind. So etwas kennt man als Verhalten nur von PUP (potentially unwanted software) oder von Malware. The Verge zieht den Vergleich mit Ransomware – gut, ist etwas extrem, aber The Verge wird schon seine Gründe für den Artikel gehabt haben.

Wer Windows 10 als Malware begreift, wird sich über das Verhalten des Microsoft Edge-Browser nicht wundern. Aber ich gestehe, ich bin vom Microsoft Edge ebenfalls extrem genervt.

Wie man den Edge in Windows 7 zur Installation blockieren kann, ist in diesem Kommentar hier im Blog beschrieben. Und dann poppte kürzlich die Info auf, dass der Chromium-Edge nicht deinstallierbar sei. Microsoft hat das in diesem Support-Beitrag explizit bestätigt. Wer den Edge trotzdem noch deinstallieren will, kann das bis auf weiteres mit den Hinweisen von deskmodder.de versuchen. Sinn macht die Deinstallation aber keine mehr, da der alte Edge im Support ausläuft (siehe Supportende für Internet Explorer 11 in Microsoft 365 und alter Edge in Windows 10 ab 2021).

Folgen der Edge-Installation in der Praxis

Welche praktischen Folgen die Zwangsinstallation des Chromium-Edge-Browsers samt Übernahme der Daten von Drittanbieter-Browsern haben kann, zeigen die Erfahrungen eines Nutzers. Dieser hat das Ganze als Kommentar im Diskussionsbereich eingestellt. Da diese Inhalte sporadisch gelöscht werden, ziehe ich das Ganze mal zu einem Blog-Beitrag zusammen.

Firefox-Nutzer unter Windows 10 unterwegs

Der Blog-Leser erlebte am 19.08.2020 20:00 Uhr ein merkwürdiges Verhalten des nicht geöffneten Chromium Egde-Browsers. Der Leser hatte sich im Firefox auf die Seite "Pilotprojekt bedingungsloses Einkommen Studie über 3 Jahre" beworben um an der Studie teilzunehmen. Binnen 70 Stunden haben sich 1 Million Deutsche für dieses Projekt beworben. SPON hat hier etwas zu diesem Projekt zusammen getragen.

Der Blog-Leser musste sich dabei mit seiner Emailadresse anmelden und bekam zum Verifizieren auf seine angegebene E-Mail-Adresse die angekündigte Verfizierungs-E-Mail. Dazu schreibt er:

Ich verifiziere mich brav. Daraufhin sollte eigentlich im Firefox als Hauptbrowser die angekündigte Bewerbungs-Seite aufpoppen – nix passiert …

aber plötzlich fing das Windows-Mail-Kuvert [gemeint ist wohl das Icon für Mails] in der Taskleiste heftig an zu blinken (dabei habe ich das nicht mit Outlook verknüpft – sondern habe das MS verboten) und das Egde-Browsersymbol blinkte auch ganz aufgeregt "mach mich auf".

Okay, dachte ich, folge dem Willen des Herrn und habe den Edge geöffnet und was war da? Die angekündigte Seite https://www.pilotprojekt-grundeinkommen.de/teilnahme-bewerbung/ [öffnete sich und ich habe mich] angemeldet, um meine weiteren Daten einzugeben.

Das heißt für mich: Edge hat meine Datenverläufe aus Firefox und meinem Email-Konto auf auf sich umgebogen.

Alles bekannt, will keiner hören …

Der Blog-Leser schrieb dazu, dass es bei Computerbase den Artikel Browser: Edge übernimmt Daten aus Firefox ohne Zustimmung vom 26.06.2020 gäbe, wo das beschrieben sei, und schloss mit den Worten:

Also mir fehlen die Worte, denn man kann das nicht verhindern. Das ist eine bodenlose Frechheit -ich bin geschockt! Was meinen Sie Herr Born dazu?

Das Verhalten des Edge-Browsers ist bekannt – das war in der Presse thematisiert und Microsoft schrieb ja selbst, dass die Einstellungen übernommen werden. Und wer Stalker-Ware von Microsoft benutzt, muss sich über die Folgen nicht wundern – unter Linux ist man eigentlich Herr seines Browsers. Aber an dieser Stelle schließt sich der eingangs gezogene Kreis. Ich schrieb von Microsoft Edge mit PUP-Verhalten ausgerollt und The Verge verwendete den Begriff 'Ransomware' für den Edge-Browser. Abschließend ergänzte der Nutzer seine Beschreibung um folgenden Text:


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Ich habe heraus gefunden, dass beim Patchday Juli 2020 der Browser Edge sich die Rechte als Hauptbrowser gesetzt hat (obwohl ich meinen Firefox als Hauptbrowser eingestellt habe), und nebenbei sich die Verläufe/Chronik und Lesezeichen ohne Zustimmung vom Firefox geholt hat. Das ist schon mehr als bedenklich/frech.

Von wegen MS liegt der Datenschutz ihrer Kunden am Herzen ;) eigentlich doch, aber explizit für MS. Ich bin richtig sauer ob der Dreistigkeit von Microsoft, was Datenschutz anbelangt. Von der Unfähigkeit Monatsupdates fehlerfrei auszuliefern ganz zu schweigen.

Auch das ist bekannt – dem ist nichts hinzuzufügen. Wenn The Verge von Ransomware im Zusammenhang mit dem Edge schreibt, muss Microsoft es schon arg getrieben haben. Aber die Lämmer rennen immer noch begeistert hinter den Microsoft-Produkten her – vergessen ist das Zwangsupgrade von Windows 7/8.1 auf Windows 10 im ersten Jahr nach der Freigabe dieses Wunderwerks. Verdrängt, wie das nett umschriebene 'Featureupdate' plötzlich über Nutzer mit aktueller Windows 10 Version 1909 kommt und die Systeme auf das verbuggte Windows 10 Mai 2020 Update (Version 2004) aktualisiert. Was will man da noch zu schreiben?

Gut, das mit dem verbuggten Windows 10 2004 nehme ich zurück, das war jetzt etwas zu krass. Microsoft hat bei dieser Version nur noch etwas 'Optimierungsbedarf', wird schon werden … und bei dem Zwangsupgrade von Windows 10 Version 1909 auf 2004 habe ich auch schamlos gelogen. Ich habe hier zwei Testsysteme mit Windows 10 Version 1909, wo ich krampfhaft versuche, auf die Version 2004 zu kommen (bräuchte das für ein kleines Buchprojekt). Alleine, Microsoft will das nicht. Auf einer Maschine wird mir die neue Build auch acht Monate nach 'Feature-freeze' weiterhin nicht angeboten – bei einem uralten Notebook sah es zunächst gut aus. Windows 10 Version 1909 hat plötzlich schamlos behauptet, das Funktionsupdate auf die Version 2004 herunterzuladen und zu installieren. Musste drei Mal booten, weil es ständig Fehler gab – und dann wurde mir mitgeteilt, dass wegen eines fehlenden Treibers kein Upgrade möglich sei. Microsoft käme auf mich zu, wenn es so weit sei. Und diese Upgrade-Schleife wiederholt sich.

Aber ich bin nicht alleine – mir stechen immer wieder Fragen im Umfeld von askwoody.com ins Auge, ob andere Windows 10-Nutzer (auch mit Microsoft Surface) überhaupt schon das Funktionsupdate auf das Mai 2020 Update (2004) angeboten bekommen hätten.

Noch ist Polen also nicht verloren und Microsoft darf sich bei einer großen und begeisterten Anhängerschaft austoben. Bezüglich Edge bin ich der Meinung, dass die EU-Wettbewerbskommission einschreiten sollte.

Aber vielleicht hat die Blog-Leserschaft ja eine differenzierte Meinung und findet das ganze Vorgehen sogar gut – es kann gerne diskutiert werden.

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9 Antworten zu Leser-Erfahrung: Microsoft Chromium-Edge als Stalker-Ware?

  1. Ärgere das Böse! sagt:

    Ich habe den neuen Edge installiert, und anschliessend wieder deinstalliert. Jetzt weiss Microsoft via Telemetrie, dass ich den neuen Edge nicht will. Anschliessend habe ich beim alten Edge den Zugang ins Internet via Firewall (Norton Security) blockiert.
    Ich vermute, das Update auf den neuen Edge wird wieder stattfinden, und dann sperre ich dessen Zugang ins Internet auch.

    Dann habe ich noch mal irgendwo gelesen, dass der Edge keine eigenständige Anwendung, sondern ein Teil des Betriebssystems sei, und somit nicht deinstalliert werden sollte, auch wenn man es kann. Echt schräge Nummer, welche mir bestätigt, den Edge auf keinen Fall zu nutzen, damit Microsoft weiss, dass ich sowas nicht akzeptiere.

  2. 1ST1 sagt:

    Hab eben mal Chredge aufgemacht, die Bookmarks sind weiterhin leer, und testweise mal eine Seite aufgerufen, deren Passwort (unwichtige Seite) im Firefox gespeichert habe, Chredge kennt es nicht.

    Aber ganz ehrlich, lieber Chredge als Chrome.

    • Michael Bickel sagt:

      hätte ich auch so geschrieben… Das Edge sich irgendwas saugt oder wie ein Stalker aufführt, ist zumindest bei mir auch nicht aufgetreten. Da ich ihn aber nutze, bin ich vielleicht kein Maßstab. Aber: Meine Frau arbeitet mit Firefox, hat jetzt den Edge spendiert bekommen, aber auch da findet man keine Daten von Firefox, extra noch mal nachgesehen.

      Nun vielleicht ist das bei anderen anders, warum auch immer. Aber wie bei allen gilt, ich war ja nicht dabei, von daher kann ich es auch nicht beurteilen und würde daher auch nicht so schnell zu irgendeiner Bewertung kommen.

      Ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, dass ich von Windows 8 und auch nicht von Windows 7 zu Windows 10 gezwungen worden wäre. Vielleicht hat man genervt, aber gezwungen wohl nicht.

  3. Triceratops sagt:

    Nun ja Wundern darf das einen nicht was Microsoft da abzieht, vorallem da Microsoft ein US Unternehmen ist. Und US Unternehmen pupsen grundsätzlich auf die Gesetze anderer Länder ausserhalb der USA. Aber das Verhalten vom Edge Browser habe ich bisher jedenfalls auf meinem System (Windows 10 Pro 1909) nicht beobachten können. Ich habe so das gefühl, seitdem Bill Gates Microsoft verlassen hat gerät Microsoft bei seinen aktionen zunehmend ausser Kontrolle (Meine Meinung jedenfalls). Microsoft = Skynet (Terminator) könnte man manchmal meinen^^. Und die EU Wettbewerbskommision ist ein Zahnloser Tiger, und zudem nur eine nicht Staatliche einrichtung von daher lacht Microsoft nur über die EU Wettbewerbskommision.

  4. Dana sagt:

    Also, ich kann das nicht bestätigen, Win 1909 Desktop + Laptop, beide Rechner mit Hauptbrowser Firefox portable. Jedenfalls bei mir alles gut.

  5. Gaga sagt:

    Typisch, die Beschwichtigungskommentare bezüglich Microsoft.
    Wir nutzen schon seit längerem kein einziges MS Produkt mehr und sind froh, den ganzen Mist hinter uns gelassen zu haben. Alles funktioniert wie es soll und der Wartungsaufwand läuft gegen Null! Herrlich… so entspannt!
    Den Blog von Herrn Born verfolge ich trotzdem noch, denn es zeigt mir täglich dass meine Entscheidung, den ganzen Microsoft Mist in den Harz zu kicken, die richtige war. Danke an dieser Stelle an Herrn Born für seine unermütliche Arbeit zu einem Thema, das ihm scheinbar selbst schon aus dem Halse hängt (nicht böse gemeint) :-)

    Gruß und schönen Wochenstart

  6. Wil sagt:

    Toll, wir wissen also nichts sicheres. Der eine stellt ein komisches Verhalten des Edge fest und ein anderer gar nichts. Letztlich bleibt nichts weiter übrig, als einen Test zu machen: Soweit es geht, alles im Edge löschen und vorher die Daten im Firefox importiert haben (was sehr einfach geht). Auf dem Handy ebenfalls mit dem FF surfen und später mal den Edge checken.

  7. HasteTöne sagt:

    Vor allem hat Edge meinen Drucker lahm gelegt, das ärgert mich daran am allermeisten!!! 😵

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